7. NEUROTIC DEATHFEST 2010 :: Indoor Extreme Metal Party
013 in NL-Tilburg vom 30.04.-01.05.2010
u.a. mit Carcass, Bolt Thrower, Napalm Death, Immolation, Pestilence, Six Feet Under, Lock Up, DrDoom
(Fotos by Hendrik)


Das Neurotic Deathfest ereignet 2010 sich bereits zum 7. Mal. Ich war sehr gespannt, da ich noch nie für 2 Tage auf einem Indoor Festival war und auch das Bandaufgebot viel für mich bereithielt.



Freitag:

ABORTED bestiegen die Hauptbühne als Opener bereits um 15h! Im Gepäck eine neue EP und viel Spielfreude. Der relativ große Raum, im Aufbau einem Amphitheater ähnlich, war bereits sehr gut gefüllt. Bereits beim ersten Song war viel Bewegung auf und auch schon einige vor der Bühne. Songtechnisch wurden ältere (wie z.B. von "The Archaic Abbatoir" und der Titeltrack von "Goremageddon") mit neuen Sachen gut gemischt. Ob die Luft auf der Bühne so schlecht war oder die Band vorher zu viel gesoffen hat, habe ich mich gefragt, als ein Gitarrist sich bei einem der letzten Songs im Spielen umdrehte und auf die Bühne gekotzt hat. Alle namens mit Humor und ein guter Start in 2 Tage Death Metal und Grindcore war gemacht.




Danach sind wir dann im Laufschritt rüber zur Middle Stage, auf der die deutschen Thrasher von DEW-SCENTED ihr Programm zum Besten gaben. Sie wurden vom Publikum gut aufgenommen und vor allem von den deutschen Besuchern des Festivals gab es viel Applaus.




Als nächstes warfen wir einen kurzen Blick auf BELPHEGOR, die für The Red Chord engagiert wurden, die abgesagt hatten. Der Sound war sehr gut und auch das Licht passte sehr gut zu ihrer Mischung aus Black und Death Metal, die sie in einem wahnsinnigen Tempo ins Publikum schleuderten. Passend zur satanischen Einstellung waren die Mitglieder mit Blut beschmiert und vor Sänger "Hellmuth" stand ein aufgespießter Schweinekopf.




Bereits nach 2 Songs wechselten wir schnell zur kleinsten der 3 Bühnen, um den holländischen Grindcore Nachwuchs von DRDOOM zu unterstützen. Die 4 waren mir bereits vorher bekannt und ich war sehr gespannt auf ihre Bühnenperformance. Wer auf abwechslungsreichen Grindcore mit Blast- und auch langsamen Passagen steht, sollte hier unbedingt mal ein Ohr reinwerfen. Auch live sehr zu empfehlen.




Nach DRDOOM sind wir noch mal schnell zur Hauptbühne um noch 2 Songs von BELPHEGOR zu sehen und dann auf SIX FEET UNDER zu warten.
Die Band um Ex-Cannibal Corpse-Sänger Chris Barnes erfreut sich ja auf bleibendem Level hoher Beliebtheit. Das Set startete auch gut mit älteren Songs, die mir noch sehr geläufig waren. Mit der Zeit wurde der insgesamt 50-minütige Auftritt aber etwas einschläfernd. Das änderte sich dann aber schlagartig als Chris Barnes ankündigte, ein paar Songs vom ersten Album "Haunted" zu spielen und das Publikum war begeistert. Nach 4 Songs vom ersten Album und meinen Lieblingssongs von "Maximum Violence" gefiel mir der Auftritt doch ganz gut, wohl weil verhältnismäßig wenig neue Songs gespielt wurden (nach "True Carnage" ließ mein Interesse an dieser Band nach) auch wenn 25 Minuten SIX FEET UNDER für mich vollkommen ausreichen.




Nach einem Abstecher an die Theke sicherten wir uns gute Sicht auf die Grindgötter von NAPALM DEATH. Einer der Gründe, weswegen wir uns auf den Weg nach Holland gemacht und sogar den Zirkus am Königinnentag ertragen haben. NAPALM DEATH lieferten wie gewohnt ein solides Liveprogramm. Leider blieb bei 50 Minuten nicht soviel Zeit, um Songs aus ihrem kompletten Backprogramm zu spielen. Die üblichen Songs, von "Scum" und "From Enslavement To Obliteration" bis zum Übertrack "Suffer The Children", waren natürlich vertreten, mir persönlich fehlte aber etwas die Phase zwischen 1992 und 1998. Barney war wie immer gut aufgelegt und flippte wie gewohnt über die Bühne. Auch zwischen den Songs war er immer wieder gesprächig über "crap" wie Monarchie (erntete am vorhin erwähnten Königinnentag viel Applaus) und Religion. Für meinen Geschmack hätte NAPALM DEATH ruhig eine halbe Stunde länger spielen können.




Aber dann hätte ich ROTTEN SOUND auf der Middle Stage nicht sehen können, die sich unglücklicherweise zur Hälfte mit NAPALM DEATH überschnitten. Gerade bei diesen beiden Grindcorebands sehr schade, da viele Gäste bestimmt beide Gruppen sehen wollten. Ansonsten gab es keine großen Überschneidungen, da sich meistens die Musikstile unterschieden. Das beste war, dass ROTTEN SOUND grad ein Cover von NAPALM DEATH´s "Missing Link" anstimmten als wir den Raum betraten. Im kleineren Raum war es aber so voll und heiß, das ich es auch nicht viel länger als die letzten 20 Minuten ausgehalten hätte. Der Auftritt war jedoch solide und die 20 Minuten Saunagefühl für ROTTEN SOUND haben sich gelohnt.
Danach gingen wir erst einmal zum Auto, um uns abzukühlen und Flüssigkeit nach zu tanken.




Auf BOLT THROWER freute ich mich wie immer, aber als es dann soweit war, verspürte ich keine Lust auf ihren typisches Sound- und Songgewand. So kam es wieder einmal dazu, dass ich nur 2 Songs von BOLT THROWER sah, letztes Mal waren es die ersten beiden, dieses Mal der letzte und die Zugabe. Auf CD hör ich sie ja immer wieder gerne zwischendurch, aber live können sie mich einfach nicht überzeugen, dazu fehlt irgendetwas. Das restliche Publikum war zum Schluss aber sichtlich und hörbar begeistert.
So endete der erste Tag des NEUROTIC DEATHFESTS 2010 für uns.



Samstag:
Der 2. Tag sollte nach einem Hühnersuppentopf aus der Dose zum Frühstück mit einem Mittagessen bei McDonalds weitergehen. Da die McD-Ausschilderung aber mehr als dürftig war, hielten wir spontan, weil zufällig, und entnervt bei Subway gegenüber dem Hauptbahnhof. Als wir unsere "Subs" so gut wie aufgegessen hatten, lief Tomas Lindberg (Ex-At The Gates, Lock Up, u.v.a.) am "Restaurant" vorbei. Wir freuten uns, ihn gesehen zu haben und aßen auf. 5 Minuten später verließen wir den Laden dann und wollten uns auf den Weg zum 013 machen. Tomas Lindberg lief noch planlos auf der Bahnhofstraße umher und war in sein Handy vertieft. Aus Scherz meinten wir unter uns, dass er bestimmt nicht weiß, wo der Veranstaltungsort ist und wir ihn ja wohl mitnehmen könnten, da wir eh dorthin wollen. Ohne groß darüber nachzudenken, sind wir dann mit dem Auto neben im angehalten und haben ihn gefragt, ob er eine Mitfahrgelegenheit bräuchte. Er war überrascht und sichtlicht erfreut, da er wirklich nur wusste wie sein Hotel heißt, aber keine Ahnung hatte, wo dieses genau liegt, nur dass es in der Nähe des 013 sein soll. Er stieg dann zu uns ins Auto und auf der rund 10-minütigen Fahrt zum 013 unterhielten wir uns dann über den Vortag des Festivals, was wir so gesehen haben, was uns gefallen hat und was wir uns heute ansehen wollen. "Tompa" erzählte noch, dass er direkt aus Schweden käme und sich grad zum ca. 40. Mal die Setlist des Abends über Mp3-Player geben würde, da er leider keine Möglichkeit hatte, mit dem Rest der Band vorher zu proben und sich jetzt noch die Texte verinnerlichen müsse. Beim 013 angekommen, machten wir alle noch ein Foto mit ihm und dann machte er sich auf den Weg zum Hotel, da er sich vorm Auftritt noch 1-2 Stunden schlafen legen wollte, um fit zu sein.
Ein geiler Tagesauftakt.




Musikalisch begann der Tag dann mit PUTRID PILE. Der Bandname war mir vorher schon bekannt und auch das Brutal Death Metal auf dem Programm stehen würde, aber das diese "Band" auf der Bühne aus einer Person, die Gitarre spielt und "singt" besteht, während die restliche Musik vom Band kommt, erfuhr ich erst aus dem Festivalprogrammheft. Musikalisch war das Ganze auch ziemlich geil, aber irgendwie kam beim Auftritt Langweilige auf, da Shaun LaCanne aufgrund seines Sängerjobs örtlich ans Mikrofon gebunden war und auf der Bühne nicht viel passierte. Davon abgesehen, machte er aber einen guten Job und das aktuelle Album hat mich dann überzeugt.




ORIGIN standen auf der Hauptbühne als nächstes auf dem Programm. Ich stehe ja auf musikalisch anspruchsvolle Sachen, liebe Meshuggah, aber ORIGIN konnten mich überhaupt nicht überzeugen. Die Leute um mich herum, besonders eine Gruppe aus Spanien (glaube ich) sind ausgeflippt und haben ORIGIN abgefeiert. Ich fand das Ganze musikalisch beeindruckend aber persönlich doch eher langweilig.




DYING FETUS, die ja nur noch zu dritt sind, folgten dann. Ich hatte noch nie das Vergnügen, diese Band live zu sehen (obwohl sie vor Jahren schon bei uns in der Bauernschaft im Metalschuppen aufgetreten sind, was mir wegen extremem winterlichen Wetter unmöglich war, nur 30 Leute waren da) und freute mich dementsprechend auf sie. Und ich wurde nicht enttäuscht. Auf der Bühne war leider etwas wenig los, was aber auch daran liegt, dass Bassist und Gitarrist beide auch am Mikrofon stehen. Aber der Schlagzeuger hat das mit einigen Aktionen, bei denen er das Publikum von seinem Platz hinter den Drums aus anfeuerte, größtenteils gutgemacht. Die Songauswahl war gemischt aus allen Perioden der Band. Die Songs auf die wir gewartet haben ("One Shot, One Kill", "Grotesque Impalement" und "Kill Your Mother/Rape Your Dog") kamen geballt am Schluss des Sets. Ein durchweg solider Auftritt.




Nach einer großzügigen Pause die wir uns gönnten, kam dann die Band wegen der ich hauptsächlich den Weg nach Holland angetreten habe: LOCK UP
Das erste was mir auffiel war, dass weniger Publikum vor der Hauptbühne stand als ich erwartet habe, das hat die Band aber abgefeiert. Bei 50 Minuten Spielzeit konnten LOCK UP ihre beiden Alben fast komplett durchziehen, was mich sehr freute. An der Gitarre war für Jesse Pintado (R.I.P.) Anton Reisenegger (Pentagramm/Criminal) aus Chile auf der Bühne. Das besondere an diesem Auftritt war, dass es der erste seit langem und auch der erste in einer Reihe von Festivalauftritten dieses Jahr ist. Außerdem wird die Band nach diesen ganzen Auftritten wohl keine großartigen Touraktivitäten mehr an den Tag legen. Der Sound und die Songauswahl waren topp! Als Ehrerbietung an Jesse Pintado wurden, zur Freude vieler Besucher, mit "Storm Of Stress" und "Fear Of Napalm" sogar noch 2 alte Songs von TERRORIZER gespielt. Für meinen Teil hätte LOCK UP problemlos noch eine halbe Stunde länger spielen dürfen, der Auftritt war geil. Ich freue mich schon darauf, sie dieses Jahr auf dem Partysan noch mal zu sehen.

Nach LOCK UP gingen wir noch kurz zu KICKBACK rüber, die mit ihrem rotzigen Hardcore aber eher deplaziert wirkten und mich null überzeugen konnten.
PESTILENCE und CARCASS haben wir uns dann geschenkt, da wir eine 3,5stündige Heimfahrt, die teils im Hellen stattfindet, 2 Auftritten von Bands, die uns eh relativ wenig interessieren, vorgezogen haben.



Fazit:
Das Festival ist auf jeden Fall zu empfehlen. Organisation und Sound haben durchweg überzeugt, nur über die Preise könnte man noch streiten, aber das ist dann ja doch Ansichtssache, das Bandaufgebot war schon nicht von schlechten Eltern. Wenn ich nächstes Jahr noch mal fahre, werde ich mich aber im Vorfeld besser um einen Schlafplatz kümmern, die Nacht im Auto war nicht so der Hit, aber hat uns letztendlich die Begegnung mit Tomas Lindberg eingebracht, also hat sie sich gelohnt. (hendrik)

www.neuroticdeathfest.com


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