The Mission + Eisheilig
Bochum, Matrix 15.04.2004

Nach dem letztjährigen Debakel, fährt man mit einem etwas mulmigen Gefühl zu so einem Konzert. Mit dem Gedanken, schlimmer kann es eh nicht werden, startete man die Fahrt gen Bochum. Obwohl meine Sterne an diesem Tag sehr gut standen, hätte ich mir nicht träumen lassen, welch geniales Konzert mich erwartete.

Zu dieser Genialität trug natürlich auch eine tolle Vorband bei. Die Doom Gothic Fraktion von EISHEILIG gab sich die Ehre. Schleppende Gitarren, Zeitlupen-Riffs und betörende Düster Gesänge, sowie durchdringende Keys verbreiteten eine morbid-schöne Atmosphäre. Die deutsch intonierten Texte wurden mit tiefen Stimmbändern in die Menge katapultiert. Depressive Melodielinien und eine Masse an Nebel verstärkten die atmosphärische Düsternis. Der Opener "Die Kraft" vom dritten Album "die Gärten des Herrn" agierte noch mit heftigen Gitarren-Gewittern, fortan war aber eine schwermütige Atmosphäre Begleiter des knapp vierzig minütigen Auftritts. Selbst die brachialen Saitengewitter wie in "Wahntrieb" oder "tief begraben" wurden in melancholische Düsternis gepackt und sehr mit Moll versehen. Den Wittener gelang es perfekt, Stimmung im Publikum zu verbreiten, in dem sich eine überraschend reichhaltige Schar an eigenen Fans befand und teilweise Heimspiel-Atmosphäre erzeugten. Der Sound war von der Lautstärke und der Abmischung klasse, soll heißen, die mittlerweile typische und gewollte Unterdrückung einer Vorband fand nicht statt. Im Gegensatz zur aktuellen CD sind die harten Saiten Live etwas doomiger gespielt. Der Sound erschien wie eine alles niederwalzende Wand, wurde aber von einer durchdringenden Melodie durchzogen. Von tiefer Melancholie umhüllt erstrahlte "die Brücken", ein Song ihres selbstbetitelten Labeldebüt. Die leicht pathetischen Texte erscheine im Live Sound noch ausdrucksstärker und auch ein wenig bedrückender als auf dem aktuellen Album. "Die Gärten des Herrn" ist ein beeindruckendes Werk, toll, dass die Band es versteht, es Live perfekt umzusetzen.

Nach kurzem Intro betraten THE MISSION die Bühne. Wayne's erster Weg führte zum kleinen Keyboard am Rande der Bühne, wo er die Melodie von "Crystal Ocean" betörend introierte. Die Saiten setzten ein und man konnte irgendwie kaum glauben, dass es sich um die gleiche Band handelte, welche im letzten Jahr einen Verspieler nach dem anderem produzierte (ich weiß, auch im letzten Jahr gab es gute Auftritte (z.B. Bochum, aber ich hatte nach den ersten vier die Schnauze voll). Der Vierer muß sich die Hände wund geprobt haben und dem Mischer endlich die Beschreibung in englischer Sprache zukommen gelassen haben. Druckvoll die alten Songs wie "Severina", betörend die melodischen Love Songs wie "butterfly on the wheel" oder "dragonfly". Das einzig komplett neue Stück im Set "Breathe me in" ist etwas gewöhnungsbedürftig, während es schön war mit "Hymn(for America)" mal wieder eine Reise in die Kindheit zu unternehmen (dieser Verweis richtet sich alleine auf den Titel des Albums, von welchem der Song stammt). Wayne war endlich mal wieder locker, kommunizierte mit dem Publikum und genoß die ausgelassene Stimmung. Rob hat endlich kapiert, dass er nicht mit Sulpher auf Tour ist und lies seine Gitarre prägnant, aber auch immer passend in den Gesamtsound einfügen. Die Zeit der Solo Eskapaden, die mehr Schaden als Nutzen brachte, scheint endgültig vorbei. Das melancholisch interpretierte "The grip of disease" lieferte die perfekte Einleitung für das druckvoll dargebotene "Wasteland". Leider war das abschliessende "Daddy's gone to heaven now" ein wenig kurz geraten. Vor einigen Jahren wurde der Abschluß des Normal-Programms noch ein wenig monumentaler dargeboten. Nachdem man mit "beyond the Pale" perfekt aus der Weinpause zurückkam, überraschte man mit "Mercenary" vom "Grains of sand" Album, der Gesang wurde rauer und die Saiten etwas verspielter. Der erste Zugabenblock lieferte den Fans dann die Möglichkeit, Wayne am Mikrofon zu unterstützen, bereitwillig hielt er der ekstatischen Masse das Mikro entgegen. Die folgende Pause wurde von den hallenden "give me, give me..." Gesängen des Auditoriums bestimmt, die beim abschliessenden "Tower of Strength" zwar nicht dergleichen errichteten, gleichwohl mit gleicher Inbrunst Wayne begleiteten. Ein klasse Konzert, welches auch mal wieder eine vernünftige Light Show bot, im Gegensatz zur Partykeller Beleuchtung ..... und endlich hatte man wieder das Gefühl eine echte BAND vor sich zu haben. Es steht also dem nichts entgegen, die nächsten zwanzig Jahre The Mission in die wohlverdiente Rente zu begleiten. (andreas)

The Crystal Ocean
Evangeline
Hymn (for America)
Slave To Lust
A wing and a prayer
Severina
Breathe Me In
Butterfly on a wheel
Shades Of Green
The grip of disease
Wasteland
Daddy`s going to heaven now

Beyond The Pale
Mercenary
Deliverance

Tower of strength