Tod bedeutet die Erlösung
Dark Fortress (Black Metal)

Dass sich Black Metal aus Deutschland auch wieder verstärkt international blicken lassen kann und nicht nur hierzulande, dafür werden bestimmt auch Dark Fortress mit ihrem neuen Album "Stab Wounds" ihren Teil zu beitragen. Die Musik von Dark Fortress ist auf der einen Seite recht traditioneller Black Metal, auf der anderen Seite können sie der Musik aber ihre eigene, hochinteressante Note verpassen, die dieses Album zu einem bemerkenswerten Release macht, dass ihr euch nicht entgehen lassen solltet. www.thetruedarkfortress.com (eller)


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Wie ist eure Release Party gelaufen? Auf eurer Webseite ist zu lesen, dass ihr die beiden anderen Bands SECRETS OF THE MOON und ANGST ersetzen musstet. Hat alles mit LORD BELIAL und SANGUIS hingehauen?
Glücklicherweise ja. Im Vorfeld gab es einige Probleme mit dem Billing. Irgendwie schien das ganze Release Konzert unter einem schlechten Stern zu stehen, da alle geplanten Bands (insgesamt 3, Nehemah aus Frankreich waren zunächst auch konkret im Gespräch) aus unterschiedlichen Gründen absagen mussten. Fairerweise sollte erwähnt werden, dass wir von Secrets of the Moon nie die definitive Zusage hatten und wir mit ihnen etwas vorschnell Werbung gemacht haben. Im letzten Moment hätten sogar Lord Belial fast noch absagen müssen, da ihr Flug einen Tag zu früh gebucht worden war und es bis zwei oder drei Tage vor den Konzerten ungewiss war, ob alle Bandmitglieder einen zusätzlichen Tag freibekommen würden.
Letztendlich sind aber beide Release-Konzerte sehr gut gelaufen, da sowohl Lord Belial als auch Sanguis musikalisch hervorragend sind und wir uns vor allem persönlich mit ihnen exzellent verstanden haben.


Wie seid ihr an die Schweden für diesen Gig gekommen?
Azathoth hat den Kontakt hergestellt. Ich weiß auch nicht wie er das macht, aber er scheint wirklich eine Menge Leute in der Szene zu kennen. Wir wollten unbedingt eine klasse Band dabei haben, die man in unseren Breiten nicht so leicht zu sehen bekommt, um den Leuten ein wirklich interessantes Package zu bieten. Lord Belial waren sicherlich eine gute Wahl. In Zeiten des Internets ist es jedoch kein großes Problem, eine Band zu kontaktieren, da mittlerweile fast jede Band eine Homepage hat bzw. Kontakt- und Emailadressen.


Die Kritiken zu "Stab Wounds" (soweit ich sie gelesen und auch eine geschrieben habe) sind durchweg positiv. Wie hoch ist die Euphorie bei euch momentan?
In den letzten paar Tagen habe ich endlich mal zwei oder drei eher mäßige Kritiken zu "Stab Wounds" im Internet entdeckt, dafür mittlerweile über zwanzig gute bis sogar überschwängliche. Ich bin vor allem auch auf die Reaktionen von den "renommierten" Printmagazinen gespannt, zumindest sind wir im Legacy hervorragend bewertet worden und ich weiß, dass wir auch im Rock Hard ziemlich gut davon kommen. Wir haben an "Stab Wounds" wirklich lange und intensiv gearbeitet, es steckt unglaublich viel Energie und Herzblut in dieser Scheibe. Natürlich ist es ein gutes Gefühl, wenn wir dafür nun die entsprechende Anerkennung bekommen.


Erzähl uns bitte ein wenig zum textlichen Inhalt von "Stab Wounds".
Alle Texte auf "Stab Wounds" stammen wieder ganz im Gegensatz zu unserer letzten CD "Profane Genocidal Creations" von Azathoth. Sie sind äußerst persönlich und drücken Azathoth' s eigene Ansichten und Emotionen aus. Jeder Text ist zwar für sich abgeschlossen, jedoch sind alle Lyrics einem Thema untergeordnet, d.h. es zieht sich ein roter Faden durch die Texte. Sie handeln von emotionalen Abgründen, von Selbsthass, von Hass auf andere Menschen und auf das Leben an sich. Ein zentraler Punkt ist wohl die Sinnlosigkeit, die Nichtigkeit des Lebens an sich und die daraus resultierende innere Leere. Der Tod bedeutet die Erlösung. Somit bewegt sich das ganze Album konsequent auf den Selbstmord des lyrischen Ichs hin.


Letztes Mal waren eure Aufnahmen in Norwegen (Grieghallen Studio) und jetzt seid ihr doch wieder in heimischen Gefilden gelandet. Wie kommt's?
Es ist kein Geheimnis, dass große Teile der Band mit dem Sound von "Profane..." nicht sonderlich zufrieden waren. Das Grieghallen ist zwar ohne Zweifel ein gutes Studio und Pytten ein hervorragender Producer, jedoch hatten wir vor allem viel zu wenig Studiozeit. In den geplanten 10 Tagen haben wir zwar die Recordings geschafft, jedoch mussten wir den kompletten Mix aus der Hand geben, wodurch kaum ein zufriedenstellendes Ergebnis herauskommen konnte. Ich habe mittlerweile meine Ausbildung als Tontechniker abgeschlossen und einige Erfahrungen sammeln können, weshalb wir die gesamte Produktion außer dem Mastering in die eigene Hand genommen haben. Wir haben verschiedene professionelle Studios gebucht und dort selbstständig gearbeitet. Einige Sachen wie Editing, Bass- und Keyboardaufnahmen konnten wir sogar ziemlich problemlos in meinem Homestudio erledigen, was natürlich Geld spart. Den Großteil der Aufnahmen und den kompletten Mix haben wir jedoch in einem neuen Studio in Landshut erledigt (www.studio-eins.biz), mit dem ich in Zukunft auch zusammen arbeiten werde.


Ist beim neuen Album alles nach euren Wünschen gelaufen?
Jein. Die komplette Produktion war im Vorfeld zeitlich und finanziell perfekt durchgeplant. Im Plan waren auch einige Reserven quasi für den Notfall vorgesehen, was schließlich auch nötig war. Erstens haben wir auf einen Teil unseres Studiobudgets länger warten müssen als abgesprochen, was uns temporär in finanzielle Schwierigkeiten gebracht hat und überdies ein unnötiger Stressfaktor war. Zu allem Überfluss bin ich dann auch noch genau als wir mit den Gitarren angefangen haben krank geworden und mit Fieber im Studio gesessen. Trotzdem ist alles makellos eingespielt. Mit der Produktion sind wir grundlegend ziemlich zufrieden, da der Sound insbesondere die Atmosphäre der Songs unterstützt und einfach zum Album passt. Natürlich gibt es einige Punkte, die wir beim nächsten Mal noch verbessern können, aber wer das perfekte Album produziert, kann sowieso aufhören...


War es schwer, Jens Ryden und die anderen Gastsänger zur Mitarbeit bei euch zu überreden?
Eigentlich nicht. Wir haben Naglfar letztes Jahr auf dem Party.San Festival kennen gelernt. Wir sind fast alle Fans von Naglfar und sie scheinen auch uns sehr zu respektieren, was natürlich eine hervorragende Basis für die Zusammenarbeit mit Jens war. Jens hatte auch die Idee zusammen mit Adimiron von Angst einen Part einzusingen, da er dessen Stimme sehr schätzt.
Mit Herrn Morbid von Forgotten Tomb hatte unser Sänger, wenn ich mich nicht irre, schon länger Kontakt. Speziell für diesen Part von "Like A Somnambulist in Daylight's Fire", für den Herr Morbid schließlich die Guest-Vocals beigesteuert hat, passt seine Stimme einfach perfekt und gibt der abgrundtiefen Verzweiflung dieses Teils noch eine weitere Dimension.


Wie seid ihr eigentlich für eure ersten Alben an das amerikanische Label Red Stream gekommen, da das seinen Sitz ja nicht gerade um die Ecke hat?
Wir haben uns ja mit der komplett fertigen CD bei diversen Labels beworben und auch einige Exemplare an Fanzines geschickt. Jedenfalls war Markus Eck (damals Redakteur beim Sonic Seducer) offensichtlich völlig von unserer Musik begeistert und hat sich sehr für uns eingesetzt. Schließlich hatten wir zwei Angebote, wobei wir uns für Red Stream entschieden haben, da sie einen seriöseren Eindruck auf uns machten.


Empfindet ihr es für euch manchmal hinderlich, dass ihr eine Deutsche Black Metal Band seid, oder seht ihr da keine Probleme?
Das ist eine gute Frage, die ich mir selbst auch schon des öfteren gestellt habe. Es heißt ja so schön, dass der Prophet im eigenen Lande nichts zählt, außerdem hat die deutsche Szene international nicht gerade den besten Ruf. Es ist durchaus möglich, dass wir als skandinavische Band mehr Erfolg hätten. Die wenigen international bekannteren Bands aus Deutschland sind in der Vergangenheit zum großen Teil eher durch politischen Unsinn und andere Peinlichkeiten als durch berauschende musikalische Fähigkeiten aufgefallen.
Ich bin aber der Meinung, dass es momentan definitiv mit der deutschen Black-Metal Szene bergauf geht und es gerade in letzter Zeit einige Veröffentlichungen gegeben hat, die sich auch auf internationaler Ebene absolut nicht verstecken müssen.


Was steht nun als nächstes so auf eurem Plan, um DARK FORTRESS weiter bekannt zu machen?
Unser Label Black Attack versucht momentan, uns wirklich gut zu promoten, außerdem haben sie in Deutschland bzw. Europa einen exzellenten Vertrieb. Zudem arbeiten sie mit der Promoagentur Sure Shot zusammen, die uns hilft, Interviews in Magazinen und Internetmags zu bekommen. Momentan sind wir innerhalb der Band gut aufeinander eingespielt, weshalb wir eigentlich so viel wie möglich live spielen sollten. Für die Zeit Ende Dezember / Anfang Januar ist eine Tour geplant, mit einigen sehr geilen Bands. Aber es gibt ja bekanntermaßen tausend Faktoren, die einem einen Strich durch die Rechnung machen können und deshalb ist noch nichts spruchreif.