Vor dem Konzert in der Christuskirche hatte ich Gelegenheit mit Michael Popp ein A-Z-Interview zu führen. (ludger)
Michael Popp: "Avantgarde spielt in meinem Leben eine große Rolle, insbesondere musikalisch, aber auch im gesamten Leben. Ich fühle mich ihr seit meiner Kindheit zugehörig. Avantgarde heißt doch der Zeit voraus eilen. Das versuche ich seit jeher und schätze es auch, wenn mir das bei meinen Werken gelingt. Ist ein Werk mal erst Mainstream, ist man weg vom Fenster. Ich versuche, stets zu neuen Ufern aufzubrechen."
Michael Popp: "Ich bin Fisch als Sternzeichen, daher kenn ich den Begriff nicht. Ich bin an keine Scholle gebunden und ein Wanderer zwischen den Welten. Aber ich schätze die Bodenständigkeit an Anderen. Das hat einen großen Vorteil."
Michael Popp: "Ein schöner Ort, an dem wir nun das vierte Mal in zwei Jahren spielen. Es ist auch für uns schön, hier zu spielen. Der Pfarrer und die Gemeinde sind sehr aufgeschlossen. Sehr schön."
D wie Deutschland sucht den Superstar |
Michael Popp (lacht): "Thema, wozu man nichts sagen kann."
Michael Popp: "Äußerst angenehme Partner auf Reisen. Sie machen eine sehr angenehme Musik und haben die selben künstlerischen Wurzeln."
Michael Popp: "Kenn ich nicht. Es ist ein Begriff aus einer entfremdeten Zeit. Die hat man, wenn man nichts anderes zu tun hat, bzw. das aus den Augen verliert, was man gerne tun will. Ich habe immer alles getan, was ich wollte. Ich habe ja auch noch Hobbys neben der Musik wie Literatur und Astronomie. Wobei sie eigentlich nicht neben der Musik sind. Die Erkenntnisse, die ich hier gewinne fließen letztlich wieder in die Musik ein."
Michael Popp: "Ohne kommt man nicht aus. Streitpunkt ist nur, woran man glaubt. Rein sachlich gesehen ist dies sicherlich schon, ein Ziel zu haben, voraus zu projizieren, was man machen will. Dies gilt aber auf allen Ebenen. Auch die Religion braucht ein Ziel. Oder der Glaube an Vertrauen, Existenz. Ich bin kein gläubiger Mensch im Hinblick auf die Kirche, komme aber ohne den Glauben nicht aus."
Michael Popp: "Das ist ein Begriff aus der Showwelt, der mir eigentlich nicht so vertraut ist. Schöne Momente, wenn wir Musik machen, könnten ein Highlight sein, so wie gestern in Leipzig. Dort war eine sehr dichte Atmosphäre, die den Glauben stärkt an das, was man macht und auch für die Zukunft."
Michael Popp: "Der Glaube, der enttäuscht wird, wenn etwas nicht so eintritt, wie man es sich vorgestellt oder gewünscht hat. Das erschüttert den Glauben oder die Fähigkeit zu glauben. Man muss mit Illusionen leben. Das Ganze hat auch mit Wagnissen zu tun. Man muss die Enttäuschungen verarbeiten können. Das ist ein ganz wichtiger Lernprozess."
Michael Popp: "Ein angenehmes Ereignis. Die meisten sind besser als ihr Ruf. Sie geben mir oft interessante Anregungen und ich führe viele interessante Gespräche mit ihnen. Mich freut das, da ich eine groß Lust am Formulieren habe. Ich mache das gerne. Sie sind ein wichtiger Bestandteil am gesellschaftlichen Leben."
Michael Popp: "Ein sehr weitreichender Begriff und verführt im Weiterdenken schon an Kapitalismus. Konsum ist genau der Punkt, an dem Individuen am meisten von sich selbst entfremdet und zu Illusionen verführt werden. Es entseht eine Glücksverheißung, die der Konsum nicht befriedigen kann. Man sollte anstreben, den Konsum gut zu überdenken."
L wie Lieblingsinstrument |
Michael Popp: "V wie viele. Das wechselt periodisch. Man müsste mal beobachten, wie lange eine solche Periode anhält. Im Moment ist es die Viola da Gamba. Es ist sehr wichtig, viele Instrumente als Lieblingsinstrument zu definieren. Denn dadurch baut man erst eine Beziehung zum Instrument auf, lernt es und seine Ausdrucksmöglichkeiten kennen. Ich hatte dahingehend schon viele Freundinnen."
Michael Popp: "Das ist eine Sache, die mich schon seit den 80ern fasziniert. Eine völlig fremde Welt, wie der Gesang von Pygmäen. Ich bin da schon sehr interessiert und im Bezug auf das Mittelalter lässt sich der Begriff Avantgarde auch neu definieren, indem man ihm neue Inhalte gibt. Es ist ja auch eine Auseinandersetzung mit unseren kulturellen Wurzeln. Ich bin aber ein Gegner der Illusion des Mittelalters wie das Nachspielen auf Märkten. Für mich steht die bewusste, intellektuelle Auseinandersetzung im Vordergrund."
Michael Popp: "Das letzte und ein aktuelles ist Voca Me, ruf mich. 6 Sängerinnen, u.a. Helen von Helium Vola, Lisa als Ex-Faun, Syrah und drei weitere. Es ist ein aufsehenerregendes Projekt. Es ist Musik aus Byzanz. Wir nehmen 51 Stücke auf. Es ist eine Erstaufnahme und Kirchenmusik. Also schon etwas, was über dem Leben hinaus bleibt, quasi eine wichtige Tat."
Michael Popp: "Das Kommt ja eigentlich aus der bildenden Kunst und beschreibt die Vielschichtigkeit. Aber auch die Vielschichtigkeit der Musik. Allgemeiner gesagt beschreibt es im Grunde die Verschönerung, die Vertiefung von Dingen. Ein ganz wichtiger Bestandteil für Künstler, dies in sich auszubauen, in Dinge einzutauchen. Sonst bleibt man stets nur an der Oberfläche."
Michael Popp: "Die Rote. Qntal´s Alben sind ja immer in einem Zusammenhang mit einer Farbe vorherrschend. Nunmehr der Name für das Album unseres 20-jährigen Schaffens. Purpur ist die Farbe des Adels und der Herrschaftlichkeit, quasi die Krönung unseres Schaffens."
Michael Popp: "Hoffentlich blühend. Viele sagen, wie könnten nach dem best-of ja nun aufhören. Das ist aber so nicht gemeint. Das Werk betrifft die Vergangenheit, nicht die Zukunft. Ich hoffe, die Zukunft ist noch lang."
Michael Popp: "Ich habe mich heute schon mit jemandem darüber unterhalten. Musikalisch hat das für uns schon eine besondere Bedeutung, denn ich spielte meine ersten zwei Konzerte in der Dark-Wave Zeit im Ruhrgebiet: Moers und Zwischenfall in Bochum. Moers kann man ja noch dazu zählen, oder? Das war eine tolle Supporterfahrung. Die Mentalität der Menschen ist sehr angenehm."
S wie Siebzehn Jahre (und 1 ½ Vorlauf) |
Michael Popp: "Lange Zeit. Manchmal denke ich bei mir: Machen wir das wirklich schon so lang? Aber das ist ja das beste Zeichen, wenn es einem so schnell vorkommt. Ich habe immer noch das Gefühl der Frische, bin immer noch lebendig. Es gibt viele Formen und Varianten, auch für die Zukunft. Die 17 Jahre spielen jetzt beinahe schon keine Rolle mehr."
Michael Popp: "Ort, an dem ich bereits viel Zeit im Leben verbracht habe. Aber auch ein Ort, der viel hervorgerufen hat. Hier verdichten sich vielfach die Vorstellungen. Es ist für mich auch ein Ort der Kreativität, nicht ein solcher, wo technisch alles eingearbeitet wird. Die Atmosphäre dort ist ganz wichtig für mich."
Michael Popp: "Ich bin es nicht mehr so gerne wie früher. Eine Tour ist wie bei einer Pfadfindertruppe. Wir schlafen zusammen, essen zusammen. Für eine Periode im Jahr ist es schön und wir haben auch viel Spaß. Insgesamt bin ich ruhiger geworden. Irgendwann zieht es mich dann nach Hause. Das Bedürfnis nach Ruhepausen wird größer."
Michael Popp: "Ein alter Kollege. Wir haben gemeinsam eine lange Zeit miteinander verbracht. Ich kannte ihn sehr gut. Das ist inzwischen anders. Wir haben keinen Kontakt mehr, anders als zu Ernst Horn. Ich habe größten Respekt vor ihm, insbesondere auch vor Deine Lakaien. Vielleicht gibt es ja mal irgendwann wieder ein gemeinsames Projekt."
Michael Popp: "Das spielt für mich eine Rolle, weil ich ein Kind habe, das fünf Jahre alt ist. Sonst ist es kein Thema. Die Feste sind auch nie ein Thema für mich gewesen."
Michael Popp: "Montag nächster Woche. Ich freue mich, gerade wegen meines Kindes. Wenn eine Beziehung durch so eine Tour lange unterbrochen wird, hinterlässt es eine Lücke. Zu Hause hat viel mit Frau und Kind zu tun."
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