Dr.Avalanche feat. The Sisters of Mercy |
Bielefeld, Ringlokschuppen 21.04.2006 Es gibt im Lexikon der Rockmusik die Passage "Wie wird man Kult", man kann sich die Birne wegpusten, man kann nach einem Konzert vollgepumpt mit Drogen an seinem Erbrochenen ersticken, man kann den schnellen Herztod erleiden beim Beischlaf mit drei minderjährigen Groupies usw. Sisters gehen da wesentlich subtiler zu Werke, ganz einfach nur 3 Platten (Best Of's und Singles nicht mitgezählt) in 25 Jahren veröffentlichen. Der Suizidphobiker Andrew Eldritch versteht es, mit seinem kongenialen Partner Dr. Avalanche (der zwischendurch mit seiner Band "Rose of Avalanche" für Furore sorgte / So... Kalauer untergebracht) seit 16 Jahren praktisch nichts auf die alten Stelzen zu bringen und trotzdem immer wieder reichlich Masochisten zu seinen Konzerten kommen zu lassen. Als perfekte Peitsche zur Selbstkasteiung dient die Eintrittskarte, samt ihrem Preisaufdruck rechts unten. Der nach einer Chemotherapie gezeichnete, glatzköpfige Andrew betrat nach einem von der Nebelmaschine erzeugten brummenden Intro die Bühne und intonierte zugleich einen von vielen neuen, besser gesagt, nicht veröffentlichten Songs. Und bei "Crash and burn" sollte er dieses in Zukunft nicht ändern. Was folgte war eine Darbietung, in der Eldritch nur so vor Überschwänglichkeit erblühte. Zwischen den Songs witzelte er über seine Krankheit, kündigte jeden Song brav an und hatte fast immer eine kleine Geschichte parat. Dazu fand er Zeit, seinen Drumcomputer immer wieder umzuprogrammieren, seine beiden Gitarristen zur Höchstform zu animieren und neben den üblichen Klassikern wie "Marian", "Anaconda", "Adrenochrome" auch überraschende Songs wie "Lights", "Black Planet" oder "Wasteland" zu spielen. Ähh.... letzterer war doch von einem anderen, der in früheren Zeiten für reichlich Songs verantwortlich war. Aber ich schweife ab. Während "Ribbons" noch mit reichlich Energie und verwegenen Schlagzeugsonaten vom Doc gekonnt belanglos begleitet wurde, verfiel man bei "Dr.Jeep/Detonation Boulevard" dem schwulstigen Treiben. Den Folgesong lasse ich mal unbewertet, ich will dieser großartigen Live Band ja nicht schaden. "Flood 1" zeigte die Darkwavige Seite der Combo, während das neue/alte "Suzanne" (hat immerhin schon 10 Jahre auf dem Buckel) die melancholische Seite nach außen kehrte. Gefolgt wurde das Ganze vom Cover "giving ground", welche irgendeine Pappnase Mitte der 80er schrieb, um einen bestimmten Namen für sich patentieren zu lassen. Geschickt eingebunden die zwanzigminütige Pause während "Dominion". Hatte ich bis dahin auch noch nicht erlebt, einfach und unvorbereitet kollektiv in Stille zu verfallen, um dem Publikum den überteuerten Weg zum nächsten Bier zu ebnen. "Slept" schleppte sich dann dahin, bis "Alice" ihr Partydress zeigen durfte. Komischerweise ließ die Band nach der Pause jegliche Energie vermissen und Andrew langweilte sich zum Ende. Der Song war passend: "This Corrosion". Bei der ersten Zugabe hörte man dann auch die Gitarren mal richtig (vom Band). "Lucretia" wurde dann ebenso verhunzt wie das technoid aufgemotzte "Temple of Love". Dr. Avalanche sollte sich überlegen, ob er in Zukunft noch mit dieser Band unterwegs sein will. Immerhin war er der einzige, der sich nicht auf Play-Back-Niveau bewegte. Crash and Burn Ribbons Dr. Jeep/ Detonation Boulevard When you don't see me Flood 1 Suzanne Giving Ground Summer Dominion Slept Alice Anaconda Romeo Down Never land This Corrosion Something Fast Lucretia my Reflection Top nite out Temple of love |