Red lorry Yellow lorry + Lizard Smile |
Waregem(B), The Steeple 24.01.2004 Weder die eigene Hompage noch irgendwelche Fan-Pages haben auf dieses Konzert der 80er Epigonen hingewiesen. Wie schön, dass es da noch einen gibt, der genauso verrückt ist wie ich, und immer wieder nach genialen Konzerten Ausschau hält. Danke, Marco. So machte ich mich am Samstag Mittag auf, um erst 4 Stunden den Schienenfahrzeugen mit meiner Anwesenheit etwas Glanz zu verleihen, welches ansonsten ein staubiges Etwas von nicht zu öffnenden Türen und nicht funktionierenden Toiletten ist. Naja, diese kleinen Wirren wurden mit den, dem Unternehmen untypischen Nicht-Verspätungen wieder wett gemacht werden. In Emmerich angekommen gingen die restlichen 300 Kilometer wesentlich erfreulicher weiter, war mir der Chauffeur doch wohl bekannt. Auch der Laden im tiefsten Belgien, fast an der französischen Grenze, war schnell gefunden. Der zu Beginn etwas spärliche Besucherandrang wurde immer dringender, so dass sich in dem kleinen Laden etwa 250 Leute einfanden. Die Belgier von LIZARD SMILE fungierten als Opener. Bass, Gitarre, Gesang wurde von einem alles überlagernden Techno Beat bestimmt. Jede kluge Goth Rock Attitüde wurde mit clubtauglicher Elektronik ad absurdum geführt. Vorteilhaft war dieses Vorgehen allein für den sich selbst überschätzenden Gitarristen. Der Gesang litt unter den treibenden Beats und der Bassist machte gute Miene zum bösen Spiel. Aufgrund der Elektronik kamen Vergleiche mit Gary Numan zu Tage, dazu klang man wie eine Mischung aus Clan of Xymox und Whispers in the Shadow. Vom Songwriting her hat diese Band sicherlich Potenzial, leider bietet die Moderne zu viele Möglichkeiten, um seinen eigenen Sound zu versauen. Schade. Die kurze Umbaupause nutzend, um die belgische Variente des Bieres zu genießen, wartete man auf den Top Act und hatte irgendwie auch einen Song im Ohr, den man heute unbedingt hören wollte. Bei mir war es "Beating my head" (übrigens erster Song auf der Singles Compilation, die derart billig produziert wurde, dass man selbst die Sprünge einer Vinyl Scheibe nicht bereinigte), bei meinem Freund "Hollow Eyes". Gut, dass der Song im Ohr war, denn zu Hören bekam man ihn heute nicht. Aber die Engländer hatten trotzdem reichlich Material aus der Vergangenheit zu bieten und eröfftneten ihren Set. Nach einem Intro, der einen Lonesome Rider perfekt durch die wüste Einöde begleitet hätte, legten sie los mit "Open Up", welches auf meinen alten Vinyl Scheiben nicht zu finden ist. Dagegen aber "Big stick" und das energische "Nothing wrong". Chris Reed zeigte sich mal wieder als genialer Entertainer, seine Kommunikation beschränkte sich während des gesamten Konzertes auf kurze Ankündigungen der Songs, zweimaliges Thanks und einem grimmigen Gesicht, welches während des gesamten Sets keine einzige Miene verzog. Ein Pokerface für das Kartenspiel in einer Runde von introvertierten Einzelgängern. Das Trio zelebrierte ihren Sound staubtrocken. Das Rhythmus gebende Schlagzeug erlag den Saiten, die sich mit monotonischer Manier durch dunkle Soundstrukturen kämpften. Das vom Debüt stammende "Talk about the Weather" sorgte für ganz dezente Bewegungen im von einer tiefen Lethargie überzogenen Publikum. Die Band besann sich insgesamt auf ihre alten Stärken und vergaß ihre schrägen Auswüchse, die auch schon mal mit einem schief gespielten Saxophon behaftet waren. "Crawling Mantra" war ein düsterer Ritt in die Vergangenheit, als die Band des langen Namens müde sich kurz The Lorries nannte. Die Stimme von Chris erinnert mit ihrem nasalen Klang etwas an Bob Dylan und auch die abgehakten Sprachfetzen, die unmelodisch klingen, aber auch eine durchdringende Faszination beherbergen, sind nicht unähnlich. "Jipp" wurde dann im Gegensatz zum Auftritt beim M'era Luna in einer instrumentalen Fassung dargeboten. Höhepunkte waren aber die Songs des genialen "Paint your Waggon" Albums, die in geballter Ladung mit "Walking on your Hands" und "Shout at the Sky" den Schlusspunkt des normalen Sets boten. Die Setlist war insgesamt sehr überraschend, nicht nur weil man neben den oben erwähnten Songs auch das beste Stücke vom Blow Album "Temptation" nicht spielte, nein auch weil so seltene Perlen wie "Sayonara" (Nothing wrong) erschienen und man das ganze mit unveröffentlichten Songs würzte, die verdächtig nah an die ersten beiden ersten Platten kamen. Ob es sich hier um neue Tracks oder verschollene Demos aus der alten Zeit handelt, werde ich noch irgendwie rausbekommen. So schien mir auch die erste Zugabe mit "Hands off me" und "pushing on" irgendwie unbekannt, während man für den letzten Rückkehrer auf die Bühne einen wahren Leckerbissen bereit hielt. Nach "hold yourself down" wurde "Chance" in einer wilden Extended Version dargeboten. Die treibenden Gitarren paarten sich mit wildem Gesang. Das Ganze gipfelte in einer wilden Rückkopplungs Arie, die selbst Jesus and the Mary Chain in Erstaunen versetzt hätte. Auch wenn das Trio etwas von einer Cowboy-Rentner Band offenbarte, gelang es ihr doch geschickt den Staub früherer Werke aufzuwirbeln und im dezenten Nebel des belgischen Steeples leuchtend glänzen zu lassen. (andreas) Setlist Open up Big Stick Nothing wrong Talk about the weather Crawling mantra Cut down Do you understand Sayonara Blow Monkeys on Juice Train of Hope Running fever See the Fire Jipp Spinning round Generation Walking on your heads Shout at the Sky Hands off me Pushing on -- Hold yourself down Chance |