Nick Cave & the Bad Seeds |
Düsseldorf, Philipshalle 18.11.2004 Es gibt evtl. auf der ganzen Welt nur zwei, drei Bands, bei denen sich ein Konzertpreis von über 90 DM rein musikalisch als gerechtfertigt erweist (alle anderen müssen dieses mit bombastischen Bühnenshows rechtfertigen). Während die Anfahrt im strömenden Regen stattfand, konnte unsere Fahrerin ihr Gefährt in später Nacht sicher durch dichten Schneefall zurück lenken. Dazwischen gab es über zwei Stunden Nick Cave und eine Band namens Mercury rev. Letztere eröffnete den Abend mit Klängen, welche an frühen Brit Pop erinnerten (Blur, Suede) und einem Sänger, der mit seiner etwas zurückhaltenden Stimme und der Verspieltheit im cleanen Gesang an Feargal Sharkey erinnerte. Sauber gespielter Pop mit einer Attitüde Rock und eindringlichen Refrains erfreuten meist das Herz. Nach etwas langer Umbaupause war dann der Teppich gelegt für den Meister - oder wie Marischka sagen würde, den alten Mann. Und dieser "alte Mann" hat reichlich Bad Seeds aufgefahren. Einen vierstimmigen Chor, zwei Schlagzeuger, Bassist, Gitarrist, Geiger, Keyboarder/Organist usw. Die erste Stunde war rein geprägt vom aktuellen Doppel Album. Und Live erstrahlte es erst in vollkommener Pracht. Eine verwegene Mischung aus Blues, Gospel, Pop, Rock und Blues. Und nicht zuletzt die krachigen Strukturen der einzelnen Songs wussten zu überzeugen. Nick, wie immer in feinen Zwirn gekleidet, nutzte die gesamte Breite der Bühne aus. Er schrie, flüsterte, sang und wirkte meist alles andere als introvertiert. In exzessistischen Momenten kehrte er gar seine punkige Birthday Party Seite nach außen. Mit dem durchdringenden "here she goes" verabschiedete sich Nick erstmals. Verstörte Gesichter waren in der Runde zu erkennen, aber Nick hatte sein Programm zweigeteilt, es folgte nicht eine Zugabe, nein, es folgte quasi ein Best Of Set aus der Vergangenheit, beginnend mit dem bluesig-verspielten "red right hand". Gefolgt von dem verqueren "Deanna" und der melancholisch-elegischen Pop Variante "The weeping Song". Blixa, der ja bekanntlich nicht mehr Mitglied der Bad Seeds ist, wurde perfekt durch den Chor ersetzt, trotzdem umwehte ein fader Beigeschmack (nicht) nur diesen Song. Waren es nicht früher die erhabendsten Momente, wenn Nick und Blixa Arm in Arm die Melancholie ihrer Stimmbänder über die perfekte musikalische Untermalung thronen liessen? Das sentimentale "God in in your house", welches mit einer Theatralik ins Auditorium transportiert wurde, offenbarte die religiöse Seite Nicks, welche immer wieder aufflammte und mit weichen Farben unterstützt wurde. In die Abgründe des Massenmordes kam man mit "Stagger lee" oder "Henry Lee", bevor man eine leider viel zu kurze Version von "The Mercy seat" offenbarte. Die letzte Zugabe überzeugte mit dem melodisch-poppigen "into my Arms" und endete mit dem expressionistisch gespielten "City of refuge". Eine beeindruckende Darbietung, welche hauptsächlich von der Hauptperson getragen wurde, aber was vor allem die beiden Schlagzeuger in den Song beendenden Krachorgien boten, war einmalig, ganz zu schweigen von der verstörenden Flöte und des wilden, schrägen Geigers. Das virtuose Spiel an den Seiten und perfekte gesangliche Unterstützung aus dem Background darf auch nicht vergessen werden. Kurzum: Es war ein perfektes Konzert. Setlist: Abattoir Blues Messiah Ward Hiding all away Lyre of Orpheus Nature Boy Easy Money Supernaturally Baby you turn me on Breathless Get ready for Love O Children, There she goes Red right hand Deanna The weeping Song God is in the House Lay me low Do you love me Stagger Lee Henry Lee Carry me The Ship Song The Mercy Seat Hallelujah Into my Arms Let the Bells ring Cannibal`s Hymn City of Refuge |