ROCK HARD FESTIVAL :: Der Pott rockt
Amphitheater in Gelsenkirchen vom 09.-11.05.2008
mit u.a. mit Immortal, Paradise Lost, Iced Earth, Y&T, Die Apokalyptischen Reiter, Amorphis, Moonsorrow



Nachdem die Wettervorhersage gänzlich die Wahrheit an den Tag gelegt hatte, kamen wir am Freitag Abend in triefnassen Autositzen in Gelsenkirchen an. Wieder mal berufsbedingt mussten wir auf einige Bands verzichten, die am Nachmittag gespielt haben, aber ich denke, ihre Fans waren nicht enttäuscht. Während DIE APOKALYPTISCHEN REITER spielten, inzwischen waren ein Wölkchen aufgezogen, mussten wir dennoch bei ziemlich stickiger Luft unsere Zelte aufbauen. Wie gut, dass wenigsten ab und zu ein laues Lüftchen wehte, sonst wäre dies nach der stressigen Anreise wohl kaum mehr möglich gewesen.

Als der schon vom Zeltplatz aus recht schrebbelige Sound zu vernehmen war, war es höchste Zeit, das Amphitheater zu entern. TESTAMENT waren der Freitag Headliner und übernahmen diesen Posten von den frisch aufgelösten CELTIC FROST. Gleich zu Beginn des Sets wurde klar, dass etwas fehlt, und zwar war dies Lead Gitarrist Alex Skolnick, der aufgrund anderer Verpflichtungen nicht mit an Bord sein konnte. Dies wirkte sich auf die Setlist so aus, dass größtenteils Songs von den ersten Alben gespielt wurden. Der Stimmung das gut und die Band, die mittlerweile vom Ex-Slayer Drummer Paul Bostaph an den Drums unterstützt wird, präsentierte sich in bester Spiellaune. Insbesondere die Ansagen des charismatischen Fronters Chuck Billy heizten den Fans mächtig ein. Klassiker wie "Into The Pit", "Apocalyptic City" oder "Alone In The Dark" lassen keine Wünsche offen und die Band genoss den Headliner Status. Leider spielten sie keinen Track vom starken neuen Album "The Formation Of Damnation". Dies lässt jedoch auf eine Headliner Tour hoffen, bei der die Band hoffentlich wieder komplett ist und das Songmaterial variiert wird.

Am Samstag ging es wieder bei strahlendem Sonneschein weiter mit THE SORROW. Metalcore aus Österreich klingt halt auch nur nach Metalcore, wie 100 andere Bands, dennoch war die Soundqualität gegenüber dem Abend vorher eine reine Wohltat. Fette double bass, abgeblockte Gitarren und nicht zu viele cleane Vocals machten den Auftritt von THE SORROW hörbar. MOONSORROW, die ich schon des Öfteren gesehen habe, hatten sich zum ersten Mal rote Schminke zugelegt. Ob sie damit ihren finnischen Kollegen von Turisas gleich treten wollen, weiß man nicht. Auf jeden Fall geniale Musiker und immer wieder eine Band, mit der man nichts falsch machen kann. Auffällig viele Stücke von den neueren Scheiben, wenigstens mal eine Band die nicht immer dieselben Songs spielen; na ja, immerhin haben MOONSORROW auch schon eine beträchtliche Diskographie im Gepäck. Während HELSTAR spielten, ging es zwischendurch noch mal zurück zum Zeltplatz. Die Wege auf dem Rock Hard Festival sind im Gegensatz zu anderen Festivals doch relativ kurz zurückzulegen.
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ENSLAVED wurden angekündigt als eine Mischung aus altem Viking Metal und psychedelic Rock á la Rush. Von den Gründern des einst so rohem Viking Metals ist nicht mehr als ein Soundteppich von Gitarrenpassagen und Keyboards übrig geblieben. Mit Viking Metal hat das, weder im altem noch im neuen Stiel, nur noch sehr wenig zu tun. Progressive Parts mischen sich mit Ambient Klängen und schönem mehrstimmigen Gesang. Zwischen dem druckvollen Metalsound und den cleanen Gitarren, die mit Keyboardeffekten unterstützt wurden, fand man selten Abschnitte, denen sowas wie eine Songstruktur nahe kam. Da fragt man sich echt, was einen hat mehr abdriften lassen, die konische Zigarette zuvor oder die Songs "Ruun", "Isa", oder "Lunar Eclipse". Die Mischung aus beidem hat am Samstagnachmittag auf jeden Fall für ein sehr schönes, psychedelisches Musikerlebniss gesorgt. Vikinger auf dem Weg durchs All. ENSLAVED. Schade nur, dass sie nicht einen einzigen alten Songs gespielt haben.



Endlich war es soweit, die Thrash legende EXODUS ludt zum GOOD FRIENDLY VIOLENT FUN ein. Und tatsächlich war von den ersten Takten des Openers "Bounded by Blood" vor der Bühne die Hölle los. Die Banger vor der Bühne feiern jeden Song der Amerikaner und die Band spielte eine bunt gemischte Setlist aus alten Krachern wie "Piranha", "Impaler" sowie neuem Zeugs, "War Is My Shepherd". Besonders hervorzuheben ist wiedermal Gitarrist Gary Holt, der sich grinsend ein geiles Riff nach dem anderen aus dem Ärmel schüttelt und trotz der Bullenhitze immer wieder alles gab und den Rest der Band (inklusive dem wiedergekehrten original Drummer Tom Hunting) angefeuert hatte. EXODUS beweisen, dass sie live nach wie vor zu den intensivsten Gruppen zählen und lassen dabei viele neue Combos verdammt alt aussehen. Zu EXODUS kann ich nur weiter schreiben: "guckt euch den Pit bei youtube an". Echt heftig. Das Amphitheater bietet einen einmaligen Blick auf das Geschehen, was bei keinen anderem Festival so dargeboten wird. Über eine Stunde Thrash-Metal-Pogo-Circle-Pit Party. Nichts für weiche Knochen.

Ich als Fan der düsteren Klänge vernahm dies aber lieber aus sicherer Distanz und bereitete mich schon mal mental auf IMMORTAL vor, welche schon seit eh und je mit "Silent storm to the north abyss" die Show eröffneten. Bin mir aber nicht sicher, ob es nicht doch "At the stormy gates of mist" war. "Thyrants", "At the heart of winter", "Pure Holocaust", "Battles in the north", "Blashyrk" folgten und noch ein paar andere Songs. IMMORTAL sind wieder da, breitbeiniger denn je, als wären sie nie weg gewesen. Nebel und die düstreren Fratzen sorgten für eisige Stimmung, auch wenn es den Tag über wie Hölle gebrannt hatte. Auch Bassist Apollyon von Aura Noir, recht ungewohnt mit Schminke, machte seine Sache gut, und Horgh sowieso. Natürlich durfte das legendäre Feuerspucken nicht fehlen, lediglich die Pyroshow hätte man sich meiner Meinung nach sparen können. Ich hätte nach Dissection nie erwartet, dass ich noch mal ein Black Metal Band zu sehen bekomme, die wirklich 1 ½ Stunden auf der Bühne steht - Nettospielzeit mal unberücksichtig - was beweist, dass die Männer wirklich Lust zu spielen haben und nicht nur wegen der Kohle auf der Bühne stehen.

Der Sonntag begann eher schleppend. Die kühle Luft der Nacht hielt sich noch bis zum Mittag, aber so warm wie am Tag zuvor wurde es nicht. Sehr zur Erleichterung der Festivalbesucher - wer ihn denn genutzt hatte - war auch der "Ich bin 20 Duschen" Container nachmittags zeitweise sogar komplett leer (zumindest bei den Männern :-) Auch das gibt es nur auf dem Rock Hard Festival. Erste interessante Band am Sonntag war ASPHYX. Doomiger Death Metal aus den frühen 90ern. So weit ich weiß wurden nur Songs von den ersten beiden Alben "The Rack" und "GGKJGKGKGKGKKG" gespielt. Etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man so wie ich mehr auf das nordische Zeug steht. Aber den Leuten schien es zu gefallen. Irgendwie sind mir die ganzen Rock und Heavy Metal Bands dieses Jahr völlig an mir vorbei gelaufen. Eigentlich wollte ich mir unter anderem auch JORN anschauen, der mit diversen Coverstücken für Stimmung gesorgt haben soll. Auch die Karaoke Musik war fast jeden Tag die gleiche. Wer hat schon Bock sich zum Xten Mal "Breaking the low" oder Metallica anzuhören. NAPALM DEATH haben nach EXODUS am Tag zuvor für den zweitgrößten CirclePit gesorgt. Barny und seine Jungs kann man sich auch als Black Metaller immer wieder gerne angucken. Klassiker wie "Suffer the children" und "Nazi punks fuck off" durften natürlich nicht fehlen.



Nachdem ich VOLBEAT bisher nur vom Namen kannte, kam es mir rech gelegen, dass ich am Freitag von unseren Zeltnachbarn als Antwort auf die Frage, "Was hört ihr'n da für eine Elvis Mucke?", bekam: " Das sind VOLBEAT". Ich mag es nämlich nicht, eine Band live zu sehen, wenn ich vorher keinen einzigen Song kenne, denn hinterher ärgert man sich immer wieso man sie vorher nicht kannte, besonders wenn das Konzert richtig gut war. Und diesmal hätte ich mich richtig geärgert. Mein Kumpel als alter Danzig und Misfis Fan stand VOLBEAT eher skeptisch gegenüber und meinte, sie bedienen sich nur alter Musikelementen. Ich finde diese Mischung aus Power Metal und Stoner Rock recht gut gelungen. Auffallend war, dass bei VOLBEAT kaum ein weißer Stein des Amphitheaters zu sehen war. Soll voll war es nicht mal bei Iced Earth gewesen, was beweist, dass diese Band wirklich was zu bieten hat. Mein persönlicher Klassiker mittlerweile ist "Gardens Tale". Nach einer gewissen Zeit nervt dann aber doch der immer gleich beleibende sehr an alten Rockabilly erinnernden Gesang, sodass man die Songs auch schnell Tod gehört bekommt.

Danach ging es mir PARADISE LOST wieder etwas ruhiger zur Sache. Die Band um Frontman Nick Holmes, der die Haare sogar wieder etwas länger trug, spielten Lieder aus jeder Epoche der Band vom ersten Gothic Album bis hin zu den Depeche Mode lastigen Stücken war alles dabei. Tja, Metal ist halt wieder in. Nachdem ICED EARTH sich wieder ihren alten Sänger Math Barlow ins Boot geholt haben, schien die Welt der meisten ICED EARTH Fans wieder in Ordnung gewesen zu sein. Ich fand die Stücke auf "The Glorius Burden" dennoch sehr gut gelungen, auch mit Tim Owens am Mikro. Habe leider den Auftritt auf dem Wacken irgendwie verpasst, aber so schlecht wie manche es behaupteten, kann es gar nicht gewesen sein, denn irgendwie haben Iced Eath Fans wohl immer was zu meckern, denn auch nach diesem Konzert vernahm man nicht wenig Kritik, obwohl eigentlich alle Klassiker dabei waren. Lediglich "The Hunter" haben wir vermisst. www.rockhardfestival.de (holger + daniel)


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