The Cure
Berlin, Tempodrom, 11./12.11.02

Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann mal Cure Konzerte als anstrengend empfinden würde. Die beiden Konzerte in Berlin belehrten mich eines besseren. 4 Stunden quälte sich ein ausgelassener Robert Smith durch seine verwirrenden Texte und der extremsten Form der Melancholie. Es war kein Konzert wie jedes andere, sondern eine völlig neue Art eines Live Programms. The Cure spielten an den beiden Abenden die kompletten Alben "pornography", "desintegration" und "bloodflowers".
Gutgelaunt an der Halle angelangt (schließlich war man froh, ein tolles Konzert in Hamburg gesehenund ein angenehmes Hotel in unmittelbarer Nähe zum Tempodrom gefunden zu haben), steckte mir irgendeine Radio Pappnase ein Mikrofon entgegen und fragte mich, wie man sich auf so ein Konzert vorbereitet. Hallo, wie immer, ich ziehe mir eine Nase, rauche einen Joint, werfe Pillen ein und hoffe, dass ich noch in der Lage bin, die teuren Bierpreise innerhalb der Halle zu nutzen, um meine Geldbörse zu erleichtern.
Es wurden lange, sehr lange Konzertabende und mit lange, meine ich lange. Es ging an meine Substanz. Wer diesen Marathon überstanden hat, weiß wovon ich rede. Immer wieder toll die Eröffnung mit den Songs vom "pornography" Album. Über die Qualität müssen wir nicht reden. Sei es "100 Years" oder "figurehead" oder das melancholisch düstere "cold", es sind allesamt wundervolle Songs, um sich Drogenfrei in eine andere Welt zu schießen. Erste Ermüdungserscheinungen kamen dann aber bei der Vorstellung von "desintegration" zu Tage. Spätestens nach "the same deep water as you" schaute man neidisch auf die Leute, welche in weiser Vorrausicht eine Sitzplatzkarte gekauft haben. Das von verwegener Dunkelheit getragene "Bloodflowers" fand nur noch Abseits des Seins statt. Aufgewacht aus meiner lethargischen Versuchung eines tollen Abends bin erst wieder bei der Zugabe "if only tonight we could sleep", auf das der energische Wunsch eines verliebten Snops, "The Kiss", folgte. Hervorragend inszeniert mit einer riesigen Lippe und im blutroten Licht getaucht. Am zweiten Abend gab es mit "M", "play for today" und "A forest" noch weitere Zugaben, die nicht darüber hinweg täuschten, das derartige Veranstaltungen nur mit einer innigen Liebe zur Band zu ertragen sind. (andreas)