ROCK HARZ OPEN AIR 2009 :: Auf neuem Gelände Regen und Wind getrotzt |
Flugplatz Ballenstedt/Harz vom 09.-11.07.2009 (Fotos by Wüstie www.wuestie.de.vu) |
Das ROCK HARZ OPEN AIR 2009 hat sich in diesem Jahr sich der Herausforderung eines neuen Geländes gestellt, nachdem sich das alte u.a. wegen der Entfernung zwichen Campingplatz und Festivalgelände als nicht mehr geeignet erwiesen hatte. Mit dem Flugplatz Ballenstedt hat man nun ein neues Gelände gefunden, das optisch ansprechend auch ausreichend Platz zu bieten scheint. Doch mit dem neuen Gelände haben die Veranstalter auch mit einigen Startschwierigkeiten in der Organisation zu kämpfen gehabt. Die größten Kritiken dazu, die an vielen Stellen während und auch nach dem Festival zu vernehmen waren, betreffen u.a. die Organisation auf dem Campinggelände sowie die schlechte Toilettensituation. Aber, ein Festival ist ja kein Kindergeburtstag und so ärgerlich manch Problem in der Organisation für uns Besucher ist, so erfreulicher war zu sehen, dass die die Leute trotzdem mit den Bands ihren Spaß zu haben schienen . Stimmungsfördernd war leider auch nicht das traditionell schlechte Wetter mit Regen und starkem Wind bei "sommerlichen" 12 Grad im Juli. Da hat der Wechsel auf die andere Seite des Harzes leider keine Verbesserung gebracht. Dafür durften die Besucher ein breites Spektrum an Bands erleben, das vom Newcomer bis zu aktuellen Nackenbrechern oder traditionellen Metal & Hardrock Kapelle reichte. Nicht zu vergessen hatte man mit der EAV mal wieder eine Band eingeladen, die man auf so einer Veranstaltung als letztes vermuten würde. Das ROCKHARZ eröffneten EXIT INSIDE, die auf dem ersten Ohr eher zu netten Rock für ein solches Festival bieten, ihre Sache aber trotzdem gut machten. Bei ELEMENTS OF CHANGE sind dann auch schon einige Leute gut abgegangen, da deren Mix aus Power, Black und Viking Metal völlig in Ordnung war. Für Partystimmung und eine Stunde Spaß sorgten dann die Folk Rocker FIDDLER'S GREEN. Der Irish Speedfolk der Band kam sehr gut an beim Publikum, welches dann im Verlauf des Konzertes auch zu einer sanften "Wall of Folk" aufgefordert wurde ("Lauft aneinander vorbei, aber schlagt euch nicht!") und dieser mit viel Enthusiasmus nachging. Danach wurde es etwas sentimental, denn die Bad Gandersheimer Punk Rocker DIE SCHRÖDERS befinden sich nach 20 Jahren Existenz auf Abschiedstour und werden Ende Dezember ihr letztes Konzert geben. Burger & Co gaben bei ihrem Halt in Ballenstedt viele Klassiker zum Besten, darunter "Frösche weinen nicht", "Laß' uns schmutzig Liebe machen" oder "Ich und Fr. Schmidt" und holten sich für zwei Songs sogar jemanden aus dem Publikum an die Gitarre. Danach folgte der Auftritt, den man im Vorfeld am wenigsten abschätzen konnte, und auch die ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG, so hörte man, war sich im Vorfeld wohl nicht sicher, ob sie denn bei dieser Veranstaltung überhaupt richtig sei. Aber das waren sie, und wie. Die EAV hat das Gelände gerockt mit ihren alten Klassikern wie "Märchenprinz", "Burli", "Banküberfall", "Copacabana " sowie einem Medley aus verschiedenen Stücken. Dazu traten sie in verschiedenen Kostümierungen auf und versprühten eine Menge spitzfindigen Humor. Das zahlreich erschienene Publikum ging dabei richtig ab, was auch der Band sichtlich Spaß zu bereiten schien. Den Donnerstag beendeten J.B.O. mit im Prinzip bekannter Kost. Wohl kaum ein regelmäßiger Festvalbesucher hat die "Verteidiger des Blödsinns" aus Erlangen nicht schon mal irgendwo live gesehen. Natürlich wurde das Publikum wie eh und je zum Mitmachen und Mitsingen eingeladen, was es u.a. auch beim Refrain "Autobahn bring' mi ham ... bis zum Rock Harz..." tatkräftig machte. Mit viel Spaß ging somit Tag 1 des ROCKHARZ zu Ende und schürte die Hoffnung, dass nicht das gesamte Festival verregnet sein würde. Der nächste Morgen machte aber allen klar, Regen und eher etwas kühlere Temperaturen würden wahrscheinlich auch diesen Tag bestimmen, der für uns dann auch erst etwas später mit den Thrash Metallern CRIPPER begann. Die Hannoveraner blieben zum Einen durch ihre doch recht geile Mucke, zum Anderen durch tiefe Einblicke bei der Sängerin in Mosch-Pose in Erinnerng. Etwas später haben die Niederländer HEIDEVOLK ihren Pagan/Folk Metal Gig gespielt, der sowohl akustisch als auch optisch durch das passende Outfit überzeugen konnte. Von NACHTGESCHREI folgte dann moderner Mittelalterrock. Das dies kein Wiederspruch in sich ist, zeigte die Band aus Frankfurt bei ihrem Auftritt, der richtig gute Laune verbreitete. Und das war auch notwendig, denn zwischendurch musste man sich, wenn man nicht gerade immer direkt vor der Bühne abgegangen ist, auch mal - soweit möglich - aufwärmen gehen. Das erste Highlight des Freitagabends stellte die Retro Show von COPPELIUS dar. Das Minenspiel der Herren beglückte das Auge, die Instrumente verzückten die Ohren. Alles in Allem ein klasse Konzert bei Songs wie "Time-Zeit", "Habgier", "Schöne Augen" oder "Operation", das man so in dieser Form nicht jeden Tag geboten bekommt. Mit BATTLELORE gab's Fantasy/Gothic Metal auf die Ohren, ähnlich wie später dann auch noch von EPICA. Beide Bands verbindet der höhere Frauengesang und beide bieten Bombast im Keyboardspiel. Während BATTLELORE durch Growls und kraftvollere Gitarren noch mehr Aggressivität in die Songs bekommen, zeigte sich EPICA mehr als verträumte, melancholischere Band, die dennoch genug Härte in der Musik rüberbringen konnte. Gemeinsam hatten beide auch, dass ihre Gigs eher als Durchschnittsware des Genres durch die Gehörgänge zog und keine echten Glanzpunkte setzen konnte. Diesen gewünschten Höhepunkt setzen aber HEAVEN SHALL BURN , die zwischen den beiden eben genannten Bands mit ihrem DeathMetalCore alles gegeben haben. Die netten Jungs aus'm Osten waren einfach fett, sind ins Publikum gehoppst und die Leute vor der Bühne sind bei Wall Of Death und Circle Pit richtiggehend ausgerastet. Auch MOONSPELL waren an diesem Abend der Hammer. Die Masse hat gebrodelt, da von der Band einfach durchgehend Druck gemacht wurde und man auch alte Stücke wie "Opium" zu hören bekam. Zudem war die Bühnenpräsenz von Frontmann Fernando Ribeiro, der oftmals in rotes Licht getaucht war, phänomenal. Ein düsteres Metalerlebnis der Extraklasse. Der Graf war der Nächste auf der Bühne, die im Kerzenschein erleuchtete, und er war wie immer der magische Mittelpunkt der Show von UNHEILIG. Von gefühlvoll mit "An deiner Seite" oder "Freiheit" bis aufschreiend bei "Sage ja", ist dem ein oder anderen Metaller die Show evtl. etwas zu poppig und theatralisch gewesen. Doch wie man wieder gesehen hat, gibt der Graf immer alles für sein Publikum, und regt mit seinen Texten durchaus zum Nachdenken an. Zum Abschluss des fast durchweg verregneten Tages gab's noch was stimmungsvolles. Die Folk Rocker SCHANDMAUL konnten diejenigen begeistern, die durchgehalten haben, auch wenn das so manchem Besucher zu dieser späten Stunde sichtlich schwer fiel. Immerhin gab's einen Moshpit und wildes Gepoge bei Songs wie "Walpurgisnacht", "Teufelsweib", "Der Krieger", "Wolfsmensch" und "Dein Anblick". Damit ging ein durchaus anstrengender Tag zu Ende und die Masse der Besucher zurück auf einen schlecht beleuchteten Zeltplatz. Der Samstag begann recht freundlich, wenn auch kühl. Die erste Band des Tages, BLUTSBRÜDER, sorgte mit einer harten deutschen Rockmischung aus Onkelz und Toten Hosen und Textzeilen wie "...ohne F***en schläfts du bei mir nicht mehr..." bei einigen wenigen Besuchern vor der Bühne für Partylaune, bei anderen Anwesenden auf dem Gelände aber auch für Fremdschämen. Als nächstes folgten TRINITY'S BLOOD, die als einer von 3 Teilnehmern bei der "Endausscheidung Deutschland" des weltweiten W:O:A-METAL-BATTLES auftraten, welche in diesem Jahr erstmals beim ROCKHARZ stattfand. Die Mucke der Jungs vereint moderne Züge aus Death Metal und Metalcore, konnte aber trotz guter Ansätze und beeindruckenden Grunzvocals nicht über die volle Länge überzeugen. Mit der Schweizer Band LEGENDA AUREA stand wieder eine Band mit Frontfrau auf der Bühne. Zu hören gab's sauberen Keyboard Gothic Metal mit Operngesang, der mit einigen schönen Melodien für gute Stimmung in den vorderen Reihen sorgte. Das Keyboard spielte auch bei der nächsten Band eine wichtige Rolle, allerdings setzen LYFTHRASYR dieses für Melodie und Atmosphäre in ihrem düsteren Death/Black Metal Gemisch ein. Das war live nicht ganz so gut anzuhören wie auf CD, dennoch hatte die Band eine ansehnliche Menge Fans vor der Bühne versammelt, die wohl auch neugierig darauf war, was die z.T. bemalten Bandmitgliedern denn da so von sich geben. Sehr viel Pech hatte im Anschluss die Heavy Metal Kapelle AGE OF EVIL, denn als ihr Gig begann, setzte auch mal wieder starker Regen ein, vor dem sehr viele Besucher erstmal flüchteten. Nass werden lohnte sich am frühen Nachmittag noch nicht und so kam bei den jungen Metallern trotz überzeugender Mucke kein echter Spaß auf. Der Funfaktor kam mit der A.O.K. wieder auf, denn hier gab's deutsche Punk/Hardcore Kost mit Unterhaltungswert, der auch mal jenseits des guten Geschmacks liegt. Aber je höher der Promillewert, desto besser spielt auch das Publikum mit, z.B. wurde dieses zu einem Circle Pit bei Stromausfall animiert. Eine nicht gerade kleine Menge pogte dann auch gleich im Kreis , während von der Bühne nichts als Stille kam. Das war schon lustig, ebenso wie die Verarschungen auf Songs von Grave Digger, Metallica, Motörhead oder Michael Jackson. Zugaberufe für diesen "Nothingcore aus Mainhattan" wurden umgewandelt in "Bierkasten"-Gebrüll, Salatköpfe flogen von der Bühne ins Publikum und auf selbiger wurde es auch unten rum schon mal etwas sehr freizügig. Alles in Allem sehr viel Punk, Quatsch, Spaß, Unterhaltung und wieder ein bisschen Fremdschämen. Nun war es an ROUGH SILK, den Leuten weiter mit Metal einzuheizen. Die Band, die auch schon seit 20 Jahren im Geschäft ist, wurde aber leider nur von einem kleinen Teil der Fans vor der Bühne abgefeiert. Und dieser Teil konnte sich vor allem an der klasse Gitarrenarbeit von Ferdy Doernberg erfreuen und stimmte beim Track "Never say never" gegen Ende des Auftritts nach Kräften mit ein. SUIDAKRA brachten als beste Band des Nachmittags mit ihrem Melodic Death/Folk Metal wieder richtig Schwung in das Festival. Sänger und Gitarrist Arkadius suchte immer wieder den Kontakt zum Publikum, um neben einigen alten Krachern auch die neuen Stücke wie "Isle Of Skye" anzupreisen. Nachdem MEGAHERZ beim Regen Probleme hatten, mehr als ihren echten Fans vor die Bühne zu locken, was aber durchaus eine Menge war, läuten TANKARD mit "3 Stunden Old School Thrash Metal" (O-Ton) das Abendprogramm ein. Routiniert und kraftvoll haben Gerre & Co mal wieder alles für ihre Fans gegeben, die mit der Band z.T. nahezu frenetisch feierten. Das Thema "Saufen" war aber nicht nur bei TANKARD ein wichtiges, auch die finnischen Folk Metaller KORPIKLAANI sind da keine Kinder von Traurigkeit. Ihre aktuelle Single "Vodka" sowie der Song "Beer Beer" sprechen da eine deutliche Sprache, die auch im Harz verstanden wurde. Die Menge feierte bei den schnellen bis melancholischen Stücke einfach mit und der Band schien der Auftritt ebenfalls zu gefallen. Als GRAVE DIGGER auf die Bühne kamen, hörte es auf zu regnen und so konnten die Routiniers den Boden beben lassen bei "Silent Revolution", "Heavy Metal Breakdown" oder "The Last Supper". Ein klasse Auftritt der alten Garde. Nun gab's den Melodic Death Metal Doppelpack mit DARK TRANQUILLITY und ARCH ENEMY. DT waren erwartungsgemäß gut und spielten einen gemischten Set, dessen Highlight u.a. der Hammertrack "Final Resistance" war. Live eine klasse Band, bei der die Leute bereits total aufgedreht waren. Ob's an der Vorfreude auf die nun kommende Combo um die grunzende Frontfrau Angela Gossow lag, man weiß es nicht. Jedenfalls waren ARCH ENEMY voll der Kracher. Von der Bühne bis zum Turm war es gerammelt voll und die Stimmung gradios. Ein Nackenbrecher jagte den nächsten und Angela zeigte sich als eine sympathische und energiegeladene Sängerin mit tiefer Männerstimme. Nicht minder voller Energie steckten ASP. Der elektronische Gothic Rock schien zwar nicht für jeden Metaller geeignet gewesen zu sein, dennoch waren ASP an diesem Abend so gut wie selten zuvor. Als Songs gab's einen Querschnitt durch alle Gefühlsebenen, die Sänger Asp bei stimmungsvollem Bühnenlicht mit voller Hingabe darbot. Neben älteren Hits wie "Schwarzes Blut" oder "Ich bin ein wahrer Satan" sowie einigen aktuellen Stücken aus dem "Krabat-Liederzyklus" war das absolute Highlight die Zugabe "Ich will brennen", das mit einer schönen Pyroshow die Show beendete. Zum Abschluss des ROCKHARZ 2009 konnte man sich die US-Rock-Legende W.A.S.P. noch ansehen, eine Gelegenheit, die man vermutlich nicht mehr so oft haben wird. Bei einigen Anwesenden dürften Songs wie "I wanna be somebody" Kindheitserinnerungen wach gerufen haben, andere schienen mit der Band nicht viel anfangen zu können. Und so leerte sich das der Platz vor der Bühne doch schon beträchtlich, so dass auch der Mitmachpart für's Publikum bei eben genanntem Song nicht so richtig klasse rüberkam. Dennoch muss man sagen, dass W.A.S.P. den Gig routiniert und mit entsprechender Ausstrahlung einer großen Band durchgezogen haben. Ein schönes Ende für ein familiäres Festival voller schöner Momente, aber auch Kritikpunkten. Was diese angeht, hat der Veranstalter bereits Abhilfe für nächstes Jahr angekündigt. Man darf darauf hoffen und jetzt schon gespannt sein, welche Bands im nächsten Jahr wieder in den Harz gelockt werden können. (eller, wüstie, simone & bernd) www.rockharz.com / www.myspace.com/rockharzopenair Weitere Impressionen 2009: |