Dream Theater |
An evening with Dream Theater, Hannover, Capitol, 08.10.2005 Am Samstag, dem 08.10.2005 war es soweit. Das erste mal DREAM THEATER Live! Aufgeregt, wie nur irgendwas, waren wir schon relativ früh vor dem Capitol, einem ehemaligem Kino im Herzen Hannovers. Eine Stunde vor Einlass war schon eine große, gutgelaunte und buntgemischte Meute vor dem Capitol zu finden. Endlich gingen um 19.15h die Türen auf und wir rein in die gute Stube. Das Capitol fasst ca. 2000 Leute, ein relativ kleiner Ort für ein DREAM THEATER-Konzert, wie ich finde. Was an dem Abend zelebriert werden sollte, war eine Veranstaltung unter dem Namen "An evening with DREAM THEATER", d.h. keine Vorband, sondern ca. 3 Stunden volles DT-Programm mit einer kleinen Pause. Um 20.15h ging endlich die Saalbeleuchtung aus und es ertönte das Intro aus "Clockwork Orange". Was dann folgte war nicht mehr von dieser Welt. Mit "Root of all Evil" und "These Walls" vom aktuellen Album "Octavarium" ging der muntere Reigen los. Danach ging's chronologisch durch den Backkatalog der Band: "Another Won" (von dem DT-Vorgänger MAJESTY), "Afterlife" (When Dream and Day Unite), "Pull me Under" (Images and Words), "The Mirror" und "Lie" (Awake), "Peruvian Skies" (Falling into Infinity), "Fatal Tragedy" (Scenes of a Memory), "About to crash - Reprise" und "Losing Time/Grand Finale" (Six Degrees of Inner Turbulence). Dann folgte nach 75 Minuten die angekündigte Pause, Zeit um sich mit Getränken zu versorgen. Nach ca. 20 Minuten ging der Ritt weiter: "As I am" und "Endless Sacrifice" (Train of Thought), "I walk beside you", "Sacrifed Sons" und "Octavarium" (Octavarium) waren die Songs der zweiten Hälfte. Die Jungs ließen sich freundlicherweise nicht lange Bitten und kamen mit "The Spirit carries on" (Scenes from a Memory) und "Learning to Live" (Images and Words) zurück auf die Bühne, um nach ungefähr (insgesamt) 165 Minuten endgültig Feierabend zu machen. Verdient haben sie es sich. Es war das musikalisch aufregendste Konzert seit langer Zeit. Die Jungs hatten wirklich Spaß bei der Arbeit. Beim Song "Peruvian Skies" verarbeitete man ganz geschickt Pink Floyds "Whish you were here" und Metallicas "Wherever I may roam". Was soll ich sonst zu den Songs sagen? Wer sich mit DT auskennt, weiß, welche komplexen Songs an diesem Abend gespielt wurden. Und es ist überirdisch, mit welcher Leichtigkeit diese Songs dargeboten wurden. Aber auch die "Hits" wie "Pull me under" oder "I walk beside you" kamen hundertprozentig an und unterstreichen nur die Vielseitigkeit der Band. Vor allem mit der neuen Scheibe "Octavarium" hatte ich anfangs so meine Probleme. Aber nachdem ich die Songs live erleben durfte, sehe ich diese Scheibe, und vor allem das unproggige "I walk beside you" mit ganz anderen Augen. Bei "The Spirit carries on" wurden die Feuerzeuge gezückt und die ganze Halle sang aus voller Kehle mit. Das war nicht nur für uns ergreifend, auch die Band war begeistert. Untermalt wurde die Show durch Projektionen verschiedener Grafiken, Albumcover, Photos aus frühen Tagen oder kleineren Videoclips. Ein riesiges Lob verdient sich sowieso das Hannoveraner Publikum. Schon vor der Show war die Stimmung klasse und man hat DT gezeigt, was wahre Begeisterung ist. Solch gute Stimmung und solchen Enthusiasmus habe ich noch nicht häufig erlebt. Mike Portnoy, der übrigens mit einem Hannover 96-Trikot gekleidet war, war mit seinen zwei Drumkits und den nicht gerade einfach zu spielenden Rhythmen offensichtlich nicht ausgelastet. Er alberte bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit seinen Kollegen und sang einige Backgroundvocals. Dass er trommelte, wie ein junger Gott, muss wirklich nicht extra betont werden. Apropos junger Gott: James LaBrie war an diesem Abend wirklich über jeden Zweifel erhaben. Er sang sehr sicher und traf jeden Ton. Aber ich möchte zu gerne mal wissen, was er in den Instrumentalpassagen der Songs hinter der Bühne macht. 'n Buch lesen, Playstation zocken, stricken oder was? Jordan Ruddess hat ein wenig Auslauf zugestanden bekommen, sein Keyboard (oder wie man dieses Ungetüm auch immer nennen möchte) war drehbar, so dass er während der Show die eine oder andere Runde spazieren gehen konnte. Beim perfekten Spielen wohlgemerkt. John Petrucci brillierte an seiner Klampfe. Egal was kam, Akustisches, Grooviges, fette Riffs oder feinste Soundspielereien, alles saß hundertprozentig. Mein heimlicher Liebling ist John Myung. Was der kleine Mensch bei einer DT-Show auf dem Griffbrett seines Basses greift, greift manch anderer Gitarrist in seinem ganzen Leben nicht. Voller Groove und Rhythmus ergänzt er den Sound der Band zur absoluten Vollkommenheit. Ach ja, der Sound: am Anfang gab's einige kleinere Schwierigkeiten, mal war die Stimme zu leise oder ein anderes Instrument war nicht ganz ausbalanciert, aber die Soundleute haben einen guten Job hingelegt und die kleinen Probleme nach einiger Zeit behoben. Wer's noch nicht gemerkt hat: ich bin immer noch begeistert. So viel spielerische Brillanz und Spaß auf höchstem Niveau habe ich selten erleben dürfen. Und ich glaube nicht, dass ein Zuschauer enttäuscht nach Hause geschickt wurde. Naja, ich war doch enttäuscht. Nicht von der musikalischen Leistung, sondern von den fuckin' Merchandise-Preisen. Ich war durchaus gewillt, ein bisschen Geld bei der Veranstaltung zu lassen, aber bei T-Shirts für 30 Euro (Minimum) oder CDs aus der "Official Bootleg"-Serie für 25 Euronen pro Stück kommt mir die Kotze hoch. Vielleicht hat sich ja manch einer an diese Preise bereits gewöhnt oder hat einen Dukatenscheißer zu Hause (wie der Typ neben mir, der erst mal 3 CDs und 2 T-Shirts gekauft hat. Gesamtwert ca. 135 Euro.), aber ich finde, mit dieser Abzockerei sollte langsam Schluss sein. Fazit: grandioses Konzert mit genialen Musikern, erstklassigen Songs und einem tollen Publikum. Ich würde jederzeit wieder auf ein DREAM THEATER-Konzert gehen und kann es euch nur wärmstens ans Herz legen. Einige Termine stehen noch an, checkt sie unter www.dreamtheater.net. (chris) |