In Extremo
Bielefeld, Ringlokschuppen 25.09.2005

Mit den Vorgruppen können mich die Sieben nun wirklich nicht überzeugen, nach den völlig überschätzten Krachmachern von Exilia spielte diesmal eine ähnlich gelagerte Combo aus Slowenien zum Vorspiel auf. Name und hoffentlich auch bald die Musik sind mir nicht im Gedächtnis haften geblieben. Einzig der Nigel Kennedy auf Speed konnte mit seinem pathologischen Gefiedel überzeugen.

Nach kurzer Pause betraten In Extremo die zu einem Schiff umdekorierte Bühne (ohne despektierlich zu klingen, die Bühnenbauer schienen aus Augsburg zu kommen), in deren Vordergrund ein übergroßes Steuerrad als Halterung für Sänger "das letzte Einhorn" diente, schließlich bewegte man sich mit dem Opener auf "raue See" (dem Eröffnungssong der aktuellen CD "Mein rasend Herz"), welche auch der Tour ihren Namen gab. Beim folgenden "Spielmannsfluch" konnte sich das Publikum reichlich als Background-Sänger bewerben. Nachdem hier die Stimmung den ersten Höhepunkt erreichte, folgten das von einem betörenden Refrain begleitete "Horizont" und das selten gespielte Stück "Vänner och Frände"(Vom "verehrt und angespien"-Album). Das letzte Einhorn war ab und an ein wenig missmutig gestimmt, so beschwerte er sich über ein Mädchen in der ersten Reihe, welches andauernd lauthals seinen Namen rief (den bürgerlichen wohlgemerkt) und auch die Standfraktion bekam ihr Fett weg. Die Ausrichtung der Songs war heute meist rockig, selten bestimmten die altertümlichen Soundkreationen. Die Dudelsackfraktion verlieh vor allen im Chorus ihre elegante Brachialität. Songs wie "Küss mich" und "nur ihr allein" bestachen durch ihre fast poppige Eingängigkeit und druckvollen Mitsingrefrains. Zwischendrin fuhren In Extremo ihre Fregatte auch mal in ruhigere Gewässer (z.B. das orientalisch angehauchte "Singapur"), was der Stimmung keinen Abbruch nahm. Die Pyrotechnik war gelungen zurückhaltend (ausufernd beim Funkenflug zum Ende des Sets) und gab sich ein einheitliches Bild mit samtfarbenen Lichtspiel, welches die Band perfekt visuell ummalte. Bei "mein rasend Herz" bediente Dr. Pymonte eine Harfe (muskelfördernd übrigens getragen) und im Hintergrund wurde ein großer Kessel bearbeitet. Die Dudelsäcke durften sich im Mittelteil austoben und zum finalen Intermezzo die Rockfraktion in den Vordergrund rücken.

Nach ca. 90 Minuten verließ die Band die Bühne um sich von den Fans feiern zu lassen und kam dann mit "Erdbeermund" zurück. Eingefleischte Fans wussten natürlich, welcher Song bis jetzt fehlte und so feierten sie die ausladende "Herr Mandelin" gebührend. Nach einer weiteren Zugabe sah man beim Verlassen der Halle nur glückliche Gesichter. (andreas)




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