CASTLE ROCK - 12.07. in Mülheim |
Allgemeines: Zum vierten Mal wurden die alten Gemäuer des Mülheimer Schlosses Zeugen eines kleinen, aber sehr feinen Festivals. Bereits einige Wochen prangte das Ausverkauft-Schild auf der Internetseite. Das beschauliche Ambiente, sehr soziale Preise, Essen, welches man auch als solches bezeichnen kann, und ein gut zusammengestelltes Programm machten das Castle Rock auch dieses Jahr zum Pflichttermin. Mit den Crüxshadows konnte man auch erstmals eine ausländische Band verpflichten. Trotz dem damit verbundenen Flair der großen, weiten Welt bleibt es doch ein fast familiäres Festival. (www.castlerock.de.vu) ![]() (Foto made by Kulturbetrieb) Das Festival: Für uns hieß es diesmal "Back to the roots" und wir nahmen wie bei den ersten beiden Festivals ein Schienenfahrzeug mit Chauffeur zur Anreise. ![]() Es folgten SALTATIO MORTIS, welche das Festivalgelände zum Mittelaltermarkt machten. Die witzig, verquere Neckerei zwischen Falk und Lästerbalk, welche sich die Pointen zuwerfen sollten, klang leider ein wenig gedrungen und zu sehr inszeniert. ![]() Unterschiedlich wie die letzten beiden CDs waren auch die einzelnen Songs. Von sehr traditionell dargebotenen Stücken bis hin zu modernen Variationen altertümlicher Lieder reichte ihr Repertoire. Höhepunkt war sicherlich das energisch gespielte "Mea Culpa". Leicht elektronisch zu Beginn, gelang es dem Siebener den Song mit dem nötigen Drive zu versehen. Und da war da noch ein akustischer Ausflug in meine Kindheit, als die Karlsruher mit "Eine Insel mit zwei Bergen" ihre Version von der Augsburger Puppenkiste zum Besten gaben. Zumindest bei mir erzeugte es eine wehmütige Träne an das Kinderfernsehen von früher. (Foto made by Holger Frerix) Nach diesen eher im handgemachten Sound behafteten Bands, dürfte es für die meisten Besucher ein wahrer Kulturschock gewesen sein, was DIORAMA darboten. Für mich war es einer der ergreifendsten Momente dieses Tages. Pure Melancholie, ein betörender warmer Gesang und eine sphärische Dichte voller Gänsehautfeeling. Sänger Torben Wendt wechselte zwischen Mikrofonständer und Keyboard und liess sich gesanglich auch von Backings seiner beiden Begleiter unterstützen. So lieferten die Songs, welche sich einem eingängigen Refrain dahingaben eine dreistimmige Elegie, deren düster, teils depressiver Grundton den Hörer einfach fesselt. DIORAMA ist sicherlich nicht die perfekte Besetzung für ein Open Air, aber wer Musik derart ergreifend dem Zuschauer ins ![]() Setlist: 1 e minor 2 light 3 photo 4 staring 5 home 2.000.000 6 said but true 7 forgotten (Foto made by Holger Frerix) Die einzige Enttäuschung boten dann QNTAL, diese Band war dermaßen Fehl am Platz. Die Musik einfach gestrickte Elektronik zudem sich eine bewegungslose Chanteuse am Mikrofon versuchte. Eingebettet in die zwei großen Hits ("?" und "ad mortem festinamus") gab es eine belanglose Show, das böse Gemüter auf die Idee kommen könnten, hier sollte Platz geschaffen werden für Speis und Trank und Unterhaltungen. Bevor man mich angesichts der negativen Kritik am Auftritt teert und federt, sei gesagt, dass ich weissgott nicht in der Minderheit war. ![]() ![]() Nun war die Bühne bereitet für den Schlussakkord, den die Mannen um Sänger Eric "Fish" von SUBWAY TO SALLY übernahmen. Einiges ist bereits berichtet worden um die Abkehr vom Mittelalter und den Weg hin zum straighten, metalischen Rock. Die Berliner haben sich verändert, sicherlich, allerdings klingen sie genau so explosiv wie früher und vergessen nie ihre alten Fans, die nicht nur bei "Meister" begeistert dem Flummi auf der Bühne gleiches taten, sondern auch mit dem berühmten "Julia und die Räuber" dem Publikum zum Schluß noch mal alles abgewannen. Dazwischen gab es sehr viel nachdenkliche Geschichten. Eine wahre Alptraumfahrt durch die kranke Psyche der Menschheit, die musikalisch hart untermalt wurde. Aber nur so, mit der puren akustischen Aggression, sind diese Verbal-Attacken am besten umgesetzt. Wer sich mit den aktuellen Texten von SUBWAY TO SALLY auseinandersetzt, dem vergeht kurzzeitig der Spaß am Feiern, den die Band trotzdem auch diesmal wieder heraufbeschwörte. DER SCHREI als Initial katapultierte das Publikum immer wieder aus der Schwere der Realität. Auffallend war, dass sich beim Headliner immer mehr Besucher 'gen Ausgang bewegten und zum Schluß nur noch knapp die Hälfte anwesend war. ![]() (Foto made by Kulturbetrieb) Fazit: Ein vollkommen gelungenes Festival, der musikalische Ausfall von QNTAL sei verziehen, ist aber auch Geschmacksache. Ich war zum vierten Mal in Mülheim und mir fiel immer wieder auf, dass trotz ausverkaufter Location noch genügend Platz war, den Grund hab ich jetzt auf einer Internetseite erfahren. Obwohl man 2200 Besucher im Innenraum des Gemäuers unterbringen kann, beschränkt Organisator Michael Bohnes die Besucherzahl auf 1800. Ich denke, mehr als alles andere zeigt es die Besonderheit dieses Festivals. Festivals sind keine Geldvermehrungsmaschinerie, sondern ein Event, ein Zusammentreffen. Hier sollten sich einige andere Pappnasen schleunigst an die selbige fassen. Bis zum nächsten Jahr!! (andreas) |