Invincible Spirit + The Fair Sex + Psyche + Rotersand
Bochum, Zwischenfall 06.09.02


Eine einzigartige Zusammenstellung von Bands, welche, teils mit Unterbrechungen, bereits seit über 15 Jahren die deutsche Underground Szenerie beeinflussen. Als erstes hieß es aber, einen Newcomer willkommen zu heißen. Die Band des Fair Sex Bassisten und Background Sängers ROTERSAND überzeugte mit melodischem Synthie Pop, der auch mal härtere, technische Töne und hammernde Beats auffahren lies. Mittendrin aber einen sehr getragenen, fast komplett akustischen Song zum besten gab. Betörender Gesang und das Gefühl für eingängige Melodiebögen prägten den Auftritt.
Danach betrat das Duo PSYCHE die Bühne und reihte Hit an Hit. Der fast immer gut gelaunte Darrin überzeugte durch eingängige Gesangslinien, während sein kongenialer Partner die technoiden Soundstrukturen in ein poppiges Gewand packte. Teilweise vollführte man eine Reise in die tiefste Vergangenheit, wobei besonders das druckvolle "prisoner to desire" herausstach. Sänger Darrin besitzt die romantische Ader eines Marc Almond und so war auch das perfekt inszenierte Cover von Soft Cell "sex dwarf" keine Überraschung. Aber auch die ruhigen fast balladesken Songs wie das elegische "goodbye Horses" gehörte zum Programm. Neue Songs wie der Opener "unbreakable" oder das romantisch, verträumte "sanctuary" wurden vom etwas mau gefüllten Fall ebenso enthusiastisch abgefeiert, wie das als Zugabe dargebotene "the Outsider" vom 88er Album "misery Hotel". Elektro Pop mit Hingabe, Gefühl und einer ganzen Menge Spaß wurde dem Publikum geboten. Der fast totale Verzicht auf visuelle Merkmale ließ alleine das Gehör inspirieren.
Dann war es Zeit eine Wiederauferstehung zu feiern. THE FAIR SEX gaben sich, fast in Original Besetzung die Ehre. Der Beginn mit "shelter" war noch dezent, aber spätestens bei "Alaska" von 91 gab es für die Fans kein Halten mehr. Die Band gab ein Beispiel dafür, wie düstere Eektronik heute klingen kann. Neben neuen Songs vom aktuellen Album gab es immer wieder geniale alte Zwischenspiele wie das energische "house of unkinds". Sänger Myk lies es sich nicht nehmen sich auch mal unters Publikum zu mischen und mit Blick auf seine Musiker dem dunklen, etwas angerauten Gesang zu frönen. Mit "cyberbite" gab es dann auch einen ganz alten Klassiker zu hören. Einer der vielen Höhepunkte war "the pain that noone knows" von der B-Seite von "bushman". Leider fehlte dieser Song ebenso wie "divine Service". Letzteres gehört mit Sicherheit zu den zehn Songs mit bestem Intro. Die neuen Songs fügten sich nahtlos in die Ahnengalerie des frühen Dark Electros. Leider erschien mir der Auftritt etwas zu kurz, dafür war er voller Energie, vor allem weil man mit der Zugabe "no excuse" vom "demented forms" Album den perfekten Schlusssong spielte.
Tracklist:
Shelter
Alaska
TFS
Get out
Lost Trace
Not now not
House of unkinds
Cyberspace
Palace
The now and here
Soulspirit
Pain that noone knows
No excuse

Bei INVINCIBLE SPIRIT wurde dann erstmals ein Schlagzeug auf die Bühne gekarrt. Neben zwei neuen Songs gab es fast durchweg die Klassiker von Thomas Lüdke zu hören. Nach "out of control" ließ er sogleich das geniale Stück "Love is a kind of mystery" folgen. Bereits hier, schaffte es keiner mehr im Publikum seine Knochen still zu halten. Aber es wurde noch besser, denn es folgten "devil dance" in einer sehr energiegeladenen Version und mit "push" jener Song, an dem kein DJ damals vorbeikam. "Contact" oder das etwas experimentelle "god is me" sind einfach Mahnmale der 80er. Thomas hat sich ebenso wie Myk kaum verändert, allerdings sind die Haare kürzer geworden und der Toupierkamm ist in seine wohlverdiente Rente gegangen. Ein bisschen unbeholfen bewegt er sich schon auf der Bühne, aber sein direkter Gesangsstil und das Gefühl die Beats in eine gesangliche Melodie herein zu manövrieren sind immer wieder begeisternd. Vor allem die Cyper-punkigen Stücke wie das rasend schnelle "make a device" verführten die älteren Semester im Publikum zum Pogo.

Ein voll und ganz gelungenes Festival, noch zwei Wochen sind diese Bands auf Tour, nutzt die Möglichkeit und lasst euch das Event das Jahres nicht entgehen.



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