WITH FULL FORCE :: Aus Erfahrung gut!
Flugplatz in Roitzschjora vom 03.-05.07.2009
(Fotos by Kathi & Chris)


Samstag, 04.07.2009
Kaum haben wir uns vom Festival-Sonnenbrand und -stich des letzten Wochenendes erholt, wird es schon wieder Zeit, dass wir uns auf die Achse machen, denn das sechzehnte WITH FULL FORCE-Festival steht ins Haus. Auch wenn wir auf der Fahrt durch ein düsteres Regengebiet schippern mussten, könnte das Wetter kaum besser sein, denn der Himmel ist wunderschön blau mit einigen Wattewölkchen, und die Sonne knallt umbarmherzig von oben herab.

Der Campingplatz ist gigantisch groß und nachdem wir ein Fleckchen für unseren Tourbus gefunden haben, machen wir uns auch schon bald zum Gelände auf. Auch dieses ist tierisch groß und bietet neben der Haupt- und Zeltbühne solchen Events wie einem RockBand-Zelt (ihr wisst schon, das PS3-Spiel für angehende Rockgiganten), einer Skate-Rampe und einer Freestyle-Motocross-Rampe Platz. Daneben gibt es rundherum unzählige Stände mit Platten, CDs, Schmuck, T-Shirts, Taschen und einem wahrlich reichhaltigen Nahrungsangebot. Über die Preise an den Tränken darf man sich auch nicht beschweren, denn 2,40 Euro für 0,4l Bier oder Cola ist sehr gut und wer wassern will, ist mit 2 Euro dabei.




Die erste Band, die wir am Samstag sehen ist WARBRINGER, die mit ihrem SLAYEResquen Thrash / Death Mix für die ersten kreisenden Matten sorgt. Der Frontmann erinnert mich aufgrund seiner Grimassen und Gesten stark an Mike Patton von FAITH NO MORE und unterhält die bereits zahlreich Anwesenden prächtig. Die Mucke ist, wenn man mal ehrlich ist, gut, aber auch austauschbar.




MUCKY PUP aus New Jersey sind wieder da und ihre Alben "A Boy in a Man's World" und "Can't you take a Joke?" sind mir in guter Erinnerung geblieben, zumal ihr Mix aus Hardcore und Humor immer eine ganz feine Sache war. Heute will mich der Funke aber nicht zwingend packen und ich bin weniger begeistert, als ich es mir gewünscht hätte. Dennoch sind Songs wie der Opener "Batman" hardcoristisches Kulturgut und "Little Pigs" haben die Jungs schon Jahre vor der Band GREEN JELLY (kennt die überhaupt noch einer oder schreibe ich hier nur für mich?) gezockt. Die vielen Ansagen und Sprüche haben den Fluss der Show aber doch erheblich gestört. Andererseits wird die Hauptbühne auch für eine meiner dienstältesten Lieblingsbands hergerichtet und so fällt mir die Entscheidung nicht schwer und voller Vorfreude begebe ich mich zurr Show der...




...SUICIDAL TENDENCIES! Frontcyco Mike Muir hat in den letzten Jahren ja (leider) sein Line-Up immer kräftig durcheinander gewirbelt und auch heute bringt er teilweise mir unbekannte Musiker mit, die aber von aller erste Qualität sind. Neben der Springbohne himself haben wir Mike Clark (g), Dean Pleasants (g), Eric Moore (d) und am funkigen Bass Steve Brunner. Mike Muir entschuldigt sich erst mal, dass er sich so lange nicht in Deutschland hat sehen lassen, aber man hätte ihm gesagt, dass man sich bei uns nicht mehr für die SUICIDAL TENDENCIES interessiert! Wer erzählt eigentlich so einen Mist? Wie oft gucke ich auf die ST-Homepage und warte sehnsüchtig auf Tourdaten bei uns? Schon seit Jahren! Wenn sie aber in Europa waren, hat es sie immer in den Süden verschlagen, aber ich denke, dass die Begeisterung der Anwesenden Deutschland wieder auf die Tour-Karte der SUICIDALs gebracht hat! Denn schon vor und auch während der Show werden die Leute nicht müde, mit Sprechchören für Stimmung zu sorgen! Hammermäßig ist auch die Tracklist, die heute aus "You can't bring me down", "War inside my Head", "Subliminal", "Send me your money" und "We are Family" besteht. Mike ist immer noch der absolute Blickfang, wie er hyperaktiv in seiner unnachahmlichen Art über die Bühne springt, tanzt und das Publikum animiert! Das ist das überhaupt und dann noch an meinem Geburtstag erleben darf, ist wirklich großartig. Was dann folgt ist ein spektakuläres Drumsolo, bei dem Kampfkoloss Eric Moore nicht nur sinnfrei die Kessel verdrischt, sondern auch durch theatralisches Stickgdrehen und wilde Drumfiguren perfekt unterhält! Danach geben uns die Herrschaften einen Einblick in einen neuen Song namens "Come alive", der richtig geil abwechslungsreich rüberkommt und mir wie eine gute Mischung aus der "How will I Laugh tomorrow"-Phase und den funkig-straighten Tracks der jüngeren Bandgeschichte vorkommt! Davon gerne mehr! Nach "Possessed to Skate" folgt erst einmal eine der berühmten Mike Speeches, in der er sich darüber auslässt, dass man seinen Hintern einfach mal hochbekommen muss und dass ihm damals bei den Anfängen der Band, niemand was zugetraut hatte, er sich aber durchgesetzt hat. Das alles und viel mehr rappelt der Schnellsprecher runter, dass einem ganz schwindelig wird. Den krönenden Abschluss bildet das obligatorische "Pledge your Allegiance" inklusive der Aufforderung, dass sich die Fans auf der Bühne versammeln sollen, was die Security erst zu verhindern versucht, aber es dann doch geschehen lässt. Gratulation an alle, die diese wahnsinnig hohe Bühne erklommen haben! Liebe SUICIDALs, lasst euch bald wieder bei uns blicken!




Im Anschluss geben sich SEPULTURA die Ehre und feiern ihr 25jähriges Dienstjubiläum. Im direkten Vergleich zum DEVILSIDE-Festival vor einer Woche hat sich nicht viel geändert und die Band haut (ich weiß, dass die Aufzählung nicht vollständig ist, aber.) "Moloko Mesto", "Filthy Rot", "Refuse / Resist", "Troops of Doom", "Escape to the Void", "Inner Self", "Territory", "Arise", "Roots bloody Roots" raus, als gäbe es kein morgen mehr. Wenn man eine Band öfter direkt hintereinander sieht, fallen einem bei zweiten Mal viele Sachen auf, die man beim ersten Mal gar nicht bemerkt hat. So sehr ich Derek Green als Sänger auch schätze, er sollte sich viel mehr Frontschwein-Attitüde anschaffen! Er singt die Tracks großartig und kann auch Atmosphäre schaffen, aber in den Instrumentalparts ist er von seiner Art her irgendwie zu statisch. Auch der Rest der Band macht nicht viel Action und so wirkt der Gig leider etwas hüftsteif. Musikalisch ist es dennoch überwiegend großartig, obwohl mir wieder auffällt, dass die neuen Tracks den Enthusiasmus doch stark bremsen, aber vielleicht kehren SEPULTURA irgendwann auf die alten Pfade zurück und schreiben Songs für den Bauch, nicht für den Kopf.




Die BÖHSEN ONKELZ waren ein Phänomen und die Solosachen der ehemaligen Mitglieder sind musikalisch durchaus anders und textlich anspruchsvoller. DER W (aka Stephan Weidner) geht mit seiner neuen Band den modern-rockigeren Weg und hat eine tolle Band dabei und ich bin erst mal erstaunt, den W ohne Instrument auf der Bühne angenagelt zu sehen! Aber eines kann man erkennen: er hat Spaß an seiner neuen Freiheit! Er läuft, singt sich die Seele aus dem Leib und bedankt sich, dass die WFF-Crowd die Band akzeptiert. Und das tut sie richtig ordentlich, singt mit und lässt die Band hochleben! "Der W-zwo-drei", "Geschichtenhasser", "Waffen und Neurosen", "Mein bester Feind", "Stille Tage im Klischee" und "Pass gut auf euch auf" und der NORDEND ANTISTARS-Track "Gewinnen kann jeder" (vielen Dank dafür, Stephan!) heizen richtig ein und kommen von der Bühne noch um ein vielfaches dreckiger, erdiger und authentischer rüber, als auf Platte. Ich fand den Auftritt sehr gelungen, denn es war mal etwas sanftere Mucke, als bei den anderen Bands und gute noch dazu!




Tja, AMON AMARTH sind AMON AMARTH und auch wenn sie mir etwas besser gefallen als auf Platte, kann ich mit der Mucke irgendwie viel zu wenig anfangen. Diese ganze Wikinger-Erzählerei geht komplett an mir vorbei und der Death Metal ist mir einfach nicht brutal genug. Aber genau diese beiden Komponenten machen AMON AMARTH zu einer guten Konsensband für viele Metaller und das kann ich gut akzeptieren. Ich muss allerdings neidlos anerkennen, dass die Band professionell ohne Ende ist und wirklich was fürs Auge bietet, ein fettes Backdrop aufhängt, welches je nach Beleuchtung anders wirkt und die Feuerbälle in den Himmel schleudert, bis man sich vorkommt, dass man am Rande des Vulkans steht. Respekt. Die Fans gehen komplett steil und feiern die sympathische Band nach allen Regeln der Kunst ab. Die Stunde Spielzeit ist damit schnell rum und AMON AMARTH haben mal eben wieder bewiesen, dass das Auge mithört.




Kommen wir aber zu meinem "Geburtstagsgeschenk".HATE-fuckin'-BREED! Der beste Frustabbauer, den die Welt je gesehen hat! Der beste Hardcore/Metal-Mix der je runtergebrettert wurde! Eine der verdammt noch mal geilsten Bands, die ich je gehört habe. Und nun live und in Farbe. Geil! Womit kein Mensch rechnen kann, ist dass HATEBREED den Gig mit dem besten Song beginnen, den sie je geschrieben haben, nämlich "Doomsayer"! Fuck?! Was soll da noch kommen? Aber keine Angst, die HATEBREED-Hitkiste ist rappeldickevoll mit erlesensten Prollo-Hardcore-Bomben, die einen Circle Pit nach dem nächsten entstehen lassen und als einzige Band des Festivals schafft man es, drei Circle Pits gleichzeitig zum Laufen zu bringen. Es ist halt eine wahnsinnige Energie, die von der Band ausgeht, und die wieder zurückgeworfen wird. "Never let it die", "Before Dishonor", "To the Threshold", "As diehard as they come", "Last Breath", "Defeatist", "Proven", "A Call for Blood", "The Most Truth", "Beholder of Justice", "Straight to your face", "Tear it down", "This is now", "Thirsty and Miserable", "Perseverance", "Live for this", "I will be heard" und "Destroy everything" waren die Tracks, die voller Wucht abgefeuert wurden und jeden glücklich zurückgelassen haben. Apropos "glücklich": auch ein erfolgreicher Geschäftsmann, Moderator, Songschreiber und Hardcore-Frontmann hat Gefühle! Als das ganze WITH FULL FORCE zwischen den Songs laute HATEBREED-Sprechchöre anstimmt, unterbricht der sichtlich gerührte Jamey Jasta erst mal den Fluss, um sich bei den Fans zu bedanken. Gegenseitiger Respekt ist hier halt kein Fremdwort. Wer HATEBREED noch niemals live gesehen hat, sollte das schnellstmöglich nachholen, denn es ist schier unglaublich, was da an Energie umgesetzt wird. Naja, und wer sie schon mal gesehen hat, wird immer wieder hingehen!




Um den Abend noch rock'n'rollig ausklingen zu lassen, gehen wir noch auf THE CARBURETORS zur "Saturday Night Fever"-Show in das Zelt und wir werden nicht enttäuscht! Nachdem sie mich live hundertprozentig auf dem SERENGETI-Festival begeistert haben, bin ich gespannt, ob es heute wieder klappt! Und was soll man sagen? Die Jungs haben Benzin im Blut und geben dermaßen Gas, dass es einfach nur atemberaubend geil ist! Die Pyros ballern einem um die Ohren, Funkenregen prasselt nieder und zum Schluss steigt Kai Kidd auf die Boxen, um uns mit seiner funkensprühenden Gitarre und einer Feuerspucker-Nummer noch etwas Action zu besorgen. Die Tracks sind erlesen, nämlich "Burning Rubber", "Crank it up", "Rock 'n' Roll Forever", "God damn", "Whole Town is shakin'", "Terrified", "All Alone", "Fire it Up", "Allright Allright" und "Burnout" und glücklicher Weise verzichtet man auf die schlechte Coverversion "Daddy Cool", die man für das "Rock'n'Roll Forever"-Album eingetütet hat, denn die eigenen Songs sind um einiges stärker, als dieser Frank Farian-Schrott. Aber nach der zweiten CARBURETORS-Show habe ich ein riesiges Problem: ich bin süchtig nach den Liveshows! Kein Scheiß! Keine andere Band bringt den Spaß so ehrlich und ansteckend rüber, wie die Osloer Band, allen voran Kai Kidd und der Zwillingsbruder von James Hetfield: Stian Krogh. Zum Frontmann Eddie Guz kann man nur anmerken, dass er für diesen Job geboren wurde, cool und mitreißend. Geil. Diese Band bekommt meine uneingeschränkte Live-Empfehlung! Mögen sie uns bald mit einer Reihe von Club-Konzerten beehren!

Damit geht unser erster Festival-Tag zu Ende und ich muss sagen: es war großartig!



Sonntag, 05.07.2009

Ausgeschlafen, frisch geduscht (ja, wir sind Pussies) wird der neue Tag erst mal genossen. Der erste Tag hat seine Spuren mit einigen Bierchen und einer brutalen Sonne hinterlassen und wir schlendern erst mal um die Stände, genießen das Wetter, kaufen ein und lassen uns von den Bands beschallen, schauen uns die Freestyle-Motocross-Show an, die wirklich atemberaubend ist und spielen auf der RockBand-Bühne unseren zweiten Gig, der aus dem Juli-Kracher "Die perfekte Welle" besteht. Eigentlich wollten Kathi und ich aus der Band aussteigen, als unser Sänger das Lied auswählt, aber vertragliche Pflichten hätten uns mit einer hohen Konventionalstrafe belegt, also sind wir Profi genug, den Gig auch durchzuziehen. Man kann und muss sich also nicht nur der Musik hingeben, sondern das WITH FULL FORCE auch als Freizeitangebot nutzen, was wirklich saugeil ist.




Erst um 17.10h beginnt für uns der Ernst des Lebens, der aber auch sehr spaßig sein kann. It's Asi-Time und Lutz Vegas (v), Vulcanus (g), Schmuddel (g), Marc (b) und Sick Sasch (d) und die ungarische Geheimwaffe an der dritten Klampfe, deren Namen ich vergessen habe, aka die V8 WIXXXER entern die Zeltbühne um ein wenig deutsche Rock'n'Roll-Lyrik unter das Volk zu bringen. "Ich geh' in Knast", "Licht aus", "Rock auf meinem Schoß", "Prolet", "Eier aus Stahl", "Nein, ich mach mir keine Sorgen", "Der hier ist für dich" und "Wir warn rocken" inklusive einer opulenten Bandvorstellung und fetten Solospots wird aus der PA geblasen und Lutz verkackt erst mal völlig rock'n'rollig den Text von "Der hier ist für dich", aber die Leute nehmen ihm das nicht krumm. Auffällig ist auch, das Lutz im Vergleich zur Studioaufnahme die Texte teilweise mehr erzählt, als singt und das verleiht dem ganzen etwas mehr Authentizität, aber ist beim Mitgrölen allerdings als gewöhnungsbedürftig einzustufen! Trotzdem, mir hat gefallen und auch die meisten anderen Anwesenden sind definitiv angefixt.




DOWN sind wieder da und ich habe irgendwie das Gefühl, dass Phil Anselmo gerne mal Kräuterzigaretten raucht, denn ganz nüchtern sieht er heute nicht aus. Der Rest der Band, allen voran Pepper Keenan steht dem allerdings in nichts nach, aber die Jungs spielen ja auch Stoner Rock vom Feinsten, da dürfen sie auch gerne stoned sein. Der musikalischen Qualität tut das ganze nämlich keinen Abbruch und Phil Anselmo ist charismatisch wie eh und je, haut heute gerne mal putzige Ansagen raus (eine hatte mit Geschlechtsteile rösten in der Sonne zu tun.) und die Riffs von Pepper Keenan und Kirk Windstein sind feinster Stoff zum Abheben, während die Monstergrooves von Rex Brown und Jimmy Bower den Schub nach vorne bringen und die Musik bis zum Limit antreiben. "N.O.D.", "New Orleans is a Dying Whore", "Ghost along the Mississippi", "Hail the Leaf", "Lysergic Funeral Procession", "Stone the Crow", "Bury me in Smoke" sind einige der Tracks, die heute zum Besten gegeben werden und sie passen in die untergehende Sonne, wie die Faust auf Auge. Während des Outros von "Bury me in Smoke" werden die Instrumente alle im fliegenden Wechsel an die Roadies weitergegeben, die sich somit auch in der Sonne des Ruhmes aalen dürfen! Ich finde, das ist eine geile Idee! Da Phil sich nicht von der Bühne trennen kann, singt er a cappella noch zwei LED ZEPPELIN-Klassiker an, die vom Publikum dann noch vervollständigt werden. DOWN sind eine begnadete Band, daran besteht spätestens seit diesem Auftritt kein Zweifel mehr. Grandios.




Für die einen ist es eine lebende Legende, für andere eine Punk Rock Band aus Orange County mit einigen coolen Songs. SOCIAL DISTORSION. Für mich ist es eher Letzteres, da mich ihre Musik nicht sozialisiert hat und mir der Punk Rock eher zu rockig, als zu punkig entgegenkommt, aber viele der Anwesenden gieren nach den Songs von Mike Ness und seinen Kollegen. Als Co-Headliner haben SOCIAL DISTORSION genauso lange zu spielen, wie MOTÖRHEAD und diese Zeit wird akkurat genutzt, denn ohne große Ansprachen kommen die älteren Herren zur Sache und zocken ihre Songs (heute sind es "The Creeps", "Another State of Mind", "Mommy' little Monster", "Sick Boy", "Don't drag me down", "Ring of Fire", "Reach for the Sky", "Highway 101", "Can't take it with you", "Bad Luck", "Ball & Chain", "Nickels and Dimes" "Sometimes I do", "Alone and Forsaken" und "Still Alive") runter. Der größte Hit der Bandgeschichte "Story of my Life" markiert das Ende und ohne ein "Auf Wiedersehen" oder ähnliche Floskeln sind die Herrschaften verschwunden. Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass Mike Ness etwas müde war, so wirkte er jedenfalls auf mich. Der Auftritt war alles andere als schlecht, aber für mich nicht sehr erhebend. Zum Glück sind die Geschmäcker ja verschieden, gelle?!




Dafür, dass ich MOTÖRHEAD bis zum DEVILSIDE in diesem Jahr noch niemals live gesehen habe, hole ich das jetzt gleich noch mal nach! Wieder ist es Zeit, eine der größten Rock'n'Roll Bands zu bestaunen, denn mit welcher Gelassenheit Lemmy Kilmister auf der Bühne agiert, ist schon schwindelerregend. Hinzukommt, dass Drummer Mickey Dee wirklich ein Trommeltier ist, dem ich stundenlang beim auf-die-Pauke-haun zugucken könnte. Gitarrist Phil Campell ist ebenfalls die Coolness in Person und er haut die feinen Riffs raus, als wäre es das einfachste der Welt.
Die Setlist besteht heute Abend aus "Iron Fist" (Yeah!!!), "Stay Clean", "Be my Baby", "Rock out", "Metropolis", "Over the Top" (dem Publikum und sich selbst gewidmet), "One Night Stand", dem Phil-Solo, "The Thousand Names of God", "Another Perfect Day", "In the Name of Tragedy" inklusive dem monstermäßigen Mickey Dee-Drumsolo, "'Cos you've got the Power", "Going to Brazil", "Killed by Death", "Ace of Spades" und natürlich "Overkill". Leider wird das frenetisch von Kathi geforderte "Orgasmatron" wieder nicht gespielt, aber das tut einem tollen Gig keinen Abbruch.
Man merkt auch, dass es Sonntag Abend ist, denn es ist schon nicht mehr so viel los, wie noch eine Stunde zuvor, aber nicht jeder will oder kann sich noch eine Nacht auf dem Campinggelände antun. Wir schon und deswegen genießen wir den MOTÖRHEAD-Gig auch bis zum Verstummen des nervigen Feedbacks.




Um das Festival würdig abzuschließen wollen wir noch MY DYING BRIDE erleben, doch dafür müssen wir uns noch eine Stunde gedulden, da erst noch END OF GREEN rumdudeln. Aber pünktlich um 1.15h kommen die Briten auf die Bühne und was dann abgeht ist der Hammer! Die Musik ist einzigartig, denn ich kenne keine andere Band, die ähnlich packende Songs so episch und theatralisch verpackt, zusammen mit den unverwechselbaren Vocals eines Aaron Stainthorpe, der auf der Bühne permanent zu leiden scheint und die Song durchlebt, wie kein Zweiter. Ganz großes Doom-Kino, meine Brüder und Schwestern! Melancholisch und depressiv, aber auch energetisch und heftig. Nichts für schwache Nerven, aber dennoch würdevoll und erhebend. Wahnsinn! Die Tracks, die sie heute gespielt haben können sich hören lassen: "Fall with me", "Bring me Victory", "Froms Darkest Skies", "And I walk with them", "Turn loose the Swans", "She is the Dark", "The Cry of Mankind" und My Body, A Funeral". Eine würdige Messe, um für uns das sechzehnte WITH FULL FORCE zu beenden und wir schlurfen erschöpft, aber zufrieden zu unserem Tourbus.

Ein ganz großes Lob muss ich noch einmal der Organisation aussprechen, denn das gesamte Drumherum haben wir als absolut professionell und herzlich erlebt. Ob es der sympathische Ordner am oder die Security im Fotograben war, die unglaublich kurzen Wartezeiten auf Getränke oder Essen oder der Service mit dem Wassertoiletten und Duschen, welches wir sehr gerne in Anspruch genommen haben, es war alles einfach nur sagenhaft organisiert. Man merkt halt, dass es nicht das erste Festival ist, was hier organisiert wird, sondern, dass das Festival in zwei Jahren volljährig wird!

Vom Coolheits-Faktor her betrachtet, ist in meinen Augen das WITH FULL FORCE das Maß der Dinge. Zum Coolheits-Faktor gehört auch, dass Punks neben "klassischen" Hardcore-Kids, Metallern und Turnhosenträgern nebeneinander feiern und die Musik und sich selbst gerne hochleben lassen. Soziale Schichten, Dialekte und Lieblingsbands verblassen hier zu Nichtigkeiten und die friedvolle Partystimmung steht definitiv im Vordergrund. Ich hoffe, wir werden uns wiedersehen! (chris)


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