KNOCK OUT FESTIVAL 2009 :: Let the hammer fall for christmas
12.12.2009, Karlsruhe, Europahalle
mit Edguy, Hammerfall, U.D.O., Pink Cream 69, Rage, Pussy Sisster



Erfahrungsgemäß bekommt man sein Presseticket bei Veranstaltungen immer recht zügig und muss auch nicht im Strom der regulären Zuschauer mitschwimmen, bzw. anstehen. Es lag also nahe, die Jacke im Auto zu lassen und schnell durch den schneidend kalten Nachmittag an die Abendkasse des Knock Out Festivals zu laufen.

Pustekuchen, an dem Schalter staut sich wegen der käuflichen VIP-Tickets, die u.a. ein All you can eat Büffet im Backstagebereich beinhalten, eine ordentliche Anzahl Menschen. Die ist jedoch nichts im Vergleich mit der riesigen Schlange die sich am normalen Eingang gebildet hat. Gefroren hat in dem Pulk höchstwahrscheinlich keiner, zumindestens nicht diejenigen die sich im Inneren befunden haben. Meine Warteschlange ist eher etwas dünn ausgefallen und bietet diesen Vorteil nicht und so rücke ich zähneklappernd Meter um Meter vor.




20 Minuten später und für mich ca. 3 Meter vor dem Passausgabe-Fenster, über dem verheißungsvoll warme Luft flimmert, legen schon PUSSY SISSTER (www.pussy-sisster.de) aus dem nahen Waghäusel los. Bekannt geworden sind diese vor allem durch die Teilnahme an der Auswandererdoku "Goodbye Deutschland", bei der sie hauptsächlich mit breitestem badischem Dialekt und sinnfreien Dialogen glänzten. Die letzten beiden Songs, die irgendwo in der 80er Glam/Sleaze-Ecke liegen, bekomme ich noch mit, nachdem ich meine steifgefrorenen Finger um den Fotopass gebogen habe und in Tiefen der Europahalle abgestiegen bin. Nicht wirklich die Offenbarung vor dem Herrn, aber nachdem die Ohren schon zurückstecken mussten, gab es wenigstens etwas für die Augen, als sich beim letzten Song ein hauptsächlich mit Strapsen bekleidetes Mädchen um die einzelnen Bandmitglieder windet.




Es werden sich danach Einige gefragt haben, was die Alt-Heroen von RAGE (www.rage-on.de) so früh im Line-Up gemacht haben. Selbige ließen sich aber nicht von der frühen Spielzeit beirren und zimmerten munter drauf los. (u.a. "Black in mind", "Straight to hell" und "Set this world on fire"). Schade eigentlich, denn die Power-Metaller um Frontikone Peavy hätten eigentlich mehr als die knappen 40 Minuten Spielzeit verdient.




Die nachfolgenden PINK CREAM 69 (www.pinkcream69.com) hatten in Karlsruhe ein Heimspiel (und wohl auch deswegen Rage im Line-Up überrundet) und kramten netterweise einige Perlen aus ihren frühen Jahren heraus. "Do you like it like that", "Welcome the night", "Keep your eye on the twisted" und "Talk to the moon" sind für mich zwar untrennbar mit Ex-Sänger Andi Deris verbunden, aber nachdem ich PINK CREAM 69 jetzt schon ein paar Mal seit damals gesehen habe, kann ich mich zwischenzeitlich auch einigermaßen mit David Readman am Mikro anfreunden.




Bis zu den Pinkies war es bei den knapp 4500 Gästen noch relativ verhalten hergegangen, was sich aber schlagartig mit dem Auftritt von U.D.O. (www.udo-online.de) änderte. Die charakteristische Reibeisenstimme von Udo Dirkschneider scheint sich einen feuchten Kehricht um ihre schon stattliche Laufzeit von knapp sechzig Jahren zu kümmern und so gab es gleich ab dem ersten Song "The bogeyman" vom aktuellen Album "Dominator" die volle Kelle. Komplett tickte das Publikum allerdings aus, als das Dauerfeuer mit Klassikern eröffnet wurde: "Princess of the dawn", "Animal house", "Metal heart" und als letztes Stück natürlich "Balls to the wall" - mitgröhlen war da quer durch alle Alterklassen Pflicht.




EDGUY hatten danach zugegebenerweise nicht gerade den leichtesten Stand, was aber auch an Shouter Tobias Sammet liegen könnte, dessen lockeres Mundwerk nicht überall gut gelitten ist. Aber wer singt, sündigt nicht und kann vor allem keinen Blödsinn über Fußball erzählen. Ein eher durchschnittlicher Auftritt der Truppe, die durch die obligtorischen Hits "Tears of a mandrake" und "Superheroes" auch nicht besser wurde. Die zwanzig Minuten längere Spielzeit hätte man lieber mal U.D.O. zugestanden.




Ein zwischenzeitlicher Blick auf die sanitären Anlagen lässt einerseits die fortgeschrittene Uhrzeit und andererseits den am häufigsten geforderten Belag am Pizzastand erahnen. In der Beamtenhochburg Karlsruhe werden langsam die Bürgersteige hochgeklappt, während sich in der Europahalle HAMMERFALL (www.hammerfall.net) mit dem verbliebenen Publikum auf die Zielgerade in den Metalolymp begibt. "Renegade", "Last man standing", "Heeding the call", Pause. Pause? Pause! Nicht dass die Schweden schon außer Atem gewesen wären, vielmehr wollte die Technik nicht so recht und statt großartiger Feuereffekte gab es nur lustloses Geflacker auf der Bühne. Nach fünf Minuten ging es dann weiter und ordentlich aus den Vollen (u.a. "Templars of steel", "Let the hammer fall" und natürlich "Hearts on fire") bis es dann kurz nach ein Uhr auch die letzte Matte ausgeschüttelt war.



Alles in Allem glänzte das dritte KNOCK OUT FESTIVAL durch eine gediegene Bandauswahl, deren Reihenfolge zwar nicht unbedingt schlüssig war, aber sicher den ein oder anderen vom heimischen Bärenfell in die Fächerstadt lockte. Die Organisation hatte wie in den letzten Jahren ihre Schwächen, aber zumindest gelobten die Veranstalter auf der Festivalhomepage (www.knockout-festival.de) Besserung.

Was die Essen und Trinken-Versorgung, bzw. die langen Wartezeiten auf dasselbige, angeht, wird sich meiner Meinung nach aber wohl nicht viel tun. Die gute alte Europahalle ist eher auf Sportveranstaltungen ausgelegt und nicht auf ein paar tausend durstige Langhaarige, die gleichzeitig etwas trinken, auf den Topf oder zum Rauchen gehen wollen. Wenn sich die Wege dieser Massen dann aufgrund der baulichen Besonderheiten vor der Fressmeile kreuzen, kann man sich vorstellen was für ein Tohuwabohu das gibt.

Wie dem auch sei, in 2010 bekommt der Weihnachtsmann auch wieder eine vor den Frack, denn die Zeichen stehen gut, dass sich das Knock Out Festival als ständige Indoorfestivität um den Jahreswechsel herum etablieren will.

Wer sich übrigens ein Festival T-Shirt gekauft hat, sollte selbiges gut aufheben. Wer weiß, vielleicht sind die Shirts mit den falsch geschriebenen Bandnamen der Pussy Sissters in ein paar Jahren ein heiß gesuchter und hoch gehandelter Fehldruck... (stefan)



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