FESTIVAL OF DARKNESS :: Die dunkle Elektro-Seite live plus Party |
Meier Music Hall in Braunschweig am 29.01.10 mit Rabia Sorda, Din [A] Tod, Mina Harker, Jäger 90 (Fotos by Michi) |
Ein Festival mit durchaus namhaften Liveacts der schwarzen Szene, einer speziell bisher einmaligen Party, konzipiert und präsentiert von der Agentur On-Off und dem Meier Music Hall Szene Abend N8flug. Gesponsert von Deutschlands erfolgreichen Indiependent Mailorderversand Indietective Records und Braunschweigs Underground Fashion Shop Aeternitas. Unterstützt unter anderem von den Szeneportalen Madgoth und Electric Image, den Plattenlabels Out of Line und Electric Tremor, wird dieses Festival zu einem ganz besonderen Erlebnis werden lassen. Zum Preis eines normalen Konzertbesuchs. Tja und da sag ich doch auch nicht nein und starte mit einer durchaus großen Vorfreude auf den Abend ins Konzertjahr 2010. Die nicht einfache Anreise an diesem verschneiten Tag, in diesem nicht enden wollenden Winter, ist nun endlich geschafft. Und so überrascht es mich, dass bei meiner Ankunft um 19:30 Uhr der Parkplatz der Meier Music Hall schon komplett gefüllt ist. Schön, dass sich die Szene nicht von Schneefall und Eisregen abhalten lässt. Der Innenraum ist auch schon sehr ordentlich gefüllt und kaum habe ich die Lokation und den Merchandise Stand gecheckt, beginnen überraschenderweise DIN [A] TOD den Konzert Abend. Scheinbar gibt's es durch die widrigen Wetterbedingungen einige Anreiseprobleme bei den Bands, da DIN [A] TOD nicht unbedingt als Opener geplant sind. Auf CD hat das Brandenburger Duo Sven und Claudia mit "The Sound of Crash". Und "Westwerk" zwei durchaus erfolgreiche Alben veröffentlicht voller vielseitiger Songstrukturen zwischen Minimal Electro, Wave und Electroclash. Mit "Some Kind Of Hate" starten die beiden mit dem Opener der aktuellen CD. Optisch sind Sven mit Gitarre neben Claudia am Sequenzer ein nicht sonderlich interessantes Bühnenbild. Die Musik lässt seine Wirkung aber sofort mit seiner Energie auf's Publikum überströmen und die ersten Zuschauer tanzen ausgelassen. Leider kommen die Bassgitarrenriffs, die einen ganz tollen SISTERS OF MERCY oder CURE Touch haben alle vom Band. So ist die Musik toll, allerdings wirken die beiden Protagonisten auf der Bühne eher langweilig. Auch in der Folge bei den Stücken "Westwork", "Glory" oder "Creation Crucifixion" vom ersten Album, ist die Musik zwar sehr nett anzuhören, allerdings zerstört der Blick auf die Bühne alle Livefreuden, da die Instrumente scheinbar nur zur Dekoration mitgebracht wurden. So geht das Konzert mit "Vorwärts" einem von Claudia gesungenen Track, nach etwa 40 Minuten zu Ende und mir bleibt der Eindruck, als hätte ich einfach nur die CD von DIN [A] TOD gehört. Schade, vielleicht denkt ihr mal über einen dritten Musiker nach, der euch live unterstützt. Nun ist erstmal eine 20 minütige Umbaupause dran, bei der ein großes JÄGER90 Plakat den nächsten Akt ankündigt. Für viele Zuschauer, einschließlich meiner Person, sind die Rostocker bereits das Highlight des Abends und so füllt sich der Platz vor der Bühne mit jeder Menge Oldschool EBM Fans die von JÄGER90 jede Menge Power auf der Bühne erwarten. Und dann ist es endlich soweit, die Bühne wird mit jeder Menge Nebel vollgepumpt und dann kommen Thoralf (Gesang) und Vigo (Sequenzer) auf die Bühne. Wieder einmal sehr geil, wie die beiden durch die Nebelschwaden kommen, mit großen Fliegerhelmen auf dem Kopf und Sonnenbrillen vor den Augen. Mit "Mehr von dir" eröffnen sie den Gig und vom ersten Ton an geht's vor den Bühne richtig fett ab und die Electoheads schubsen sich freudig rämpelnd durch die Gegend. Zum minimalistischen pulsierenden DAF Sound macht Thoralf einen sau geilen Delgado Tanz, um den ihn der Erfinder (DAF Sänger) sicherlich heute beneiden wird. Optisch besonders beeindruckend ist die tanzende Gestalt mit Fliegerhelm, die von Vigo mit einem fetten Strahler durch den Nebel angeleuchtet wird. Beim zweiten Track "Lass mich doch" wird ein bisschen die Geschwindigkeitsschraube nach oben gedreht und die beiden geben auf der Bühne nun ohne Helme alles. Das Publikum dankt es mit bedingungsloser Tanzwut und mit jeder Menge Jubel. Die Freude ist der Band und dem Publikum absolut anzusehen. Scheinbar wurde vorm Gig auch mit dem einen oder anderen Gläschen die Stimmung angeheizt, da Thoralf meint schon "voll zu sein und doppelt zu sehen". Bei "Wie Du" vom 2008er Album "Muskeln und Küsse" wird dann auch gleich mal ein stylisches EBM Girl auf die Bühne geholt und zur Textzeile "Ich will so sein wie du" angebetet und gehuldigt. Schön, solche Spontanaktionen! Danach ist die Zeit für alle Körperästhetiker, denn bei "Muskeln" kommen alle die auf ihre Kosten, die es ganz besonders schnell und aggressiv krachen lassen. Hier ist ansatzweise schon ein recht harter Pogo vor der Bühne zu vermelden. Auch Thoralf zeigt, über welch übermenschliche Kräfte er verfügt, als er ohne weiteres einen Luftballon zerdrückt. Mit einem neuen Stück und "Achtung ein Jäger", bei dem wie Fliegerhelme und der Strahler wieder ihre Einsätze bekamen, ist es Zeit für den Hit der Rostocker. Endlich kommt der "Stiefelblitz" und nun ist kein Halten mehr. Alle tanzen, johlen und machen Randale so wie es sich gehört und huldigen den wieder mal im Delgado Stil abgehenden Thoralf. Einfach ein Glücksgriff dieses Stück. Aber eine Frage Kollege: wieso hast du keine Stiefel an? Naja, aber es ist aber keine Zeit zum verschnaufen da, denn die Menge fordert "Dessau", den neuen übermäßigen Tanzflächenhauer. Und natürlich kommt "Dessau" auch und jetzt lässt es sich Thoralf nicht nehmen, in die Zuschauer zu springen und mit zu pogen. An dieser Stelle ist nun das Ende des Konzertes geplant, allerdings läuft der Synthie unbeabsichtigt weiter und so dürfen die beiden noch ein weiteres Stück ran, bevor nach knapp einer Stunde dieses überragende Konzert sein Ende findet. Geil gemacht Jungs!! Nun ist aber ein kühles Bier von Nöten, bevor es mit MINA HARKER weitergeht. Alexander Gorodezki und Mina Harker bilden dieses erfolgreiche Duett, welches 2008 zum Newcomer des Jahres von den Lesern des Magazin Orkus gewählt wurde. Düstere Welten, geheimnisvolle Mythen und Sagen, Utopien, sind das Thema und so erscheint Mina im Spukarella Stil mit zwei Gitarristen und Drummer auf der Bühne. Ein ordentliches Songarrangement und harte Gitarrensounds die mich sehr an OOMPH! erinnern, geben Mina Harker beim Opener "Letzter Kuss" einen ordentlichen musikalischen Background für ihre surrealen komplett in deutscher Sprache vorgetragenen Geschichten. MINA HARKER ziehen allerdings bei weitem nicht so viel Aufmerksam auf sich wie der Akt zuvor. Es tun sich doch große Lücken in der Halle, was darauf schließen lässt, in welcher Stilrichtung sich das Publikum orientiert. Mit Stücken wie "Wie im Traum", "Bis zum Tod", "Nacht" und "Nebel" gibt's Soft Metal Stücke zu hören, die sich eher nach einer Mischung aus ROSENSTOLZ und OOMPH! anhören mit einer zeitgemäß passenden "Twillight" Thematik. Es steckt zwar viel Melancholie und Gefühlsduselei in der glasklaren Stimme von Mina, allerdings bin ich froh, als nach gut 40 Minuten Spielzeit der letzte Song "Tiefer" angestimmt wird. Bis auf einige Fans ist dann auch niemand richtig böse, als MINA HARKER die Bühne verlassen und den Weg frei machen für den Hauptakt des Abend RABIA SORDA. Als Frontmann der mexikanischen Hardfloor-Legende HOCICO hat Erk Aicrag die dunkle Seite der Elektronik maßgeblich mitbestimmt. Mit einem Drummer und einem Keyboarder zum Trio verstärkt, tritt er nun als Headliner des Abends auf die Bühne. Sichtlich gut gelaunt und voller unbändiger Energie geht's auch sofort mit "Get Your Overdose" vom aktuellen Album los. Wie immer steht Erk keine Sekunde still und pushed die Zuschauer, sodass niemand still stehen kann. Mit seinem aggressiven aber weniger verzerrten Gesang als bei HOCICO gewohnt, lässt es Erk richtig krachen. Mit "Radio Paranoia", das extrem tanzbar ist und voller geiler fast punkiger Melodien steckt, geht's schwungvoll weiter und die Zuschauer danken es mit ausgelassenem Abfeiern. Weiter geht's dann mit "What U Get Is What U See" vom Debut Album. Der Song lebt von seinem coolen Beats, die durch geile Breaks zerfahren werden. Und als dann der folklore Synthie Sound drauf kommt und Erk den Refrain shouted, gröhlt die Menge begeistert mit. Unermüdlich rackert sich der kleine Mexikaner auf der Bühne ab und bietet in der Folge einen Reißer nach dem anderen. Mit "Out Of Control", "Save Me From My Curse" oder "Money Talks" sind nur einige genannt und so verrinnt die Zeit viel zu schnell. Mit "Monkeyland" und "Walking On Nails" verausgaben sich RABIA SORDA nochmal bis auf's letzte und fordern den Zuschauern alles ab, bevor sich Erk noch zu einer Zugabe auffordern lässt, die er sich nicht nehmen lässt. RABIA SORDA sind eine nette punkigere Abwechslung zu HOCICO, die einige neue Facetten des Mexikaners zeigen und live richtig Spass machen. So geht ein nettes Festival zu Ende mit einigen Höhen und Tiefen, aber das sieht sicherlich jeder Zuschauer etwas anders. Schade, dass das Wetter leider dazu geführt hat, dass die Meier Music Hall nicht komplett voll geworden ist. Um Wiederholung wird auf jeden Fall gebeten und man sieht sich dann bald bei VNV NATION wieder! |