Symbiose zweier Musikwelten Enid

Bands wie Enid zeigen uns zwischendurch imme rmal wieder eindrucksvoll, dass es immer noch Bands gibt, die ihre eigene Musikrichtung im Metalbusiness finden. Als Summoning-Coverband gestartet haben die Jungs aus Porta Westfalica mitlerweile einen, wenn auch eigenwilligen Musikstil entwickelt, der klassische Musik, Folk Elemente und Black Metal vereint (um eine grobe Beschreibung zu geben). Anfänglich aus 2 Leuten, dem Komponisten Martin und dem Fädenzieher im Hintergrund Florian, bestehend, erweitert sich die Band nach und nach und wird wohl beim nächsten Output aus mehr festen Bandmitgliedern bestehen, nachdem dieses Mal bei Abschiedsreigen auf Aushilfsmusiker zurückgegriffen wurde.
Wir haben die beiden Haupt-Protagonisten Martin und Florian einmal getrennt von einander zu ihrer Band und dem Album befragt.
www.enid.tsx.org (eller)

Wie resümierst du die Entwicklung von Enid der letzten Jahre, von der Summoning-Coverband zur eigenständigen Fantasy-Folk Black Metal Band (auch wenn der Stil noch komplexer ist)?
Martin: Ich hätte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass es wirklich einmal so weit kommen würde... vom heutigen Standpunkt aus betrachtet ist das Ganze irgendwie immer noch ein klein wenig unwirklich geblieben. Eigentlich haben wir von Beginn an alles "richtig" gemacht. Einfach mal anzufangen ist schließlich oft das beste Mittel, um gewisse Grundlagen zu erproben und dann langsam eigene Stilistiken zu entwickeln. Die Anfänge als SUMMONING-Coverband waren eigentlich ideale Ausgangsbasis für Entwicklungen, auch wenn einem der große SUMMONING-Schatten immer hinterher läuft. Das überraschend erfolgreiche Demo "Enid" war Ansporn für Verbesserungen und die Erfahrungen von "Nachtgedanken" führten zu "Abschiedsreigen". Ging in diesen Veröffentlichungen der Weg noch hin zu einer eigenen Art, sich in Musik auszudrücken, so wird der Weg der Zukunft eher derartig gestaltet sein, ENID zu einer "lebenden" Band zu machen, die in der Lage ist, das Material auch live zu spielen. Ziel ist ein echter, besserer, authentischerer Gitarrensound und ein runderer Gesamteindruck.

Nervt es dich eigentlich, wenn man euch immer noch irgendwie mit Summoning in Verbindung bringt oder denkst du, dass sich dieser Vergleich mit dem neuen Album langsam erledigt hat?
Martin: Ach, irgendjemand wird immer wieder SUMMONING ins Spiel bringen, wenn es um ENID geht, dafür ist der Name einfach zu eng mit der Entstehung verbunden; und damit natürlich ein gefundenes Fressen für Kritiker jedweder Art. Aber jeder (und das sind, davon gehe ich aus, doch der Großteil der Hörer), der sich die neuesten Schöpfungen anhört, wird nicht viele Gemeinsamkeiten mehr finden. Und das ist das eigentlich Wichtige. Jede Band hat irgendeinen "Makel", wenn man so will, an dem sich Aufrührer festbeißen. Das wird sich nicht ändern und ich kann ehrlich gesagt sehr gut damit weiterleben...

Wieso macht jemand, der eine klassische Musikausbildung genossen hat, Musik, die im weitesten Sinne der Black Metal Szene zugeordnet ist? Was fasziniert dich an dieser Musik? Wäre das Komponieren eines Musicals oder so nicht angebrachter?
Martin: Ich finde, es gibt keinen Widerspruch, mit einer klassischen Musikausbildung Musik zu machen. Welche Art von Musik, ist dabei völlig gleichgültig. Im Gegenteil ist eine fundierte, auch weit gefächerte klassische Ausbildung in allen Belangen von Vorteil und universell einsetzbar. Abgesehen davon, dass Musicals keine klassische Musik sind, wäre es genauso reizvoll eines zu schreiben, wie ein absolut brutales Thrash-Geprügel aufzunehmen. Metal und klassische Ausbildung widerspricht sich zu keiner Zeit und wäre vielleicht hier und da sogar eine wünschenswerte Kombination...
Was mich an der klassischen Musik fasziniert? Schwierig zu sagen, weil es weniger die klassische Musik als die Musik selbst ist, die mich fasziniert. Und dazu gehört alles, was es überhaupt an musikalischen Möglichkeiten gibt. Das Faszinierende an der klassischen Musik ist für mich der Stellenwert der Kompositionstechnik und die Kunst der großen Komponisten, die, unter dem "Zwang" von Formen, die man als Komponist einfach bewältigen musste, um anerkannt zu werden, große klangliche Kunstwerke schaffen konnten. Daneben ist es vor allem der Klangreichtum der klassischen Instrumente, die diese Musik so unverwechselbar und immer wieder neu und interessant macht...

"Abschiedsreigen" klingt irgendwie nicht mehr so rauh und aggressiv wie sein Vorgänger und ausgereifter. Bist du mit dem Vorsatz an das Album gegangen, weniger Aggressivität einzubringen oder passte es nicht zum Konzept?
Martin: Nicht mehr so rauh, das stimmt wohl. Über die mangelnde Aggressivität kann man aber geteilter Meinung sein. Die Kreisch-Vocals haben an Aggressivität eher noch deutlich zugelegt, was allerdings nicht mehr so aggressiv ist, ist vielleicht der Sound selbst. Vielleicht täuschen auch Tracks wie "Meer des Abschieds", bzw. "Whispering of Goodbye" darüber hinweg, dass das Album auch seine aggressiven Seiten hat. Sicher, das Konzept rechtfertigt natürlich nicht Aggressivität am laufenden Band, klar, man soll schließlich den Text noch irgendwo wiedererkennen. Auf keinen Fall bin ich mit irgendeinem Vorsatz an das Album herangegangen. Es gab ein Konzept. Und nach diesem Konzept entstand das Album. Ich hatte lediglich während der Komposition das Ziel, das Werk doch ein wenig interessanter und abwechslungsreicher klingen zu lassen, als "Nachtgedanken".

Wie und mit welchen Hilfsmitteln bzw. Instrumenten komponierst du einen Enid-Song?
Martin: Zu Beginn gibt es nur einen Computer, Sounds und mich. So einfach ist es eigentlich. Später, wenn ein Song fertig ist, kommt meine Stimme und teilweise echte Instrumente (wenn möglich) dazu.

Fasziniert bin ich auch immer wieder von dem Gesang, denn ich mag es kaum glauben, dass jemand mit einer Gesangsausbildung auch derartige Kreisch-Vocals von sich gibt? Widerspricht dies nicht, allein von der Beanspruchung der Stimme?
Martin: Ich glaube nicht, dass es sich widerspricht, aber was die Beanspruchung angeht, könntest du recht haben. Bis jetzt habe ich nicht darunter gelitten, aber das kann ja noch kommen. Vorsorglich wird es deshalb, wenn annehmbare Resultate dabei herausspringen, zukünftig auch einen anderen Krakehler geben, der ENID seine rauhe Stimme leiht. Er hat auf der kommenden Veröffentlichung für einen Coversong den Gesang übernommen. Welches Stück unter meinem Arrangementwahn gelitten hat, bleibt erstmal noch geheim. Vielleicht das typischste Coverstück, aber für ENID sicher das untypischste...

Wie kam es dazu, Moritz Neuner(dr) und Maria Dorn(v) bei den Songs mit zu integrieren?
Martin: Ich fand es reizvoll, neben Männerchören und männlichem Sologesang auch den Gegenpart einer Sopranistin hinzuzuziehen. Glücklicherweise fanden wir in Maria Dorn eine geeignete und auch engagierte Besetzung für diese Idee. Für Auflockerung sorgt es allemal auf der Scheibe und bringt neue klangliche Aspekte. Die Drums authentisch klingen zu lassen war wohl nach dem miserablen Drumcomputer auf "Nachtgedanken" mehr als überfällig. Im gleichen Maße schwierig wie überfällig war es lediglich, einen Drummer zu finden, der das neue Material auch spielen konnte. Doch Florian, in seiner unglaublichen Art, Musiker im gesamten deutschsprachigen Raum aufzugabeln, kam recht schnell mit Moritz in Kontakt, der hellauf begeistert von der Idee war, für ENID zu spielen.

Beim letzten Album hattest du dich noch gegen ein Konzeptalbum ausgesprochen. "Abschiedsreigen" beruht nun doch auf einem Konzept. Wovon erzählt das Album genau und auf welcher Grundlage beruht die Geschichte?
Martin: Im Groben geht es um einen alten Mann, der im Sterben liegend auf sein Leben zurückblickt. In acht Episoden erfährt man nun von seinem Leben, von schicksalhaften Begebenheiten, für das Leben wichtige Entscheidungen, ua. Am Wichtigsten in der Geschichte ist der Wandel seines Lebens in der Jugend, in der seine Familie sein Wohl im Kampf für den König sieht, er allerdings vom Wissen begeistert ist. Dieser Konflikt zieht sich bis an sein Lebensende und bleibt auch für das Konzept an sich das tragendste Motiv. Den Kampf in seiner Jugendzeit verliert er gegen seine Familie und wird zum Soldaten. Mühsam erstreitet er sich seinen Weg, um später selbst einmal zu herrschen. Aber er erkennt, was hinter der Herrschaft steht...

Was hörst du privat für Musik?
Martin: Im Zuge meines Studiums natürlich vornehmlich klassische Musik. Lieblingskomponisten sind und waren Beethoven, Brahms, Wagner. Aber auch die härteren Töne sind meinen Boxen nie fremd geblieben, Cradle, Enslaved, Summoning, ua. sind immer wieder gern gehörte Gäste. Grundsätzlich interessiert mich alles, was in Form von Musik daherkommt, solange es gut ist.

Der Titel "Abschiedsreigen" steht hoffentlich nicht in Verbindung mit der Existenz von Enid. Du hast doch bestimmt schon neue Songs geplant oder komponiert? Sind irgendwelche gravierenden Veränderungen zu erwarten?
Martin: Ich wollte es mir ja eigentlich aufheben, aber ich glaube ich lasse die Bombe platzen. Wer ein so passendes Werk schafft, kann damit nur seinen eigenen Abgang zelebrieren wollen. Also, ENID wird es in Zukunft nicht mehr geben und ich werde aller neumodischen Krachmacherei den Rücken kehren... Nein, Spaß beiseite. Als nächstes wird es wohl im April eine 10"-Platte geben, die "Der Tag zur Nacht sich senkt..." heißen wird und eigentlich schon vor drei Jahren erscheinen sollte. Zusammen mit einem erfrischenden Einleitungsstück und dem erwähnten hübschen Coversong ist die neue Veröffentlichung wohl ein schöner Übergang für all diejenigen, die das dritte Album nicht mehr erwarten können. Vielleicht wird es im Herbst eine Mini-CD von ENID geben, auf der sich die drei Hauptstücke des Demos sowie ein komplett neues Stück befinden werden, alle erstmals im Soundgewand einer kompletten Band, mit echten Gitarren, einem neuen Schlagzeuger (Moritz ist aus Zeitgründen und aufgrund der großen Distanz nicht mehr dabei), einfach einem vollkommen neuen Klang. Sicher eine interessante Veröffentlichung. Gravierendste Änderung auf allen kommenden Tonträgern wird wohl deswegen auch die neue Besetzung sein, die gerade ihre erste Testphase durchläuft. Man darf auf einen neuen, frischen, natürlichen Metal-Sound gespannt sein...



Wieso war CCP damals euer Wunschlabel und seid ihr mit der Arbeit zufrieden?
Florian: Das ist die beste Frage für mich, haha. Ich kann nicht mehr genau sagen, warum CCP damals unser Wunschlabel war. Zu dieser Zeit, also Mitte bis Ende 1998, war ich schon längere Zeit mit einigen Labelbesitzern aus Deutschland und dem näheren Umland befreundet bzw. in Kontakt; auch durch befreundete Bands und Fanzinemacher bekommt man ja im Laufe der Zeit einiges mit, was Gerüchte und Meinungen betrifft. So konnte ich mir im Laufe der Zeit ein gutes Bild von der Labellandschaft machen, und sortierte, so arrogant das klingen mag, erst einmal die meisten davon aus, weil sie einfach vom musikalischen Querschnitt her überhaupt nicht zu ENID pass(t)en oder schlicht unerreichbar waren/sind. Übrig blieben meist kleinere, aber ehrlich arbeitende Labels mit einem ausgewogenen, konstanten Geschmack, was die Stilistiken ihrer Releases anging. Ich habe mir wirklich viele Gedanken darüber gemacht, welches Label am besten zu unserem Vorhaben passen könnte. Für CCP sprachen am Ende die durchweg in allen Belangen hochwertigen Veröffentlichungen, das eher &Mac226;familiäre’ Umfeld (zumindest ist’s kein Konzern alá Nuclear Blast), die gute Kommunikation, natürlich das hauseigene Studio und die meines Erachtens nach hevorragenden Entwicklungsmöglichkeiten. Es gab eine Zeit, nach der Veröffentlichung von "Nachtgedanken", in der wir – speziell ich – ziemlich verbittert darüber waren, dass nicht alles, nicht jede Kleinigkeit so reibungslos verlief, wie wir uns das gewünscht hätten. Ich habe damals den Fehler gemacht und mich in meinem jugendlichen Übermut über Dinge mokiert, die ich heute als Lappalien abtun möchte. CCP haben sich natürlich angegriffen gefühlt, was beinahe zu einem Riesenkrach geführt hätte. Glücklicherweise haben Claus und Eva mir das wohl verziehen und es als das gesehen was es war, nämlich eine ziemliche Dummheit. Heute ist unser Verhältnis zu CCP wieder sehr gut, möchte ich sagen. Die Entwicklung anderer Labels zeigt, wie richtig die CCP-Strategie ist, lieber stetig und langsamer zu expandieren, als sich über alle Maße zu übernehmen. Es ist ja kein Geheimnis mehr, dass mehr Plattenfirmen auf schmalstem Grad wandeln, als man zuerst annehmen möchte. Ich denke, dass CCP daher tatsächlich die beste Wahl war, die wir damals treffen konnten!

Soweit ich informiert bin, beruht deine "Arbeit" bei Enid grösstenteils auf Konzept- und Organisationsarbeiten. Warst du dieses Mal auch wieder am Texteschreiben oder ein wenig beim musikalischen einbezogen?
Florian: Was Du sagst stimmt nur teilweise. Was musikalische und lyrische Konzeptionen angeht, so habe ich mich nach dem Demo nur noch äußerst selten in Martins Aufgabenfeld eingemischt. Bei diesem "Enid" betitelten Demo stammte die Idee, wie eigentlich die des ganzen Projekts, zum größten Teil von mir. Für die musikalische und textliche Umsetzung war aber schon immer Martin alleine verantwortlich. Bei "Nachtgedanken" habe ich nur noch die eine oder andere Anregung gegeben, wie z. B. für "Art of the Blacksmith" und "Nebelthron". Beim letzten Album habe ich mich auch aus diesen Belangen nahezu komplett herausgehalten. Es ist also bis zu "Abschiedsreigen" eine stark rückläufige Tendenz zu erkennen. Allerdings beschäftigte ich mich stattdessen vermehrt, wie Du schon sagtest, mit Organisationsdingen, wie beispielsweise dem "Anwerben" der Musiker für "Abschiedsreigen", der Materialsammlung für unsere Website, Rundschreiben, Interviewanfragen und auch –beantwortungen, postalische Angelegenheiten usw., sorge also quasi dafür, dass Martin ungestört seiner Passion nachgehen kann. Selten muss ich auch mal als Antreiber fungieren, hehe... Daneben habe ich mich immer um die Layouts unserer Veröffentlichungen gekümmert, was im Grunde den Großteil meiner kreativen Arbeit an ENID ausmacht. Und vor gut einem Vierteljahr habe ich mir die Aufgabe gestellt, unseren Traum von ENID auf der Bühne und als funktionierende Band zu verwirklichen. Momentan sieht"s sehr gut aus, dass wir unser Ziel erreicht haben. Der Aufbau eines kompletten Line-Ups ist bis jetzt meine größte Herausforderung gewesen. Die nächste wird sein, ein ENID-würdiges Level an der Gitarre zu erreichen.

Womit beschäftigst du dich in deiner Freizeit, wenn nicht gerade mit Enid?
Florian: Ebenfalls eine sehr gute Frage. Da ich mich ruhigen Gewissens als Workaholic bezeichnen kann, mangelt es mir nicht an Antworten. ;-) Etwa zeitgleich mit der Gründung ENIDs, im März 1997, habe ich mein Fanzine "Magacinum Ab Ovo" gestartet – zwar mit vielleicht zweifelhaftem materiellen Erfolg (hüstel...), aber mit ungebrochenem Idealismus. Ich kann es zwar nachvollziehen, wenn um mich herum die Kollegen wegen mangelndem Interesse ihre Fanzines aufgeben – allerdings ist das MAO für mich schon ein Stück Nostalgie, und auch nach 5 Ausgaben bin ich der Meinung, dass wir noch steigerungsfähig sind. Mit meinem neuen Co-Chefredakteur Jan habe ich zudem die ideale Ergänzung gefunden – er ist extrem talentiert, sieht viele Dinge in der Szene ähnlich wie ich und – was sehr wichtig ist – er hat denselben ironisch-bissigen Humor wie ich. Außerdem bin ich seit ungefähr zwei Jahren für größere Magazine als Schreiberling tätig, momentan hoffe ich, mit dem Ablaze die letzte Station erreicht zu haben. Mich reizt besonders die Herausforderung, mich auf einen bestimmten Schreibstil einpassen zu müssen, wozu ich beim MAO nicht gezwungen bin. Das erweitert die schreiberischen Fähigkeiten enorm. Daneben ist es natürlich auch ein schönes Gefühl, Bands die einem am Herzen liegen im größeren Stil unterstützen zu können. Was tue ich sonst noch... die meisten meiner Tätigkeiten beziehen sich momentan in der Tat auf ENID, was das Gitarre spielen, Post beantworten etc. angeht. Ich stehe in Kontakt zu vielen Leuten, wonach ich beinahe süchtig zu sein scheine. Das ist dann aber auch die einzige "Droge", von der ich abhängig bin. Von Parties, durchzechten Nächten und dergleichen halte ich gelinde gesagt nichts, und auch Konzerte besuche ich relativ selten – vor allem aus Geldmangel. Lieber gehe ich ab und an ins Kino oder erweitere nach und nach meine Musiksammlung. Die meiste Zeit fernab von Musik widme ich natürlich meiner Herzdame... und wenn"s dann noch eine freie Minute geben sollte, schlafe ich auch mal ganz gerne. ;-)

Wie lange hörst du schon Black Metal und was?
Florian: Den Einstieg hatte ich 1994 mit Samaels "Ceremony of Opposites", das ist jetzt über 6 Jahre her. Davor haben mich Black Sabbath, Ozzy und auch Pantera ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. Alles in allem bin ich also schon um die 7 Jahre mit Metal in Kontakt, circa seit Beginn meines 14. Lebensjahres. Danach drehte sich die Schraube unaufhörlich, es folgten in rascher Abfolge beispielsweise Ophtalamia, Gehenna, Menhir, Dimmu Borgir, Summoning, Cradle of Filth (bis zu "Dusk...") Tiamat, Falkenbach, Satyricon, Limbonic Art, Sear Bliss, Die Apokalyptischen Reiter, Helheim und Horden anderer Bands. Die Eindrücke sind auf mich eingestürzt, anders lässt es sich nicht beschreiben. Wenn ich"s genau betrachte, sortiere ich diese Eindrücke noch immer ein wenig. Natürlich hat sich mit den Jahren schon ein sehr eigener Geschmack herauskristallisiert, die meisten der genannten Bands (und meist deren Frühwerke) sind aber auch heute noch meine Favoriten. Viele andere sind dazu gekommen, wie Ulver, Blind Guardian, Nocte Obducta, Darkthrone, Lunar Aurora, Ordo Draconis, Rhapsody, Covenant (nur die erste, natürlich!), Emperor und in jüngster Zeit z. B. Belphegor, Graven, Secrets of the Moon, Blackmore"s Night und vermehrt Soundtracks epischer Filme wie Gladiator, Conan oder Braveheart. Wenn ich diesen Geschmack versuche selber zu analysieren, so sind es wohl meist Melodien und die resultierenden Stimmungen, die in meinen Ohren und meinem Hirn hängenbleiben. Mit stumpfen Geprügel kann ich noch immer äußerst wenig anfangen. In welche Art von Musik diese Melodien verflochten sind, spielt für mich zunehmend weniger eine Rolle. Mittlerweile fühle ich mich auch erwachsen genug, um mir nicht von außen erzählen lassen zu müssen, was Qualität besitzt und wovon ich die Finger lassen sollte. Von verbohrten Meinung halte ich so gut wie gar nichts. Mir kann auch keiner erzählen, dass ihm nicht auch mal das eine oder andere Lied gefällt, das er mal im Radio hört.

Konnte Martin dich auch für echte Klassik (Bach, etc.) begeistern oder ist das eher nicht dein Fall?
Florian: Bach ist ja eigentlich Barock und nicht das, was man spezifisch unter Klassik versteht und somit wahrscheinlich das Meisterlichste, was dieser staubtrockene, hoch-christlich-symbolische und gefühlsarme Abschnitt älterer Musik so hervorgebracht hat. Mit Bach kann ich, um ehrlich zu sein, fast nichts anfangen. Vom theoretischen Gesichtspunkt her mögen seine Werke sehr interessant sein, ich habe jedoch viel zu wenig Ahnung, um daran Freude haben zu können. Aus barocker Zeit ist mir nur Pachelbels Kanon für drei Geigen (ich meine, es waren drei...;-) ) und Generalbass in guter Erinnerung geblieben, mehr nicht. Aus späterer Zeit gibt es nur Weniges, das mich positiv beeindruckt hat. Im wesentlichen sind das "Der Messias" in Händels Version, die vielbemühten Sinfonien Nr. 5 und 9 von Ludwig van Beethoven, Vereinzeltes von Dvorâk, ein bisschen von Grieg, einige schöne Stücke von Chopin, Ausschnitte aus dem "Nibelungen"-Werk Wagners (gesamt wahrscheinlich dennoch unerträglich), Holsts "Die Planeten", das eine oder andere von Bruckner. Was danach kommt fällt wohl in den Bereich "atonaler" Musik, und die ist mir zu avantgardistisch. Ich käme übrigens im Leben nicht auf die Idee, mich irgendwie zum Klassikliebhaber oder gar –spezialisten aufschwingen zu wollen, nur weil mich ein paar wenige Stücke ansprechen. Die wenigen Werke, die mir wirklich gefallen, tun das allerdings nicht deswegen, weil Martin mich dafür begeistern konnte. Seine Art, diese Musik zu hören, differiert um Meilen von der meinigen. Wie ich schon angedeutet habe bin ich ein sehr emotional hörender Mensch, wohingegen Martin fast zwangsläufig in jedem Musikstück im wesentlichen die nüchterne, rationale und theoretische Seite sieht (oder hört). Deswegen unterscheidet sich unser Geschmack in diesem Bereich bis auf wenige Überschneidungen auch ziemlich voneinander.

Was denkst du, wie es mit Enid weiter geht? Was wollt ihr erreichen?
Florian: Leider ist es ja vielfach so, dass sich Denken bzw. Wunschdenken vehement von der Realität unterscheidet. Deswegen habe ich mir abgewöhnt, allzu viel in diese Richtung zu denken. Mittlerweile zählen für mich eigentlich nur noch Fakten, die wirklich unbestreitbar sind. Da ist zum einen die angesprochene Aufstockung von ENID zur Band, die seit ein paar Tagen vollzogen zu sein scheint. Erstes Mitglied neben mir an der Gitarre ist Tarak, der Bass spielen und unter Umständen singen wird. Desweiteren haben wir einen sehr talentierten zweiten Gitarristen aufgetan, mit dem ich hoffentlich und höchstwahrscheinlich sehr gut harmonieren werde. Zuletzt haben wir auch noch die vakante Position am Schlagzeug mit einem noch recht jungen Burschen aus unserer Gegend besetzen können, der sehr talentiert zu sein scheint. Martin selber wird seine heißgeliebten Tasten bedienen und zudem die klaren Gesangsparts übernehmen. Es bleibt zu sagen, dass wir, mit Ausnahme Martins natürlich, allesamt Anfänger sind und ich daher verständlicherweise über ein Funktionieren der Band noch keine Auskunft geben kann. Allerdings hege ich wirklich große Hoffnung auf ein Gelingen, denn die Involvierten liegen insgesamt auf einer sehr ähnlichen Wellenlänge und sind auf jeden Fall gewillt, für ENID ihr Bestes zu geben. Das erste gemeinsam gesteckte Ziel ist für frühestens April, evtl. etwas später gesteckt. Wir wollen, erstmals als Band, ins CCP-Studio einfallen und das Kernstück des 97er "Enid"-Demos, die drei Stücke "An Myrrddhin", Broséliâwnd" und das instrumentale Titelstück neu aufnehmen. Mit einem brandneuen Stück komplettiert werden diese Aufnahmen eine Mini-CD füllen, die dann den Zwischenschritt zwischen dem Projekt ENID und der Band ENID bilden soll. Was danach passiert, mit einem eventuellen dritten Album, steht natürlich in den Sternen und hängt im wesentlichen davon ab, ob das Bandgefüge hält und sich mit dieser Mini-CD bewähren wird. Um dies zu testen, ist ein Herantasten zwingend notwendig. Vermutlich im März wird noch eine 10" in einer Zusammenarbeit zwischen dem deutschen Label Ketzer Distribution und den lettischen Beverina Productions veröffentlicht werden, die uraltes, nie publik gemachtes Material enthält, das Martin ursprünglich Ende 1997 für eine 7"-Single geschrieben und aufgenommen hat. In sehr archaischem, jedoch nicht schlechtem Sound sind das zwei Stücke mit etwa 18 Minuten Spielzeit, die umrahmt werden von einem "Deathcrush"-Cover (erstmals mit echter Gitarre) und einem folkigen Intro mit je 3 Minuten Dauer. Die Platte wird, nach dem Titelstück, "Der Tag zur Nacht sich senkt..." heißen. Tja, vermutlich sind das Pläne genug für das vor uns liegende Jahr. Alles weitere wird sich sicherlich ergeben. Vieles hängt ja auch von Faktoren ab, die wir selber nicht beeinflussen können. Wir können nur, aber das garantiert, unser Bestes tun und darauf vertrauen, dass wir damit unsere Ziele erreichen. Dafür sind auch so informative Interviews wie das Deinige unverzichtbar. Vielen Dank für Deine Unterstützung! Allen Interessierten empfehle ich einen Besuch auf unserer Homepage bei www.enid.tsx.org Nochmals danke!