18. WAVE GOTIK TREFFEN :: Bunte Mischung für die, die lieber schwarz tragen
Leipzig vom 29.05.-01.06.2009
Fotos allgemein by Swen+Dana // Fotos "Katra" by Enrico Ahlig // Fotos "Lahannya" by Martin Black (art-in-black.de)



Das Wave-Gotik-Treffen (www.wave-gotik-treffen.de) ist volljährig geworden. So titelten bereits einschlägige Artikel in der jüngsten Vergangenheit. Doch ist dieser Fakt nun ein Zeichen dafür, dass die Veranstaltung alt und langweilig wird? Diese Frage kann eindeutig mit Nein beantwortet werden! Wenngleich mit den Mitternachts-Spezial´s am Samstag und Sonntag Bands ausgegraben wurden, die ihre Blütezeit wohl vor diesen 18 Jahren hatten. Doch ein wenig Retro ist völlig OK und die angebotene Musikmischung war wie immer sehr vielfältig. Das sahen zirka 21.000 Gäste ähnlich und damit konnten die Besucherzahlen vom vergangenen Jahr noch leicht gesteigert werden. Neben der Musik wurden die Rahmenveranstaltungen deutlich erweitert. Der im Vorfeld angekündigte Maskenball musste zwar wegen Problemen mit dem Veranstaltungsort ausfallen, doch dafür entschädigten beispielsweise Führungen auf zwei Friedhöfen oder diverse Theaterstücke und klassische Musikabende. Daneben gab der Forensiker Dr. Mark Beneke im Werk II Vorträge und erzählte allerlei skurrile Geschichten. Alles in allem eine bunte Mischung für Menschen, die eigentlich lieber schwarz tragen und nach 18 Jahren in Leipzig teilweise immer noch verängstigt angestarrt werden, als kämen sie aus einer anderen Welt. Mir machen normale Menschen auch manchmal Angst!
Der Leipziger brauchte an Pfingsten also wieder nicht in den Zoo zu gehen, sondern konnte stattdessen die "Gruselgestalten" ohne Eintritt begaffen. Irgendwie hat sowohl diese Art des penetranten Voyeurismus, als auch das Schaulaufen einzelner Schwarzgewandeter stark zugenommen. Die Tatsache, dass es vielen wichtiger ist, sich von Hinz und Kunz vor der Kamera ablichten zu lassen, als die Musik und die Atmosphäre zu genießen, ist nicht von der Hand zu weisen und wird immer mehr zum Breitensport. Egal, Hauptsache ist doch, dass die Veranstaltung wie immer sehr friedlich ablief und jeder seinen Spaß hatte. Doch nun genug der Vorrede, jetzt wollen wir euch an unseren Impressionen teilhaben lassen.



FREITAG

Wie schon im vergangenen Jahr steht heute im Kohlrabizirkus die metalische Seite des WGT´s auf dem Programm. Gerade noch rechtzeitig angekommen und schon beginnt die Show von KATRA. Obwohl es bereits nach 19:00 Uhr ist, sind noch nicht viele Gäste da. Letztes Jahr sah das um diese Zeit wesentlich besser aus. Dennoch ist die Stimmung in den vorderen Reihen ordentlich. Die Finnen mit ihrer schnuckeligen Frontfrau sind gut drauf und versuchen die Leute mitzureißen. Und da Sängerin Katra gut aussieht, verzeihen ihr vor allem die männlichen Besucher sehr schnell, dass nicht immer jeder Ton von ihr so klingt, wie er eigentlich sollte. Es wird das ziemlich coole 'Beast Within' vom gleichnamigen, aktuellen Album gespielt. Die ruhige Coverversion 'Kuunpoika' des Songs 'Hijo De La Luna' von MECANO kommt ebenfalls gut an. Mit 'Firebird' gibt es noch ein neues Stück auf die Ohren und einen Ausblick, was uns in Zukunft erwartet. Wenn die Mannschaft live noch etwas sicherer wird, sollte der nächste Auftritt zum neuen Werk wesentlich besser werden.

Weiter geht es mit AUTUMNBLAZE, die beim ersten Song mit technischen Problemen am Mikrofon zu kämpfen haben - das streikt ab und an. Die Jungs stehen nach eigener Aussage nach 5 Jahren erstmals wieder auf der Bühne. Von daher müsste es der erste Gig nach der Wiedervereinigung sein. Es folgt 'The Forge' vom neuen Album "Perdition Diaries". Bislang wirkt die Band noch etwas starr und eingerostet und im Publikum herrscht ähnliche Stimmung. Doch mit 'Someone`s Picture' tauen beide Seiten langsam auf und die Party kann beginnen. Die Musiker geben endlich Gas und die Zuschauer haben Spaß am Gig. Sänger Markus kündigt alsbald 'Her Golden Robe In Silence Veiled' an, was zuvor erst einmal in der Bandgeschichte live performt wurde. Er scheint deswegen ein wenig nervös zu sein, doch alles läuft gut und das Publikum freut es. Zum Abschluss erklingt 'Wir sind was wir sind'. Dabei wird ordentlich abgerockt und ein gelungener Auftritt geht zu Ende, der anfangs gar nicht danach aussah.

Danach steht eigentlich der Auftritt von TYR an, doch einige handgeschriebene Zettel besagen, dass die Band erst gegen 24:00 Uhr auftritt. Da MY DYING BRIDE nicht vorgezogen wird, bedeutet das eine Stunde Wartezeit. Eine Ansage auf der Bühne wäre auf jeden Fall mal drin gewesen, da nun nicht jeder gleich diese Zettel sieht.

Aufgrund des schlechten Informationsflusses und eines knurrenden Magens geht es erst einmal auf Nahrungssuche und später als Kontrastprogramm zu FIRE+ICE in den Volkspalast. Dort angekommen ist der Auftritt schon im Gange und weil es recht voll und warm ist, muss man sich ja nicht unbedingt in die Massen stürzen, sondern kann der Musik prima von der Bar aus lauschen. Bei der Bestellung wird die gute Stimmung abrupt beendet, denn der freundliche Barmann erklärt, dass er für die Dose RedBull fünf Euro verlangen muss. Das wurde angeblich vom Veranstalter so vorgegeben. Das ist mir eigentlich egal, wer den Preis gemacht hat, auf jeden Fall ist er eine Unverschämtheit. Nachdem sich die Aufregung wieder gelegt hat und das Konzert vorbei ist, wird in der Kantine zur "When We Were Young"-Party vorbeigeschaut. Die Musik ist gut, doch an das Ambiente im Parkschlösschen kommt diese Location leider nicht heran.







SAMSTAG

Obwohl das Wetter alles andere als günstig ist, steht als erstes die Parkbühne auf dem Programm. Die Newcomer ZIN geben ihr WGT-Debüt. Bislang noch nie auf der Bühne gesehen, ist die Erwartung groß, wie sich die Jungs präsentieren. Den Anfang macht 'Kiss The World Goodbye' und Sänger Iven Cole im schnieken Anzug und Sonnenbrille erinnert optisch ein wenig an den Sänger von PLACEBO. Ein kleiner Exzentriker ist er schon, doch mit seiner Band liefert er eine gute Show ab. "Technoide Electrovibes meets Indie" passt für ihren Sound wohl am besten als Beschreibung. Nach dem Opener gibt es mehrere neue Songs, welche auf ihrem zweiten Album "The Definition" veröffentlicht werden. Das gibt´s ab Herbst. Am Ende des Sets peitscht noch "Tourists To This World" vom gleichnamigen Album durch die Parkbühne und ein tolles, aber einfach zu kurzes Konzert ist vorbei, dass zahlreiche Besucher positiv überrascht hat.

Es regnet. Passt irgendwie zum Sound von DIE ART mit ihren düsteren Songs und zum dunklen, charismatischen Gesang von Frontmann Makarios. Die Gäste der gut gefüllten Parkbühne scheint es nicht sehr zu stören. Schließlich tritt die Band nicht so oft in allen Teilen des Landes auf und gerade die weit angereisten Anhänger freuen sich auf dieses Konzert. Die treuen Fans aus der Region, inklusive des Fanclubs Karl-Marx-Stadt, lassen sich den Auftritt selbstredend nicht entgehen. Für die Band aus Leipzig ein klarer Heimvorteil und die Stimmung im Publikum ist super. Los geht es mit 'Pale' und das aktuelle Album "Funeral Entertainment" wird erst einmal ausgiebig vorgestellt. Lange müssen sich die Fans auf den einen oder anderen Klassiker gedulden. Mit 'Heer Litz' oder 'Das Schiff' sollen sie bald folgen, was die Masse zu Jubelstürmen hinreißt. Nun hält es keinen mehr ruhig und mit 'Alles, was dein Herz begehrt' geht der kleine aber feine Auftritt zu Ende. Sicher, es wäre super gewesen, an diesem Abend die Knaller 'I Love You Marian' oder 'My Color Is Black' zu hören. Aber alles kann man eben nicht bei solch einem kurzen Auftritt haben.

Location- und Musikwechsel. Es geht in den Anker, denn dort haben sich ein paar interessante Bands aus dem Neofolkbereich angekündigt. Den Abend eröffnet die dänische Formation DIE WEISSE ROSE und der Saal ist schon jetzt voll. Fackelträger betreten die Bühne und verweilen zu einem düsteren Intro, vorgetragen von Sänger Thomas, der ebenfalle eine Fackel hält. Danach verlassen alle die Bühne und kurze Zeit später zeigt sich Thomas mit seinen beiden attraktiven Trommlerinnen dem Publikum. Mit 'A Martyrium of White Roses' beginnt der Auftritt und die Mischung aus fast schon eckstatischen Trommelschlägen und Akkordeon begeistert die Zuschauer von Anfang an, die auch gleich viel Applaus spendieren. 'The Solitary Volcano' oder ' Unser Leben Geht Dahin Wie Ein Geschwätz' werden ebenfalls absolut genial performt. Die Trommeln hallen durch den Saal und die Gäste lauschen gebannt dem Gesang von Thomas. Doch auch die ruhigen Stücke 'At The Doorsteps Of Our Temple' und 'As The Last Petals are shattered' wissen zu gefallen. Zum Ende erklingt das Outro 'Somewhere Over The Rainbow', mit dem sich ein sehr beeindruckender Auftritt dem Ende neigt.

Nun ist die russische Band NEUTRAL an der Reihe. Das Konzert und die Musik kommen beim Publikum ziemlich gut an. Sänger ASH scherzt ab und an mit dem Publikum und einige russische Sprachfetzen sind aus dessen Reihen zu vernehmen. Geboten wird ein teilweise melancholischer, ruhiger Sound, bestehend aus Gitarre und Violine, der zu keiner Zeit einschläfernd ist, da schnellere Stücke im Set ebenfalls vorhanden sind. 'The Starfall Of The Nevermore' kommt beim Publikum gut an und mit 'Ride On' erklingt das letzte Stück der Band, die heute viele begeistert hat und sicher neue Fans dazu gewinnen konnte.

Es dauert nicht lange und der Auftritt von OSTARA folgt. Die Engländer werden freudig begrüßt, geben sich im Laufe des Konzertes sehr wortkarg. Ohne Begrüßung wird der erste Song gespielt und mit einem leisen und schnellen "Thank You" geht es hintereinander weg. Relativ routiniert spulen sie ihr Programm ab und Sänger Richard Leviathan wirkt ziemlich gehetzt - als ob er keine Zeit hätte und noch zum Zug müsste. Es werden beispielsweise 'The First Day Of Summer' und 'Bavaria' gespielt. Am Ende gibt es viel Beifall und da werden auch schon die Utensilien auf der Bühne beiseite geschafft. Unter Zugaberufen lässt sich Richard doch noch erweichen und gibt das Akustik-Stück 'Proud Black Templar' zum Besten. Kaum ist er fertig, ist er wieder verschwunden, wahrscheinlich wartet doch ein Zug auf ihn. Dem Publikum jedenfalls hat der Auftritt gefallen und honoriert das mit viel Applaus.

Als letzter Act des Abends ist 6COMM an der Reihe. Bislang noch nie gesehen, ist die Erwartungshaltung auch nicht hoch. Das ist auch gut so, denn vom Hocker haut mich das Gebotene nicht. Allein schon das Outfit ist ziemlich albern und die Musik begeistert zwar eine Menge im Publikum - mich nicht. Und bevor die Massen nach dem Auftritt die Bahn stürmen, ist es besser schon jetzt aufzurechen, um pünktlich zum Mitternachts-Spezial in der AGRA zu sein.

Mit einem großen Aufgebot an Musikern ist zu später Stunde David Tibet mit CURRENT 93 an der Reihe. Zu Beginn ist die Halle relativ gut gefüllt, doch leert sie mit der Zeit. Wahrscheinlich wollten viele erst einmal sehen, was hier abgeht oder sind nach ein paar Songs einfach zu müde. Jedenfalls kann man bei der Musik niemanden verübeln, wenn er geht, denn entweder man mag es oder nicht. Ein Dazwischen gibt es nicht. Alle die jedoch bleiben sind und sich mit David und seiner Band auf eine musikalische Reise begeben, erwartet ein Konzerterlebnis der Spitzenklasse. Mit seiner hypnotischen Stimme bohrt sich der Sänger in die Ohren der Zuschauer. Dazu macht Baby Dee am Klavier eine gute Figur. Der Auftritt entwickelt sich nach und nach zu einer reglerechten Jam-Session, bei der das Publikum voll mit einsteigt. Bei einigen Songs sieht es fast so aus, als ob es David innerlich zerreist und wie viel sinneserweiternde Mittel hier im Spiel sind, will ich lieber gar nicht wissen. Das Wort Murder schreit er immer wieder mit einer Innbrunst heraus, als ob er selbst vor einem auf der Flucht ist. Er liefert mit seiner Crew eine grandiose Show hin, wobei der Sound absolut perfekt ist. Das passiert in dieser Halle nun wirklich selten! Vom aktuellen Album "Aleph At Hallucinatory Mountain" sind beispielsweise 'On Docetic Mountain' oder 'Not Because The Fox Barks' zu hören. Doch auch 'Niemandswasser' und 'Black Ships Ate The Sky' sind mit dabei und werden grandios vorgetragen. David tänzelt die ganze Zeit über die Bühne bis vor an die Absperrung, wobei man immer Angst haben muss, dass er sich gleich im Mikrofonkabel verheddert. Das passiert glücklicherweise nicht. 'Oh Coal Black Smith' ist das letzte Stück an diesem Abend. Noch einmal geben die Musiker alles, bevor mit einem großen Jubelsturm das Konzert zu Ende geht. Man spürt, dass sich der Sänger total verausgabt hat und ziemlich fertig aber glücklich aussieht. Beim Publikum ist das nicht anders, denn die Begeisterung über die Show ist groß. Das war ganz großes Kino!



SONNTAG

Was passt zum vergangenen Tag besser? Richtig, ein kleines Kontrastprogramm mit elektronischer Musik. Irgendwie spielte an diesem Tag nicht viel, was ich wirklich sehen wollte und war etwas unentschlossen. Daher bedurfte es weniger Überredungskünste, noch einmal den Kohlrabizirkus aufzusuchen. Am späten Nachmittag angekommen, spielten gerade noch die Polen von FADING COLOURS. Sängerin Katarzyna - "De Coy" wirkt etwas lustlos und die Begeisterung im Publikum hält sich ebenfalls stark in Grenzen. Aber es ist eh das vorletzte Lied, von daher ist das Ganze noch zu ertragen. Am Ende gibt es Applaus aus Höflichkeit.

Als nächstes ist das Duo FROZEN PLAZMA an der Reihe. Bereits 2006 spielten sie hier, als die Band gerade neu gegründet war. In der Zwischenzeit haben die beiden eine ordentliche Fangemeinde um sich gescharrt - im Vergleich zum letzen Gig. Sänger Felix Marc lässt es beim ersten Song ordentlich krachen und die Zuschauer machen ebenfalls mit. Endlich mal Stimmung in der Bude! Es folgt 'EARTHLING' und Vasi Vallis am Keyboard heizt die Massen zusätzlich an. Als Sänger Felix sein Shirt auszieht, sind vor allem die weiblichen Fans ganz aus dem Häuschen und die Partystimmung ist super.
'Phoenix' vom aktuellen Album "Monumentum" finden die Zuschauer ebenfalls klasse und zum Ende präsentiert das Duo 'Tanz die Revolution'. Noch einmal geben die zwei auf der Bühne alles und die Fans bejubeln zum Abschluss die beiden sehr lange.

Jetzt wird es Zeit für kanadische Formation PSYCHE. Bis dato war diese Band irgendwie an mir vorbeigegangen, obwohl es sie schon ewig gibt. Eigentlich sollte ich einen Song von ihnen kennen - sagte man mir. Der Sound ist sehr vielfältig, elektronische Klänge, vermischt mit Gitarre im Wave-Stil, ergeben eine tanzbare Mischung. Die Zahl der Besucher ist nun noch einmal größer geworden. Es wird beispielsweise 'Snow Garden' oder das langsame und gefühlvolle 'Eternal' gespielt. Auch '15 Minutes' begeistert die Masse. Dann endlich erklingt die Coverversion von Q LAZZARUS 'Goodbye Horses'. Bei mir fällt nun der Groschen. Klar, das Lied hab ich schon oft gehört, nur eben nie mit der Band in Verbindung gebracht. Jedenfalls klingt es live gesungen absolut genial. Sänger Darrin Huss sorgt mit seiner Stimme für pures Gänsehautfeeling. Das Stück wird schnell zu einem meiner persönlichen Highlights beziehungsweise positiven Überraschungen des diesjährigen WGT`s - obwohl es nicht gerade neu ist. Jetzt bin ich froh, hier zu sein und sage an dieser Stelle ein großes Dankeschön an die Person, die den Besuch vorgeschlagen hat - manchmal muss man auch mich zu meinem Glück zwingen.
Doch auch das schönste Konzert geht einmal zu Ende, die Kanadier lassen sich feiern und können nicht nur bei mir an diesem Abend punkten.

Einen Zacken härter wird im Anschluss der Sound bei SOLITARY EXPERIMENTS. Im Vorfeld wurden unter den Zuschauern Fähnchen mit dem Bandlogo verteilt und mit ihnen werden die Drei am Anfang freudig begrüßt. Sänger Dennis legt gleich ein zügiges Tempo an den Tag. Schließlich ist die Zeit knapp bemessen und die Fans wollen ja soviel wie möglich hören. Mit 'Pale Candle Light' geht es weiter und die Masse tobt. Die Aufforderung "Show Your Flags" lässt sie sicht nicht zweimal sagen und stolz zeigen alle ihre Winkelemente. Auch an Süßigkeiten hat die Band gedacht und schmeißt einiges davon ins Publikum. Hat etwas von einem Kindergeburtstag, bei dem alle ihren Spaß haben. Am Schluss gibt es mit einem neuen Stück, noch einen Ausblick auf das kommende Album, das im Herbst erscheinen soll. Wieder wird ordentlich abgetanzt und die Jungs verabschieden sich. Natürlich gibt es eine Zugabe. Schließlich steht links auf der Bühne eine Trommel, die noch niemand bedient hat. Für das Finale zu 'Seele bricht' holt sich das Trio die Kollegen von FEINDFLUG mit an Bord. Banane übernimmt gleich diese Trommeln, während Felix mit einem kleinen, mobilen Schlaginstrument unterwegs ist. Gemeinsam machen sie dem Publikum noch einmal richtig Dampf, bevor dieser schweißtreibende Aufritt zu Ende geht.

Nach so vielen elektronischen Klängen wird es Zeit für einen musikalischen Tapetenwechsel. Im Heidnischen Dorf steht das Konzert von QNTAL an und dass lässt sich prima mit einem Bummel an den Ständen verbinden. Da es dort immer leckeres Essen gibt, bekommt man gleich drei Dinge auf einmal. Also nix wie los!

Dort angekommen, ist es bereits ziemlich voll und es ist gar nicht so einfach an die Bühne zu kommen, um einen Blick zu erhaschen. Die Musik klingt ja durch das ganze Dorf und so kann man sie auch beim Marktbummel und Essen genießen - ohne großes Gedränge. Haben wir nicht Irgendetwas vergessen? Genau, auf dem AGRA-Gelände gibt es ja noch die Shopping-Meile. Also bevor die Halle zu macht, schnell einmal vorbeigeschaut. Wie jedes Jahr versuchen die Stände sich Lautstärkemäßig zu übertrumpfen. Mit der Zeit kann das ganz schön nerven - Verkaufskultur sieht irgendwie anders aus. Zum Stöbern für eine Stunde lässt es sich ertragen. Dieses Jahr scheint es weniger Händler zu geben, zumindest haben die Freiflächen zugenommen und man kommt ohne großes Gedränge durch die Reihen.

Weiter geht´s zum Mitternachts-Spezial mit PETER MURPHY in die AGRA-Halle. Mit über einer halben Stunde Verspätung betritt der Meister die Bühne. Wird ja langsam mal Zeit, dass der Gig anfängt! Das Publikum macht seinen Unmut nun mit lauten Pfiffen Luft. Der ehemalige Sänger von BAUHAUS lässt sich nun doch erbarmen und betritt die Bühne. Mit feinem rosa Tuch um den Hals und Lederjacke lässt er die Diva raushängen. Lange ist es her, dass der Herr solo in Deutschland unterwegs war. Was bietet sich da besser an, als zu Beginn neue Songs vorzustellen, die bis jetzt kaum einer kennt. Dementsprechend ist die Stimmung am Anfang nicht gerade berauschend und viele verlassen enttäuscht die Halle. Zudem ist der Sound heute nicht optimal, wenn man ihn mit dem gestrigen von CURRENT 93 vergleicht. Der Gesang wird streckenweise zu stark durch die Musik in den Hintergrund gedrängt. Wer durchhält wird belohnt, denn später sollen Songs wie 'Deep Ocean' oder 'A Strange Kind Of Love' folgen. Nun feiern die Besucher gebührend den Meister, der langsam in Form kommt und nach einigen Stücken immer wieder zum Schlagzeug geht, um sich eine Sprayflasche zu schnappen. Entweder leidet der Gute unter Asthma oder es ist ein geheimes Mittelchen, damit die Stimme nicht versagt - wer weiß. Zum 'Hurt'-Cover verzieht sich Mr. Murphy auf der Bühne ganz nach hinten und macht es sich dort gemütlich. Fast unsichtbar präsentiert er gefühlvoll diesen Song. Das Publikum ist begeistert und belohnt ihn mit viel Applaus. Gut dass wir nicht gleich nach den ersten Liedern gegangen sind! Das denken sich wahrscheinlich viele Anwesende und können sich zum Ende auf 'She´s In Parties' freuen. Dem Kultklassiker schlechthin. Dafür rafft sich der ein oder andere noch einmal auf, mobilisiert die letzten Kräfte für eine Tanzeinlage. Überwältigend ist die Begeisterung am Ende und weil die Band die Bühne verlässt, wird mehr gefordert. Mit dem definitiv letzten Lied verzaubert Murphy noch einmal die Masse. Dafür bedient er sich DAVID BOWIE´S 'Space Oddity' und hat sich eine Federboa umgelegt. Die Geschichte über Major Tom dürfte jeder kennen und viele singen den Refrain mit, bevor sich ein nicht alltägliches Konzert dem Ende neigt, das am Schluss den Großteil wieder versöhnlich stimmt.

Es ist schon spät, aber der Buschfunk meldete, dass der Spiegelpalast nicht nur eine faszinierende Location ist, sondern auch mit guter Musik aufwarten kann. Von daher kann eine Stippvisite nicht schaden. Beim Eintreffen ist aufgrund der vorangeschrittenen Zeit nicht mehr viel los, doch die Musik ist klasse und bei der angenehmen Atmosphäre merkt man gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Gegen halb sechs geht das Licht an und die Party ist vorbei. Draußen wird es langsam hell und wir sagen trotzdem gute Nacht.






MONTAG

Wer lange feiert, der muss mal ausschlafen. Und traditionell ist am Montag der Elan nicht mehr so groß und das Programm für heute wird eher ruhig. Als erstes steht ein kurzer Besuch in der Parkbühne an, denn dort hat sich die deutsch-britische Formation LAHANNYA angesagt. Bei bestem Wetter sind schon recht viele Besucher vor Ort und das zu so früher Stunde. Eröffnet wird das Konzert mit 'Welcome To The Underground'. Sängerin LAHANNYA, die der Band ihren Namen gab, präsentiert sich im sexy Lackoutfit und kann nicht nur optisch beim Publikum punkten, denn das feiert bereits beim ersten Stück ab. Mit 'Our War' und 'Dying Inside' gibt es später noch zwei nagelneue Songs auf die Ohren, die ordentlich rocken und Lust auf das neue Album wecken. Zum Ende des kurzen Auftrittes erklingt 'Doors' und die Fans singen lauthals den Refrain mit. Alles in allem ein guter Gig zum munter werden.

Doch so langsam treten unweigerlich die ersten Ermüdungserscheinungen auf. Wie kann man denen besser entgegentreten, als mit einem Besuch im Schauspielhaus. Hier gilt das Motto: "Zeitiges Kommen sichert gute Plätze" - zumindest dachte ich das und zum Ausklang mal sitzen ist ja nicht schlecht. Als erstes steht das Musical "Rappacinis Tochter" auf dem Plan. Die Band AETERNITAS hat dieses Stück selbst geschrieben. Es ist an eine Kurzgeschichte von Nathaniel Hawthorne angelehnt. Natürlich geht es um die Liebe. Mehr soll dazu nicht verraten werden, vielleicht will sich ja der ein oder andere dieses Werk noch anschauen. Da ich kein großer Musical-Fan bin, kann ich nicht beurteilen, ob das Dargebotene gut oder schlecht ist. Auf jeden Fall ist es eine schön-schaurige Unterhaltung. Nur der Gesang von einigen Darstellern wird stark von der Musik übertönt. Damit versteht man nicht alles, um die Handlung zu begreifen. Dennoch werden zum Ende die Akteure mit viel Beifall belohnt.

Nun heißt es schnell einen Platz weiter vorn sichern, um bei den Konzerten einen guten Blick erhaschen zu können. Juhu, geschafft - bis das freundliche Personal alle auffordert, den Saal zu verlassen, denn zum Soundcheck darf niemand drin sein. Gut, der Plan hat schon mal nicht funktioniert. Na wenigstens sind wir im Schauspielhaus, ein Privileg, was viele nach uns erst mit mehreren Stunden anstehen erhalten.
Nach einer längeren Umbaupause starten als erste Band des Tages die Italiener von IANVA. Mit viel Beifall wird Sänger Mercy und seine Band begrüßt. 'La Ballata Dell'Ardito' erklingt als erstes Lied. Ihre Musik ist eine Mischung aus Chanson und melancholischen Tango- und Neofolkelementen. Die Trompete übertönt etwas stark den Gesang, doch es lässt sich aushalten. Nach drei Stücken verschwindet der Sänger und Sängerin Stefania hat mit 'TANGO DELLA MENADE' ihren ersten Auftritt. Optisch passt sie mit ihrem Kleid und barfuss so gar nicht zum Rest der Band und wird im Vergleich zu den vorangegangen, ruhigen Songs so etwas wie eine Stimmungskanone. Einige Stücke erinnern stark an einen Soundtrack aus den alten italienischen Western. Den Zuschauern gefällt es und die Italiener erhalten zum Abschied noch einmal großen Applaus.

Herkunftsmäßig hätte man den heutigen Abend auch als italienischen Abend bezeichnen können, denn mit CAMERATA MEDIOLANENSE folgt gleich der nächste Act aus Bella Italia. Leider wird das Thema kulinarisch nicht aufgegriffen, denn die Auswahl ist eher bescheiden. Zeit für einen Imbiss wäre zwar, da die Formation mit über einer halben Stunde Verspätung auftritt. Die Luft in den Gängen vor dem Saal ist mehr als nur knapp und scheinbar weiß niemand von den Angestellten, dass ein geöffnetes Fenster in solch einem Fall Abhilfe schaffen kann. Entsprechend genervt geht es in den Saal auf Platzfang. Neues Spiel, neues Glück. Die Band gibt einen kurzen Einstand ohne die beiden Damen. Nach Beendigung werfen die Jungs ihre Shirts in die ersten Reihen, was viel Begeisterung auslöst. Eine kurze Pause folgt, dann geht's endlich los. Die Damen sind nun mit von der Partie. Es werden einige neue Stücke vorgestellt, zu denen sakrale Bilder auf der Leinwand zu sehen sind. Man merkt, dass sie noch wenig gespielt wurden, denn manche Trommelschläge sind nicht ganz im Takt. Doch die Besucher finden das nicht schlimm und feiern die Italiener. Lange dauert es, ehe ein paar ältere und bekannte Stücke erklingen. 'Salve, Mundi Domine, Caesar Noster, Ave' gehört dazu, ist aber noch ein wenig zu ruhig, um richtig in Stimmung zu kommen. Endlich erklingt 'L'homme Arme', was mit viel Beifall begrüßt wird. Nun zeigt sich die wahre Trommelkunst der Band - einfach genial! Zum Abschluss muss selbstverständlich 'Rappresentazione' erklingen. Nun gibt es kein Halten mehr und zu viel Applaus verlassen die Musiker die Bühne. Der Vorhang schließt sich, plötzlich gehen das Licht an und die Türen auf. Soll es das wirklich gewesen sein? Zugaberufe werden laut und wenn nicht noch etwas kommt, werden sicher einige ziemlich ungemütlich, da die reguläre Spielzeit noch nicht ganz vorbei ist. Doch alles wird gut. Die Türen schließen sich, das Licht geht aus. Zum krönenden Abschluss wird 'Lili Marleen' vorgetragen. Das ist einfach nur sensationell, wie diese Interpretation live klingt und noch einmal bedankt sich das Publikum mit Beifall und Standig Ovation bei den Italienern.

Die Verspätungen nehmen kein Ende. Gegen 22:00 Uhr ist es endlich soweit, für das Finale im Schauspielhaus. Eigentlich sollte das Konzert von QNTAL planmäßig jetzt zu Ende sein. Sängerin Syrah entschuldigt sich zum Anfang beim Publikum, dass es so lange warten musste. Bei der Menge an Leuten, die den Auftritt eigentlich sehen wollten, aber nicht mehr hereingekommen sind, sollte endlich mal ein Antrag gestellt werden, hier zweimal auftreten zu können. Dem wird gleich mit viel Beifall zugestimmt und den Auftakt macht das 'Palästinalied'. Für diese Musik passt der Saal perfekt, die atmosphärischen Songs kommen sehr gut zur Geltung. Gebannt verfolgen die Zuschauer jedes Stück, welche alle begeistert gefeiert werden, egal ob es 'Summer' oder das lang nicht mehr gespielte 'Spiegelglas' ist. Das ruhige französische Liebeslied 'Entre moi et mon amin' wird ebenfalls perfekt vorgetragen. Bei diesem Auftritt stimmt wirklich alles! Damit findet das WGT im Schauspielhaus ein mehr als gelungenes Ende und entschädigt alle, die dafür lange warten mussten.

Mit dem Verlassen des Hauses nähert sich unweigerlich das Ende des 18. WGT´s. Einerseits schaut man wehleidig zurück, dass die Tage schon wieder so schnell vorbei sind und nun der Alltag einkehrt. Andererseits tun ein wenig Erholung und mehr Schlaf gut. Also verlassen wir Leipzig mit einem lachenden und einem weinenden Auge, doch mit der Gewissheit, nächstes Jahr wieder hier zu sein. Viele Konzerte und lustige Begebenheiten bleiben in guter Erinnerung. Wie immer war es schön, alte Bekannte wiederzutreffen, die man sonst selten sieht, und mit ihnen zu feiern. Egal wie groß das Gemeckere wegen einem schlechten Line-Up auch immer sein mag, wichtiger ist doch vielmehr, der Gedanke der hinter dem Ganzen steckt. Einfach mit vielen gleich Gesinnten die einzigartige Atmosphäre zu genießen und eine gute Zeit zu haben. (swen + dana)


Startseite