DENIGHT (Goth Rock)
Ursprünglich 1999 als reines Studio Projekt gregründet, hat man mittlerweile eine große Schar an Musikern in die Band integriert. Nun liegt auch endlich das Debüt der Band vor. Auf "above and beyond" befinden sich neben ruhigen, düster gestimmten Songs auch treibende Melodien, welche aber immer vom Hauch der Melancholie umweht werden. Besonderes Merkmal ist neben einem bestechenden Songwriting, welches sich geschickt zwischen Bommbast und klarer Linie bewegt, die unterschiedlichen Stimmen, die mal hell-klar, mal tief und auch mal quälend-leidend daherkommen. Mit jedwedem Klang gelingt es, eine wundervoll gefühlvolle Atmosphäre zu erzeugen. Eine sehr interessante Band, der man anmerkt, dass hier keine Amateure am Werk sind, sondern Musiker, welche sich bereits Sporen verdient haben. Letzteres wird auch am ausgefeilten Songwriting deutlich. Zu guter letzt stimmt auch die Produktion. (andreas)
-> Review "Above and beyond" lesen
Zunächst erst mal Gratulation zum hervorragenden Album. Wie sind denn bis jetzt die Rezensionen ausgefallen?
Tim: Hi, vielen Dank. Freut uns sehr, dass die Musik gut bei Euch ankommt. Die Rezensionen sind bislang erfreulicherweise durchweg positiv ausgefallen. Erstaunlich, da wir doch verschiedene musikalische Lager bedienen bzw. die musikalische Ausrichtung der einzelnen Mags teilweise recht unterschiedlich ist. Es ist aber immer wieder lustig zu sehen, wie die einzelne Stücke bzw. das Album als Ganzes bewertet werden. Was für das eine Fanzine ein Rock-Album ist, zu dem man abfeiern kann, ist für das Nächste ein romantisches Album, welches man am Besten beim Kerzenschein und einer guten Flasche Rotwein genießt ... Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Am besten, man bildet sich seine eigene Meinung.
Was steckt hinter dem Bandnamen und wer ist für die Verzierung des Selbigen verantwortlich?
Stephan: Denight setzt sich aus verschiedenen Sprachen (französisch/englisch) zusammen und kann in unterschiedlicher Art übersetzt werden, was uns allen schon mal sehr wichtig war. Der Name kann sowohl als "von/durch die Nacht", "enthüllen/entnachten" und auch "verschleiern" übersetzt werden. Ich weiss, etwas verwirrend. :-)
Gerade dieses Paradoxe macht den Namen an sich schon interessant. Die Verzierung des Logos hat aber auch einen tieferen Hintergrund. Es ist eine abgewandelte Form eines Planetensigils, genauer gesagt des Saturns. Der Saturn ist mit dem griechischen Gott Chronos verbunden, welcher die Zeit symbolisiert. Da die Zeit in unseren Texten ein großes Gewicht hat, schließt sich damit der Kreis zum Album. Gerade das war uns wichtig, ein Name mit Tiefgang und Bezug zum Album. Hoffe das macht es etwas klarer.
Könntest du kurz beschreiben, wie ihr zusammengefunden habt?
Tim: Die Frage kann man leider nicht mit ein paar Worten beantworten, da die Band zwischenzeitlich auch ein wenig umbesetzt wurde. 1999 haben Stephan und ich uns nach einem Konzert kennen gelernt. Ich sah ein paar Fans, die aufgrund der geschlossenen Theke auf dem Trockenen saßen und extrem dürsteten. Da konnte ich es mir nicht nehmen lassen, die Jungs mit lecker Backstage-Bierchen zu versorgen :-).
Bei der Gelegenheit kamen Stephan und ich ins Gespräch und der Zufall wollte es, dass ich kurze Zeit später mit meiner damaligen Freundin auf seiner Geburtstagsparty aufschlug. Nach ein paar Bierchen entdeckte ich eine Gitarre und zupfte leise vor mich hin. Spontan fing Stephan an, dazu zu singen und schnell war klar, dass wir zusammen ein neues Projekt starten wollten. Zu Zweit haben wir dann einen Teil der Urversionen einiger Songs entwickelt, wobei wir schnell feststellten, dass die Stücke nur als echte Band mit echten Musikern funktionieren. Die Stücke haben auch im Laufe der Zeit einige Transformierungen erfahren, da die einzelnen Musiker natürlich Ihren Einfluss mit einbrachten.
Heute präsentieren wir uns wie folgt.
Stephan - Gesang /Texte
Tim - Gitarre / Keys und Production
Holger - Gitarre
Markus - Keys
Chris - Drums
Mad - Bass
Susanna - Geige / E-Geige
Gast: Gina - Femal Backround
Inzwischen haben wir noch zwei neue Musiker mit an Board. Nachdem Denis auf eigenen Wunsch die Band verlassen hat, konnten wir als professionellen Ersatz an der Gitarre Holger für uns gewinnen (ex "Behind the Scenes" und "Gods Army"). Wir sind sicher, dass er dem Sound von Denight neue, positive Impulse geben wird. Die ersten neuen Tracks (ja, wir sind wieder im Studio) lassen jedenfalls Großes erahnen.
Da wir schon dabei waren, neue Leute zu suchen, haben wir mit Susanna auch noch eine virtuose Violinistin verpflichten können, die uns live und im Studio an der Geige / E-Geige unterstützen wird. Susanna spielte bislang hauptberuflich im Orchester und hat mit Denight ein neues Aufgabenfeld gefunden. Optisch sowie auch akustisch ein absoluter Leckerbissen. Du wirst mir sicherlich recht geben, dass diese Kombination leider viel zu selten anzutreffen ist ... :-)
Tim, du warst Gründungsmitglied bei "Diary of Dreams", warum bist du nicht mehr dabei und wie betrachtest du den Erfolg von Adrian und Co.?
Tim: Lass uns lieber aufs aktuelle Projekt konzentrieren. Viele Mitglieder von Denight waren in Bands, die mehr oder weniger erfolgreich sind / waren. Eigentlich ist doch nur wichtig, dass viel Herzblut in die aktuelle Produktion eingeflossen ist und das "echte" Musiker am Werk beteiligt waren, wobei der musikalische Output von ALLEN Bandmitgliedern eingeflossen ist. In sofern verstehen wir uns als musikalisches Kollektiv.
Euer Debüt "Above and Beyond" ist sehr emotional ausgefallen, wie würdest du die Verschmelzung von Text und Musik beschreiben?
Stephan: Wir haben uns bemüht, den Inhalt der Songs auch musikalisch abzubilden. Gerade das ist mir als Texter wichtig gewesen. Wenn man emotionale Texte schreibt, möchte man auch in der Musik die emotionalen Elemente wieder finden. Schließlich möchte man ja auch live in den Stücken aufgehen können und dem Publikum rüber bringen. Daher findet man in den Stücken die gesamte Bandbreite an Stilen, von Metalriffs über Chorsätze, bis hin zu getragenen Orchesterteilen. Gerade diese Kombi macht die Musik von Denight aus.
Könntest du uns ein wenig die Texte näher bringen, wie sehr kann man sie auf dem Albumtitel "above and beyond" beziehen?
Stephan: Ja, das ist etwas schwieriger zu erklären :-) Auf den ersten Blick sind die Themen der Songs völlig unterschiedlich und passen nicht immer zueinander. Wir haben hierbei eine bunte Mischung aus emotionalen, sozialkritischen aber auch einfach nur nachdenklichen Texten. Genau das ist es, was wir beabsichtigt haben. Wir wollten ein Album schaffen, welches über die alltäglichen Konzeptalben hinausgeht und sich nicht auf nur ein einzelnen Themenbereich limitieren lässt.
"Above and Beyond" bedeutet genau das. Das über den gewöhnlichen Horizont hinausblicken. Darum sind auch autobiographische Texte wie "Changes of life" vertreten, der von Markus verfasst wurde. Wir wollten uns auch hier nicht von Anfang an einschränken lassen und unser gesamtes kreatives Potential voll ausschöpfen. Ich denke, das wird sich auch auf kommenden Alben nicht ändern. Es war uns auch wichtig, gegensätzliche Themen in Kontrast zu setzen, wie z.B. Leben / Tod, Vergänglichkeit / Unsterblichkeit usw. All diese Themen haben für uns einen gewissen Reiz. Wir sind halt ein nachdenklicher Haufen :-) und haben Spaß daran, diese Themen auch zu vertonen.
Im Bezug auf Songwriting geht ihr sehr atmosphärisch zu Werke, gibt es hier gar Soundtracks, welche euch inspiriert haben?
Tim: Klar, ich liebe Stücke, die einen virtuellen Film bzw. Bilder vorm inneren Auge entstehen lassen. Da meistens ich die Grundlage der Stücke komponiere, versuche ich, diese Atmosphäre mit ins fertige Stück "rüberzuretten". Wir sind auch sehr fasziniert von Filmmusik und sicherlich würden wir gerne mal einen Track zu einen Film beisteuern. Generell versuchen wir die "Essenz" eines Stücks einzufangen, auch wenn das bedeutet, dass wir die Stücke doppelt und dreifach aufnehmen müssen. Wir lieben diesen "Breitwand-Sound", der aber auch mal wie z.B bei "Fragile" sehr zerbrechlich und zart sein kann.
In balladesken Momenten ("Fragile") kommt ihr sehr romantisch herüber. Die Musik wirkt dann sehr verspielt, die Gitarren halten sich zurück. Welche Bedeutung haben diese Momente der "Ruhe"?
Tim: Du sagst es, zur Ruhe kommen, sich fallen lassen ... Sind Gothics nicht alle irgendwie Romantiker? Und wir als Musiker haben recht viel davon mitbekommen :-).
Nee, im Ernst. Mir ist die Tiefe in der Musik sehr wichtig und ruhige Stücke sind halt dem Herzen ein wenig näher. Genau diesen Wiederspruch fanden wir bei diesem Stück sehr interessant, ist doch der Text alles andere als romantisch. Der Text ist auf verschiedenste Weise interpretierbar. Sinn und Zweck ist es gerade, dass sich der Hörer Gedanken über den Text machen kann und nicht einfach alles vorgesetzt bekommt.
Teilweise wird der melancholische Gesang auch von einer weiblichen Stimme begleitet, bzw. duettiert, wie wichtig ist dieses Detail und warum tritt Gina nur als Gast auf?
Tim: Gina hat diesen einzigartigen Elfengesang und wird sicherlich hier und da immer wieder als Gast auftauchen. In Ihrer "Rolle" als Gast kann Sie für diese schönen Überraschungsmomente sorgen, die ihren Gesang eben auszeichnen. Da nicht alle Stücke nach dieser Art Gesang verlangen und wir den Effekt auch nicht überstrapazieren möchten, wird Gina als gern gesehener Gast geführt. Ihre Funktion als Gast ist für die einzelnen Stücke sicherlich genau so wichtig, wie die jedes anderen Bandmitglieds. Da Gina privat und beruflich leider sehr stark eingespannt ist, kommt sie mit dem Gast-Status auch sehr gut zurecht.
Viele Bands des Genres verzichten auf einen menschlichen Drummer, was waren die Gründe, die Stöcke lebendig schwingen zu lassen und nicht Dr. Avalanche zu bemühen?
Tim :-), na ob Eldrich den freiwillig her gibt? Ich muss aber gestehen, im Studio gab es Momente, da habe ich mich das auch gefragt. Ist der Aufwand, Drums zu recorden, doch beträchtlich. Ein echter Drummer bzw. dieser Human Touch aber macht doch den Reiz in der Musik aus. Ich könnte mir unsere Stücke nicht vorstellen, wenn alles 100 % quantisiert ist. Echte Musik braucht echte Musiker und vom Kern her verstehen wir uns eher als Goth-Rock Band.
Ich habe ja in meinen musikalischen Vorleben leider immer ohne Drummer auskommen müssen und einen echten Drummer in der Musik zu haben, war schon immer mein Wunsch. Für mich ist eine Live Band ohne Drummer einfach nicht komplett. Schau dir z.B Front 242 an. Die Musik der Band ist bestimmt keine klassische Rockmusik. Trotzdem oder gerade deswegen haben die einen echten Drummer an Board. Ein echter Drummer ist live vom Druck und der Dynamik her durch nichts zu ersetzen. Wir sind sehr glücklich, mit Chris einen Drummer gefunden zu haben, der sehr nah am Click spielen kann. Dabei beherrscht er viele unterschiedliche Techniken, schließlich hat er auch mal Drums studiert. Und eben dieses "Feeling" kann eigentlich nur ein echter Drummer programmieren, da er am besten weiß, wie er spielt bzw. was musikalisch sinnvoll ist. Deswegen lag der Schritt sehr nahe, die Drums im Studio gleich live einzuspielen.
Viele Bands präsentieren ihren "Goth Rock" mit harten Gitarren oder übertünchen kleine Fehler mit reichlich Keys. Beides wird eher dezent in eure Songstrukturen integriert, achtet ihr darauf, einen Song nicht zu überladen?
Dezent, echt? Bei ca. 140 Spuren ...? :-) Wenn Du meinst, dass die Instrumente, sofern möglich, gleichberechtigt präsentiert werden, hast Du aber sicherlich recht. Es war auch das Ziel, dem Gesang genügend Raum zur Entfaltung zu geben. Was nützt das geilste Gitarren-Riff, der abgefahrenste Keyboard Sound, wenn die Stimme nicht mehr wirken kann?! Darauf haben wir schon geachtet. Allerdings entfalten einige der Stücke ihre Wirkung, gerade weil die Keyboards wie kleine Mosaiksteinchen aufeinander aufgebaut sind. Uns ist es sehr wichtig, dass ein Stück auch nach dem zehnten mal Hören interessant bleibt, dass man in der Musik immer wieder etwas Neues entdecken kann. Diese "Effekte" müssen dann nicht zwangläufig im Vordergrund stehen.
Ist es schwierig, ein altes Musikgut zu bedienen und gleichzeitig frisch zu klingen?
Tim: Hmm, natürlich sind wir "Kinder der 80er", aber gleichzeitig neugierig was neue Trends betrifft und ihnen gegenüber aufgeschlossen. Uns ist das Songwriting sehr wichtig bzw. wie oben schon beschrieben, die musikalische Aussage. Insofern danke für das Kompliment. Wir verarbeiten einfach alles, wonach uns grade musikalisch ist, ohne das eigentliche Writing aus dem Augen zu verlieren. Z.B kommt Mad eher aus der klassischen Metal Ecke wobei ich die Gothic-Fahne hoch halte. Aber gerade wegen diesen unterschiedlichen Einflüssen haben die Stücke diesen enormen Spannungsbogen.
Was auffällt, ist die musikalische Geschlossenheit, jeder Song greift zahnradtechnisch in den nächsten, kein Ausfall, ein Album wie aus einen Guss. War es euch wichtig, dass nicht ein Song in den Vordergrund rückt, sondern das Album an sich und in sich glänzt?
Tim: Was kann ich da noch zufügen ...? Stimmt genau! Wir hatten eigentlich noch 3 weitere Stücke aufgenommen, die aber nicht den Weg auf's Album gefunden haben. Die Stücke an sich gefallen uns schon sehr, hätten aber von der Stimmung nicht auf's Album gepasst. Vielleicht koppeln wir sie irgendwann als Maxi aus. Schön, dass die musikalische Geschlossenheit auffällt :-).
Daher eine ganz schwierige Frage, welchen Song würdet ihr als Single auskoppeln? Und warum?
Tim: Puah, zum Glück stellt sich die Frage nicht, da wir mit der Band sicherlich nächtelang durchdiskutieren würden :-) Es war gar nicht so einfach, die Reihenfolge der Stücke festzulegen, gerade weil diese Geschlossenheit in dem Album uns so wichtig war. Ich würde vielleicht "The Tool" nehmen, oder "Ceremony", nein "Collision" ... :-)
Ihr seid bei Cold Brain Records gelandet, wie entstand der Kontakt und welche Vorteile erhofft ihr euch durch ein kleines Label?
Tim: Ganz einfach, wir kennen viele Bands, die bei großen Firmen untergegangen sind. Uns ist unsere musikalische Freiheit extrem wichtig, da wir alle Stücke selber schreiben bzw. produzieren. Es ist leider zur Zeit modern, einer x-beliebigen Band ein Gothic Image zu verpassen, viel Geld in die Werbung reinzupumpen und zu hoffen, dass das Konzept aufgeht. Dabei bleibt meistens der Musiker, viel schlimmer aber der Konsument auf der Strecke, da ein Produkt simuliert wird, wobei bestenfalls die Verpackung stimmt.
Bei Cold Brain Records sind wir nicht irgend eine Nummer, sondern werden als Band ernst genommen. Das Label steht wirklich voll hinter seinen Künstlern und natürlich hoffen wir, gemeinsam mit dem Label zu wachsen. Schlussendlich wurden wir auch davon überzeugt, dass ein langsamer, behutsamer Aufbau für uns auch die gesündere Variante ist. Schließlich soll Denight auch noch in ein paar Jahren bestehen und eben nicht bloß als Modeerscheinung verstanden werden. Was das angeht, sind wir keine hingecastete "Plastikband", sondern echte Musiker mit echten Persönlichkeiten.
Eure Ziele für die Zukunft?
Tim: Nächstes Jahr wollen wir wesentlich häufiger live aktiv sein. Natürlich soll es auch irgendwann eine neue CD von uns geben. Zurzeit sind wir mit dem aktuellen Album sehr glücklich, welches auch live verstärkt promotet wird.
Wann, wo und wie wird man Denight live bewundern können?
Tim: Im Moment sind folgende Termine bestätigt:
28.10. Area 51 in Hilden
24.11. Contrast Konstanz
Schaut einfach ab und zu auf unserer Homepage www.denight.de vorbei. Weitere Termine werden dort bekannt gegeben.
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