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11. The Darkstorm Festival 2007 :: Von elektronischen Bands dominiert
Chemnitz in der Stadthalle am 25.12.2007
(Fotos by Swen)


Wenn es am Nachmittag des ersten Weihnachtsfeiertages in der Chemnitzer Innenstadt rund um die Stadthalle dunkel wird, dann liegt das nicht nur an der langsam einsetzenden Dämmerung, sondern an den vielen schwarz gekleideten Menschen, die als Ziel das Dark-Storm-Festival haben. Von einigen Spaziergängern argwöhnisch beobachtet, steuern sie alle die Stadthalle an, um einer noch nicht so alten Weihnachtstradition beizuwohnen. Denn das Festival bietet für viele eine willkommene Abwechs- lung zum vergangenen Weihnachtsstress und so mancher ist froh, dass er damit dem Familientreiben für ein paar Stunden entfliehen kann. Das scheinen unter anderen Gründe zu sein, weswegen sich bei dieser Veranstaltung immer eine recht familiäre Atmosphäre einstellt. Erfreulicherweise spielt auch das Wetter mit, so dass es keine größeren Schwierigkeiten gibt, pünktlich zum Festivalbeginn da zu sein.



GROßER SAAL



Auf der Hauptbühne eröffnen DOWN BELOW den Abend, wobei sich die Zahl der Zuhörer noch recht begrenzt hält. Besonders bei den jungen Damen können die Jungs punkten, ansonsten reißt die Musik die anderen Zuschauer nicht sonderlich mit. Vom aktuellen Album gibt es unter anderen "Sinfony 23" zu hören. Die Mitteilung, dass die Band am "Bundesvision Song Contest" bei Herrn Raab teilnehmen wird, lässt bei einigen kurz den Atem stocken und löst große Verwunderung aus. Doch das ist kein Scherz, denn sie stellen den Titel gleich vor. Er heißt "Sand durch meine Hand", wobei sie erstmals in deutscher Sprache singen. Für den Ausscheid ist das Stück recht passabel, wobei es schon ziemlich poplastig ist.

Danach herrscht ein reges Treiben auf der Bühne, denn die Performance von EMILIE AUTUMN steht kurz bevor. Während des Intros werden elf junge Damen hereingeführt, die auf den Boden gelegt werden. Als die Sängerin die Bühne mit ihrem viktorianischen Outfit betritt, erwachen sie dann wieder zum Leben. Das aufwendige Bühnenbild lenkt die Zuschauer öfters von der Musik ab, da es sich ständig verändert und es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt. Ab und an entschwindet die Sängerin hinter eine Schattenwand, die als großer Spiegel dargestellt ist. Im Verlauf der Darbietung zeigt EMILIE AUTUMN ihr großes musikalisches Können auf ihrer Geige und verzaubert damit das Publikum. Auch wenn ihre Musik recht speziell ist und nicht unbedingt als massenkompatibel bezeichnet werden kann, so begeistert die Bühnenshow auch die Besucher, die nicht so großen Gefallen an ihrer Musik finden.



Im Anschluss daran kommen die Fans der mittelalterlichen Klänge voll auf ihre Kosten, denn die Mannen von CORVUS CORAX haben sich angesagt. Die Bühne ist mit vielen mittelalterlichen Instrumenten bestückt. Zu großem Beifall treten die acht Musiker vor das Publikum, das von Anfang an hellauf begeistert ist und schon zum ersten Stück "Lasst uns durchdrehen" ordentlich mitfeiert. Die Jungs sind wahre Stimmungskanonen und der "Teufel" heizt die Massen immer wieder an. Bei ihren Aufführungen schaffen sie es jedes Mal vortrefflich, die Hörerschaft in ihren Bann zu ziehen und es breitet sich im ganzen Saal eine einzigartige Begeisterung aus, die auch so manchen Zuhörer mitreißen kann, der nicht unbedingt ein Fan dieser Musik ist.

Danach ist es mit der Band DAS ICH Zeit für den zweiten Teufel des Abends, oder besser gesagt für die nächsten beiden. Sowohl Herr Ackermann mit seinem rot bemalten Oberkörper als auch Herr Kramm mit seinen roten Hörnern, haben optisch gesehen die besten Vorraussetzungen dafür. Nur der zweite Keyboarder schlägt mit seinem Kopftuch etwas aus der Reihe. Ansonsten hat sich am Bühnenbild nichts verändert. Neben dem bekannten Mikrofonständer sind die Pulte für die anderen beiden Musiker schwenkbar, so dass immer Bewegung auf der Bühne herrscht. Stefan Ackermann, der für seine spitze Zunge bekannt ist, macht sich zu Beginn auch gleich über die Mitglieder anderer Bands lustig. "Sie laufen herum wie die Gockel", meint er, nennt aber keine Namen und versichert zugleich, dass es bei den drei nicht der Fall ist. Natürlich sind an diesem Abend nicht nur die Kollegen das Ziel seiner Kritik, auch die Religion und die Gesellschaft bekommen ihr Fett weg. Dabei kommt die Musik nie zu kurz und im Saal ist es ziemlich eng geworden, doch das tut der Stimmung keinen Abbruch. So kann zum Beispiel zu "Re-Animat" und zu guter Letzt zu "Das Destillat" ausgelassen mitgefeiert werden.



Damit die große Begeisterung gar nicht erst verfliegen kann, machen PROJECT PITCHFORK gleich weiter, um der Masse erneut ordentlich einzuheizen. Peter Spilles hat sein Gesicht mit blauer Farbe bemalt, als er die Bühne betritt. Als erstes gibt es mit "God Wrote" gleich einen Klassiker auf die Ohren, und die Begeisterung der Zuschauer ist außerordentlich groß. Auch den Musikern sieht man den Spaß am Gig an, wobei das Konzert im Verlaufe etwas zu routiniert wirkt. Den Fans ist das aber relativ egal, denn in letzter Zeit ist die Band ja nicht oft aufgetreten und sie freuen sich einfach auf ein Wiedersehen. Mit neuen Songs haben sich die Jungs in den letzten Jahren eher zurückgehalten. Daher erklingen am heutigen Abend Highlights wie "Alpha Omega" oder "Timekiller". Die Zuschauer sind davon sehr angetan und tanzen ordentlich mit, so dass die Stunde für diesen Auftritt wie im Fluge vergeht.

Nach dem schweißtreibenden Auftritt von PROJECT PITCHFORK hat die Stimmung ihren Siedepunkt erreicht und bei VNV-NATION sollte sich daran nicht viel ändern. Durch die kleine Verzögerung zu Beginn hatten viele noch die Möglichkeit sich etwas zu erholen, bevor es wieder heiß hergeht. Der Saal platzt aus allen Nähten und auch in den Eingängen drängen sich viele Zuschauer, um einen Blick auf die Bühne zu erhaschen. Auf einer großen Leinwand ist anfangs das Bandlogo zu sehen. Die Show wird mit dem Titel "Joy" begonnen und sofort herrscht wieder die gleiche super Stimmung. Ronan Harris wirbelt ständig über die Bühne und Marc Jackson gibt an den Drums sein Bestes. Unterstützt wird das Duo unter anderen von Vasi Vallis. Einige Songs werden mit Filmen auf der Leinwand visuell verstärkt. Musikalisch bieten sie einen guten Querschnitt durch die Bandgeschichte an. Neben einigen Stücken aus dem aktuellen Album "Judgement" erklingen Ohrwürmer wie "Genesis" oder "Homeward". Auch hier vergeht das Konzert viel zu schnell und das Dark-Storm-Festival findet im großen Saal ein gut gelungenes Ende.



KLEINER SAAL



Die Unterhaltung auf der kleinen Bühne steht an diesem Abend unter einem recht elektronischen Stern. Wobei die Qualität der ausgewählten Bands denen auf der Hauptbühne in nichts nach steht.

Den Auftakt macht hier das estnische Trio SUICIDAL ROMANCE. Neben der Keyboarderin Maarja betritt die Sängerin Viktoria die Bühne, um das erste Stück "Not Alone" darzubieten, was ein Solostück ist. Erst danach kommt Sänger Dmitry dazu und die Newcomer stellen zahlreiche Stücke aus ihrem derzeitigen Album vor. Obwohl die Formation optisch stark an BLUTENGEL erinnert, kann sich ihr Sound aber davon abheben. Besonders gut kommt auch der Wechselgesang zwischen Viktoria und Dmitry beim Publikum an. Bei den drei stimmt heute Abend alles und sie können an diesem Abend viele Sympathiepunkte bei den Besuchern sammeln.

Noch etwas voller im Saal wird es bei FROZEN PLASMA. Nach dem abrupten Ende von NAMNAMBULU im Jahre 2005, ist das Duo nun auf einem sehr guten Weg, wieder an die Spitze zu kommen. Neben Mastermind Vasi Vallis am Keyboard kann auch Sänger Felix Marc völlig überzeugen, der in seiner Sängerrolle sichtlich gereift ist. Von Beginn an macht er ordentlich Dampf und springt über die Bühne. Die Zuschauer sind sehr begeistert über die Performance der beiden und honoriert das mit großem Applaus.

Einen Tick härter wird es, als [:SITD:] die Bühne unsicher machen. Das Trio wird mit viel Beifall empfangen und legt auch sofort los. Das Publikum ist von Anfang an voll mit dabei. Wenn Sänger Carsten etwas auf die Absperrung klettert, um den Fans noch näher zu sein, wird die Begeisterung noch größer. Er hält sein Mikrofon zu den Zuschauern, damit sie gemeinsam singen können. Zudem wird heftig mitgetanzt und gerempelt, wie es sich eben für einen ordentlichen [:SITD:]-Auftritt gehört, und stimmungsmäßig könnte es nicht besser sein. Sie präsentieren einige Songs vom Album "Bestie: Mensch" und natürlich ein paar ältere Stücke. Auch hier platzt der Raum fast aus allen Nähten und es wird den Besuchern nicht nur vom Tanzen warm.


Wer in gleicher Weise weiter machen will, kann sich erst mal eine kleine Pause gönnen, bevor mit SUICIDE COMMANDO das Ende auf der kleinen Bühne eingeläutet wird. Die Show wird natürlich mit Flimsequenzen auf einer Leinwand verstärkt. Steht man weit vorn, baut sich ab und an eine bedrohliche Nähe auf, die ihre Wirkung nicht verfehlt. Los geht es mit "Bind, Torture, Kill". Diese Textzeilen sind auch auf der Leinwand zu sehen. Johan van Roy beginnt das Konzert recht aggressiv. Es springt ständig von links nach rechts über die Bühne, ein Lautsprecher, der ihm Wege ist, wird kurzerhand mit dem Fuß weggekickt. Immer wieder sucht auch er die Nähe zum Publikum. Das ist ganz aus dem Häuschen, wenn er sich über die Absperrung lehnt und ihnen zum Greifen nah ist. Der Saal ist wieder brechend voll und durch die wilden Tanzeinlagen der Fans herrscht ein ziemliches Gedränge, was aber niemanden stört. Jeder der diese Band mag, kommt hier voll auf seine Kosten und der Auftritt ist ein gelungener Ausklang des Festivals auf dieser Bühne.



Obwohl das Line-Up von elektronischen Bands dominiert wird, ist das Festival wieder gut besucht. Die Anfangszeiten der Konzerte werden, wie man es von In Move-Veranstaltungen gewohnt ist, recht gut eingehalten. Die kleinen Verzögerungen gegen Ende sind auf jeden Fall zu verschmerzen. Also, Kompliment für die gute Organisation! Einzig zu bemängeln ist hier, die Auftrittszeiten der Bands, die sich auf beiden Bühnen überschneiden. Wer zum Beispiel PROJECT PITCHFORK ganz genießen will, der verpasst schon ein ganzes Stück von SUICIDE COMMANDO. Gut, Recht machen kann man es eh nie allen, aber wenn so viele Bands aus dem gleichen Genre auftreten, sollte das für die Zukunft vielleicht mal überdacht werden.
Leider sind in dem Gang zwischen beiden Bühnen in diesem Jahr keine Marktstände aufgebaut, die der Veranstaltung sonst immer noch ein besonders Flair verliehen haben. Dort könnte dafür noch der ein oder andere Verpflegungsstand aufgebaut sein, da es in den Pausen doch immer recht lange Schlangen gibt. Ansonsten bietet die Stadthalle genug Platz für alle Besucher, vor allem auch, wenn man sich mal etwas unterhalten oder setzen möchte und ist damit ein idealer Veranstaltungsort. Damit vergeht ein ereignisreicher Abend wie im Fluge und gibt gleichzeitig wieder Vorfreude auf das nächste Dark-Storm-Festival.



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