16. WACKEN : OPEN : AIR 2005 - 04.-06.08. |
(Webcam Festivalarea www.wacken.com/de) ERLEBNISBERICHT Nachdem der Wetterbericht im Vorfeld schon nichts gutes erahnen ließ, kam aber am Mittwochabend hinter dem Elbtunnel doch noch einmal kurz die Sonne zum Vorschein. Das Chaos oder die Unwissenheit der Angestellten des "Wacken Teams" lasse ich jetzt mal außen vor, ich erwähne nur mal kurz, dass wir, wenn überhaupt, sogar als Presse, nur sehr spärliche Informationen bekommen haben, wann wo was für uns zugänglich ist. So konnten wir dann Mittwochnacht erst mal nicht in das Discozelt, und mussten uns auf dem schlammigen Zeltplatz die Zeit vertreiben. Am Donnertag nach 2 ½ Stunden schlangestehen beim Check-In, hatten wir dann endlich unsere Bändchen ums Handgelenk. Beginnen durfte das 16. Wacken Open Air dieses Jahr TRISTANIA. Schade eigentlich, dass ich sie mir nicht angeguckt habe, denn Gothic Metal mit Female Vocals ist ja immer wieder schön anzuhören und natürlich auch schön anzuschauen, vorrausgesetzt man hat einen guten Platz erwischt. Als zweites an diesem Abend waren die Doom Metaller von CANDLEMASS am Start, da Doom Metal mir aber ein bisschen zu schleppend ist, habe ich es auch bei dieser Band vorgezogen, auf dem Zeltplatz zu verweilen, und nicht durch den Morast zu stiefeln. Die zweitgrößte Verarschung des diesjährigen Wacken Open Airs war für mich ohne Zweifel OOMPH!. Ich kann nicht nachvollziehen, was so eine Band auf einem Metal Festival verloren hat. Ob nächstes Jahr vielleicht L'ame Immortelle spielen, Him oder gar Depeche Mode, wer weiß wer weiß. Ich glaube, dass war der langweiligste Donnerstag seit Anbeginn des "A Night To Remember" Events, da man sich bei NIGHTWISH schon getrost in den Schlaf hätte wiegen können. (In den vergangenen Jahren haben am Donnerstag u.a. Rose Tattoo, Doro, Motörhead für Schützenfeststimmung gesorgt.) Wie gut, dass wenigsten HATESPHERE im Zelt gerockt haben, so konnte man sich wenigstens ein bisschen abreagieren. Als ich am Freitagmorgen die Augen öffnete, spielten schon NAGLFAR auf der Black Stage, welche mich gleich wieder ins Reich der Träume beförderten. Zum "Aus dem Zelt kriechen" war es noch zu früh, hatte mich am Abend zuvor bei Hatespehre zu verausgabt. Irgendwie war die Running Order, trotz des guten Billings echt schlecht, dieses Jahr. BLOODBATH zeitgleich mit ENSIFERUM, ich kann nicht nachvollziehen, wieso man zwei Bands aus dem annähernd gleichem Gene zeitgleich spielen lässt. Am Samstag war das Gleiche mit FINNTROLL und MARDUK. Was aber richtig geil gewesen sein soll, war MARKY RAMONE. Habe das im Vorfeld gar nicht gecheckt, dass das irgendetwas mit den Ramones zu tun hat oder vielmehr nicht erwartet, so dass ich mich am Freitag Mittag beim Zähneputzen unter der Dusche erst mal erkundigen musste, ob hier heute ein Ramones Coverband spielt, nachdem ich, während ich mit Gänsehaut überströmt eiskalt duschend,"Rockaway Beach" vernahm. Später kam nur Begeisterung von denen, die man traf, und die mit dabei waren, Sch**##?&%. Dann war 'ne lange Zeit Regenwetter, so dass OBITUARY im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fielen, und ich es vorgezogen habe, mich lieber in mein Zelt zu verkriechen und mal nach trockenen Socken zu suchen. Als "Special Surprise Act" waren übrigens STRATOVARIUS mit einem 30 min. Set keine schlechte Wahl. Da es am Freitag mehr geregnet hatte als es trocken war, war es auch ein Grund mehr, sich nicht WITHIN TEMPTATION anzugucken, aber EDGUY und HANOI ROCKS haben auch aus dem Zelt heraus für Entspannung gesorgt, während EISREGEN eher nervig waren. Während MACHINE HEAD spielte, lichteten sich die Wolken ein bisschen, und man könnte sich mal wieder unter die aufgebauten Plastikplanen wagen, und die Zeit zum Grillen nutzen. Den ganzen Tag Flüssignahrung zu sich zu nehmen, ist ja auch nicht Sinn der Sache. MMACHINE HEAD spielten ein Mischung aus alten und neuen Songs, aber was richtig genial war, waren die Coverversionen von "Creaping Death" (Metallica), "The Trooper" (Iron Maiden), "Territory" (Sepultura) und "Walk" (Pantera). Die Wolken waren mittlerweile gänzlich verschwunden, was das Aufkommen von echter Kälte, mitten im August, zur Folge hatte. Mit hohen Stiefeln und Seemannspulli konnte man sich dann so langsam mal wieder auf das Festivalgelände wagen - oder eher rutschen oder versinken wäre wohl die bessere Definition. APOCALYPTICA, die ich als Musiker in jedem Fall sehr respektiere und an diesem Abend zum erstem Mal zu Gesicht bekam, hatten etwas sehr magisches an sich, ja wirklich sehr apokalyptisch. Als würden wir alle auf das religiöse Ende der Welt warten, fast schon eine ängstlich depressive Atmosphäre, ein Gefühl, dass ich vorher nicht kannte, hatte sich breitgemacht. Macht aber keinen Spaß, sich so eine Band alleine anzugucken, da sich die anderen bei den alten Death Metal Legenden von GOREFEST die Seele aus dem Kopf zu bangen schienen. GOREFEST waren auch schon früher nicht so mein Fall, war aber ein cooler Auftritt der Niederländer, die sich dieses Jahr wieder zusammen getan haben, um ein paar Gigs zu spielen. Dann wurde es erneut historisch und die Erstaufführung von Carl Orff's Carmina Burana, in Szene gesetzt von CORVUS CORAX, stand auf dem Plan. Und wieder hatte man das Gefühl von völliger Zeitlosigkeit. Zwar ist diese Komposition keine hundert Jahre alt, trotzdem spürte man die Kraft von Jahrhunderten, oder vielmehr die Hilflosigkeit der Gegenwart und das Ende der Welt. Da für mich sowas fast alltäglich ist, schaute ich lieber bei den Finnen von TURISAS vorbei, finnischer Viking Metal mit 1 a Folk Charakter. Kaum zu glauben, wie schnell man wieder glücklich sein kann. Leider hatte ich nicht gewusst, was es mit TERASBETONI auf sich hatte. Der Rest der Bielefelder Metalgemeinde war durchweg begeistert von dem Finnischen Power Metal Geschwader. Pünktlich um 11.15 Uhr klingelte mich mein Handy am Samstag aus dem Schlaf, und es wurde kurz nach halb als ich ins Pressezelt zur Pressekonferenz mit DISSECTION kam. Es wurden 3 neue Songs vorgestellt als Rough Mix. Zwei von den Songs gibt es auf deren Homepage www.dissection.nu zum Downloaden, und zwar "Starless Aeon" und "Xeper I Set". Ich vermisse ein bisschen die schnellen Parts in den Songs, ansonsten sehr guter schwedischer Melodic Death Metal. Mann muss schon sehr gut hinhören, um Elemente aus den früheren Dissection Scheiben rauszuhören. Dann schlug die Uhr Zwölf und ZYKLON bretterten ihren experimentellen Black Metal auf uns nieder. Ein Lob an den Kameramann, der gut das Drumming von Meister Trym auf die Leinwand brachte. Irgendwie hatte ich wohl doch zu früh die Augen geöffnet, so dass ich mich kurz hinlegen wollte und leider den Auftritt von SUFFOCATION verpasst habe. Als ich erneut an diesem Tag die Augen öffnete war glücklicherweise besseres Wetter und gerade thrashten OVERKILL über das Gelände, "Metal To The Core", ich denke, ihre Fans waren nicht enttäuscht. Dann war es Zeit für den eigentlichen Grund des diesjährigen Festivalbesuches. DISSECTION, die ich letztes Jahr schon zwei Mal auf der "Rebirth Of Dissection" Tour gesehen hatte, wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Sehr extremes Erscheinungsbild. Ich kann mich irgendwie immer noch nicht an die Glatze von John Nödtveidt gewöhnen. Knallhart und erschreckend standen sie auf der Bühne, wobei die Musik aber gewohnt und vertraut rüberkam. "At The Fathomless Depths", "Night's Blood", "Frozen", "Retribution - Storm Of The Lights Bane", "Heaven's Damnation", "Starless Aeon", "Unhallowed", "Thorns Of Crimson Death", "Xeper I Set". DISSECTION waren unglaublich stark an diesem Tag, bei Sonne und einem kleinen Schauer. Dass man seine Gitarre auf der Bühne zerschmettert, ist ja im allgemeinen bekannt, aber sie komplett ins Publikum zu schmeißen ist der reinste Hammer. Erst den Hals, dann den Korpus. Eine Gibson Les Paul ist nicht gerade die leichteste Gitarre und kostest so um die 1000 Euro, verdammt geile Aktion. Uuuuhhhhaaaaarrrrrggg. Nach 7 Jahren sind DISSECTION stärker als jemals zuvor, im September kommt das Album. Wo wir schon mal bei extremem Metal sind. MARDUK mit ihrem neuem Line-up bzw. neuem Kreischer am Start überzeugten auch auf ganzer Linie. Bei mittlerweile fast 10 Alben glaube ich, ist es wirklich Kunst, Songs zu schreiben, die wirklich noch unterschiedlich klingen. Obwohl ich die neueren Sachen nicht kannte, war ich echt verwundert, wie klar der Sound war, und musste feststellen, dass MARDUK seit Jahren das gleiche machen, ohne dabei langweilig zu werden. Schade nur, dass FINNTROLL zur gleichen Zeit spielten. Danach ging es wieder zu den Wurzeln des Metals, KREATOR. Echt Wahnsinn, wie man in dem Alter noch so hart klingen kann. Thrash Metal aus dem Bilderbuch. Hammerharte verzerrte Gitarren so wie man sich's wünscht. Ach so ja, die erstgrößte Verarschung war übrigens der zweite Surprise Act. MARTIN KESICI, dieser langhaarige Superstar Typ mit seiner Metal Band, der letztes Jahr da im Fernsehen irgendwas gewonnen hat. Der eindeutige Festivalgewinner waren für mich dieses Jahr PRIMORDIAL. Zum Glück haben sie am Samstagabend im Zelt gespielt, sonst wäre ich, glaube ich, bei zwei Stunden ACCEPT kaputt gegangen. Unbeschreiblich, welche Energie der Frontmann an den Tag gelegt hat. Das Zelt war nicht mal richtig voll, aber eine Atmosphäre, die alles andere in den Schatten stellte, fast schon ein wenig zu heftig. Da möchte man schon gleich die Klinge an die Hand legen und vor die Götter treten. Völlige Hingabe der Melancholie. Pagan Metal in seiner reinsten Form. Dann ging es so langsam dem Ende zu. ENDSTILLE, die für mich wahrscheinlich schlechteste Black Metal Band Deutschlands haben ihre drei bis vier Riffakkorde so schlecht runter geschrebbelt, dass man nur mit dem Kopf schütteln kann. Zum Glück haben SENTENCED ihr letztes Konzert gegeben, so dass man dort noch kurz vorbei schauen konnte. Ob nächstes Jahr vielleicht wirklich HIM spielen, ich hoffe nicht. Den krönenden Abschluss des 16. Wacken Open Airs 2005 stellten GODDESS OF DESIRE dar. Rock'n'Metal aus den Niederlanden. Wie immer mit Frauen auf der Bühne und einer Mischung aus Liedern von ihrem genialen neuem Album "Awaken Pagan Gods" und alten Klassikern. Fazit: Viel Schlamm, Regen und für Anfang August war es Nachts echt mal arschkalt gewesen. Was noch ein starkes Stück war, dass man am Freitagabend einen Aufschlag von 40 Euro haben wollte, die Karte kostete sage und schreibe 100 Euro. Ob das von den Veranstaltern kam oder Korruption von den Kartenverkaufern war müsst ihr euch selber ausmalen, alles in allem sehr sehr teuer. Das einzige, was kein Geld gekostet hat war, dass einige Trecker die Autos aus dem Schlamm gezogen haben, würde schätzen 70%. (holger) www.wacken.com/de |