Garden Of Delight |
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Bielefeld, Forum 23.11.2006 Ich wusste es doch schon seit Jahren, es sind diese kleinen Konzerte, die fast im familiären Kreis stattfinden, welche das alte Herz in Schwingungen versetzen. Die Vorzeichen und Begleitumstände waren alles andere als optimal. Zunächst sollte die Band in einem begeisternden Package mit Fields und Nosferatu auftreten, dann stand zum gleichen Zeitpunkt nur 250 Meter entfernt ein Konzert einer "ähnlich" gearteten Band auf dem Programm, dann wurden sie noch im lokalen Veranstaltungsblatt mit einer Folk Band gleichen Namens verwechselt. Und zu guter letzt stand der Sänger während des geplanten Konzertbeginns um 21 Uhr 100 km vor Herford im Stau. Ein Donnerstag in der Bielefelder Provinz ist zudem nicht gerade der Tag, an dem man seine heimischen vier Wände verlässt. Dazu ein Sauwetter, klätschnass war ich. Ca. 60 Leute waren anwesend, als sich die Nachricht einer exorbitanten Verspätung verbreitete. Wer gehen wollte, bekam sein Geld zurück. Wer blieb, bekam ein (bei geschickter Verhandlungstaktik auch mehr) Bier gratis. Um ca. 23.30 war es dann endlich so weit, übrig geblieben waren ca. 17 Personen. Dichte Nebelwände zogen auf, bis auf ganz wenige Ausnahmen wurde die Lichtanlage in mattem weiß dezent gestaltet. Sänger Artaud zelebrierte seine Songs, mal spielte er mit einer Fahne, mal errichtete er fast mit dem Banner einen Altar auf der vorderen Box, mal versteckte er sich kniend im Hintergrund. Zu Beginn gab es nur eine einsilbige Erklärung über seine Verspätung, bei "High Empress" eine Entschuldigung, zudem kam er bei diesem Song von der Bühne und begrüßte die restlichen Fans per Handschlag. Neben neuen Songs wie "Bleak Horizon" (live mit etwas weniger Elektronik behaftet) oder "Black Mass", gab es auch reichlich Ausritte in die Vergangenheit der Band, welche die 7 (7 Alben mit 7 Stücken in 7 Jahren und dann Schluß) als magische Zahl besaß. Dunklen Goth Rock in einer beindruckenden Mischung aus Sisters, Mission und Fields boten Songs wie "Shared Creation" oder das monumentale "The Seal". Letzteres besaß ebenso wie das betörende "Leviathan" eine längere Spielzeit und wurde stimmungsvoll dargeboten. "Astral travellar" wurde genial dargeboten, sowohl die verspielten Passagen, als auch die latent aggressiven Ausbrüche und das manische Geflüster im Mittelteil hatte etwas Erhabenes. Zwischendurch erhöhten die Gitarren kurz ihren Druck, verharrten dann aber doch an der überwältigen Präsenz von Mastermind Artaud, der sich in die Texte hineinversetzte und den mystischen Geschmack aufsog, um ihn später in das Publikum auszuatmen. Sein tiefer, sonorer Gesang erzeugt gerade in ruhigen Momenten immer wieder Gänsehautatmosphäre, seine vor Narzissmus strotzende Selbstdarstellung (das ist positiv gemeint) ist ein gelungenes Bildnis eines nachdenklichen Menschen. Die Stücke wurden atmosphärisch dicht und mit düster- riffigen Saiten und bedrohlichem Bass perfekt inszeniert. Ohne Effekthascherei und mit einer fast stoischen Ruhe schreitete Artaud über die Bühne. Fazit: Das war heute Goth Rock in Perfektion und Garden of Delight bewiesen, dass sie heutzutage eine der ganz wenigen Bands sind, welche diese Kategorie noch verdienen. Beim Rausgehen sah ich Andrew und Carl mit einem Strick um den Hals. Warten hat sich selten so gelohnt. (andreas) |