Den Fields im Nacken REPTYLE

Anfang des Jahres veröffentlichten die Bielefelder ihre erste CD in Eigenproduktion (Siehe Reviews). Gedacht ist sie um sich bei mehreren Labels vorzustellen. Das ich den Sänger als Reibeisen bezeichnete (Was durchaus positiv gemeint war), stieß bei dem Gitarristen Keule auf wenig Gegenliebe. Deshalb hier eine neue Beschreibung seiner Stimmbandakrobatik: Die rauchig erotische Stimme von Sänger Zulu verleiht der Musik den Tiefgang. Nicht nur dieses Organ, sondern auch ihre dunklen Kompositionen lassen Erinnerungen an die alten Fields aufkommen. Da Carl Mc Coy einige seiner Songs neuerdings auf der Bühne verhunzt, bietet Reptyle eine Alternative. Ein Interview mit Keule soll euch nun diese Band ein bißchen näher bringen. Weitere Infos gibt es unter www.reptyle.de

Wie habt ihr euch als Band zusammengefunden?
Hook (Bass) und Slash (Git:) haben schon ne zeitlang zusammen rumgejammt, ich bin dann dazugestossen, um die Drums zu übernehmen und haben den Kufi (keys), mit dem ich ja schon in meiner letzten Band "Life`s Pleasure" zusammengespielt habe, direkt mitgebracht. Das lief alles noch ohne irgendwelche Ambitionen ab, bis dann die ersten Songs entstanden sind und mir klar war, dass es mehr als ein Fun-Projekt wird. Da ich ja eigentlich Gitarrist bin und nur nebenbei ein wenig (versuche), Schlagzeug zu spielen, haben wir dann nen richtigen Drummer gesucht (und gefunden - Ketzer) und ich bin zur Gitarre gewechselt, so dass die vorläufige Besetzung folgende war: Hook (bass), Slash (git), Keule (git), Kufi (keys), Ketzer (drums). Die Suche nach einem Sänger hat sich sehr schwierig gestaltet, aber nach diversen Hearings haben wir dann im Spätsommer / Herbst 99 endlich den passenden Frontman, "Zulu", gefunden. Ein paar Monate später hatten wir schon unseren ersten Gig im Vorprogramm von "Passion Play" im Herforder Spunk. Anfang diesen Jahres hat es dann noch einen Besetzungswechsel bei uns gegeben, anstelle von Hook spielt nun Moci den Bass.


Nervt euch der Vergleich mit Fields?
Solange man nicht als Kopie gilt, nein. Wenn einer sagt ihr klingt wie Fields, nehmen wir es als Kompliment. Wenn wir einen Drumcomputer hätten, würden die Leute sagen, ihr klingt wie Sisters. Wenn wir eine Schwuchtel als Sänger hätten, würden sie sagen wir klingen wie The Cure. Die Leute brauchen halt Vergleiche.

Kommt bald eine full time CD?
Ende nächsten Jahres erscheint eine 5 Track CD. Ins Studio zu gehen kostet eine Menge Geld. Ansonsten planen wir für einen Sisters Sampler das Cover von "Giving ground". Der Song ist mittlerweile auch fertig abgemischt, wir hoffen das der Sampler im Herbst erscheint.

Warum gerade diesen Song?
Wir haben den ganzen Sisters Kram von First &last &always und Floodland durchgehört. Uns ging es darum, einen Song zu nehmen, bei dem wir richtig covern können, und nicht einfach nur nachspielen. "Giving Ground", hat wenig Gitarren, da wir aber mit zwei Gitarristen spielen, können wir dem Song ein neues Gesicht verpassen, was der Sinn des ganzen ist.

Eure eigenen Songs sind vor allem Live sehr lang, warum?
Die meisten Songs bestehen aus mehreren Parts. Mit Intro, Mittelteil und Outro. Nur wenn ein Song lang genug ist, kann man ihn mit genügend Atmosphäre füllen.

Wer schreibt bei euch die Texte?
Meistens Zulu, er muß die Sachen ja auch singen.

Ist eure Musik Ausdruck einer Lebenseinstellung?
Okay, die Musik ist schon recht düster, dass heisst aber nicht, dass wir irgendwie depressive Typen oder so sind, eher nachdenklich. Die Songs entstehen auch im allgemeinen in Phasen, in denen man nicht unbedingt gut gelaunt ist. Die Chart- oder Fun-Punk-Bands, die irgendwelche fröhlichen Songs schreiben, sollen das gerne tun, ich persönlich habe eher das Bedürfnis, einen Song zu schreiben, wenn es mir gerade scheisse geht.

Worum geht es in dem Song "Despair"?
Kann ich dir schlecht sagen, worum es da geht, da der Text von Zulu ist. Wie man dem Titel aber schon entnehmen kann, geht es nicht darum, über die Kirmes zu gehen und ne Zuckerwatte zu essen (...).

Live konntet ihr euch schon eine Fangemeinde erspielen, ist auch schon ein Label auf euch Aufmerksam geworden?
Das unsere Freunde und Bekannten bis jetzt immer sehr zahlreich auf unseren Konzerten erschienen sind, ist schon ne super Sache. In der Beziehung sind wir natürlich sehr verwöhnt, aber demnächst spielt man vielleicht mal am Arsch der Welt und dann kommen nur 10 Leute oder so, aber das gehört halt auch dazu. Labeltechnisch gibt es ein paar sehr lockere Kontakte, da muss man mal abwarten, wie sich das so entwickelt. Wir werden weiter versuchen, hier und da mal nen Gig zu kriegen und weiter präsent zu sein, und zum Jahresende gehen wir ins Studio, um eine Mini-CD aufzunehmen. Falls wir bis dahin noch kein Label gefunden haben, werden wir das Ding halt selbst vertreiben.


Habt ihr irgendwann vor, von eurer Musik zu leben?
Mit Sicherheit nicht, wäre ja die absolute Spinnerei, auch nur 1 Sekunde daran zu denken. Mein Ziel ist es, eine Full-Time-CD rauszubringen, die ich auch noch Jahre später gut finde, möglichst viele Konzerte zu geben, und mal so bekannt zu sein, dass ich ein Interview für´s Amboss-Magazin geben darf (...).

Bist du immer mit dem gesungenen Worten einverstanden, oder geht es Dir als Gitarrist nur um den Sound?
Mir persönlich geht es schon hauptsächlich um die musikalische Seite von Reptyle, wobei da der Gesang ja auch zugehört. Was unsere Lyrics angeht, die sind hauptsächlich für den jeweiligen Verfasser wichtig. Da die Sachen sehr persönlich sind, wird da auch nicht gross drüber gesprochen, nach dem Motto: "Hey, worum geht es eigentlich in dem oder dem Song?".

Wie funktioniert bei euch das Songwriting?
Meistens bereite ich Zuhause was vor und bringe dann einen groben Ablauf mit zur Probe. Da arbeiten wir dann halt alle dran rum, bis der Song dann irgendwann fertig ist. Meine Bandkollegen haben aber auch schon Songs zum Repertoire beigesteuert oder Sachen vorbereitet, die demnächst angetestet werden.

Wollt ihr mit euren Songs eher unterhalten oder eine Botschaft vermitteln?
Wir wollen einfach unsere Songs spielen, die wir sehr mögen, und freuen uns natürlich, wenn sie anderen Leuten auch gefallen. Eine Botschaft wollen wir bestimmt nicht vermitteln, da die Texte ja, wie eben schon gesagt, sehr persönlich sind und nichts mit Politik oder ähnlichem zu tun haben. Ich denke schon, dass wir unser Publikum bei Konzerten bis jetzt immer unterhalten haben, dass wird sich auch mit Sicherheit nicht ändern..... (toller Schlussatz).