MIROQUE FESTIVAL - Duisburg, Pulp 08.02.04
Ich glaube, ich war zum dritten Mal in meinen Leben in Duisburg (erstmals bei einem Bundesligaspiel in den 80ern - Fußball - und bei einem Zweitliga Spiel im gleichen Jahrzehnt - Eishockey). Einen derartigen Charme wie es das Pulp ausstrahlt, hätte ich der Stadt nie zugetraut. Sowohl von außen als auch die Inneneinrichtung erinnerten mich ein wenig an die Leipziger Moritzbastei. Zunächst betrat man ein Kneipe, die mit Gängen und Nischen ausstaffiert war und am heutigen Tage von massig Leuten bevölkert wurde. Die Diskothek befand sich in einem hinteren Raum, der wunderschön gestaltet war, herunterhängende Stalaktiten aus Stoff ebneten den Weg zu einer ebenso schmucken Bühne. Bereits bevor die ersten Takte gespielt wurden, stand der Mund schon mal offen, angesichts des wundervollen Ambientes.
Aber neben des Bestaunens der Örtlichkeiten gab es ja auch einen bestimmten Grund für diese Fahrt ins Ruhrgebiet. Die erfolgreiche Samplerreihe Miroque hatte zu einem Festival geladen.


CORNIX MALEDICTUM
Die Band könnte durchaus als Mini Ausgabe von Corvus Corax durchgehen. Gleiche Musik, gleiche Ansagen und teilweise gleiche Leute. Das Trio weiß natürlich, wie man alte Instrumentierte perfekt spielt. Allerdings schwächelt der Sound daran, dass er zu wenig monumental herüberkommt. Der weitestgehende Verzicht auf Gesang war nicht der Grund für einen wenig effizienten Auftritt. Den Musikern fehlte einfach der Rudelführer, der Narr, der Animateur. Das, was CM boten, liefert heute fast jede Mittelalter-Combo auf den kleinsten Provinzmärkten.


CULTUS FEROX
Die Band legte von Beginn an ein Tempo an den Tag, das einigen Punk Konzerten zur Ehre gereicht hätte. Wilde Dudelsackattacken und eine verspielte Energie an den Schlagwerken waren für recht harte Töne verantwortlich. Die Band liebt das Theatralische und präsentierte sich leichtbekleidet mit blutverschmierten Körpern dem Publikum. Dass nicht nur die holde Weiblichkeit in eruptive Wallungen verfiel, dafür sorgten zwei weibliche Tänzerinnen, die engbeschürzt ihren Tanz aufführten. Neben martialischem Mittelaltersound hatte die Band mit "Wolfsballade" und "Bernsteinhexe" auch eine balladeske Seite zu bieten.


SCHELMISH
Allein von der Publikumsgunst schienen mir Cultus Ferox besser gesegnet zu sein, dafür war ihr Auftritt wesentlich authentischer, verspielt und von einer dezent-prolligen Pest-Manie umgeben. Im Vergleich zu den mittelalterlichen Schönlingen, verlieren Schelmish wohl um Längen, aber der Spaß, den diese Band zu bieten hat, macht diese Schmach mehr als Wett. Auf mittlerweile 4 CDs hat es die Band gebracht und bot am heutigen Tag einen Auszug aus dem reichhaltigen Mittelalter- Repertoire. Bei "Morgenröte" ließ die Band dann auch eine Tänzerin auf die Bühne. Diese glänzte im Gegensatz zu ihren Vorgängern nicht mit Nacktheit, sondern mit wundervollem Ausdruckstanz. Aber auch das ist typisch "Schlemish", man verzichtet auf Effekthascherei, hier gibt es keine Muskelbepackten Schönlinge, welche vor dem Konzert ein Ölbad nehmen. Hier herrscht eine Energie, die sich in einer druckvollen Musik wiederspiegelt. Nicht die Optik ist entscheidend, sondern die Akustik, die sich zudem mit den witzigen Ansagen ein Lachen aus tiefsten Herzen nicht erwehren kann. Und selbst die Romantik kam bei dem Schlussstück "Schatten" nicht zu kurz, zudem das Publikum mit dem Abbrennen von Wunderkerzen nicht unwesentlich beitrug.