Solopfade und die Traurigkeit des Seins
Rebentisch (Elektronische Melancholie/Synth Pop)

Nach drei Alben unter dem Namen "Damion in the Casket" und einer Zusammenarbeit mit DJ Schorsch gibt es nun das erste "fast" reine Solo-Debütwerk von Sven Rebentisch. Geschickt manövriert sich Sven durch traurige Elektronik, düsterer Melancholie und poesievolle Texten. Wenn auch manchmal die liebliche Melodie den Hörer in die Irre führt, hier gibt es Texte die nicht nur zum Nachdenken anregen, sondern auch tief betroffen machen. Sven spricht zumeist aktuelle Themen an, lässt dabei aber immer ein klein wenig Interpretierfreude beim Hörer entstehen. Dazu hat er Freunde, welche wundervolle Texte schreiben können. Der Höhepunkt dessen, lässt sich zweifellos in "Sommertraum" wiederfinden. Die hingebungsvolle Art, in der Sven diese Prosa in eine vokalistische Form bringt, unterstützt jedes Wort. Alle, welche sich der elektronischen Wave Musik mit Hang zu tiefer Melancholie verschrieben haben, müssen hier zugreifen. Alle anderen sollten sich die CD allein wegen der Texte zu "Sommertraum" und "Single" kaufen. Weitere Infos gibt?s unter www.rebentisch.de oder im Interview. (andreas)


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"Integration" ist bereits dein zweites Solo Album. Ist "Damion in the casket" als Band begraben?
Wäre das der Fall, hätte ich mich selber zu Grabe tragen müssen. Nein, es handelt sich eher um eine Umbenennung aus mehreren Gründen. Nachdem Marco Carstens, den ich eigentlich als festes Bandmitglied eingeplant hatte, durch Umzug, Zeitmangel usw. Ende 2001 "Damion in the casket" verließ, kam mir schon der Gedanke, meine eigene Musik auch nur unter meinem Namen zu veröffentlichen. Dazu kam, dass ich feststellen mußte, dass ich nicht mehr der Mensch war, der es für richtig hielt, sich "Damion in the casket" zu nennen, ich mochte mich nicht mehr hinter einen Namen verstecken, der für mich einen endlich vorübergegangenen Lebensabschnitt wiederspiegeln sollte. Ich habe einen neuen Lebensabschnitt begonnen und da kam mir die Umbenennung gerade recht.

Was steckt hinter dem Titel "Integration"?
Mit meinem Album "Integration" möchte ich eine Hörergemeinde erreichen, die ich durch meine Worte berühre und die sich durch meine Musik wiedererkennen kann. Ich möchtemich mit "Integration" bei einer Hörerscharr, die solche Musik zum Leben braucht einfügen, also integrieren.

Die Texte sind erneut getragen von Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit und Sehnsucht. Gibt es bestimmte Momente, in denen du die Texte schreibst?
In Momenten, in denen ich nicht anders weiß, meine innere Aufgewühltheit zu verabeiten. Meistens habe ich dabei ganz leise einen Song laufen, der das dann in mir vorhandene Gefühl intensiviert.

Erneut greifst du auch wieder auf Texten von Freunden zurück.Wer sind Carola und Andrea Döring, welche bereits für "Damion in the casket" Texte verfassten?
Andrea Döring ist eine alte Freundin von mir, mit der ich zwar seltener persönlich Kontakt habe, was allein ein Zeitproblem ist, mit der ich aber schon viele ausgelassene Stunden in der Gruftie-Szene erleben durfte. Andrea schreibt mir aus der Seele und auch in Zukunft werde ich Texte von ihr umsetzen. Der Kontakt zu ihrer Schwester Carola entstand zufällig, eventuell werde ich auch von ihr wieder etwas vertonen. Den beiden gefiel meine Musik und mir ihre Texte, so kam es zu den Songs.

Werden die Texte der beiden direkt für deine Musik geschrieben?
Ich habe so etwas wie Textbände von beiden zu Hause und schon alles, was ich mit mir identifizieren kann, angekreuzt, manchmal beim Musizieren trifft mich dann sowas wie ein Geistesblitz und ich denke: "...der Text, der ist es, den musst du jetzt nehmen".

Das düsterste Stück ist für mich "Single". Hier beschreibst du einen Blick aus dem Fenster deiner Zeit. Gibt es diesen Ort, an den du zurück willst?
Die letzte Strophe in "Single" hat einigen Freiraum zur Interpretation! In meinen damaligen Gefühlszustand beim Verfassen des Textes schwankte ich zwischen dem Freitod als letzten Ort und einem Zwiegespräch mit Gott, oder dem völligen Gefühlsende nach einem Beziehungstod und meinem innerlichen Flehen an einen Menschen, der mich durch Leidenschaft und einem völligen Gefühl von Glück zu einem lebenswerten Leben bringen könnte. "Single" ist eines meiner persönlichsten Lieder. Zu dem Ort, in dem ich "Single " verfasste, zieht mich allerdings nichts zurück.

Ist es Zufall, das der nächste Song "Suizid" ist oder logische Konsequenz?
Sicherlich habe ich mir die Reihenfolge meiner Lieder genauestens überlegt. Allerdings war die Folge erst "Single" dann "Suizid" auf dem Album nicht als logische Konsequenz gedacht.

Der Freitod wird hier fast huldigend beschrieben und zwar sehr real und wenig metapherhaft. Kann der Suizid der beschriebene Ausweg sein?
Es macht mich zutiefst betroffen, wenn ich höre, wie Menschen, vor allem junge Menschen, ihr langes Leben, was jeden Tag ein Neuanfang sein könnte, grausam beenden und ihr wertvolles Dasein wegschmeissen. Die Angst vor dem Leben in der jetzigen Welt wächst jeden Tag. Das Leben kann sehr hart sein, wenn z.B. Kinder schon Angst vor ihren Eltern haben müssen. Wenn niemand es schafft, den Betroffenen das wichtigste Gefühl, nämlich dass er als Mensch geliebt, gebraucht und vor allem sehr wichtig für jemanden ist, zu vermitteln, dann werden wahrscheinlich viele weitere den Freitod wählen. Der Freitod ist keine Lösung, er ist das traurige Ende eines falschen Weges. Ich weiß, wovon ich spreche, eines Silvesterabends stand ich selbst vor der Entscheidung, Tod durch Tabletten oder ab dem nächsten Tag alles abbrechen und ganz neu anfangen. Siehe da, ich bin ein neuer glücklicher Mensch voller Ziele. Ich habe es geschafft und nun möchte ich zumindest mit meiner Musik für Menschen da sein, die noch mit sich hadern.

Neben "Single" hat mich vor allem der Text von "Sommertraum" beeindruckt. Welche Aussage steckt dahinter?
Abgesehen davon, dass der Hörer seine eigene Interpretationsfreiheit besitzt, könnte man folgende Aussage hinein interpretieren: Viele Menschen sind ihr Leben lang die besten Schauspieler. Sie sitzen dir gegenüber und verkaufen dir ihr verkorkstes Leben als wunderschön. Dabei denke ich, hätten sie eine wahre Chance, glücklich zu werden, wenn sie sich ihren Problemen stellen und sie aus dem Weg räumen würden. Ein Mensch, der sich lieber für's Schauspielern entscheidet, fühlt sich in Stunden, in denen er ganz mit sich alleine ist, wohl wie im "Sommertraum".



Du arbeitest mit teils poppigen Melodielinien, die konträr zum Text stehen. Es gibt aber Stücke, in dem beides, sowohl Musik als auch Text, in düsterem Schwarz erscheinen. Gibt es dafür Gründe?
Ich achte eigentlich nur darauf, durch welche Art Musik meine Texte am ehesten treffen. So entstehen dann die Songs.

Gibt es Bands, welche dich musikalisch beeinflusst haben?
Von Anne Clark habe ich viel gelernt! Sicherlich habe ich mir durch alles, womit ich mich musikalisch ernähre, viel beigebracht. Ich höre den Musikern auch bei den Interviews genau zu, z.B. "London after midnight" gaben letztens ein sehr interessantes Interview, bei dem der sympathische Sänger mir aus der Seele sprach. Ansonsten ist meine tägliche musikalische Nahrung breit gefächert und somit auch der Einfluss auf mich.

Du hast beim CSD in Hamburg gespielt. Neben Werbung und Toleranz ist dieser Tag auch immer mit großem Spaß verbunden. Wie haben die Leute auf die teils depressiven Töne reagiert?
Nun ja, vorerst durfte ich noch ein Interview bei "Pink-Channel-Hamburg" geben, später dann beim CSD trat ich dann in einer Radio-Live-Show mit zwei tanzbaren Songs auf, die live gut rüberkamen, was mich sehr freute, da es mein erster Auftritt vor freien, großem Publikum war. Am Tag darauf hab' ich dann eine Stunde lang gespielt, dabei wechselte das Publikum teilweise. Pink Channel, die das Konzert mitschnitten, waren sehr begeistert und haben das Radiokonzert später noch mal gesendet.

Ist auch mal ein Live Auftritt südlich von Hamburg geplant?
Dort wo die Menschen mich mögen, will ich gerne spielen. Ich bin derweilen in großer Planarbeit, was meine zukünftigen Liveauftritte angeht. Ich denke, eine richtige Liveband wäre meine Idealvorstellung, aber so ein Auftritt hängt immer von der Location und vom Veranstalter ab. Ich hoffe zumindest auch südlich von Hamburg singen zu dürfen.

Versuchst du für deine Musik ein Label zu finden? Ist in diesem Bereich schon etwas gelaufen?
Das ist ein großes Ziel von mir, ein Label zu finden, welches hinter mir und meiner Musik steht. Ich arbeite hart daran.

Wo kann man im Internet über dich und deine Musik erfahren ?
Im Internet unter www.rebentisch.de mit Songs zum Downloaden und unter svenrebentisch@yahoo.de darf jeder gerne Kontakt mit mir aufnehmen. Auch CD's kann man hierunter anfordern.

Wie sehen deine Planungen für die Zukunft aus?
Ich bin voller Ziele und Planungen, aber ich kann auf jeden Fall mitteilen, ich arbeite an neuen Songs für ein kommendes Album, dann hoffe ich auf weitere Auftrittsmöglichkeiten und den Rest wird das Glück entscheiden.

Die besten Wünsche weiterhin für das Amboss-Magazin
Sven Rebentisch