Im Rahmen des EXTRABREIT Konzertes während der Weihnachtstour 2007 am 22.12. in Hagen ergab sich die Gelegenheit, Sänger Kai Havaii zur Band und zum neuen Album zu befragen.
www.die-breiten.de (ludger)
Alle Jahre wieder auf Weihnachtstour. Wie lief es bisher? |
Kai Havaii: "Bisher lief es recht zufriedenstellend. Auch Freiburg war super. Dort haben wir seit ca. 25 Jahren das erste Mal wieder gespielt. Die haben sich richtig gefreut. Da war unheimlich viel junges Volk, junge Leute, viel Punk und super Irokesen. Recklinghausen, Braunschweig, im Grunde war alles prima. Und die Ausblicke erfreuen uns genau so. Voller Vorfreude blicken wir auf das Jahr 2008, auch wegen des neuen Albums. Vieles soll passieren. Ende Januar spielen wir mit der Philharmonie Hagen in der Goldstadt Iserlohn, zwei Tage hintereinander. Das ist äußerst spannend, auch für uns. Zwei Tage werden wir proben und an der Abstimmung und Feinarbeit feilen. Es soll werden wie im Traum."
Rolf Möller ruft von hinten: "Das wird galaktisch."
Kai Havaii: "Weiter geht es dann natürlich noch mit einer Tour im Herbst. Im Sommer werden einige Open Airs gespielt."
Die letzten Jahre liefen relativ ruhig, das war früher anders. Seid ihr alt geworden? Oder erwachsen? |
Kai Havaii: "Wenn Du mich vor die Alternative stellst: Lieber alt als erwachsen. 30 Jahre sind natürlich nicht spurlos an uns vorbei gegangen. Die Band fühlt sich nicht alt. Vieles läuft wesentlich gelassener als früher. Wir haben ein ausgesprochen gutes Betriebsklima. Natürlich wollen wir uns auch stets verbessern, trotzdem aber, nach wie vor, kurz und prägnant auf den Punkt kommen. Früher haben wir überwiegend 2-3 Minuten Hymnen gespielt, da gab es nur ein paar Ausnahmen wie 'Polizisten' oder 'Der Präsident ist tot'. Das ist heute alles etwas anders geworden und wird sich auch so auf der neuen CD wiederspiegeln."
Ihr habt euch geschlagen bzw. zerschlagen, zusammengerauft, Revival gefeiert, um wieder auseinander zu rennen. Warum seid ihr nicht totzukriegen? |
Kai Havaii: "Das frage ich mich auch. Wir haben ja ein paar Mal versucht, einen Schlussstrich zu ziehen, aber das fällt schwer, wenn man etwas so lange zusammen gemacht hat. Es gibt ein paar Egos in einer Band, das ist klar. So etwas ist immer etwas schwierig. Nach dem Abschied saß man dann in seinem Wohnzimmer und hat sich gefragt: Warum haben wir uns eigentlich aufgelöst? Der Hunger wuchs wieder und so haben wir 2002 wieder angefangen. Seither haben wir viel gespielt. Das hält gelenkig."
Dieses Jahr war geprägt von Trauer in der Band. Gründungsmitglied Piet Wortmann verstarb ebenso wie der wesentlich bekanntere Hunter. Wie geht ihr als Band damit um? |
Kai Havaii: "Man wird nachdenklich. Mit Piet das ist lange her. Er war ja nur kurz bei uns in der Band. Ich kann mich aber sehr gut an ihn erinnern, wir waren früher fast Nachbarn. Hunter war ebenfalls fester Bestandteil und wichtiger Faktor für das Image und die Ausstrahlung der Band. Ja, man schluckt, wenn man das hört und denkt mehr nach. Man schätzt sich glücklich, wenn es einem gut geht. 54 Jahre, das ist verdammt jung zum Sterben. Klar, Hunter hat die Kerze an beiden Enden brennen lassen. Trotzdem. Es tut verdammt weh. Die Beerdigung war groß und beeindruckend. Es gab viele Gesichter, die man viele Jahre nicht gesehen hatte. Das war ein großer Abschied, und - wenn man das so sagen darf - es war eine sehr schöne Beerdigung."
Gibt es noch Kontakte zu anderen ehemaligen Mitgliedern, es gab ja reichlich? |
Kai Havaii: "Du hast recht, wir hatten eine große Fluktuation, zumindest an einigen Positionen. Zum Teil haben wir keinen Kontakt mehr. Mal hört man etwas, mal sieht man jemanden. Neulich habe ich beim Konzert der Fanta4 Ralf Teuwen wieder getroffen, nach 20 Jahren. Irgendwann läuft man sich wieder über den Weg."
Was macht das neue Album? |
Kai Havaii: "Wir mischen zur Zeit. Ein alter Freund von mir, der auch Producer von Queen war, hatte mitbekommen, dass wir ein neues Album machen und wollte gleichzeitig ein bisschen mitmachen. Mit Hilfe der heutzutage vorhandenen Technik haben wir ihm einen Song geschickt und er ist jetzt gleichzeitig auch am werkeln. Wir sind sehr gespannt."
Wie oft werden im Hause Havaii Extrabreit-Scheiben gespielt? |
Kai Havaii: "Ach weißt Du, das kommt mal vor. In stillen Stunden, wenn ich sentimental bin oder analytisch werde. Dann werden die weniger oft gehörten und gespielten Stücke bevorzugt. Viel mehr gibt es denn aber auch nicht."
Was ist das besondere am Heimspiel in Hagen, auch wenn die Hohenlimburger das nicht so gerne hören? |
Kai Havaii: "Hagen ist bekanntlich die schönste Stadt der Welt. Hohenlimburg ist das Krönchen. Hometown ist immer etwas besonderes, ist doch klar. Das ist kein Gig wie jeder andere. Aber völlig anders ist er deshalb auch nicht. Ich komme aber sehr gerne hierher zurück."
Stimmt eigentlich die Geschichte, dass ihr aus Sorge um den Teppich viele Jahre nicht in der Hagener Stadthalle auftreten durftet? |
Kai Havaii: "Ja, das ist richtig. '81 hatten wir dort gespielt und dann gab es auch noch ein paar Meinungsverschiedenheiten mit dem Veranstalter. Und als wir hinterher unsere Touren planten und dort anfragten, hieß es, dass Publikum sei zu gefährlich für den Teppich."
Und wie ist es mit dem Ablehnen eines Auftrittes in der ZDF-Hitparade? |
Kai Havaii: "Auch das stimmt. Als wir angefangen haben zu spielen, dauerte es nicht lange und alles was so wahnsinnig neu war, war Neue Deutsche Welle, dann wurde es Mainstream. Als wir anfingen, gab es den Begriff NDW aber ja noch gar nicht. Heck wollte seine Mitleidsshow dann irgendwann modernisieren. Da wurde uns mulmig. Das wollte ich nicht. Insbesondere wollte ich nicht, dass die Muttis mit Blumen kommen und uns abknutschen, denn irgendwer kam immer bei jedem mit Blumen. Unsere Plattenfirma war allerdings wenig begeistert, folgte nach einem Auftritt in dieser Show normalerweise ein reißender Plattenabsatz."
Eingefleischte Extrabreit-Fans vielleicht, viele andere aber wissen nicht, dass einer der größten Eurer Erfolge ("Flieger") ein Cover eines Hans Albers-Liedes ist. Wie kam es damals dazu? |
Kai Havaii: "Das war einer dieser kosmischen Zufälle. Hans Albers hatte uns in seinen Filmen immer fasziniert. Er war ein Romantiker, Draufgänger und Saufaus, riskierte auch gerne eine kesse Lippe, auch gegen Nazis. Daher war er für uns schon mal interessant. Stefan kam eines Tages und hatte Lieder von ihm mitgebracht; die hörten wir. Irgendwann kam 'Flieger' und wir brauchten nicht mehr darüber reden. Wir dachten: Moment, das müssen wir machen. Damals hatte doch keiner die Idee, solche Lieder wieder zu spielen."
Drei Highlights deiner Bandhistorie? |
Kai Havaii: "Das erste Mal mit der Band im Probenraum. Aber das ist schwierig. Das fällt unheimlich schwer. Es gab einfach zu viele Dinge. Sicherlich haben wir sehr früh in einer vollen Westfalenhalle gespielt. Klar ist das geil. Aber ist das so wichtig? Man kann das wahrscheinlich erst im Rückblick sagen, so mit 78, wenn wir gemeinsam im EXTRABREIT-Social-Club sitzen und zurückblicken."
|