Jon Oliva's Pain + Nostradameus + Dionysus |
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Hannover, Musikzentrum, 10.04.2007 (Fotos by Chris) AFM Records machen dem Power Metal-Fan ein Angebot, was er eigentlich nicht ablehnen kann, und schicken drei gute bis geniale Bands zusammen auf Tour. EIGENTLICH, denn leider verirren sich nur ca. 250 bis 300 Leute (ganz wohlwollend geschätzt!) in das Musikzentrum in Hannover. O.k., es ist mitten in der Woche und die letzten Ostereier drücken wahrscheinlich noch auf den Darm, aber: JON OLIVA'S PAIN is in Town! Man könnte auch sagen, dass Gott herabgestiegen ist, um seine Jünger in Hannover zu segnen. Aber das Positive ist, dass alle Anwesenden (Bands und Fans) alles tun, um diesen Abend zu einem wirklich gelungen Konzertereignis werden zu lassen. Den Einstieg machen die Melodic-Power Metaller von DIONYSUS. Die schwedische Band mit dem deutschen, "von seinen Kollegen aus dem Tierheim geholten", Sänger Olaf Hayer erarbeiten sich in ihrem ca. 40-minütigen Set weit mehr als den Höflichkeitsapplaus eines norddeutschen Publikums, denn im Laufe der Performance steigert sich die Teilnahme der Zuschauer ganz beträchtlich. Und die Performance ist wirklich mehr als ordentlich. Bassist Nobby Noberg zum Beispiel juckt sich wirklich geile Bassläufe aus den Fingern und sorgt mit dem Schlagzeuger für einen fetten Rhythmusteppich. Übrigens hockt nicht der Mitbegründer und Songschreiber Ronny Milianowicz an den Kesseln, denn er hat sich von der Band verabschiedet, um sich um seine neue Band (laut dem Blog auf myspace heißt die Band SAINT DEAMON) zu kümmern, aber leider wird uns der neue Schlagzeuger nicht vorgestellt. Weiterer Hinhörfaktor neben der guten Gitarrenarbeit von Johnny Öhlin ist definitiv Sänger Olaf. Souverän singt er sich durch die aggressiven Parts und kann auch bei hochmelodischen Songs jeden Ton halten und beglückt das Publikum mit witzigen Ansagen und Geschichtchen. Die sieben gespielten Tracks stammen überraschender Weise mehrheitlich vom 2004er Album "Anima Mundi" ("Divine", "Bringer of War", "What", "Heart is Crying" und "March for Freedom") und der aktuelle Longplayer "Fairytales and Reality" wird nur mit zwei Tracks ("Illusion of Life" und "The Game") gewürdigt. Dann ist auch schon Schluss und ich muss sagen, dass die Mucke Live noch geiler rüberkommt, als auf CD! Gute Show. www.dionysus.se Eine gute Show liefern auch die Power Metaller von NOSTRADAMEUS ab. Deutlich härter und aggressiver als DIONYSUS zocken die fünf Schweden ihre Songs vom neuen Album "Pathway" und den Vorgängern runter. Blickfang ist definitiv Sänger Freddy Persson, der neben seiner tollen Stimme mit fiesen Kontaktlinsen und sympathischen Kommunikation punkten kann. Sein variabler Gesang kommt live sehr gut zur Geltung und durch das Stageacting zieht er schnell immer mehr Zuschauer in seinen Bann. Das Gitarrendoppel Jake Fredén und Lennart Specht sorgen mit geilen Riffs und wirklich gelungenen Soli für Stimmung, während Ian Hill-Lookalike Thomas Antonsson locker die dicken Saiten zupft. Wie auch bei DIONYSUS gab es einen (temporären) Wechsel am Schlagzeug, denn etatmäßige Drummer Esko Salow ist zu Hause geblieben, da seine Frau in diesen Tagen ein Kind erwartet. Der Ersatzmann ist aber kein unbekannter im NOSTRADAMEUS-Lager: Jesse Lindskog hatte bereits das zweite Album "The Prophets of Evil" eingetrommelt. Auf Nachfrage des Sängers stellt sich heraus, dass keiner der Anwesenden das neue Album bereits gekauft hat, aber nach den 40 Minuten Vollbedienung in Sachen Power Metal werden die Verkaufszahlen sicherlich nach oben schnellen. www.nostradameus.com Dann nach einer (viel zu lang erscheinenden) Umbaupause ist es soweit. Jon Oliva, Christopher Kinder (Drums, Percussion), John Zahner (Keyboards, Organ, Piano), Kevin Rothney (Bass) und Matt LaPorte (Gitarre), aka JON OLIVA'S PAIN, betreten die Bühne! Wer sich auskennt, wird feststellen, dass die zweite Gitarre, normalerweise gespielt von Shane French heute fehlt! Warum? Keine Ahnung. Wird er fehlen? Wir werden sehen! Nach einem Old School-Einstieg mit "Warriors" und "Sirens" ist man erst mal erschlagen von dem Gesang Gottes. Es ist wirklich schwer zu glauben, dass er mal so große Probleme mit seiner Stimme hatte, dass er keinen graden Ton mehr herausgebracht hat. Hohe Schreie, Melodien, Aggression... alles kein Problem. Und das wird sich in den nächsten gut anderthalb Stunden auch nicht ändern, obwohl er nach ein paar Jägermeistern zugibt, dass es jeden Abend verdammt anstrengend ist, die Parts alle sauber zu singen. Bereits sehr früh im Set lässt Jon auch schon die Katze aus dem Sack: an diesem Abend gedenkt man, im Mittelteil des Konzertes ein ordentliches "Streets"-Medley abzufeuern ("Streets-A Rock Opera" ist DAS definitive SAVATAGE-Album aus dem Jahre 1991)! Na dann mal los! Nach den Tracks des aktuellen Hammeralbums "Maniacal Renderings", "The Evil Beside You", "The Answer" geht es auch los. Aber es handelt sich nicht um ein Medley im eigentlichen Sinne, sondern es werden ausgewählte Tracks zum Besten gegeben und von den 16 Tracks des Longplayers werden "Streets", "Jesus Saves", "Tonight he grins again", "Strange Reality", Ghost in the Ruins" und "Agony and Extasy" gespielt, und diese Darbietung findet ihren Höhepunkt im Übersong "Believe". Gänsehaut, Tränen und ein glückliches Publikum. Aber bevor die Stimmung zu melancholisch wird, geht es weiter mit "Through the Eyes of the King", "All the Time", dem knallharten "Push it to the Limit" oder dem ganz famosen "End Times". Beim vorletzten Track des Abends, "Gutter Ballet", albert Jon mit dem Monitormischer und wettet um 20 Dollar, dass er sich beim Intro nicht verspielt. "This time I won't fuck up...". Sprach's und spielte einige Töne (unfreiwillig) derart schräg, dass man Zahnschmerzen bekommt... Herrlich. Den krönenden Abschluss liefert "The Hall of the Mountain King". Die Tatsache, dass sich gleich 6 Tracks des aktuellen Meisterwerkes "Maniacal Renderings" in die Setlist geschlichen haben, beweist wohl hinreichend die Qualität des neuen Longplayer. Die erste JON OLIVA'S PAIN-Veröffentlichung "Tage Mahal" dagegen wurde lediglich mit einem Song abgespeist, was der Release nicht verdient hat. Neben Jon Oliva's Gesangsleistung und Entertainerqualität hat vor allem Gitarrist Matt LaPorte's Gitarrenspiel einen Platz in der Hall of Fame verdient. Ich sagte es schon mal und ich sage es wieder: Matt kann seine Gitarre singen lassen, wie es nur wenige tun und wenn er bei Tracks wie "The Answer" oder "Believe" das ganze Register seines Könnens zieht, müsste eigentlich jedem klar werden, dass man es mit einem total unterbewerteten und brillanten Gitarristen zu tun hat. Soundtechnisch hat man Shane French (den zweiten Gitarrist) also nicht zwingend vermisst, obwohl ich gerne wüsste, warum er nicht mitgekommen ist. Auch wenn die Vorbands wirklich gut waren und Spaß machten, merkt man schon, dass es sich bei JON OLIVA'S PAIN um eine Mannschaft aus einer anderen Liga handelt. www.jonoliva.net Schade, dass nicht mehr Leute da waren, aber sowohl Bands als auch Fans hatten im Musikzentrum wirklich eine gute Zeit! Möge der bekennende BEATLES und STOOGES (nicht die Band, sondern die Komiker)-Fan Jon Oliva uns noch lange erhalten bleiben, worüber ich mir bei der Betrachtung seiner Leibesfülle aber so meine Sorgen mache. (chris) |