Der Realität ins Auge geblickt
Mainpoint (Goth Rock)

Die Geschichte der Band reicht zurück bis ins Gründungsjahr 1996. Ihr Debüt veröffentlichte man 2000 und hatte danach mit einigen Unwirren bzgl. des Labels zu kämpfen. Kämpferisch geht das Quartett auch mit ihren treibenden Goth Rock Songs um. Da tauchen ganz unvermittelt Punk Attitüden auf und trotzdem bleibt man im Mark von einer tiefmelancholischen Elegie umgeben. Der tiefe und düstere Gesang sorgt für die dunklen Facetten in einem betörenden Melodiewirbel, welcher sowohl ruhige, wie heftige Momente perfekt umsetzt. Befreit von allen (Label) Zwängen erzeugen sie ein frisches Album, welches einen geschickten Bogen zwischen Nostalgie und Moderne schlägt. www.mainpoint.de (andreas)


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Trotz eurer langen Existenz werden Euch nicht alle kennen, könnt ihr Euch kurz vorstellen?
Hi, wir sind MAINPOINT aus Rostock und seit '96 mit Goth'n Roll im Gepäck unterwegs. Wir muggen in einer Vierer-Besetzung (drums, bass, guitar, keys) und haben kürzlich unser neues Album "Planet Paradise" veröffentlicht. Als Support waren wir bspw. schon mit Bands wie Theatre Of Tragedy, Tanzwut, Saxon, Kreator, Oomph usw. unterwegs.


Ihr hattet euer Debüt bei Morbid Records veröffentlicht, dieses war auch mit dem Zweitwerk geplant. Warum habt ihr euch dann entschlossen den Vertrag zu kündigen?
Was viele nicht wissen: unser Debüt heißt "Lost Senses" und wir haben diese Scheibe, wie auch das von dir angesprochene zweite Album "Heaven/Earth" in Eigenregie aufgenommen und veröffentlicht. "Heaven/Earth" haben wir Morbid Rec. lediglich lizensiert. Die Jungs haben uns damals mit SPV einen guten Vertrieb ermöglicht. Trotzdem hatten wir dort einfach keine Perspektive. Das ging damit los, dass es keinen Plan für die Veröffentlichung einer neuen Scheibe gab. Uns wurde ein Termin genannt, an dem wir unser neues Album bei ihnen abgeben konnten. Das fanden wir dann schon ziemlich dreist. Die Finanzierung, die Anmietung eines Studios etc. waren nicht geklärt. Wir haben dann schnell bemerkt, dass die Jungs nicht an uns glaubten und dass das alles wenig Sinn hatte. Wir freuen uns nach wie vor, damals keinen Langzeitvertrag geschlossen zu haben, wie es viele andere Bands gemacht haben, die durch solche Scheiße dann auf der Strecke bleiben mussten.


Ist es so, dass ihr praktisch noch mal von vorne anfangen müsst?
Nein absolut nicht. Die Kontakte mit Klubs, Labels, Zines, Mailordern usw. die wir hatten, bleiben doch bestehen. Unsere Konzerte haben wir sowieso schon immer selbst gebucht. Zum Vertrieb stehen uns ein paar Mailorder, Musikmärkte (Media Markt, Saturn etc.) und unser Online Shop (www.shop.mainpoint.de) zur Verfügung. Wir sind zufrieden, wie es läuft.


Ihr gehört zu einer der Bands, die sich vor allem Live eine große Fanschar erspielt haben. Wie wichtig ist in diesem Kontext ein Studio Album?
Schon der olle Goethe hat gesagt: "Nur was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen." So geht es uns doch allen: entweder wir wollen uns mit dem neuen Album einer Band und ihren neuen Songs anfreunden, um dann schon beim Konzert so richtig abzufeiern, oder man besorgt sich die Scheibe nach einem Konzert, weil es einfach geil war. In beiden Fällen aber hast du die Musik safe und kannst sie in der richtigen Stimmung und Gemütslage in den Player schmeißen und dir reinziehen. Auch für uns persönlich ist es wichtig, einfach hin und wieder ein Studio Album einzuspielen. Damit wird auch immer ein Abschnitt der Band abgeschlossen. Die Scheibe ist somit ein Zeitdokument, dass dir niemand nehmen kann. Und die Leute, die dann ein Album haben, können sich zusätzlich zum Konzert, wo sie gerade wollen, noch ein anderes Bild von uns machen. Ist doch Klasse, oder?!





Das aktuelle Werk ist mit sehr unterschiedlichen Schattierungen gezeichnet. Wo fühlt ihr euch wohler, eher bei den getragenen Stücken, oder eher bei den heftigen?
Wir fühlen uns eigentlich bei allem wohl, was wir so musikalisch treiben. Das muss ich sicher auch nicht weiter erklären. Wenn die Frage auf ein Konzert und das Live-Feeling zielt, kann ich nur sagen, dass wir uns da ganz vom unserem Gefühl und der Resonanz der Leute leiten lassen.


Wen wollt ihr in "Paradise" in selbiges holen?
Das Stück dreht sich um eine tote Sünde, die aus Sehnsucht und unermesslicher Gier nach Sex versucht, das Wesen ihrer Träume in ihre Welt zu holen. Das funktioniert nur durch die Überzeugung zum Suizid auf eine hocherotische Art und Weise. Die Sünde ist vielleicht ein Mann, das Wesen eine Frau.


Dark, black, darkness oder die, alles Wörter, welche des öfteren auftauchen. Um was drehen sich eure Texte?
Kurz gesagt: um unser Leben. Gedanken, Gefühle, Erlebnisse.all diese Sachen verarbeiten wir in unseren Texten. Dass die bei uns auch durch o.g. Vokabeln bestückt sind, ist eben unsere Welt. Wir leben sie und wir leben sie schwarz.


Die CD beinhaltet auch zwei "Instrumental-Stücke", oft sind derartige Songs Füller, bei euch scheinen sie Wegweiser zu sein. Welchen Aspekt verfolgt ihr mit derartigen Songs?
Hinter "Planet Paradise" verbirgt sich ein Konzept: alle Stücke sind durch eine Geschichte miteinander verbunden. Zum Verlauf, den diese Geschichte nimmt, gehören eben auch diese Instrumental-Stücke. Sie sind ein fester Bestandteil dieser Scheibe. Sie zeigen natürlich auch einen Teil von uns: neben kraftvoller Bissigkeit gibt es auch das Gesicht von gefühlvoller Melancholie.


Die dunklen Stimmbänder erzeugen eine düstere Musikwelt, musst du dich verstellen oder ist dies deine natürliche Stimme?
(Lacher) Für die brauche ich mich nicht verstellen. Die ist angeboren. Absolut.


Perfekt zu funktionieren scheint der Wechselgesang (mal weiblich/männlich, mal growlig/clean). Wie wichtig ist ein derartiger Gegensatz für die Atmosphäre eurer Songs?
Mit Stimme erzeugt man eine Stimmung. Und um eine bestimmte Stimmung auszudrücken, spiele ich bzw. spielen wir eben gern mit unseren Stimmen. Das ist für uns und die Arrangements der Songs sehr wichtig. Ebenso wichtig, wie für jedes andere Instrument auch. Eine ganze Scheibe wird dadurch abwechslungsreicher und somit interessanter.


Von morbider Schönheit geprägt ist vor allem "all these bad lies". Obwohl sehr getragen im Arrangement, beherbergt er doch zu Beginn und zum Ende positive Sequenzen. Worum geht es in dem Song?
Eigentlich geht es um eine kaputte Beziehung, zwischen zwei Individuen, die trotz aller Probleme, die sie zusammen erlebt haben, nicht voneinander lassen können. Wer bzw. was diese "Zwei" sind, erzählt die Geschichte von "Planet Paradise". Mal sehen, vielleicht schreiben wir die irgendwann einmal auf unserer Homepage nieder: www.mainpoint.de


Mit "on a strange day" befindet sich auch ein fast punkiger Song auf dem Werk, ist es für dich wichtig, die Verzweiflung auch mal in wütender Manier zu präsentieren?
Natürlich. Jeder Tag ist doch auch immer irgendwie ein Kampf. Alltagsprobleme, Streß, Unzufriedenheit etc. ballern jeden Tag auf uns ein. Unsere Art ist es eben, einen Song darüber zu machen, um diesen ganzen Dreck zu bewältigen. Du mußt der Realität ins Auge blicken, sonst belügst du dich selbst. Wenn ich dieses Ventil nicht hätte, würde ich mit vielen Dingen anders abrechnen. Und das wäre sicher nicht immer ganz legal...


Macht ihr euch Gedanken darüber, aus welchen Genre eure Fans kommen. Welche seht ihr lieber auf euren Konzerten?
Ehrlich gesagt: darüber haben wir uns noch nie Gedanken gemacht. Bisher gab es keine Probleme zwischen Leuten im Publikum und uns. Ob nun Gruftie, Rocker, Metaller, Punk, Hippi oder was es da sonst noch gibt. Solange alle zusammen Spaß haben, ist es uns völlig egal wer zu uns kommt. Wir hassen nur faschistoide Arschlöcher.


Wie schwer wiegen die Besetzungswechsel, aktuell wird Silke fehlen. Ihre Stimme und die Verspieltheit ihrer Finger dürften fehlen, oder?
Naja, gesungen hat Silke zwar nicht, aber als ehemals fester Bestandteil der Band fehlt sie schon. Ihr kleines Mädchen ist jetzt natürlich erst einmal wichtiger. Mit Jo Passig haben wir aber einen absolut guten und kostbaren Ersatz für sie gefunden. Darüber sind wir sehr froh, denn für uns ist es auch immer sehr wichtig gewesen, dass wir innerhalb der Band menschlich zueinander passen.


Ziele und Wünsche für die Zukunft?
Tonnenweise Kohle, 7 Frauen, Hotel. Ach, weißt du... auch alles scheiße. 'ne größere Support-Tour wäre geil. Und natürlich diese Band mit einer neuen Platte, irgendwann. Und das gesund und energiegeladen!


Mainpoint sind:
Axel K. Bass/Vocals
Lars L. Drums
Karsten R. Guitars/Backing Vocals
Silke E. Keyboard