Pink turns blue - "Phoenix" Tour 2005 |
(Alle Fotos Copyright by Antje Wagler / www.musik.terrorverlag.de) 1. Konzert: Frankfurt, Batschkapp 21.04.2005 Support: The Cold Es ist kurz nach vier als ich im Zug gen Frankfurt sitze. Während der nächsten drei Tage wird die deutsche Bahn so was wie mein zweites Zuhause sein. Früher waren diese Gruppen-hinterher-reise-Aktionen zwar wesentlich ausgedehnter, aber schließlich ist man nicht mehr der Jüngste und so kam schon das ein oder andere komische Gefühl auf, ob auch alles klappen würde. Erstes Missgeschick erwartete mich gleich am Frankfurter Südbahnhof, kein Schließfach, also mit dicker Reisetasche zum Batschkapp, und das mit einem Inhalt (hier vor allem Verpflegung in fester und flüssiger Form), der keine Einlasskontrolle überstehen würde. Es klappte trotzdem und auch die Gästeliste beherbergte meinen Namen (Danke hier an Eric Burton und das Puplic Propaganda Team). Das Batschkapp war an diesem Abend trotz schleppenden Vorverkaufs recht gut gefüllt. Erwartungsfroh hieß es dann die Vorgruppe THE COLD zu geniessen. Ihr Sound ist klar in den 80ern Zuhause und Bandtechnisch gesehen bei The Cure. Letztere haben ihren Wiedererkennungswert nicht nur bei den Saiten, sondern auch im Gesang von Sänger Uwe. Neben sehr schön vorgetragenen eigenen Songs überzeugte auch die dramatische Darbietung eines Pink Floyd Covers. Man merkt der Band an, dass sie über reichlich Live Erfahrung verfügen, und sie klingen auf der Bühne einfach viel besser und vor allem frischer als auf ihrem Album. Die Fans waren auf jedenfall begeistert und holten THE COLD (für Vorbands sicherlich recht ungewöhnlich) für insgesamt zwei Zugaben zurück. Sänger Uwe outete sich im Verlauf des Sets immer wieder als PTB Fan und gratulierte der Band via Bühne für ihr grandioses neues Werk. Dann wurde es dunkel und PTB betraten in der Besetzung Louis Pavlou (Drums), Reini Walter (Bass), Brigid Anderson (Keyboard) und Mic Jogwer (Gesang) die Bühne. In deren Hintergrund befand sich eine große Leinwand, welche beim Opener "feel my soul" Kriegsbilder aus den 40ern wie aus den Neunzigern (man erinnert sich noch an die fliegenden Lichtpunkte bei CNN vom Irak Krieg) darstellten. Natürlich alles in bedrückenden Schwarzweiß Bildern. Hinzu kam als "schmückendes" Bühnenbeiwerk allerlei kahles Geäst in verschiedenen Größen. Mic hatte bei den Festivalauftritten und dem Spezial Konzert im Bochumer Fall ja noch mit Ausflügen ins Publikum überrascht. Diese emotionsvolle Seite ist wieder gewichen und machte Platz für die Introvertiertheit früherer Tage. Da Mic aufgrund des Fehlens von Tom Elbern (was übrigens keine Überraschung war, da Tom sich bereits im letzten Jahr rein auf seine Band "Escape with Romeo" konzentrierte) während des gesamten Konzertes die Gitarre selbst spielen musste, was natürlich auch die Bewegungsfreiheit sehr eingeschränkt. Die Setlist beherbergte bis auf "wanderers" sämtliche Songs des aktuellen Albums "Phoenix", welche hauptsächlich in zwei großen Blöcken dargeboten wurde. Die Stücke beherbergen das klare Bekenntnis zu den Art-Pop Wurzeln der 80er und sind in energischer Form auch mal mit Punk Attitüde geschmückt. "Lost Son" erklingt eher sperrig, "Underground" beherbergt dagegen eine fast sanftmütige Melodie. Das tanzbare "Good times" diente dann als perfekter Vorbote für den ersten Abstecher in die alte Zeit. "Michelle" sorgte bei einigen für überraschte Gesichter, weil es nicht in der clubüblichen Version dargebracht wurde. "The First" (diesen Song gab es exklusiv in Frankfurt) überzeugte durch seine getragene Atmosphäre, welche konträr zu den kraftvollen Vocals stand. Zurück zum aktuellen Album führte uns das Statement zum animalischen Instinkt bei "Animal Life", gefolgt von einer verwegenen Interpretation der wahren Liebe in der Ambivalenz von Theorie und Praxis ("True Love"). Das die besten Zeiten ("Faith") von Cure heraufbeschwörende "Can love survive" beendete diesmal den aktuellen Bereich. Das manchmal in der Einfachheit von Soundstrukturen der Weg zum Erfolg liegt, dafür stand mal wieder das über 7 minutige "Your master is calling", bevor mit "Walking on both sides" von der ersten LP so richtig Bewegung ins Auditorium kam. "Now's the Time" war der perfekte Abschluß des ersten Teils, weil er erstens etwas gesetzter die Tanzbarkeit der PTB-Songs beherbergt und andererseits das Thema Abschied behandelt. Mit "schönen Abend noch" verabschiedete sich die Band nur kurzzeitig, um dann tief in Kiste zu greifen. Während "touch the Skies" etwas schwächelte holte man mit "I coldly stare out" das wieder raus, um dann mit einer absolut genialen Version von "If two world kiss" (habt mich ganz schön warten lassen :-) ) dem Ganzen den Stempel aufzusetzen. Nach einer erneut sehr kurzen Pause gab es als endgültigen Schlusspunkt "Missing you". Kurz zum Veranstaltungsort, der Bierpreis von 3,50 für eine Flasche Bier passte so gar nicht zum abgefuckten Ambiente des Ladens. Das rüde heraus komplimentieren, kurz nach Verstummen des letzten Klanges, der Besucher rückte dieses Bild aber wieder zurecht. Setlist: 01 - Feel My Soul 02 - Underground 03 - Lost Son 04 - Good Times 05 - Michelle 06 - The First 07 - Animal Life 08 - True Love 09 - Dynamite 10 - Crusade 11 - Can Love Survive 12 - Your Master Is Calling 13 - Walking On Both Sides 14 - Now's The Time 1. Zugabe 15 - Touch The Skies 16 - I Coldly Stare Out 17 - If Two Worlds Kiss 2. Zugabe 18 - Missing You 2. Konzert: Dresden, Reithalle Strasse E 22.04.2005 Support: Expretus Direkt nach dem Frankfurt Konzert ging es per Nachtzug nach Dresden. Schlafabteile waren bereits vor zwei Wochen nicht mehr zu bekommen und so flezte ich mich in einen Schlafsitz, der perfekt auf alle mögliche Größen zugeschnitten scheint, nur nicht auf meine. Dass ich zu allem Überfluß auch noch den schlechtesten Platz bekam, muß wohl nicht explizit erwähnt werden. In Dresden angekommen stellte ich mir die Frage, wer ist bloß dieser Schlaf? Todmüde suchte ich mir ein Hotel, welches mich erst um 15 Uhr auf's Zimmer lassen wollte. So schleppte ich mich dann 6 Stunden als Tourist durch Dresden. Ganz nebenbei: schöne Stadt. Nachdem ich kurzeitig den Schlaf kennenlernte, ging's auf zum Veranstaltungsort. Dort war man um 20.30 Uhr noch mit Aufbauen beschäftigt. War im Endeffekt ein glücklicher Zwischenfall, da ich so vier nette (Halb)Dresdener kennenlernte (inkl. jemanden, der das Grafitti sprühen für Gästebücher erfunden hatte). Pink turns blue lassen sich beim ersten Teil ihrer Tour jeweils von einer anderen lokalen Band supporten. Das Vergnügen hatten diesmal EXPRETUS, welche eine höchst seltsame Mischung aus Elektro, Dark Rock und Industrial Metal darboten. Der Sänger, der sich neben dem Mikro auch ausgiebig mit einer Flasche Wein beschäftigte, erinnert stimmlich ein wenig an Peter Murphy. Wie er erzählte, arbeitet die Band gerade an ihrem zweiten Album, aus dem sie auch ein exzessives Stück mit Schrei Vocals präsentierten. Für Interessierte www.expretus.com Pink turns blue spielten an diesem Abend mit einer Ausnahme die gleiche Setlist, wie tags zuvor. Anstelle von "First" boten sie diesmal das elegische "seven Years". Das Publikum reagierte auf die neuen Songs etwas zurückhaltend, eine Ausnahme bildete hierbei das druckvoll verspielte "Good Times", welches sich wohl im Anschluß an die Tour als neuer Clubhit rauskristallisieren wird. Von der Machart hat es in etwa das Feeling von Michelle. Letzteres wird übrigens während der Tour in einer Version gespielt, welche sowohl die Urform beherbergt, wie die dreckige Seite des aktuellen Albums. Abgefeiert und von wilden Pogo Einlagen begleitet wurde "Walking on both Sides", hier zeigt sich PTB von der Post Punk Phase der frühen 80er beeinflusst. Mic ging aber auch heuer nicht aus sich raus, er wirkte hochkonzentriert, in sich gekehrt und teilweise auch sehr nachdenklich. Die Band war erneut perfekt aufeinander eingespielt und überstand auch die anfänglichen technischen Probleme, welche sich darin wiederspiegelten, dass die Stimme zu leise und das Keyboard zu laut waren. Bedrückend "The Crusade", welches sich (auch wenn der Name nicht fällt und nicht nur) mit dem Kreuzritter des "Friedens" (Bush) auseinandersetzt. Klasse erneut "If two world kiss". Ging dieser Song im letzten Jahr noch etwas unter (in der Mitte des Programms), hat er nun seine perfekte Position gefunden und wird mit einer emotionalen Melancholie dargeboten, die eine Gänsehaut erzeugt. Außerdem wird er in einer wesentlich längeren Version gespielt, welche den getragenen Schwermut des Songs noch deutlicher werden lässt. Nach "Missing you" lockte die Aftershow-Party nur kurzzeitig, während das Hotelbett kräftig an mir zehrte. Schließlich stand Berlin bevor und da war Durchmachen angesagt. Setlist: 01 - Feel My Soul 02 - Underground 03 - Lost Son 04 - Good Times 05 - Michelle 06 - Seven Years 07 - Animal Life 08 - True Love 09 - Dynamite 10 - Crusade 11 - Can Love Survive 12 - Your Master Is Calling 13 - Walking On Both Sides 14 - Now's The Time 1. Zugabe 15 - Touch The Skies 16 - I Coldly Stare Out 17 - If Two Worlds Kiss 2. Zugabe 18 - Missing You 3. Konzert: Berlin, K17 23.04.2005 Support: Golden Apes / Nachgesang: Tunes of dawn Nach einer recht seltsamen Diskussion (Warum singt PTB nicht in Deutsch ????) an der S-Bahn Station genoß ich den Schlaf und mittags ging's gen Berlin. Dort angekommen traf ich liebe Bekannte und hatte eine sehr gelungene Balkon Fete. Unstilmäßig per Taxi lief dann der Transport zum K17. Der Club hatte heute reichlich aufgefahren, denn neben PTB/Golden Apes gab es in einem anderen Bereich die CD Präsentation samt Konzert von TUNES OF DAWN, hinzu kamen auf drei Etagen verteilte Disco-Veranstaltungen. Reine Geschmackssache, dass mir die heutige Vorband musikalisch am meisten zusagte, auch wenn auf der Bühne eher statisches Treiben herrschte. Hauptmerkmal ihrer Musik ist der sonore Gänsehautgesang von Sänger Peer, hinzu kommen dunkle Soundkreationen, welche in bester Manier den alten (ursprünglichen) Goth Rock präsentieren. Hinzu kommen bestechende Melodien und ein nicht unerheblicher Anteil Schwermut. Erwartet hatte ich, dass die Band ausschließlich ihr aktuelles Album "Structures" präsentieren, aber sie boten ein Querschnitt aus allen drei Veröffentlichungen. Besonders die alten Songs wie "Valentine Decay" oder "Nova" sind trotz schwarz-lieblichen Melodielinien von Depressivität umgeben, die so nur in den 80ern ein Zuhause besitzen. Etwas gewöhnungsbedürftig als Zuseher dürfte gewesen sein, das Peer nicht immer (eher selten) in Richtung Auditorium sang, sondern meist tief in sich versunken die rechte Körperseite zum Frontbereich der Bühne stellte. Die neuen Stücke, wie das theatralisch dargebotene "Ewigheim" sind soundmässig wesentlich komplexer gehalten und agieren mit geschickten Stimmungswechsel innerhalb der Songs. Grob einzuordnen sind die Berliner zwischen Cure und Sisters, gehen dabei aber nie in poppige Gefilde ( auch wenn "at least" diese Komponente teilweise besitzt) sondern erinnern mit ihrer Atmosphäre eher an die ganz alten Gruselfilme aus England. So passte natürlich auch der PTB Bühnenaufbau und die kahlen Baumadaptionen perfekt ins Bild. Hätte man hier noch mit Weihrauchgetränktem Bodennebel gearbeitet, es wäre perfekt gewesen. Schwelgerische Melancholie umwehte das Schlussstück "Snow", hinzu gesellten sich harmonische Keyboards. Gelungen aber leider vom Publikum nicht mit dem nötigen Respekt gewürdigt. Setlist Golden Apes: The last of Phantoms My Creation Valentine Decay Nova A letter Accusation Ewigheim At Least Remedy Snow Info: www.goldenapes.de Bei PTB kam das Publikum dann auch nicht so richtig aus sich heraus. Als Special Song gab es heute "Moon" zu hören. Ansonsten gab es kaum Änderungen, allerdings stellte man die Zugaben etwas anders zusammen. Da Zweidrittel der vorherigen Balkonfete die neuen Songs nicht kannten und trotzdem voll und ganz begeistert waren, brauche ich über die Qualität des aktuelles Werkes und der Live Darbietung eigentlich kein Wort verlieren. Trotzdem sei den ganzen Setlist-Nörglern und Soundkritisieren folgendes gesagt. 1. Setlist: Für Leute, welche das neue Album nicht kennen, ist es sicherlich nicht so leicht zu verstehen, das der größte Teil des Sets vom neuen Album stammt. Aber PTB haben über fast zwei Jahre sämtliche alten Hits gespielt (in Bochum und auf den Festivals). Sound: Sicherlich war der Sound nicht immer der Beste, aber bitte bedenkt mit welchen Equipment die Band arbeitet und diese PA bietet einfach nicht mehr. Hinzu kommt, dass einige Songs, wie z.B. der Opener des aktuellen Werkes bewusst sehr schmutzig interpretiert werden. Für heutige, der Viva-Sozialisation unterworfene Ohren sicherlich nicht immer einfach konsumierbar. Dafür sind aber diese herrlichen Melodielinien in "Dynamite" oder "Can love survive" gemacht. 01 - Feel My Soul 02 - Underground 03 - Lost Son 04 - Good Times 05 - Michelle 06 - Moon 07 - Animal Life 08 - True Love 09 - Dynamite 10 - Crusade 11 - Can Love Survive 12 - Your Master Is Calling 13 - Now's The Time 1. Zugabe 14 - Touch The Skies 15 - I Coldly Stare Out 16 - Walking On Both Sides 2. Zugabe 17 - If Two Worlds Kiss 18 - Missing You Danach dachte ich erstmal, lass deinen Ohren Zeit zur Erholung, beglücke sie aber trotzdem mit guter alter Musik, also kurz die drei Abteilungen des K17 abgegrast und mitten im Konzert von TUNES OF DAWN hängen geblieben. Die Band war '93 als Death Metal Combo gestartet und spielt heute melodiösen, straighten Doom Goth Rock, der von Hardy Fielting produziert wird. Als ich gegen kurz nach eins den Ort betrat kündigten sie gerade ihr letztes Lied an, das taten sie dann 35 Minuten später zum letzten Mal. Dazwischen lagen ältere Songs und mit "My fault" und "14 minutes underwater" zwei Stücke des aktuellen Werkes und noch eine Cover Version der Ramones. Die Aftershow Party im K17 hatte dann den passenden Namen (Alter Sack Party) und beherbergte Klassiker von Siouxsie, Cure, Sisters, Fields, Bowie, Tuxedomoon usw. Hab dann auch locker bis kurz nach fünf durchgehalten, bevor ich im ICE von Berlin nach Hannover todmüde auf einem Tisch einpennte. Kartenkontrolle sei Dank, verschlief ich nicht den Umsteigebahnhof Braunschweig und gönnte mir in aller Ruhe einen Kaffe. Gedankenversunken wanderte der Blick auf die Hand und den Stempel. Darauf stand "schön war's" . Wie unendlich wahr!!!! 2ter Teil (mit den Konzerten von Hamburg und Bochum) folgt (Alle Fotos Copyright by Antje Wagler / www.musik.terrorverlag.de) |