Modern Visionäre Re-Vision (Gothic Metal) Bereits 1993 gegründet, ist die Band mit ihrem dritten Album "Longevity" auf dem besten Wege sich sowohl in der Metal, wie Gothic Szene einen Namen zu machen. Selten erlebt man eine derart breit gefächerte Stilpalette der verschiedensten Richtungen des modernen Metals. Ihr aktuelles Silberding ist eine druckvolle Mischung aus straighten Riffing und düster angelegten Arrangements. Die Band schafft es spielend ihre ganz eigene Vision von zeitgemäßen Gothic Metal zu verwirklichen. Trotz aller Vergleiche findet nie eine Anbiederung an die Großen der Szene statt. Es gelingt ihnen eine vollkommen eigenständige Klangwelt zu erschaffen, die hier und da allenfalls mal mit den Vorreitern kokettiert. Sänger Frank und Bassist Christoph beantworteten die folgenden Fragen. (andeas) Eure Musik ist ein Stilmix aus verschiedenen Richtungen, wie würdet ihr euren Sound beschreiben? Frank: Derzeit werden wir von den meisten als Gothic-Metal-Act gehandelt, obwohl gleich alle einwerfen, daß wir eigentlich wie keine bisherige Band dieses Genres klingen. Wir selbst sehen uns eigentlich einfach als Metalband, mit düsterer Schlagseite, also eben "Dark Metal". Sänger Frank ist erst später zur Band gestoßen, wie kam der Kontakt zu Stande? Frank: Vor meinem Einstieg bei re-Vision war ich Sänger bei Lane To The Grey, einer Gothrock Combo á la Mission/Fields. Dummerweise sind drei der Mitglieder zur selben Zeit ausgestiegen, was die Band in der Form quasi beendete. Das Erstaunliche war, daß haargenau am selben Abend, als Lane sich auflösten, auch der alte re-Vision Sänger ausgestiegen ist. Da wir benachbarte Proberäume hatten, habe ich diesem Ausstieg sozusagen "live" beigewohnt, just als wir uns mit Lane getrennt hatten. Das war für mich Zeichen genug, und ich habe re-Vision angeboten, als Sänger einzusteigen. Da ich in den 80ern auch sehr auf Metal stand, gab es da keine Probleme für mich. Durch den Einstieg von Frank hat sich der Stil zum Gothic hin entwickelt, sind alle Mitglieder mit dieser Änderung einverstanden? Frank: Naja, eigentlich hat sich die Musik in vielerlei Hinsicht geändert, seit ich eingestiegen bin. Vorher haben re-Vision ja eher so eine Art Thrash/Speed Metal produziert, und als ich einstieg, hatten wir uns auf einen Stil so zwischen Power und Prog Metal eingependelt. Aber die Musik, die man macht, ist natürlich nicht etwas, das diskutiert und herbeigeredet wird, sondern man macht einfach das, was aus einem raus will. So hat sich der Stil von re-Vision über die Jahre organisch zu dem entwickelt, was er heute ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands des Gothic Metal nimmt das Keyboard bei euch eine eher untergeordnete Rolle ein, ihr seit aber auf der Suche nach einem Keyboarder, soll dieses Instrument mehr in den Gesamtsound integriert werden? Frank: Also, auf der Longevity sind die Tasten schon sehr stark vertreten, wenn auch nicht auf so offensichtliche Art und Weise, wie es vielleicht bei anderen Bands der Fall ist. Wir hatten sehr viel Zeit, für uns die Position des Keyboards im Sound festzulegen, herauszufinden, was das Keyboard bei uns machen kann und soll. Bei Longevity laufen mindestens drei Viertel der Zeit Keys mit, das schließt aber auch die ganzen Samples und Loops mit ein. Worauf wir allerdings definitiv keinen Bock haben, sind diese echt ausgelutschten Streicher- und Chorflächen, die bei vielen Düsterbands Standard sind. Auch von Keyboardsolos sind wir nicht gerade Fans. All dies macht es relativ schwer, einen geeigneten Keyboarder zu finden, und eventuell wird man auf Alternativen ausweichen müssen. Gerade durch das Gitarrenspiel werden immer wieder progressive Elemente zu Tage gefördert, wollt ihr verhindern, daß eure Musik all zu Dunkel klingt? Frank: Nein, wir wollen gar nichts verhindern. Unsere Musik entsteht im Bauch, nicht im Kopf. Wir machen nicht zuerst ein Konzept, und schreiben dann danach die Musik. Die Musik sagt uns vielmehr, was wir jetzt machen sollen. Wir würden nie einen Part einbauen "damit das jetzt nicht zu dunkel wird" oder so. Wir tun einfach, was dem Flow entspricht. Unseres Empfindens nach. In "the blood of the sun" übernimmt Kai Hoffmann die Vocals. Wurde er bewußt gewählt, da eure Musik nicht gerade unähnlich derer von Secret Discovery ist und deren Fans eure Musik mögen könnten? Daher vielleicht auch der Button auf dem Cover mit eben diesem Hinweis? Frank: Während ich im Proberaum an der Gesangslinie zu "Blood of the Sun" arbeitete, merkten wir, daß die Linie im Chorus sehr stark nach Secret klingt. Wir fanden das nicht nur sehr gut (da wir zum Teil selbst alte Secret-Fans sind), wir hatten vielmehr sofort die spontane Idee "das wäre super, wenn Kai Hoffmann das singen würde". Am Anfang mehr Spinnerei, aber als es dann tatsächlich Richtung Studio ging, habe ich Kai einfach mal aufs Blaue kontaktiert, und gefragt, ob er dazu Lust hätte - und tatsächlich, er hatte. Aber ich finde ehrlich gesagt nicht, daß wir wie Secret klingen, dafür gibt es zu viele Gegenbeispiele auf Longevity. In einem Review werdet ihr als Mischung aus Mission, HIM und Sentenced bezeichnet, was haltet ihr von solchen Vergleichen? Frank: Nun, bei Newcomerbands sind diese Vergleiche immer eher positiv zu beurteilen, weil sie einfach einen Eindruck davon vermitteln, was eine Band eigentlich macht. Zu sagen, "wir machen was, das habt ihr noch nie gehört" klingt zwar sehr interessant (und selbsteingenommen...), aber ehrlich - wer kann damit was anfangen? Wenn wir also mit bestimmten Bands verglichen werden, dann ist das insofern gut, als daß all diejenigen, die auf diese Bands abfahren, Interesse daran haben, uns mal anzuchecken. Ob wir persönlich mit diesem Vergleich zufrieden sind, ist dabei eher untergeordnet. Es war ja auch schon alles dabei, von Maiden über Pantera, Psychotic Waltz bis eben zu Pop-Bands wie HIM. Was soll man dazu sagen... Wie wichtig sind bei einem derart druckvollen Werk wie "longevity", die ruhigen fast balladesken Songs wie "storm" und "beauty"? Frank: Es ist immer wichtig, daß eine gewisse Balance da ist, bei allem. Die Dinge finden ihre eigene Balance. Wir tun eigentlich nichts dazu. Wir bereits gesagt, es ist keine "Strategie, auch mal ein paar ruhige Nummern einzuschieben", es geschieht einfach von selbst. Wie kamt ihr auf die Idee, bei "the blood of the sun" mit orientalisch klingenden Gitarren zu arbeiten? Christoph: Die Gitarrenmelodie zu Beginn des Songs war das erste Fragment, das ich für den Song schrieb, und da die Harmonie leicht orientalisch klang, war es naheliegend entsprechende Sounds zu verwenden. Wie Frank schon erwähnte entstehen diese Ideen ohne besondere Hintergedanken, sie entwickeln sich einfach und irgendwann hatte ich diese Melodie im Kopf und habe sie für "the blood of the sun" ausgearbeitet. Die Texte wirken wie nebulöse Endzeit-Lyrik, welche viel Interpretationsspielraum lassen. Was steckt dahinter? Frank: Ich finde, daß das, was ich sagen will, für jedermann verständlich sein muß, der es verstehen will. Es gibt sicherlich viele Ebenen, auf denen man die Texte lesen oder verstehen kann. Wer eine platte Schilderung von Vorgängen oder eine lineare Handlung erwartet, wird von meinen Texten sicher enttäuscht sein. Sie sind sehr phantastisch und die Sprache sehr bildhaft und assoziativ. Es hängt sehr davon ab, in welcher Stimmung man einen Text schreibt, unter welchem Eindruck man gerade steht. Manchmal habe ich das Gefühl, daß ein Text, den ich schreibe, mir etwas wichtiges mitteilen will, das ich selbst in dem Moment nur vage erfassen kann. Manchmal kommt mir die Erleuchtung erst Monate später. Sehr interessant für mich ist, die Interpretation anderer zu hören, da sie mir häufig ganz neue Facetten aufzeigt. Ich finde zum Beispiel gar nicht, daß ich Endzeit-Lyrik verfasse. Auch der Christoph schreibt einige Texte. Es hat ein wenig gedauert, bis er da auf meiner Wellenlänge war, seine ersten Ergüsse habe ich rigoros abgelehnt, und auch genau erklärt, warum. Mittlerweile kommen wir da gut klar, auch wenn ich seine Texte zum Teil noch stark modifiziere, bevor ich sie singe. Man muß sich gut überlegen, was man in sich hineinpflanzt und jeden Abend auf der Bühne rezitiert. Irgendwann denkst Du über die Worte nicht mehr nach, und sie bekommen mehr Kraft, als Du manchmal zuzugeben bereit bist. Daher ist mit den Texten auch eine gewisse Verantwortung verbunden. Wie sieht es mit Live Auftritten aus? Frank: Es stehen bereits einige Einzelgigs für den Winter an, und für den Sommer sind Festivalauftritte geplant. Wir hoffen, daß auch noch eine Tour zustande kommt, aber da sieht es derzeit nicht so rosig aus. Tour ist ein schwieriges Thema für eine Band auf einem kleinen Indie-Label. Aber wir sind mit Longevity definitiv live unterwegs. Die jeweils aktuellen Tourdaten kann man auf unserer Homepage www.re-Vision.org einsehen. Gibt es eine bestimmte Band, welche ihr gerne supporten würdet? Frank: Haha, es ist natürlich immer schön, mal mit einer Band zu touren, die einem persönlich viel bedeutet. Ville hat sich diesen Wunsch gerade erfüllt, indem er Mission mit auf Tour nahm. Nein, ich weiß nicht. Vielleicht kommen wir ja im Frühjahr spontan mit Mish auf die Bretter ;-) Mal schauen. Zum Schluß noch eine Frage zum Bandnamen. Wie ist er entstanden und was hat er für euch für eine Bedeutung? Christoph: Wir haben damals einfach nach einem klischeefreien Namen gesucht, der nicht unbedingt nur mit einem Metal-Act assoziierbar ist. Unser damaliger Sänger schlug Revision vor und ich kam mit der Idee an, die Schreibweise in re-Vision zu ändern, um eine zusätzliche Interpretation durch die Vorsilbe zu ermöglichen (im Sinne von re = zurück, zurück zur Vision). Biografie: 93: Demo-Tape 96: Demo Tape 97: re-Vision (CD/ Eigenproduktion) 00: whore Venus (CD) 01: Longevity (CD) 01: Downfall (MCD) |