KALTENBERGER RITTERTURNIER 2005 - Kaltenberg 17.07.2005 |
[ Alle Fotos Copyright by www.stefan-thiel.info ] Es war einmal, in einem Land gar nicht so weit entfernt, da wuchsen zwei Brüder auf; Silor mit blondem Haar wie ein Weizenfeld im Spätsommer, Segur mit schwarzem Haar, welches so dunkel wie das Gefieder eines Raben war. Sie erlebten eine unbeschwerte Kindheit bis zu jenem verhängnisvollen Tag im Herbst, als ihre Wege getrennt werden sollten... Ihr unbeschwertes Spiel während der Ernte wurde jäh unterbrochen, als ein Trupp marodierender Barbaren das Heimatdorf der beiden Knaben überfällt. Alle Männer des Dorfes werden getötet, die Frauen und Kinder werden zusammengetrieben um Ihr Leben zukünftig als Sklaven zu fristen. Durch eine günstige Wendung des Schicksals gelingt Silor die Flucht, wohingegen Segur verschleppt und an die böse Hexe Oregane verkauft wird. Jahre vergingen nach diesem Ereignis in denen Silor, in der Obhut seines ritterlichen Onkels Ulrich, aufwächst und den Umgang mit Waffen und dem Pferd erlernt, als plötzlich eine Hiobsbotschaft das Land erschüttert. Der allseits beliebte König Alberich war verschieden und hatte keine Nachkommen hinterlassen. So beschloß man, dass sich die besten Kämpfer des Landes in einem großen Ritterturnier messen und der Sieger zukünftig die Geschicke des Reiches lenken sollten. Das Turnier ist bereits im Gange als unaufgefordert ein unbekannter schwarzer Ritter auftaucht und die anwesenden Kämpen beschimpft und herausfordert. Im Verlaufe der kommenden Stunden zeigte sich jedoch sehr schnell, daß der schwarze Ritter und seine Schergen mit geheimnisvollen und bösen Mächten im Bunde stehen mußten, da es keiner schaffte ihnen Paroli zu bieten. Keiner? Doch, einer hatte genug Mut und auch die Kraft. Silor nahm die Herausforderung an und trat gegen den schwarzen Ritter und sein Gefolge an. Welch verschlungene Fäden die Schicksalsgöttin gewoben hatte, sollte sich jedoch bald herausstellen. Der schwarze Ritter war niemand anderes als der verloren geglaubte Bruder Segur, der jedoch vollkommen unter dem dunklen Einfluß der bösen Hexe Oregane steht. So kommt es, dass die beiden, in der Kindheit getrennten Brüder, ihre Kräfte in einem letzten Kampf messen müssen, bei dem es nur einen Sieger geben kann... Was sich hier wie der Klappentext eines Buches liest, ist alles andere als der Auftakt zu einem gedruckten Spektakel in der Welt des Mittelalters, vielmehr handelt es sich um den 2005er Plot ("Die zwei Brüder") für das weltweit größte Ritterturnier, welches seit nunmehr 26 Jahren jeden Sommer auf Schloß Kaltenberg, in der Nähe von München, stattfindet. Dabei fing 1980 alles so klein an. Anläßlich der Neueröffnung einer Schänke im romantischen Schloß Kaltenberg wollte Prinz Luitpold von Bayern ein passendes Rahmenprogramm bieten um Schloß Kaltenberg bekannter zu machen. Seit jeher vom Mittelalter fasziniert, erinnerte er sich an eine kürzlich gesehene, mittelalterliche Vorstellung im Londoner Tower-Graben. Kurzentschlossen wurden die darstellenden 30 englischen Ritter samt Pferden ins Bayrische bestellt um den anwesenden Gäste eine atemberaubende Vorstellung von mittelalterlicher Kampf- und Reitkunst, sowie anderen Ritterskünsten darzubringen. Nachdem diese Vorführung überaus begeistert aufgenommen wurde, sollte es im darauffolgenden Jahr eine Wiederholung geben. Dabei blieb es natürlich nicht und so wuchs das Kaltenberger Ritterturnier weiter und weiter... Einige Fakten (2005): - Mehr als 100.000 Zuschauer - 95000 qm für Besucher zugängliche Fläche - über 1200 Darsteller - über 100 Darstellerstände (ohne Gastronomie) - Mehr als 80 Ritter in Rüstung - Mehrfach "ausverkauft" (inkl. Gauklernacht) - Mittelalterlicher Markt mit mehr als 100 Ständen - 450 Stunden Programm auf sieben Bühnen - 150 im Turnier gebrochene Lanzen - 25.000 Anrufe an der Hotline - 400 Shuttlebusfahrten von Geltendorf - 42 Züge hielten erstmalig wieder in Kaltenberg Was erwartet nun einen Besucher des Kaltenberger Ritterturniers? Von den direkt beim Veranstaltungsgelände gelegenen Parkflächen, bzw. Haltestellen, geht es durch das große Eingangstor mitten hinein in das mittelalterliche Geschehen und somit eine andere Welt. Die Wege und Plätze auf dem, teils in einem Wald gelegenen, Gelände sind bevölkert von den mittelalterlich gewandeten Darstellern; Handwerker arbeiten in ihren offenen Werkstätten und bieten ihre Ware feil, Gaukler treiben ihren Schabernack mit den Besuchern und bieten ihre Künste den vorbeiflanierenden Gästen dar. Musikanten spielen allerorts auf und die vielfältigen Gerüche, wie der Rauch von offenen Feuern oder des an vielen Stellen angebotenen, mannigfaltigen Essens kitzeln die Nase und schaffen eine Atmosphäre die ihresgleichen sucht. Über 100, fantasie- und liebevoll gebaute Händler- und Darstellerstände, 7 Bühnen auf denen fast den ganzen Tag über Programm für alle Altersklassen dargeboten wird, warten darauf erforscht und vor allem erlebt zu werden. Das eigentliche Ritterturnier in der Arena von Kaltenberg ist zwar mit Sicherheit der spektakulärste Teil der Veranstaltung aber auch nur ein kleiner Teil in einem fantastischen Kosmos aus Farben, Gerüchen und Geräuschen, die auf die Besucher einstürmen. Wer nun denkt, es handelt sich hier um isolierte und sterile Darbietungen wie man sie in vielen großen Freizeitparks findet, wo sich zudem noch eine Absperrung zwischen Darstellern und Besuchern befindet, liegt komplett falsch. Das gesamte Gelände ist eine einzige große Bühne auf dem es kaum eine ereignislose Minute gibt... Da zieht plötzlich eine johlende Barbarenmeute durch die Menge und entführt kurzerhand eine hübsche weibliche Besucherin. Ein (natürlich nicht echter) Dieb wird zum Pranger geschleift und darf, sehr zum Vergnügen der Kinder, mit diversen Gemüseresten beworfen werden. Ein gewichtiger Gaukler spuckt Feuer, während nebenan ein klirrender Trupp Ritter geschäftig in Richtung des eigenen Heerlagers eilt. Eine Gruppe exotischer Reisender aus dem Orient zieht mit ihren Kamelen durch die Menge; kurzum, man weiß nicht wo man zuerst hinschauen soll. Kurz vor Beginn des eigentlichen Ritterturniers findet ein großer Umzug mit über 800 Darstellern durch das gesamte Gelände statt, welcher in der großen Arena endet. In dieser Arena, die über 10.000 Besuchern Sitzplätze bietet, findet nach dem Auszug der Umzugs-Darsteller das eigentliche Programm, die Darstellung der eingangs erzählten Geschichte, statt. Auch hier gilt die gleiche Devise wie im umgebenden Mittelalterlager: Mitten drin statt nur dabei! Ein brennender Heuwagen rast durch die Arena, der schwarze Ritter galoppiert samt Pferd durch das Publikum, die böse Hexe Oregane kündigt sich mit viel Rauch, Blitz und Donner an, in den Turniergängen wird so manche Klinge gekreuzt und einige Turnierlanzen zu kleinen Holzspänen verarbeitet. Die über zwei Stunden Arenaprogramm vergehen wie im Flug, atemberaubende Stunts von Darstellern und Pferden lassen dem Publikum den Atem stocken und der letztendliche Sieg des Guten in Form des blonden Ritters Silor wird mit nicht enden wollenden Standing Ovations begeistert gefeiert. Nach dem furiosen Ende der Veranstaltung und der abschließenden Ehrenrunde der Darsteller spielen Corvus Corax, die Könige der Spielleute (auch bekannt durch ihr elektronisches Alter Ego "Tanzwut"), auf der direkt angrenzenden Rabenbühne ein Konzert. Doch auch damit ist dem geschäftigen Treiben auf dem großen Gelände kein Ende gesetzt. Mit Einbruch der Dunkelheit lodern zahlreiche Feuer auf und bis tief in die Nacht gibt es noch einiges zu entdecken und zu bestaunen. 2005 wurden die Ereignisse um den Schwarzen Ritter, seiner "bösen" Partner und seiner "guten" Widersacher, durch den weltbekannten Kaskadeur und Stuntpferdeausbilder Mario Luraschi und seiner renomierten Stuntreitergruppe Cavalcade in Szene gesetzt. Mario Luraschi wurde bereits mehrfach für seine Stunts geehrt und wirkte bereits in über 400 Film-, Fernseh- und Showproduktionen mit (u.a. "Ritter aus Leidenschaft", "Pakt der Wölfe", "Die eiserne Maske" und "Johanna von Orleans"). Um die 1200 Künstler und Gruppen von Mittelalterbegeisterten gastieren während der Veranstaltungstage auf dem Gelände und schaffen ein unvergeßliches und atmosphärisches Ambiente für jeden Besucher. Beim Programmablauf des Kaltenberger Ritterturniers wird zwischen Tages- und Nachtveranstaltungen unterschieden (Die Gauklernacht ist eine Nachtveranstaltung an der kein Ritterturnier stattfindet, sondern ein eigenständiges, sehr "feuriges" Programm geboten wird). Inklusive des Ritterturniers werden an jedem Veranstaltungstag über acht Stunden Programm geboten. Der Vorverkauf für 27. Ritterturnier und die Gauklernacht 2006 läuft ab dem 02.11.2005. Für die Fans von Ritterturnier und/oder Gauklernacht gibt es einige wichtige Neuigkeiten - so ein verbilligtes Wochenendticket sowie stark verbilligte Preise am Familiensonntag usw. Außerdem steht fest, dass die Ritter sich 2006 in den "Kampf um den Gral" begeben werden. Die Geschichte wird - wieder einmal, aber tatsächlich - spektakulärer denn je am 7./8./9., sowie 14./15./16. und 21./22./23. Juli 2006 in der Arena am Schloss Kaltenberg erzählt werden. Die Gauklernacht findet am Donnerstag, den 20. Juli 2006 statt. Wie auch in den vergangenen Jahren gilt: Eine rechtzeige Kartenreservierung und Anreise am Veranstaltungstag ist jedem Besucher unbedingt empfohlen! Das Veranstaltungsgelände ist auch für Rollstuhlfahrer geeignet, allerdings sollte wegen der teils etwas holprigen Wege unbedingt eine Begleitperson mit dabei sein. (stefan) Links: Kaltenberger Ritterturnier: www.ritterturnier.de Mario Luraschi und Cavalcade: www.luraschi.com Corvus Corax: www.corvuscorax.de |