Diary of Dreams + Psyche |
Hannover, Faust 10.12.2003 Um ein ausführliches Review zu schreiben sollte man sich im Vorfeld klar werden, was man will. Eine Stadtrundfahrt in Hannover inklusive sämtlicher Industrie Gebiete von Nord bis Süd oder den Besuch eines Festivals. Obwohl beides eigentlich nicht zu funktionieren scheint, haben wir uns dafür entschieden. Ergebnis war eine mehr als stressige Anfahrt und ein enormes Zu-spät-kommen. Letzteres dürfte in manch' horizontaler Lage zwar den Gegenüber begeistern, aber heute war es fehl am Platz. Als wir gegen 10 Uhr endlich den Platzwechsel von Auto ins Faust vollzogen hatten, hatte die Bühne bereits PSYCHE in sich aufgesogen. Hatte ich hier noch leise Hoffnung auf einen Wechsel im Programm, um noch LIGHTS OF EUPHORIA zu sehen, wurde ich bereits in der folgenden Umbaupause eines besseren belehrt. Das Duo Psyche lebt vor allem von der energischen Performance des Sängers Darrin Huss, der in passenden Momenten den Entertainer mimt und in ruhigen Passagen etwas verträumt wirkt. Das Programm bestand zum größten Teil aus Songs der aktuellen CD ("Babylon deluxe") welche die Band wesentlich technoider erscheinen lässt. Aber mit Songs wie "wild Horses" oder einem älteren Track gibt es auch wieder die melancholische Komponente zu hören. Während die minimalistische Ausstattung (Keyboard plus die Protagonisten) samt Tanzstil ein wenig an Dive erinnerte, gab es immer wieder eine Beziehung zu Marc Almond. Das Soft Cell nicht ohne Einfluß für Darren ist, bewies er mit der exzessiv dargebotenen Aufführung von "sex dwarf". Das recht gut gefüllte Faust überstand eine kurze Umbaupause und feierte vom ersten Takt an DIARY OF DREAMS. Aber der Abend stand unter keinem guten Stern. So erklärte Sänger Adrian Hates bereits nach dem ersten Song, dass er aufgrund einer starken Erkältung eher im Bett liegen müsste, als hier dem Publikum mit betörenden, düsteren Sound seine Stimmbänder in melodische Vibrationen zu versetzen. Ungeschminkt und ohne Xtra-Kleidung absolvierte er trotz aller Wirren seinen Set perfekt. Für die Effekthascherei waren andere verantwortlich. So übernahm der punkige Bassist das Zepter des wild Rumtollenden. Gekonnt meisterte Adrian die verquere Situation und zog bei seinen kurzen Rückziehern, die er hüstelnd, gehockt mit einer Flasche Wasser im Hintergrund verbrachte das Mitleid auf sich. Bis auf die Videoleinwand, welche neben Titeln der Songs, impressionale Bilder als visuelle Untermalung der Songs darbot, beschränkte man sich auf die Klasse der Songs und die betörend-warme Stimme, die trotz Erkältung immer noch besser klingt als.... Besonders das stark melancholische, deutsch interpretierte "Traumtänzer" war eine gelungene Darbietung. Die tanzende Fraktion wurde mit "The Curse", "She" oder "Brother sleep" bedient. Ältere Fans fanden in "soul stripper", übrigens energisch dargeboten ein Zuhause. Allen gesundheitlichen Ratschlägen trotzend fand die Band noch für zwei Zugaben zurück auf die Bühne. (andreas) |