Träumende Realität
Diary Of Dreams
(Dark Pop)

Die Band um Mastermind Adrian Hates ließ das letzte Jahr mit einer Maxi ausklingen, welche zu den ausgereiftesten Werken der Band gehört. Sie macht Appetit auf das im April erscheinende Album. "Diary of dreams" meistern den Balance Akt zwischen tiefer Melancholie und Tanzbarkeit. So dient ihre Musik sowohl als Begleiter für heimische Rotweinabende als auch zum abtanzen in den einschlägigen Clubs. Der immer vorhandene düstere Unterton verfällt nie in Depression, sondern läßt immer das kleine Fünkchen der Hoffnung brennen. Über Tourstreß, die neue Maxi usw. stand mir Adrian Frage und Antwort. (andreas/maren)

Während der gesamten Tour habt ihr nur zwei freie Tage, wie übersteht ihr den Streß ?
Die zwei freien Tage gab es noch nicht mal, da es ein Travel Days gegeben hat und nach dem Tag in Barcelona waren wir um 20.00 Uhr zu Hause. Das heißt, man hat drei, vier Stunden Zeit sich zu sammeln. Dann muß man waschen, packen, Merchandising auffüllen usw. Eigentlich muß ich sagen, die Off Days waren anstrengender als die normalen Konzerttage. Wie man das durchhält? Es macht ja auch Spaß, man kann ja nicht nur jammern. Jeden Tag 'ne neue Stadt, jeden Tag neue Ereignisse. Unser Techniker hat es mit "täglich grüßt das Murmeltier" verglichen. Du hast jeden Tag den gleichen Ablauf, dein Biorhythmus ist voll im Eimer. Im Regelfall bist du zwischen drei und sechs Uhr morgens im Bett. Es ist schon komisch, man muß sich schon sehr dran gewöhnen, gerade ich der sein Leben ganz anders lebt.

Was heißt das?
Es ist so. Alles ist sehr eng, alles ist sehr klein. Man sitzt immer irgendwie zusammen, andauernd geht jemand rein oder raus. Du bist immer erreichbar und nie allein. Das ist irgendwie nicht so meine Abteilung. Es mag es gerne, alleine zu sein. Und außerdem habe ich mein Hund nicht, der fehlt mir am allermeisten.

Ihr seit ja auch viel im Ausland unterwegs. Gerade eben ward ihr in London, wie waren dort die Reaktionen?
In London war der Laden ausverkauft, in Rotterdam ebenso. Spanien war randvoll. Dort war auch die heftigste Stimmung überhaupt, das Publikum war unglaublich. In Südafrika haben wir Tausender-Hallen voll gemacht. Im Libanon haben 300 Leute vor der Halle auf dem Bürgersteig getanzt. Wir sind im Ausland schon sehr erfolgreich, daß liegt daran das wir uns von Anfang an ums Ausland gekümmert haben.

Wie kommen überhaupt die Kontakte mit Ländern wie Libanon, in dem ja auch z.B. Dreadful Shadows große Erfolge feierten, zustande?
Wir waren z.B. mit 15 Titeln in den Top Ten der Radio Charts. Das ist natürlich schon amüsant, weil man sich sowas hier überhaupt nicht vorstellen kann. Der Erfolg im Libanon ist eigentlich ganz einfach zu erklären. Einer dieser Leute der dort im Hauptorganisationsteam sitzt, der hat die Konzerte organisiert, der besitzt einen riesen CD Laden, vergleichbar mit WOM. Der hat auch die alte Oper in Beirut gekauft und komplett neu aufgebaut. Das ist jetzt ein superabgefahrener Laden geworden. Die Leute dort können teilweise mit der heimatlichen Folklore nicht so viel anfangen und suchen förmlich nach neuen Stilistiken und Klängen. Es gibt haltauch in Ländern, wo die Sonne brennt, Leute die ihr Gemüt etwas ruhiger haben. Leider ist es in diesen Ländern schwierig, weil die Menschen kaum Zugang zu dieser Art von Musik haben. Das Internet hat jetzt eine ganze Menge ermöglicht.
Ihr habt 1989 bereits angefangen Musik zu machen, aber fünf Jahre später eure erste CD veröffentlicht. Warum die Wartezeit?
Ich hab einen sehr großen Respekt gegenüber der Musikszene gehabt. Bei der Arbeit für mein Label (accession Records) bekomme ich halt mit wie pervertiert einzelne Musiker geworden sind. Wenn du ein Demo bekommst und dieses mit dem Hinweis: "Danke für das Demo, es tut uns leid aber es paßt nicht in unser Programm" zurückschickst, mußt du damit rechnen, daß du beschimpft wirst. Das kommt häufig vor, wirklich. Heute hält sich halt jeder für den Größten, wir hatten damals nicht dieses Selbstbewußtsein. Wir haben anfangs keine Demos rausgeschickt, weil ich jedesmal, wenn das Demo fertig war, gesagt habe das ist nicht gut genug. Was ich heute für Demos bekomme, da waren meine damals aber Gold gegen. Die haben wenigstens Tonqulitativ ein bißchen was hergegeben.

Mit "O brother sleep" habt ihr eure erste Maxi veröffentlicht, war das Album noch nicht fertig?
Ich habe gestern einen Fan gehabt, der sagte, ich kaufe die Maxi aus Protest nicht.

Weil sie im Vergleich zum Album zu teuer sind?
Das glaube ich nicht. Ich finde, wenn man einen Song drauf macht und einen Remix, dann kauf ich die Maxi auch nicht. Wir haben zwei komplett schöne neue Songs und zwei aufwändige Remixe drauf gepackt, da lohnt sich ein Kauf schon. Die Remixe haben wir selber erstellt und sie stellen die Songs jeweils in anderer Stilistik dar. Wir haben uns ganz, ganz viel Arbeit und Mühe damit gemacht.

Gab es für die Veröffentlichung kommerzielle Hintergründe?
Kommerziell in Anführungsstrichen gab es den Hintergrund, dass ich ein bißchen mehr auf die Clubs eingehen wollte und mich ein wenig aufs Radio konzentrieren. Und auch Promotion mäßig ein bißchen was machen. Damit ich sozusagen auf das Album hin arbeiten kann. Die Popularität steigern ohne ein Album damit in Verbindung zu bringen, das fand ich ganz wichtig und ich glaube das ist uns auch bisher gut gelungen.

Ist das neue Album schon fertig?
Die Songs sind geschrieben und eingespielt, müssen aber noch komplett produziert werden. Daran werden wir nach der Tour hauptsächlich arbeiten. Der Erscheinungstermin ist dann April/Mai.

Teilweise tut sich die Presse schwer, eure Musik zu beschreiben?
Wir sind anfangs in die Gothic Rock Schublade gesteckt werden. Was mich jetzt primär nicht stört, sondern einfach nur gewundert hat. Weil wir eigentlich nur bei der Hälfte der Songs überhaupt Gitarre anwesend. Deshalb waren wir sehr überrascht daswir auf einmal als Gothic dargestellt werden und dieses heute noch in der Presse steht. Wenn man mal Ikon oder House of Usher nehmen würde ich unsauf einen komplett anderen Dampfer setzen. Deshalb distanzieren wir uns von vornherein von der klassischen Gothic Schublade. Bei uns ist die Gitarre der Füller, sie ist die Addition. Das Keyboard und die Synthetik stehen im Vordergrund.

Wie würdest du deine Musik selbst beschreiben?
Keine Ahnung, elektronisch.

In der Werbung steht Dark Pop.
Das fand ich ganz witzig. Weil ich die Assoziation zu Dark Wave immer passender fand als zu Gothic. Die herangehensweise an den Terminus Pop kann man von verschiedenen Seiten sehen. Entweder man sagt, Pop ist sowas wie Kylie Minoque oder Michael Jackson. Man kann aber auch sagen, Pop ist eine gewisse Art eine Songstruktur aufzubauen. Das heißt für uns das Pop aus einen Schema mit Intro, Outro und einer Strophe besteht.

Ist dein Bühnenoutfit von Art of Dark gesponsert?
Wir haben es zusammen mit Art of Dark ausgesucht. Ich habe meine Ideen rein gebracht, die von Art of Dark umgesetzt wurden. Es sind liebe Freunde von mir. Wir haben zusammen unsere Firmen gegründet. Und haben gesehen, wie wir beide gewachsen sind. Wir haben ein sehr freundschaftliches Verhältnis und wir helfen uns gegenseitig.

Wie wichtig ist dieses Outfit?
Ich würde es nicht überbewerten. Ich finde, dass unsere Bühne eine Mischung aus musikalischer Darbietung und Schauspielerei ist. Wir übermitteln etwas. Es ist darbietende Kunst, so ist es auch deklariert, rein rechtlich gesehen. Wir stellen uns gleich mit dar, denn wir sind die Überbringer dieser Nachricht. Wir wollen der Aussage eine Gestalt geben. Die Bluttränen und das Androgyne der Darbietung hat seinen Sinn. Es steht im Kontext zu meinen Worten. Außerdem hat das Ganze einen optischen Effekt.

Hast du Angst, bei dem Publikum manchmal lächerlich zu wirken?
Nein, überhaupt nicht. Jeder Fan arbeitet mit diesen Stilmitteln. Sei es die Filme, welcher er bevorzugt, sei es das Theater. Es kann nicht lächerlich sein, wenn man diese Stilmittel überzeichnet und zur besseren Darstellung verwendet. Wenn es irgendwelche Leute als lächerlich ansehen, egal. Dafür mache ich diese Sache lang genug, daß ich über diese paar Leute locker hinweg sehen kann. Das einzige was mich stört ist, wenn diese Leute dann in der ersten Reihe stehen und schlechte Laune verbreiten. Die gehen wirklich zum Konzert, obwohl sie es nicht mögen, das ist mir unerklärlich.

Bei deinem Bandnamen liegt die Frage nahe ob du Tagebuch führst?
Klar, so ist die ganze Sache auch entstanden. Neben meinem Bett liegt grundsätzlich ein Stapel Papier und ein Stift.

Ist Adrian Hates dein richtiger Name?
Ich sage mal, es ist mein zweiter Name. Ich werde überall so genannt. Auch die, welche mich unter meinen bürgerlichen Namen kennen, nennen mich Adrian. Beide Namen stehen im Pass und ich bin unterzeichnungsbefugt mit beiden Namen. Der Name ist Bestandteil meines Lebens geworden.

Ihr seid mit zwei amerikanischen Bands auf Tour. Ist da der 11. September und der Krieg in Afghanistan ein Thema?
Na klar. Wir reden fast täglich darüber. Bei sechszehn Leuten gehen die Feinheiten der Meinungen gegenüber politische Maßnahmen der USA auch mal auseinander. Es manchmal sehr schwer da richtig mit umzugehen. Ich glaube das wir alle, damit meine ich wirklich alle Bürger, gar nicht fähig sind die Hintergründe allesamt zu verstehen. Weil uns der größte Teil der Information ganz einfach fehlt. Es ist nur eine Minderheit von Leuten, die wirklich weiß was passiert. Ich glaube das ganz viel unter Tischen und unter denken abläuft, das keiner von uns mitkriegt. Es gibt oft Auslöser für Sachen, welche wir ganz anders interpretieren, weil wir sie perfekt verpackt bekommen. Ich traue den Medien nur bis zu einem ganz bestimmten Grat. Das diese Ereignisse unglaublich schrecklich sind, darüber braucht man überhaupt nicht zu sprechen. Das sowas überhaupt passiert, bedarf gar keiner weiteren Kommentare. Ich glaube nur das die USA bei der Herangehendsweise wesentlich selbstkritischer werden sollte. Sie sollten nicht von dem Punkt an, wo es passiert ist, die Fehlersuche zu machen, sondern in der Vergangenheit. Ich glaube, daß das der Weg zum Ziel ist. Wie gesagt ich glaube es. Es kann natürlich auch totaler Quatsch sein, vielleicht fehlen mir die nötigen Informationen.

Da wir dieses Interview hinter der Bühne führten und die Vorband mit musikalischen Lärm eine weitere Unterhaltung unmöglich machte, endet dieses Interview hier etwas abrupt.
Nach der Veröffentlichung des neuen Albums werden wir versuchen, Adrian nochmal zu kontaktieren.
Info www.diaryofdreams.de

Veröffentlichungen
94 cholymelan
96 end of flowers
97 bird without wings
98 psychoma
99 cholymelan (re-release+Bonus)
99 moments of bloom
00 one of 18 angels
01 o brother sleep (MCD)