LOST WORLD ORDER :: Mad Max mit Bananen im Haar |
Stil: Thrash Metal - Review zu "Marauders" lesen Bandmitglieder: Matty (v, g), Draconiz (d), McZ (b), Hedrykk (g) |
RAIDER heißt jetzt TWIX und SPECTRE DRAGON seit einiger Zeit LOST WORLD ORDER. Aber auch da hat sich qualitativ nichts verändert, wenn man von einer kontinuierlichen Steigerung mal absehen möchte. Das neuste Werk der Bielefelder Thrasher namens "Marauder" hat es jedenfalls in sich und der Mix aus Thrash und Melodie und der einen oder anderen Überraschung sorgt definitiv für eine kurzweilige Unterhaltung und macht klar, dass die Zukunft des Thrash Metals gesichert und die der Menschheit am Arsch ist. Mätty, seines Zeichens Texter, Sänger und Gitarrist hat sich etwas Zeit für meine Fragen genommen. Here we go! (chris) www.lostworldorder.com
Zu dieser Entwicklung wollte der alte Name nicht mehr so recht passen, und außerdem konnten wir uns nicht mehr damit identifizieren. Wir hatten auch alle unsere Rollenspielerzeit, aber das ist mittlerweile ewig lange her und reizt uns nicht mehr besonders. Der neue Name sollte auf der einen Seite unmissverständlich nach Metal klingen und auf der anderen Seite eine Botschaft rüberbringen, die unsere Musik und Texte repräsentiert. LOST WORLD ORDER ist dafür perfekt.
Endzeitkrieger trifft es vielleicht ein wenig besser, und klassische Filme zum Thema beeinflussen mich ohne jeden Zweifel. Dennoch fußen meine Texte in der Realität. Eine gewisse negative Geisteshaltung gegenüber der Menschheit im Ganzen ist sicher die Triebfeder für unsere Texte. Das hat allerdings weniger mit dem Wesen Mensch als vielmehr seinem sozialen Verhalten zu tun, das sich buchstäblich von Tag zu Tag verschlimmert. Rohe Gewalt steht unter Jugendlichen immer mehr an der Tagesordnung, das Gefälle zwischen arm und reich wird immer extremer, und unsere Politiker pflegen lieber ihre Profilneurosen statt ernsthafte Politik zu betreiben. Dazu kommen mediale Verdummungsversuche der plumpsten Sorte, weltweite Kriege, Hungersnöte, Naturkatastrophen und der Treibhauseffekt. Man muss also nur mal das tägliche Leben beobachten, um hoffnungslose Texte zu schreiben. Allerdings habe ich auf "Marauders" angefangen, eine zusammenhängende Story zu schreiben, die diese Themen aufgreift. Es geht nicht darum, zu predigen. Ich habe lediglich beschrieben, wie die Welt vielleicht eines Tages aussehen könnte und das Ganze mit Bildern aus dem Hier und Heute verknüpft. Die Story wird auf den nächsten Alben sicher weiter geführt, denn obwohl die Welt in der Geschichte vollständig zerstört ist, regt sich noch etwas.
Die größte Bedrohung kann man nur schwer beziffern, weil extrem viele Fäden zusammen fließen. Die Menschheit ist sich selbst der größte Feind, soviel steht fest. Dennoch darf man nicht vernachlässigen, dass die Natur sich mittlerweile an uns rächt. Darüber hinaus sind mangelnde Bildung und Desinteresse an derselben für meine Begriffe eine große Bedrohung. Das führt nämlich dazu, dass wir unsere Fehler nicht ausmerzen, sondern nur noch weiter verschlimmern. Der wirtschaftliche und industrielle Aufschwung in Ländern wie China oder Indien ist zurzeit ebenfalls gefährlich für Natur und Umwelt. Dort werden momentan dieselben Fehler gemacht wie hier vor dreißig Jahren, wodurch Versuche, gewisse Schäden zu heilen, deutlich weniger Erfolg versprechen. Das kann man diesen Ländern sicher nur teilweise anlasten, dennoch ist es ein Fakt. Die Antwort auf die Frage kann ich also in diesem Moment nicht eindeutig beantworten, aber es gibt so viele Bedrohungen, dass man gar keine als die Schlimmste beziffern muss.
Ich gebe allerdings gern zu, dass ich häufiger mal den Mille von der Kette lasse, und KREATOR waren für mich auch immer eine extrem wichtige Band. Ansonsten finde ich im Thrash-Bereich Chuck Billy, Paul Baloff und Blitz sehr stark. Ich mag es auch durchaus, kleine Tribute in die Musik einzubauen. Vor einigen Jahren hatten wir einen Song namens "Thrash Metal Legions", auf "Marauders" finden sich diverse kleine Zitate, und ein bisschen Mille hier und da passt da doch ganz gut zu. Trotzdem denke ich, dass speziell die Mischung aus Thrash-Shouting, Growls und heiserem Gekeife meinen Gesang recht eigenständig macht.
Aber es gibt natürlich einige weitere Dinge, die eine Weiterentwicklung begünstigen. Zum einen beherrschen wir unsere Instrumente heute besser als noch vor zwei Jahren, zum anderen bekomme ich immer mehr Draht zu griffigen Hooklines. Ich habe diesmal die Gesangslinien nicht parallel zum Schreiben der Musik ausgearbeitet, da ich durch das Textkonzept erst später damit anfangen konnte. Dadurch heben sich meine Gesangslinien diesmal ein wenig mehr von den Gitarrenriffs ab, was meiner Meinung nach einiges ausmacht. Das macht es mir zwar umso schwerer, die Songs live zu bringen, macht es aber für alle Beteiligten auch spannender. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass wir diesmal nur acht Songs gemacht haben. Unsere letzten Alben hätten rückblickend immer auf zwei, drei Stücke verzichten können, diesmal haben wir uns von vornherein das Credo gesetzt, nur acht Tracks zu schreiben. Die wollten wir dafür aber so lange bearbeiten, bis wir vollkommen zufrieden damit sind. Und genau so ist es gekommen, einige Songs haben sich seit der ersten Demo-Aufnahme deutlich verändert. Dafür kann ich mir das Album täglich voller Stolz anhören und entdecke keine Schwachpunkte.
Man muss das mal so sehen: jede kleine Band hat einen eigenen Webshop, aber Vertriebswege sind rar. Damit steht man nicht im Laden, womit eine beträchtliche Käuferschicht entfällt. Außerdem ist das Angebot riesig, da fällt es schwer, überhaupt einen Überblick zu bekommen. Auf Konzerten sind außerdem viele Leute, die einfach nicht genug Geld haben, neben dem Eintritt und ein paar Getränken noch Tonträger zu kaufen. Die sollen trotzdem die Chance bekommen, unsere Musik zu hören und mit uns zu kommunizieren. Die Metal-Szene war immer gut zu uns, jetzt geben wir eben etwas zurück. Außerdem ist das natürlich sehr gute Werbung für Konzerte und so weiter. Es profitieren also alle Seiten von der Sache.
LPs sind einfach in allen Belangen toller als CDs. Sie klingen besser, sehen besser aus und haben für so ziemlich alle Sammler einen weitaus größeren ideellen Wert. Ich höre zum Beispiel auf zwei Arten Musik. Wenn ich Auto fahre oder den Haushalt mache, lege ich eine CD auf wegen der einfacheren Handhabung. Setze ich mich allerdings hin und konzentriere mich auf Musik, kommt nur Vinyl in Frage. Das Ritual ist einfach toll, und es gibt viel mehr zu entdecken. Das geht beim Cover los und setzt sich zum Beispiel bei Foto-Collagen fort, wie sie in den Achtzigern gang und gäbe waren und auch heute wieder in Mode sind. Vinyl ist einfach das Geilste!
Der Grund liegt auf der Hand. Wir schulden niemandem außer uns selbst Rechenschaft, die Finanzen liegen allein in unseren Händen. Und wir selbst sind Fans unserer Musik und stehen zu tausend Prozent hinter dem, was wir machen. Also versuchen wir natürlich, unsere Musik bestmöglich zu präsentieren, weil sie es uns wert ist. Wenn die Scheibe gekauft wird, freuen wir uns tierisch darüber. Wenn nicht, ist das zwar schade, aber zumindest kein Weltuntergang.
Aber ich möchte hier die Hoffnung äußern, dass fantastische Musiker wie Ronnie James Dio und King Diamond wieder vollständig gesund werden und uns weiterhin mit Platten und Konzerten beglücken! Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass der Untergang der Menschheit nicht mehr weit ist und es daher dringend notwendig ist, rechtzeitig unser Album runterzuladen, hehe. Danke für das coole Interview, wir sehen uns bei unserer Release-Party! |