Burgrock 28.8. in Altena

Bericht:
Zum neunten Mal fand diese Veranstaltung ihr Zuhause in den Gemäuern des Wahrzeichens einer verträumten Stadt, Altena. Ein Besitzer eines Iserlohner Plattenladens ist wohl verantwortlich dafür, daß auch diesmal mit 69 Eyes und Schock Bands vertreten waren, weswegen ein Vertreter des Amboss Magazins den Weg nach Altena fand. Nur am Rande soll hier vermerkt werden, daß dieser hier geboren wurde und dieses kleine Städchen schon in den frühen 90ern mit Konzerten von Love Like Blood, Das Ich (beide gaben ihre ersten Konzerte außerhalb der süddeutschen Heimat) bekannt machte. Auch diesmal war das Burgrock geprägt von einer Mischung aus lokalen und bekannten überregionalen Bands, deren Top Act Camouflage sein sollten, aber es nicht waren.

Als erstes betraten die Punk Rocker von KRAMPFADER die Bühne. Aufgrund der langen Anreise und meines Frühdienstes in der Berolina Klinik (braucht ihr eine Kur, kommt nach Löhne), verpaßte ich diesen energiegeladenen Auftritt. Pünktlich zur Umbaupause erreichten wir, nach einem mehr als schweißtreibenden Aufgang, die Burg, die uns schon Minuten vorher seltsam zulächelte.
Als erstes bewußt wahrnehmen konnten wir nur unsere Schweißtropfen. Damit diese nicht weniger wurden, dafür sorgte FROGSHOT, eine Band, welche eine spaßige Mischung aus Punk, Rock und Psychobilly spielte. Ihr, mir gänzlich unbekanntes Songmaterial, spielten sie mit einer derart spaßigen Art herunter, welche ihre Fans in Extase versetzte. Sänger Phillip Taudin hatte passend zum Bandnamen einem Frosch auf dem Schädel, der wenig später zum Bassisten wechselte. Neben dem Spaßfaktor konnte die Band auch mit ihren musikalischen Fähigkeiten überzeugen, und da ist der Live Gesang mit eingeschlossen. Zum Abschluß gab es dann ein Cover von den Scorpions. Klaus Meine wäre zwar im Boden des Burg'schen Kerkers versunken, aber auch ihm wäre der Spaß nicht entgangen.
Völlig anders überzeugten die heimischen Musiker von TYRANT TEA CLU. Straighte Gitarren und teilweise verwegen wirkender Gesang konnten voll überzeugen.
Mein Schweiß (es war mit 1500 Grad der heißeste Tag des Jahres) durchdrang meinen Schädel und man genoß das Mineralwasser bei der Pressekonferenz. Es gab unheimlich viele Fragen und unheimlich viele Antworten. Die Einen wurden nicht gestellt und so beschränkte man sich aufs gemütliche Beisammensein. Aber, ehrlich gesagt, es gibt nur eine Frage, die mich interessiert hätte. Es haben an diesem Tage sieben Bands gespielt, warum mußte man diese Bands unterscheiden. Lokale Bands bekamen das blaue Bändchen, andere das Gelbe. Und zwischendurch stand die Frage im Raum, ob die blauen Bändchen überhaupt zur Pressekonferenz dürfen. Unterstützung der heimischen Innovation sieht für mich anders aus. Dies ist aber auch der einzige Kritikpunkt meinerseits.
Nachdem das unsägliche Schweigen der Pressekonferenz beendet war, genoß man erstmal den Auftritt von SCHOCK. Kam er zur Pressekonferenz noch mit Zopf und gab sich zurückhaltend, lebte er sich auf der Bühne aus. Ohne die lokalen Musiker zu beleidigen, war dies der erste Höhepunkt. Frontman Schock überzeugte nicht nur durch seine markante Stimme, sondern auch durch sein Auftreten. In perfekter Manier stellte er das aktuelle Album "erwacht" vor. Für viele Sauerländer war der Familienausflug zur Burg hier beendet. Schock scheint seine Texte auf der Bühne zu leben. Straighte Gitarrenwälle mit Hang zur Ausuferung begleiteten ihn. Die trickreichen Keyboardlinien stehen im perfekten Kontrast zu den extremen Texten. Neben harter Interpretationen, sowohl textlich als auch musikalischer Natur schaffe es die Band immer wieder, Harmoniebögen zu erzeugen, die auch das ungeübte Gehör in ergriffene Stimmungen versetzt.
Ins gleiche Horn stieß DIE HAPPY. In der Art von Guano Apes erzeugten sie New Metal Strukturen, welche vom kraftvollen Gesang der Sängerin genährt werden.
Dann sollte der Top Act des Tages kommen. CAMOUFLAGE konnten diese Bürde nicht bewältigen. Schlecht war diese Synth Pop wirklich nicht, aber niemals konnten sie das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinreißen. CAMOUFLAGE gaben sich heute sehr ruhig, fast getragen. Es waren Songs zum Nachdenken, wie "closer", welcher gegen den Rechtsradikalismus gerichtet ist. Das Problem war, daß die meisten auf die Hits aus den 80ern wartete, welche in der Zugabe auch mit "Love is a shield und "great commandment" ihren Song zum Tanzen bekamen.
Die Eigenart des Burgrocks bestand dann darin, daß der Headliner nicht den Abschluß lieferte. Denn hier gab es ja noch die 69 Augen (69 EYES) aus Finnland, welche diesem Festival passend zur Atmosphäre den Ritterschlag versetzten. Sänger Jyrrki äußerte sich in einem Gespräch wie folgt: "Ein absolut mystischer Ort, die Wälder, die Burg sind Inspirationen pur. Und diese setzte er in perfekter Manier zu später Stund um. Schwarze Gestalten, eben noch im Sonnenlicht schwitzend, tanzten in der Nacht. Der Burghof verwandelte sich in ein lebendes Areal der Dunkelheit. Perfekt inszeniert der Auftritt der Finnen. Komplett in Schwarz gekleidet trotzten sie der Lichtanlage. Goth'n Roll in Perfektion. Eine Mischung aus alten Sisters und modernem Gothic Metal verzauberte den Burghof in eine morbide Atmosphäre. Neben Songs des neuen Albums nutzten THE 69 EYES nochmal die Zeit, um auch mal eine Reise zurück in rockig, verquere Zeiten zu vollziehen. "Gothic Girl" und "Chair verzauberten das Publikum. Leider waren es weniger geworden, und alle, die zu früher Zeit ihr späten Fernsehabend genoßen, verpassten den Höhepunkt. Pure Energie, welche in gesitteter Darbietung alle Anwesenden überzeugte. Es hätte keinen würdigeren Abschluß geben können.

Fazit
Allein die Burg lohnt ein Besuch von Altena. Die Atmosphäre aus Mystik und Morbidität macht dieses Festival zu einem Erlebnis. Außerdem bietet das Burgrock eine perfekte Möglichkeit Newcomer aus der regionalen Welt, sich einem größeren Publikum zu nähern. Angesichts der diesjährigen Qualität der "Vorbands", sollte man diese Gruppen als gleichwertig betrachten, und ihnen das gelbe Bändchen verleihen. Schade, daß auch die kleinen Festivals die Preispolitik bei notwendigen Leberarbeiten mitmachen. Die Getränke sind zu teuer!! Dafür sind die Eintrittspreise nicht nur gerechtfertigt, sondern billig. Bleibt mir nur ein Fazit zu ziehen, und das nicht in die Länge, sondern ins positive. Bis zum zehnten Burgrock!! (andreas)




Info:
Falls ihr es noch nicht wißt, das beschauliche Altena im grünen Sauerland ist meine Geburtsstadt. Lange war es in dieser Stadt Konzertmäßig sehr still. Anfang der 90er holten ein paar Idealisten, damals unbekannte Bands wie Love Like Blood, Das Ich oder Phantoms of Future in die verträumte Gemeinde. Seit einigen Jahren werden nun die alten Gemäuer der Festung des Grafen Altena in Wallung gebracht. Auch diesmal bietet der Innenhof dieser romantischen Burg die Bühne für einige Hochkaräter. Super Ambiente, billige Preise und ein nettes Publikum werden auch dieses Jahr für ein großes Event sorgen. Da die Karten auf knapp 2000 begrenzt sind, sollte man sich schleunigst darum bemühen.

Bands:
The 69 Eyes : Die Gothic Rocker aus Finnland werden für dunkle Romantik sorgen, wer braucht da HIM?
Camouflage: Die Syntie Pop Band aus den 80ern ist wieder da!
Die Happy: Crossover mit weiblichen Gesang in der Art von Guano Apes, nur wesentlich unverbrauchter.
Schock: Dunkel angehauchter, harter Rock um einen charismatischen Sänger.
Krampfader: Mit dem Namen kann man nur eine Richtung spielen: Punk
Sowie drei lokale Bands aus dem Sauerland, die bei einer Vorentscheidung gewannen.

Wie und Was:
Altena liegt genau zwischen Lüdenscheid und Iserlohn, und das ist genau 25 km südlich von Hagen.
Vorverkauf: 37,- DM (incl. 3,- DM VV-Gebühr) + System-Gebühr
CTS-Euroticket Nr. 4999/2508, Ticket-Online Nr. 4999/258
Tageskasse 45,- DM, Info-Line 02371 / 786990
http://www.maerkischer-kreis.de/kultur/burgrock