Der Tod wohnt in Thüringen Eisregen (Death Metal) Eine deutsche Band, die in der Szene großen Anklang gefunden hat, meldet sich dieser Tage mit ihrem neuen Studioalbum "Farbenfinsternis" nach langer Wartezeit zurück. Wieder gibt es deutsche Texte über Tod und andere Krankheiten verpackt in metallener Extrem Musik zu hören. Die kleinen Geschichten laden erneut zum nachdenken und lächeln ein, sofern man den makaberen und ironischen Gedanken der Band gewachsen ist. Ein Band, di eunbeeindruckt ihren Weg durch die Metallandschaft geht. Meine Fragen beantwortete mir Bandleader und Texter Michael Roth. www.fleischhaus.de (eller) Wie erklärst du dir den großen Erfolg von Eisregen? In der Tat ist es erstaunlich, welchen Stellenwert Eisregen in der heutigen Metal-Szene einnimmt... am besten erklären könnten Dir dies gewiß die Fans der Band, aber ich denke, daß unsere Anhängerschaft unsere Musik einfach zu schätzen gelernt hat, unser Konzept "extreme Musik mit extremen deutschsprachigen Texten" traf auf offene Ohren. Eisregen ist mit keiner anderen Band zu vergleichen, ein Unikat sozusagen, was natürlich auch Gegner auf den Plan ruft, aber damit kann man ganz gut leben. Wir haben seid Bandgründung immer die Musik gespielt, die uns am Herzen liegt und ich denke, das sollte das Wichtigste sein in diesem Genre der extremen Unterhaltung. Der Zuspruch von Seiten der Fans zeigt uns, daß wir so falsch damit wohl nicht liegen können... Das neue Album war ja schon länger angekündigt. Was war der Grund für die späte Veröffentlichung des neuen Werkes? Da mußt Du schon Last Episode direkt fragen... es gab einige finanzielle Probleme, ich hoffe, daß diese wenigstens momentan behoben sind... Auffallend ist natürlich euer 5-teiliger Zyklus "Farbenfinsternis" auf der neuen Scheibe. Wovon handelt er und warum habt ihr dieses Mal so ein Konzept gewählt? "Farbenfinsternis" war zu Beginn als einzelner Song geplant, doch zeigte sich, daß selbst in komprimierter Form das Lied zu lang geworden wäre und ich textlich nur gewisse Aspekte der Grundstory hätte anreißen können. Also arbeitete ich die einzelnen Teile komplett aus und untergliederte die Geschichte in fünf Teilbereiche, aus denen dann die einzelnen Songs des Zyklus entstanden. Ich bin selbst auch nicht der Freund von Mammut-Werken von über 20 min. Länge, in dieser, separierten Form hat das Stück aber seinen Reiz, etwas Ähnliches haben wir ja bereits mit dem "Pest-Zyklus", den ersten vier Liedern auf unserem Debüt "Zerfall", gemacht. Textlich geht es darum, daß eine der stärksten menschlichen Emotionen, Angst, real wird, körperlich, als greifbare Form. Dies wird in den einzelnen Teilen des Zyklus veranschaulicht - wobei es im letzten Part zur Apokalypse kommt, zur totalen Auslöschung der menschlichen Rasse... und zu einer Wiedergeburt... wer den exakten Wortlaut der Geschichte verfolgen will, kann sich entweder das Album kaufen (... natürlich die bevorzugte Variante...) oder die Lyrics auf unserer Homepage unter www.fleischhaus.de einsehen. Eure Songs sind für mich trotz aller Extreme meist mit einer starken unterschwelligen Fröhlichkeit ausgestattet. Bestes Beispiel war "Zeit zu spielen" auf "Leichenlager" oder jetzt "13", wo ich jedesmal beim Einsetzen der Tuba lachen muss. Was hat euch dazu veranlasst, mal so ein Instrument zu benutzen? Wir haben alle einen ausgeprägten Sinn für schwärzesten Humor, was natürlich auch verstärkt in unsere Musik mit einfließt... die Tuba wurde sehr spontan bei den Aufnahmen integriert, eine Idee unseres Drummers Yantit - und eine großartige noch dazu. Ein Bekannter beschrieb "13" mit "nekrophiler Tanzmusik" - ist doch eine nette Umschreibung... Was denkst du, ist das typischste Merkmal von Eisregen? Wir haben uns nach wie vor diese gewisse Punk-Attitüde bewahrt, diese "Arschlecken, wir machen was wir wollen!"-Einstellung. Damit sind wir immer ganz gut gefahren und werden dies auch in zukunft tun. Warum stehen oftmals Frauen im Mittelpunkt der kleinen lyrischen Gemetzel auf euren Alben? Und was sagt eure Frau im Team dazu? Frauen sind immer ein interessantes Thema - und (rein künsterlisch betrachtet, versteht sich von selbst!) sie eignen sich halt am Besten für die "Opferrolle"... Unsere Violinistin hat da absolut kein Problem damit. Sie kennt unseren feinen Sinn für Humor... Wie kommt die arme Frau überhaupt mit euch aus? Seid Yantit sie adoptiert hat, gibt es kaum noch ernsthafte Probleme mit ihr... na gut, manchmal will sie was zu Essen, aber sonst ist sie recht still... Über welches Thema schreibst du am Liebsten? Über den Tod. In all seinen Facetten. Hast du noch genug Ideen für weitere Eisregen Alben? Aber selbstredend! Wir arbeiten gerade am fünften Album "Wundwasser" - ein netter Albumtitel für ein fröhliches und munteres Werk voller Lebensfreude. Schöne Musik für die wunderbare Welt, in der wir leben. Wieso habt ihr einen Coversong gemacht, der für mich eigentlich (u.a. weil in Englisch) nicht so recht auf das Album passt (auch wenn's nur ein Bonussong ist)? Das Death-Album "Leprosy" ist für mich einer der absoluten Klassiker im extremen Metal-Bereich - dem zollten wir auf unsere Weise Tribut. Das Lied einzudeutschen hätte nicht viel gebracht, wir wollten schon nah am Original bleiben, haben aber auch unsere Art Metal zuspielen bei der Umsetzung mit eingebracht. Wir hatten eine Menge Spaß an der Sache, vielleicht wird es auf dem nächsten Album wieder eine Cover-Version geben, man wird sehen... Die limitierten Auflage von "Farbenfinsternis" gibt's im Digi-Pack mit 28-seitigem Booklet. Was habt ihr den Fans besonderes in dieses Booklet gepackt? Vielleicht Nacktbilder als Kaufanreiz *g*? Nicht wirklich Nacktbilder, aber wir haben von der Künstlerin Ans de Bruin zu jedem Liedtext eine entsprechende Illustration anfertigen lassen. Und da diese absolut fantastisch geworden sind, haben wir den Text halt daneben abdrucken lassen, um keine Details zu verdecken. Dadurch ist das Booklet halt etwas umfangreicher geworden... und eine nette Photocollage mit unzähligen Band-Pics gibt es natürlich auch noch... Auf "Krebskolonie" gibt's einen Song namens "Thüringen". Wie steht ihr zu eurer Heimat? Lebt ihr gerne da oder wo wäre es euch lieber? Der Text des Liedes sagt eigentlich bereits alles darüber aus, wie ich zu der Thematik stehe. Wir leben gerne hier, und haben auch nicht vor, woanders hinzuziehen. Was sagen eure Freunde dazu, dass ihr in einer Band spielt, die dann auch noch so "böse" Metal-Musik macht? Du glaubst doch nicht im Ernst, daß Eisregen-Musiker Freunde haben!!! Etwas ernsthafter: entweder unsere Kumpels stehen selbst auf unsere Musik oder sie haben kein Problem damit. Warum auch? Wird es eine Tour geben? Eine Tour ist für Ende Februar/Anfang März 2002 in Planung, das aktuelle Routing kann demnächst auf unserer Homepage eingesehen werden, Adresse siehe weiter oben. Welches ist dein Lieblings-Horror-Film? Da gibt es eine ganze Menge. Müßte ich mich auf einen festlegen, wäre dies wohl Peter Jacksons Meisterwerk "Braindead". |