Emotionale Tiefe
End
(Gothic/Doom Metal)

Die Geschichte der Band reicht zurück bis ins Jahr 95 als man die sich unter dem Namen "Lacus mortis" zusammenschloss und drei Jahre später auch ein Demo veröffentlichte. Nach der Trennung im Frühjahr 00 blieben nur noch Josch (Vocals/Guitars) und Eike (Bass,synths) übrig und man orientierte sich musikalisch neu. Der Neubeginn hatte dann den Bandnamen "END" zur Folge (Irgendwie logisch,oder?) Nach einem Demo gibt es nun ENDlich das erste Full Length Album der Band. Eine interessante Mischung aus düsteren, ruhigen Parts, aggressiven Emotionen und doomig, schleppenden Gitarren, immer versehen mit dem hingebungsvollen, sehr tiefen aber cleanen Gesang von Josch. 11 Tracks (mal deutsch, mal englisch) mit Atmosphäre und der nötigen Power. Weitere Infos unter www.end-music.net (andreas)
(Fotos von der Website entnommen - und weil ein Drummer so selten im Rampenlicht steht, gibt's den auch mal in groß)

1. Wie ist die Entwicklung seit dem ersten Promo verlaufen?
Josch: Erfolgreicher als wir uns gedacht haben. Wir konnten uns selbst mit "nur" einem Demo immerhin durch zwei Deutschlandtouren mit "Ashes You Leave" im Mai 2001 und "Jack Frost" im November 2001 einen Namen machen. Weiterhin haben wir letztes Jahr auf den Herbstnächten einen sehr guten Auftritt gehabt und schon die Kritiken und Reaktionen auf das Demo waren durchweg positiv. Und das alles ist natürlich eine gute Basis für unser neu erschienenes Debut-Album "Out Of Eden" gewesen.
Eike: Wir haben auch Ende 2001 unser eigenes Label "sad records" gegründet, über welches wir nun unser Album veröffentlicht haben. Weiterhin sind wir für unser Label auf der Suche nach geeigneten, eigenständigen Bands, die hinter ihrer Sache stehen und deren Musik wir auch selbst mögen. Die Richtung spielt dabei keine Rolle.

2. Die ersten Reviews sind in den einschlägigen Musikzeitungen abgedruckt, wie seid ihr mit dem Ergebnis zufrieden?
Eike: Bis auf eine kleinen Kommentar von einem puristischen Elektro-Liebhaber sind wir zufrieden. Ansonsten waren auch die Berichte im Orkus und Zillo gut geschrieben und wir erwarten noch im September einen Bericht im Sonic Seducer.

3. "Out of eden" besticht durch seine Abwechslung. Scheinen hier die verschieden musikalischen Vorlieben durch?
Josch: Wir lassen uns nicht in irgendwelche Schubladen stecken und legen uns deshalb auch musikalisch nicht fest. Ausschlaggebend ist rein unser persönlicher Geschmack und die mit dem Stück verbundenen Gefühle. Es bewegt sich zwar alles zwischen Gothic und Doom, doch sicherlich in einer erfrischenden Mischung.
Eike: Witzigerweise war im Hammer-Review von einer Mischung aus Fields Of The Nephilim und Type O Negative die Rede. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber es ist schon erstaunlich, denn Josch mag TON sehr und ich finde Fields sehr geil - doch davon wußte der Redakteur ja nichts! Allerdings orientieren wir uns nicht an anderen Bands, vor allem die Arrangements von Fields sind schon sehr anders. Außerdem hören wir ja sonst auch noch massig Bands, von Black Metal über Elektro und Blues bishin zu Cohen und Doors.

4. Gerade bei den in deutsch gesungenen Stücken gibt es eine Verwandschaft zu WITT, welche bei den englischen Stücken nicht annähernd zu erkennen ist. Gibt es einen Grund für die unterschiedlichen Tonlagen?
Eike: Also wenn ich das Gefühl hätte, daß Josch wie Witt klingt, würde ich ihm das Singen verbieten, hähä! Gerade bei "Der Diplomat" kann ich diese Verwandtschaft nicht sehen und ehrlich gesagt kann ich Witts' neues Album überhaupt nicht leiden.
Josch: Wenn es tatsächlich eine Ähnlichkeit geben sollte, dann wäre es mit Sicherheit keine Absicht. Die unterschiedlichen Tonlagen und Gesangsstile mögen aus den verschiedenen Emotionen resultieren. Mal kraftvoll und rauh, mal zart, mal gesprochen oder tief und clean gesungen. Mit dem Gesangsstil halte ich es genauso frei wie mit der Wahl der Sprache. Gut ist, was ehrlich ist und harmoniert.

5. In Wiegenlied lautet ein Satz "die Natur ist ein Sadist". Ist nicht eher das Problem das der Mensch ein Masochist ist?
Josch: Gute Frage! "Fehlt uns der Wille, so sollte uns auch die Kraft fehlen, doch die Natur ist ein Sadist" lautet die Passage. Was ich damit gemeint habe ist, daß wir erkennen wie sinnlos Hoffnung und Wille sind, wir aber in den meisten Fällen vor letzten Konsequenzen zurückschrecken. Dies geschieht, da uns die Natur ein gewisses Maß an Selbsterhaltungstrieb mitgegeben hat, was nicht immer fair ist. Ich denke nicht, daß man Masochist sein muß um dies so zu sehen, sondern nüchtern betrachtet überwiegen in den meisten Leben die negativen Momente und Erfahrungen. Ziehen wir unser Resumé, sollte die Wahl nicht schwer fallen, doch unser Instinkt wehrt sich - noch.

6. In "Der Diplomat" gibt es ein Zwischenspiel mit verzerrtem Gesang. Textlich gesehen ist es eine wichtige Passage für den Song. Sollte eine besondere Aufmerksamkeit auf diese Textpassage erreicht werden?
Josch: Ja. Der Megaphon-Effekt in Volksreden-Manier verschafft dieser Textpassage mit Sicherheit einiges an Aufmerksamkeit und harmoniert wunderbar mit der Wahnsinnigkeit und Ausgefallenheit des Stückes. Abgesehen davon gibt es dem Ganzen eine kalte, distanzierende und, wie ich finde, bedrohliche Atmosphäre.

7. Dein Gesang wechselt zwischen Resignation und Aggression, welche Gefühle überwogen bei der Aufnahme?
Josch: Anders als bei einem Instrument, muß man sich zunächst mal in die Stimmung des jeweiligen Stückes wieder hineindenken, was mir aber auch bei den Studio-Aufnahmen relativ schnell gelungen ist. Das heißt bei jeder Aufnahme zu einem Song, war auch das entsprechende Gefühl nötig und auch vorhanden.

8. Gibt es einen roten Faden der sich durchs Werk zieht, oder ist es eher eine Aneinanderreihung von Songs?
Eike: Allgegenwärtig ist sicherlich die negative Grundstimmung, sonst wären wir nicht "End". Jeder Song kann aber isoliert von den anderen betrachtet werden, denn hinter jedem steht ja eine andere Geschichte und eine ganz konkrete Erfahrung.
Josch: Frauen, Tod und Wahnsinn.

9. Die Hälfte der Songs hat Eike geschrieben, bist du immer mit dem Text einverstanden, schließlich musst du ihn singen?
Josch: Genauso wie ich es tun würde, sagt mir auch Eike, wenn Musik oder Text scheiße sind. Natürlich ist man den eigenen Texten immer ein klein wenig näher - was ja in der Natur der Sache liegt. Allerdings würde keiner von uns beiden dem anderen einen Gefallen tun, indem wir uns Begeisterung vorheucheln und sind recht kritisch und direkt zueinander.

10. Wie wichtig sind die Texte im Zusammenhang mit der Musik?
Eike: Sie sind für mich ebenso wichtig wie die Musik, sonst könnte ich ja auch epische Klanglandschaften machen! Außerdem beurteile ich von vornherein meinen Text genauso kritisch wie die Musik und überprüfe ob er genau das ausdrückt, was ich mit ihm auch ausdrücken will.
Josch: Es muß auf jeden Fall auch zusammen passen und sich bedingen. Ansonsten sehe ich das genauso.

11. In euer Anzeige heißt es "Musik, die dich in die Tiefe reißt", was ist heute der Grund derartige Musik zu hören?
Eike: Tja, warum gerade heutzutage... eigentlich reicht es einem doch schon, wenn man nur mal fünf Minuten Radio hört. Die obercoolen HipHopper und glattproduzierten Chartgrütze-Songs drücken sicherlich nicht die Gefühle der überwiegenden Mehrheit aus. Vielleicht sollte der Musikhörer sich deshalb einfach mal zurücklehnen und das Kontrastprogramm genießen!
Josch: Wenn es einem schlecht geht, dann versucht man, es irgendwie zu verarbeiten. Kommt das öfter vor, kann man einen Song draus machen oder anders kreativ sein. Kommt es noch öfter vor, macht man ein Album draus. Und wenn man selbst keine Musik macht, dann hört man sich eben diese an - Musik, die das ausdrückt, was man gerade fühlt.

12. Wer hat sich eigentlich euer Bandlogo passend zum Namen ausgedacht?
Eike: Das war Joschs' Einfall und er hat sicherlich ein recht markantes und treffendes Zeichen geschaffen.

13. Im Inlett grüßt ihr die Bielefelder Reptyle, wäre es nicht mal sinnvoll, auch aufgrund der geographischen Nähe, gemeinsam ein Konzert zu geben? Wie siehts überhaupt mit Live Auftritten aus?
Eike: Unser nächstes Konzert geben wir auf dem "Black Elben Festival", schaut mal unter www.blackelbenevents.de nach. Wir spielen dor auf einem recht vielversprechenden, ganztägigen Festival mit Tanzwut, Untoten, Silber und anderen am 19. Oktober in Hamm. Es ist auch recht kostengünstig und ein Besuch wird sich für jeden Musikliebhaber lohnen. Mit Reptyle würden wir auch gerne mal zusammenspielen, aber bisher hat es sich einfach nicht ergeben. Wir planen dies allerdings, neben anderen Live-Aktivitäten, für die Zukunft!

14. Ist es wirklich nötig euer Booklet mit derart vielen Löchern zu versehen?
Eike: Klar, sonst vertickst Du die Promo hinterher noch als vollwertig für einen Euro bei eBay, hähä!
Josch: Ich brauche doch die ausgestanzten Kreise als Konfetti für Karneval!

15. Eine Frage zu Schluß. Es wird immer wieder behauptet, das Brennen von CDs schädigt die kleinen Gruppen, kriegt ihr hiervon was mit?
Eike: Sicherlich schädigt es die kleinen Bands, denn wenn die Umsätze einbrechen, kann es nicht nur an den schlechten Signings der großen Labels liegen. Und bei weniger Umsatz bleibt vor allem für riskante Unternehmungen, wie zum Beispiel eine kleine Band zu platzieren, weniger Geld übrig und selbst Mailorder-Kataloge werden vorsichtig. Allerdings denken wir, daß wir unseren Hörern etwas neues und wirklich vollwertiges bieten, so daß der Anreiz für ein richtiges Album größer ist. Auf jeden Fall kann ich, auch als privater Musikfan, nur dazu aufrufen gerade kleine Bands zu unterstützen. Wenn einem die Musik gefällt, dann ist ein Originalalbum doch Pflicht, oder?