Wir Sind Helden + Astra Kid |
Bielefeld, PC 69 am 20.09.03 Ursprünglich sollte dieses Konzert im JZ Kamp stattfinden, da meldete man aber schnellstens "Ausverkauft". Das wesentlich größere PC hatte dieses Wort dann auch bereits am Eingang platziert. Die Vorgruppe Astra Kid waren mir bis dahin vollkommen unbekannt, da war ich in der proppevollen Halle bestimmt nicht der Einzige. Ihr Sound ist sehr gitarrenlastig und kommt als verquere Mischung aus NDW und Fun Punk daher. Songs wie "schwarzfahren" könnten auch aus der Frühphase der Ärzte stammen. Zwar alles sehr solide und mit witzigen Ansagen gespickt, aber heute wartete die gesamte Gemeinde nun mal auf WIR SIND HELDEN. Nach einer etwas längeren Umbaupause und dem Housemartins Intro "Caravan of Love" betraten die vier Protagonisten die Bühne und legten mit "Ist das so" gleich mächtig los. Es folgte das etwas an Abwärts "computerstaat" erinnernde "Heldenzeit", welches sehr krachig dargeboten und mit einem langgezogenen Ende versehen wurde. Danach war es Zeit für die Begrüßung und der kleinen Anekdote, das man vor 1,5 Jahren bereits in Bielefeld war und ganze 23 Besucher begrüßen durfte. Es wurden sämtliche 12 Stücke des aktuellen Albums "die Reklamation" aufgeführt. Zwischen heftigen Stücken ließ man sich auch immer wieder Zeit für besinnliche Momente. Höhepunkt der Melancholie sicherlich das Rio Reiser Cover "halt dich an deiner Liebe fest". Die Lichtanlage, die bis unter mal kräftig variierte verwandelte die Bühne in ein tiefes Rot. Ob dies neben der Huldigung des Künstlers Rio auch seiner politischen Meinung gewidmet war, entzieht sich meiner Kenntnis. WIR SIND HELDEN sind momentan wohl die einzigen, denen es gelingt, die unglaubliche Faszination des Berliner Musikers und diese Atmosphäre Live zu erzeugen. Dass man es versteht, diese melancholische Seite auch in eigenen Songs zu verkörpern, bewiesen sie mit "du erkennst mich nicht wieder" oder später mit dem hymnenhaften, tieftraurigen "Die Zeit heilt alle Wunder". Die Stimmung im Publikum hätte ruhig etwas vehementer sein können. Aber des öfteren standen die Bielefelder nebeneinander wie Stockfische, selbst bei den Hits "müssen nur wollen" oder "Guten Tag" war allenfalls in den ersten Reihen Bewegung zu erkennen. Angesichts der energischen Darbietung auf der Bühne kam einem das Sprichwort "Perle vor die Säue" des öfteren in den Sinn. Nachdem man auch mal an die Alpha Menschen erinnerte und die "Replikanten" besang, ließ man sich für das Liebeslied "Die Nacht" mit Nachthemden ausstaffieren. Da es immer schwerer wurde, das Publikum trotz großen Einsatzes zu animieren, beschränkte sich die Band nur auf eine Zugabe. Nach dem ruhigen "außer dir" gab es noch mal eine etwas andere Version von "Guten Tag", bei dem der Refrain in französisch gesungen wurde. Ein begeisterndes Konzert, leider zeigten sich die Bielefelder erneut von ihrer lethargischen Seite. (andreas) |