WACKEN OPEN AIR :: Metal und Mekka liegen nicht weit auseinander |
Wacken vom 30.07. - 01.08.2009 Fotos by Memi |
Nachdem nun der erste Rausch (nicht Alkohol) verflogen ist, sehe ich mich in der Lage ein paar Zeilen für den interessierten Leser zu verfassen. Im Folgenden wird es eine kleine Geschichte geben, in welcher der Protagonist lernt, das Metal und Mekka nicht allzu weit auseinander liegen. Zum bereits 20. Mal lädt dieser kleine Ort in Schleswig-Holstein nun schon die Metal-Fans dieser Erde ein, um für ein paar Tage alles andere Poser-Scheiß sein zu lassen und der Konkurrenz in Osten, Westen und Süden zu zeigen, wo der Hammer hängt. Mittlerweile folgen auch jede Menge Metal-Nerds dem Ruf von Bauer Uwe und so pilgerten in diesem Jahr ca. 80.000 Menschen nach Wacken. Wobei ich sagen würde, dass diese Zahl nur zu knapp 70% mit dem übereinstimmt, was an diesem Juli/August Wochenende wirklich auf den Feldern Norddeutschlands los war. Der durchschnittliche Metal-Hörer ist entweder arbeitslos oder nimmt sich Urlaub für's Wacken. Wie sonst ist es zu erklären, dass die Veranstaltung schon am Mittwoch aus den Startlöchern kommt? Da sich für mich und meine Begleitung weder ersteres noch zweiteres einrichten ließ, konnten wir unsere Planung erst beginnend mit dem Donnerstag zu neuen Dimensionen führen. Da sich aber auch in fortgeschrittenem Alter bei dem einen oder anderen MädchenMetal-Fan Familie und Kinder in die Planung einmischen, sollte sich als Anreisetag der Freitag empfehlen. Für mich die Gelegenheit, mich etwas intensiver mit dem Rockalarm Live Stream zu beschäftigen. Auf diesem haben D:A:D am Donnerstagnachmittag alles gegeben und mit großen Hits wie "Sleeping my Day away" oder "Jihad" die Menge begeistert. Sound, Übertragungsrate und Schnitt waren überraschend gut und was die Bassgitarren von Stig angeht, hat an diesem Wochenende keiner mehr coolere Instrumente auf die Bühne gebracht. Nun folgte im Stream DER W. und, naja, das war schon großer Bockmist, den der Herr Weidner da abgeliefert hat. Klar, spielt er keine Onkelz-Songs, aber mit eigener Sound-Crew anzureisen und dann nur den Background Gesang in die Menge vor der Bühne und dem Monitor zu prengeln, ist unter aller Kanone... Gespielt wurden Songs des aktuellen Albums, D:A:D Stig spielt einen mit, aber alles in allem verteilt man eher 'nen halbleeren Becher... RUNNING WILD... letzte Show... leider ohne Angelo Sasso, und dabei hätten sich doch sooo gerne einige ein Autogramm geholt. Naja, der heimische Drucker ist theoretisch mit Herrn Sasso verwandt, fragt den mal... Ansonsten ist Rock'n'Rolf eine Legende und falsch machen kann man mit diesem Backkatalog eh nix... "Riding the Storm" bis "Under Jolly Roger"... Alles Gute und möge Klaus S. bei Dir sein Rolf... Mehr interessantes war aus dem Stream nicht rauszuholen, obwohl noch ein paar Bands gezeigt wurden, aber da es am nächsten Morgen endlich losgehen sollte, muss auch der wildeste Pirat mal schlafen. Heaven & Hell waren nicht dabei und so auch nicht der 'special' Guest JBO. Wobei letztere eh kein Mensch mehr braucht. Freitag. Nachmittag. Mittlerweile. Wir kommen zu NEVERMORE aufs Gelände und die hab ich schon um einiges besser gesehen. Warrel singt sich ganz okay durch die gut gemischte Songauswahl, aber irgendwie will der Funke nicht so überspringen... HAMMERFALL sind da schon eine ganz andere Nummer. Hier sind mehr Zuschauer und die Fäuste fliegen zu Tausenden bei Hits wie "Renegade" oder "Stone Cold". Von der Show seh ich nicht viel, weil das Gelände mittlerweile so voll ist, dass ein sichandiebühnerankämpfen mit einem 400,-Job-Zeitaufwand zu vergleichen wäre. Daher gibt’s erst mal Wacken-Burger. Oder lieber Wacken-Nacken, Wacken-Hotdog, Wacken-Pizza oder Wacken-Tofu? OK, Tofu gab’s nicht... (Warum eigentlich?) Beim Streifzug über das Gelände hören wir COHEED AND CAHIMBRIA eine kurze Weile zu, stellen fest, dass der Sound gut ist, die Songs klasse sind, die Band jedoch auf einem Festival eher untergeht. Ganz im Gegensatz zu AIRBOURNE. Also wenn man nicht sooo gut informiert ist, könnte man meinen, die AC/DC Coverband vom letzten AltStadtFest spielt hier jetzt von 50.000 Menschen auf der BlackStage. Aber man wird ja über neue Coverbands ganz gut informiert in der Fachpresse... Also, Airbourne spielen fröhlich drauflos, machen den Anwesenden gute Laune, nur bei mir und meiner Begleitung stellt sich nach zwei Songs die totale Langeweile ein. Deswegen geht’s erst mal ausruhen. Der Höhepunkt des Sommers steht immerhin noch bevor und man will ja nicht während der totalen Vernichtung der Unnötigkeit schlappmachen. Als nächstes sehen wir BULLET FOR MY VANTINE und sind uns einig, dass die Waliser echt was können. Klar, weiß man auch aus dem Print, aber Songs wie "Scream, "Aim, Fire" treten live doch derbe Arsch. Die Menge sieht’s genauso und feiert die Jungs gehörig ab. Wer sich bis hierhin mit meinen Ausführungen beschäftigt hat, könnte bemerkt haben, dass es sich mehr um meine persönlichen Eindrücke und Erlebnisse dreht, als um knallharte journalistische Arbeit wie Setlist, Sound und Frisuren der Musiker. Das ist das schöne bei einem Online Magazin: Die Leute die hier lesen, wissen eh längst Bescheid, wer welche Hits oder Nichtigkeiten dabeihatte. Hier geht’s um das Event selbst. Um die Atmosphäre und darum, dass die Legende Wacken nicht mit einer Abhandlung der auftretenden Künstler (o.Ä.) ausreichend gewürdigt würde. Desweiteren muss ich keiner Plattenfirma, keinem Label und keiner Band in den Arsch kriechen damit sie hier weiter teure Werbung schalten. Schon gemerkt, ne? Hier gibt keine Werbung. Wir sind das Volk!!! MOTÖRHEAD. Würde so schon reichen. Jeder weiß was passiert ist. Lemmy, 'Good Evening, we are....', "Iron Fist", "Ace of Spades", "Overkill", Rückkopplungen. Ende. Okay, "Metropolis". Knaller. JEDER sollte Motörhead mal live gesehen haben. Dann: IN FLAMES. Und das in Wörtern zu beschreiben wäre sowas von vermessen... Wer jetzt keine Ahnung hat, hat definitiv in den letzten Jahren zu viel VIVA geschaut. Die Jungs um Anders Frìden machen kaum Gefangene; und genau das ist es, was sie so besonders macht. Denn zwischendurch gibt es mit "The chosen Pessimist" eben auch mal 'ne Ballade incl. Circle Pit. Pyro Pyro Pyro. Feuerwerk. Ein megaguter Headliner… Auch wenn der Sound eher 'ne Spur zu leise war. Man kann nach Motörhead aber auch kaum erwarten, dass das anders sein würde. Dann haben da noch SARKE gespielt. Mit Nocturno Culto und Tom Warrior. Und AMON AMRTH. Aber die kennt auch jeder live… Hier mit Wikingerschiff auf der Bühne… (Von Bully geliehen???) Wir müssen jedoch erst mal schlafen… Es soll ja noch ein Tag kommen… Und der kam… Und wie… Was für den gewöhnlichen Menschen Kaffee ist, ist für mich Wasser, Zucker und 2-Aminoethansulfonsäure… Also, Red Bull. Nach zwei, drei Dosen geht’s auch schon wieder weiter mit der ersten Band des Tages. EINHERJER spielen "Far Far North" und haben 'nen fetten Chor aus der Konserve dabei. Für diese frühe Zeit sind schon enorm viele Leute am Start und feiern sich schon mal warm. RAGE hatten zwar diesmal kein Orchester dabei, allerdings hatte die Show trotzdem einige Überraschungen zu bieten. So kamen als Gastsänger unter anderem Hansi Kürsch von Blind Guardian, Schmier von Destruction und Eric Fish von Subway to Sally auf die Bühne, um diversen Rage-Songs eine eigene Note zu verleihen. Insgesamt war der Auftritt sehr gelungen, tontechnisch, bandtechnisch, publikumstechnisch! Aufgrund der riesigen Menschenmenge wurde angeblich im Vorfeld des HEAVEN SHALL BURN Auftritts eine Wall of Death untersagt. Und ich denke, das war nicht die schlechteste Entscheidung der Verantwortlichen, denn auch so machte die Thüringer Abrissbirne alles kaputt was ging… Hier hüpfte und circelte wirklich fast jeder… Wollte man am Nachmittag vom Pressebereich zu BORKNAGAR auf der Party-Stage, so musste man an den Hauptbühnen vorbei, auf denen gerade IN EXTREMO spielten. Über die Qualität dieser sag ich mal nix, aber der Menge hat’s gefallen. Und so wurde der Weg zu norwegischer Melancholie ein Slalom durch Menschen, Menschen und noch mehr Menschen. Bei BORKNAGAR angekommen wurde man aber sofort entschädigt. Eine gute Mischung aus alten und neuen Songs, sichtlich gut aufgelegte Musiker und ein Top-Sound. Auch war hier nicht so viel los vor der Bühne und man konnte ganz entspannt der Musik lauschen. Etwas voller war der Bereich vor der Party-Stage dann aber doch nochmal, als PAIN diese zum Beben bringen wollten. Leider scheiterte dieser Versuch an undifferenziertem Soundbrei und dem Gefühl, der gute, alte Peter hat einfach keine Lust. Standard Setlist, Standard Ansagen… Naja… Wenn man ein Festival wie das Wacken mit über 80 Bands besucht und nur ein Redakteur und ein Fotograf ist, dann ist klar, dass man nicht annähernd jede Band gesehen haben kann. Viele Bands, von denen ich ein, zwei Songs gesehen habe waren sehr gut (Coheed & Cambria), viele einfach schlecht (Callejon), aber ich will mir kein Urteil auf dieser Grundlage erlauben. Daher werden eben nicht alle Bands berücksichtigt. Eine Band wird jedoch noch berücksichtigt: MACHINE HEAD… Okay, so einen riesen Circlepit habe ich echt noch nie gesehen. Der ging einmal quer über den ganzen Platz vor der Bühne. Die Band hat aber auch eine Stimmung gemacht, meine Fresse, ging das ab da! Der Sound bombastisch, die Show genial, die Leute gut drauf und die Band noch besser. Das absolut einzige Manko an dem Auftritt ist das Fehlen von "Clenching the Fists of Dissent" in der Setlist. Alles andere war wirklich ohne Beanstandung genial. Wer am Wacken was zu meckern hat bezüglich Ausverkauf oder Kommerz, hat den Schuss echt nicht gehört. Klar, es ist ein bisschen zu voll und ja, es gibt nix, was man nicht mit dem Wacken Logo kaufen kann, aber das, liebe Freunde, ist ein klarer Fall von Angebot und Nachfrage. See you in 2010 --- Rain or Shine (bastian + memi) |