Burgrock 31.8. in Altena

Allgemeines
Zum zehnten Mal war die kleine Gemeinde im Sauerland Schauplatz dieses Events. In den vergangenen Jahr hat sich die Bandauswahl, sehr zu meiner Freude, in Richtung Independent/schwarze Musik gedreht. Das passt auch wesentlich besser zum verträumten Charme einer alten Burg als Auftritte von Toto oder ZZ Top. Neben Top Acts bietet dieses Festival auch drei heimischen Gruppen die Möglichkeit sich einen größeren Publikum vorzustellen. Schauplatz ist der Burghof, der auch diesmal mit ca. 1800 Besuchern proppevoll war. Allerdings lief der Strom der Zuschauer etwas schleppend, so dass man erst bei Boa und später bei VNV Nation von engen Verhältnissen sprechen konnte. Ein Besuch wird sich auch nächstes Jahr wieder lohnen und vielleicht erfüllt sich Olaf Grenda (verantwortlich für die Zusammenstellung des Programms) seinen Traum und verpflichtet endlich The Cure.

Das Festival
Das Burgrock in Altena beherzigt den Spruch "erst die Arbeit, dann das Vergnügen". Denn bevor das Festivalgelände erreicht wird, muß ein anstrengender Fußmarsch mit einer Steigung von xx% überwunden werden.
Als erste Band enterten die Alternativ-Rocker von PENETRATE GREY die Bühne, da war ich aber gerade mit meinem Fußweg beschäftigt. Erste Band des Tages, welchje ich sowohl akustisch, wie auch visuell mitbekam waren die Halveraner von BLACK ROOSTER. Sie spielten eine Mischung aus dunklen Rock und Gitarren-Wave. Besonders herausheben muß man den Sänger, der ein wirklich betörendes Organ besitzt und immer in der Lage war den atmosphärischen Saitenspiel noch einige Nuancen zu verpassen. Die kleine Fangemeinde wurde immer wieder ins Programm mit eingeschlossen und durfte ca. 137 den Namen der Band rufen.
Danach wünschte ich mir ein Königreich für Taubheit bei ARSON. Tut mir leid Jungs aber Nu Metal mit Hip Hop Gesang und dann noch ein Song mit langer Ansprache und der Huldigung von Gott, das ist zuviel. Wer natürlich von dieser Musikrichtung angetan ist, wurde mit einer sehr professionellen Darbietung belohnt. Aber ich bezeichne auch die Großen dieser Nichtmusik mit "Kinderkacke".
Die Newcomer hatten ihre Schuldigkeit getan und BLACK ROOSTER könnte eine Band sein von der man noch hören wird und schon betraten "Bad Religion" die Bühne. Kleiner Scherz, sie klangen nur so und heißen LAW und kommen aus Duisburg. Straighter Rock, kurze aber prägnante Songs, welche in ihrer Härte ein gehöriges Maß an Melodie beherbergten.
Dann gab es mit den Cottbussern SPAN-X was für die Lachmuskeln. Fun Punk in der Tradition der Abstürzenden Brieftauben forderten zum Pogo und lieferten wirklich spaßige Ansagen.
Die belgischen Goth Rocker der STAR INDUSTRY taten sich danach ein wenig schwer mit ihren druckvollen, düsteren Produktionen. Ich habe sie vor drei Jahren beim Eurorock und voriges Jahr beim Mera Luna gesehen, da gefielen sie mir jeweils besser. Die Band ging sehr atmosphärisch an die Sache ran, das Riffing ordnete sich meistens dem melancholischen Synthie Klängen unter. Der dunkle Gesang, der uns Andrew vor dem geistigen Auge erscheinen ließ wurde von tiefen Nebelschwaden begleitet. Das Programm bestand hauptsächlich aus Songs ihrer aktuellen CD und einige andere aus der Zeit als man noch Demos verschickte.
Danach war es Zeit für den Künstler, der wie kein anderer als Sinnbild für die deutsche Independent Szene steht. PHILLIP BOA gab sich gut gelaunt, aber auch wesentlich ruhiger als früher. In gut 90 Minuten reihte er Hit an Hit wie "fine art and silver", Annie flies the Love bomber" oder "this is Michael". Die weibiche Stimme übernahm "Julie Gard" seine neue Begleiterin, welche vor allem im druckvollen "kiss my soul" zur Höchstform auflief. Boa, der in seinem Streifenanzug so gar nicht zu seiner Musik passte, erzeugte mit seinen Songs nostalgische Gefühle. Immer noch vermischt er schräge Soundstrukturen mit eingängigen Melodien. Als Fazit des Auftritts bleibt: "Boa lohnt sich immer".
Zum Schlussgesang forderten dann die Future Popper von VNV NATION auf. Eingängige Melodien mit typischen 80er Wave Pop und modernen Sequenzen formten sie zu einer tanzbaren Mischung. Und mittlerweile war der Burghof rappelvoll. Die Leute ergötzten sich an den elektronischen Klängen und auch die hinterste Reihe hatte Probleme still zu stehen. Der Hauptteil des Programms diente als Vorstellung der aktuellen CD "future perfect", bei der vor allem die Songs "epicentre" und "cargon" heraus ragten. Sänger Ronan Harris war zum Ende hin sichtlich gerührt von der Stimmung, welche zu später Stunde hier herrschte.
Ein gelungenes Festival und wenn ich beim 11ten Burgrock ein bisschen weniger trinke, kann ich mir auch wesentlich mehr Songs merken.





Info:
Falls ihr es noch nicht wißt, das beschauliche Altena im grünen Sauerland ist meine Geburtsstadt. Lange war es in dieser Stadt Konzertmäßig sehr still. Anfang der 90er holten ein paar Idealisten, damals unbekannte Bands wie Love Like Blood, Das Ich oder Phantoms of Future in die verträumte Gemeinde. Seit einigen Jahren werden nun die alten Gemäuer der Festung des Grafen Altena in Wallung gebracht. Auch diesmal bietet der Innenhof dieser romantischen Burg die Bühne für einige Hochkaräter. Super Ambiente, billige Preise und ein nettes Publikum werden auch dieses Jahr für ein großes Event sorgen. Da die Karten auf knapp 2000 begrenzt sind, sollte man sich schleunigst darum bemühen.

Bands:
VNV NATION haben mit ihrer Mischung aus klassischer Musik und Elektro den Begriff Future Pop nicht nur mitdefiniert, sondern ihm auch ihren eigenen emotionalen Stempel aufgedrückt.

PHILLIP BOA & THE VOODOOCLUB: Nach 15 Jahren zwischen den Stühlen, wo weder die anfängliche C86-Schublade, noch die amorphen Begriffe Kraut-, Noise- oder Avant-Rock, Wave, Industrial, Tribal, Power-Pop etc pp. ihm jemals gerecht werden konnten, gilt sein Interesse immer noch, Abstraktion und Experiment INNERHALB des Pop-Formats zu verwirklichen.

[LAW]: LIFE AFTER WEEKEND aus Duisburg haben eine gewisse Vorliebe für den späten Grunge oder das frühe undefinierte Danach; das richtige Gegengift zum Eintopf-Pop, der zu oft in unsere Ohren dudelt

STAR INDUSTRY gehören zur absoluten Spitze der belgischen Dark Music. Starke Gitarren, Elektronik, Drumloops und Industrial Sounds werden kombiniert mit einer Menge Emotionen.

SPN-X: "Mit Bandnamen auf dem Nummernschild, schnelleren Songs und einem absolvierten Fernstudium in Operettengesang, ebneten sie sich den flachen Weg zum F6 Finale 1999. Er war so flach, dass sie gewannen. Alles weitere ist geschenkt, sie spielen seitdem in jedem coolen Club und auf Open Airs."

ARSON: Die Nachwuchsband heizt den heimischen Rockfans mächtig ein durch funkensprühenden Crossover mit Einflüssen aus Nu-Metal, Hard- und Emocore sowie Punk ein.

BLACK ROOSTER: Ihren Musikstil beschreiben Black Rooster so: "Er ist vergleichbar mit Gruppen wie Creed, Him, Subseven oder Sisters of Mercy. Der eigene Wiedererkennungswert ist uns dabei jedoch äußerst wichtig."

PENETRATE GREY: Die einen nennen es Alternativ-Rock, andere nennen es Grunge. "Wir nennen es Hard-Pop." Seit 1993 paart Bandleader Stefan Jelner satte Rock-Arrangements mit zuckersüßen Gesangs-Melodien. Mal sind die Titel Verneigungen vor Elvis und den Beatles, mal erinnern sie an Nirvana oder Foo Fighters.



Wie und Was:
Altena liegt genau zwischen Lüdenscheid und Iserlohn, und das ist genau 25 km südlich von Hagen.
Vorverkauf 19 EUR ( zuzügl. 1,90 EUR VV-Gebühr)
(über cts eventim Nr. 4999/1508 und Ticket Online Nr. 4999/318 zuzügl. System-Gebühr)
Tageskasse 24 EUR.
www.maerkischer-kreis.de