Krypteria |
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Essen, Weststadthalle, 20.12.2006 (Fotos by Ludger) Welch ein Gewusel in der Essener Weststadthalle. Der Vorraum scheint viel zu klein für die Halle und die Fans. Die Garderobenschlange endet schließlich an der Tür zur Halle. Eine Halle, breiter als lang. Die vorweihnachtliche Stimmung ist sehr gut. In Erwartung auf SUBWAY TO SALLY saufen die Räuber schon weit vor Konzertbeginn Blut, denn immer wieder wird "Julia und die Räuber" intonisiert. Doch die Gefolgschaft der Band um Eric Fish muss sich gedulden. Denn zuerst geben KRYPTERIA ihr Stelldichein. Zugegeben: Bis dato hatte ich hier und da von ihnen gelesen. Den Namen hatte ich auch im Zusammenhang mit der koreanischen WM-Hymne gehört, das war es aber auch. So wartete ich also auch wenig gespannt darauf, dass es losging. Was dann aber kam, war nach meinem Geschmack schon richtig klasse. Klar, Vergleiche zu Nightwish werden KRYPTERIA immer wieder über sich ergehen lassen müssen, trotzdem haben sie ihren eigenen Stil und Musiker, die ihr Handwerk beherrschen. Chris Siemons an der Gitarre, Frank Stumvoll am Bass, S.C. Kuschnerus am Schlagzeug, Benny Richter an den Keyboards und Frontfrau Ji-In Cho ließen es vom ersten Augenblick an krachen. Gothic Metal, rhytmisch, melodisch, durchdacht, verpackt mit einem leichten Hauch von Pop und schwer gitarrenlastig präsentierte sich die Band. Leider kann ich nach dem Kauf der kürzlich erschienen CD "Bloodangel´s Cry" die Lieder nur anhand dessen Revue passieren lassen, wobei wohl fast ausschließlich aus dieser CD gespielt wurde. Der Opener dürfte wohl "Sweet Revenge" gewesen sein. Ein gutes Stück, als Opener vielleicht nicht absolut ideal da mancher Zuhörer mit Orchesterteil und lateinischem Refrain überfordert scheint. Trotzdem: es kommt Leben in die rappelvolle Halle. Die Sängerin Ji-In hat offensichtlich Spaß an der Arbeit, wie die Bandmitglieder auch. Während der Stücke wird untereinander geflachst, gepost und gekonnt musiziert. Wie eine scheue Katze schleicht die Sängerin über die Bühne, um im nächsten Moment wie ein Irrwisch lasziv und sexy ihren Gesang mit ihrem zerbrechlich scheinenden Wesen zu unterstützen. Spätestens beim abwechslungsreichen "Scream" ist auch dem letzten Zuhörer bewusst, dass dort nicht einfach nur eine Vorband steht, sondern ein Einheizer. Der Applaus nach den Stücken wird immer lauter und bedurfte es noch eines letzten Funkens, wird er hier geliefert. Vor allem Ji-In fesselt insbesondere die männlichen Zuhörer durch ihr Auftreten, ohne dass dies billig aussehen würde. Aber auch die weiblichen Zuhörer haben offensichtlich Spaß an einer in Deutschland aufgewachsenen Koreanerin, die englisch singt, und an den Musikern, für die alles eigentlich als Musical geplant war. "Somebody save me" kommt unheimlich gut an. In kürzester Zeit bildet sich der Song zu einem wahnsinnig stimmigen Gesamtwerk, fordert offensichtlich von Ji-In gesanglich alles, die aber dieses Stück routiniert und gesanglich hochklassig meistert, während die Band innerhalb dieses Stückes in ihrer Musik vollends aufgeht. Es wird noch das ein oder andere Stück gespielt, welches zu den davor liegenden nie abfällt. Jedes Lied glänzt durch Begeisterung, Abwechslung und rhythmisch ausgewogener Härte. Natürlich durfte auch "The night all angels cry" nicht fehlen. Ein Titel, der vom Namen her in jede Gothicschublade passt, aber inhaltlich das Zeug zu höherem hat. Die super initiierte Klavierthematik lässt einen von Anfang an nur schwerlich los, selbst als sich das Stück musikalisch wendet. Dieses Stück hat, wie die anderen auch, richtig Power, aber auf eine andere Art und Weise. Ausdruck und Schwere, abgelöst von einem nahezu melancholischen Ausdruck Ji-In´s, unterstützen sich gegenseitig zu einem stimmigen Gesamtthema. Nach gut vierzig Minuten verabschieden sich KRYPTERIA von den Zuhörern vor der Bühne und es gibt nur ein Fazit: Sicher, eine Vorband, Support oder wie auch immer, hat es immer schwer. Schließlich kommt der Fan regelmäßig für den Hauptact, hier Subway to Sally. Wenn dann die musikalische Ausrichtung auch noch differiert, kann dies schon einen schweren Stand bedeuten. Bei KRYPTERIA war es anders. KRYPTERIA verbreitete eine mehr als solide Grundstimmung, die den Mannen um Eric Fish und Frau Schmidt mit ihrem Opener "Schneekönigin" einen idealen Einstand bescherte. Krypteria brannte, Krypteria heizte der Weststadthalle ein, Krypteria rockte Essen. (ludger) |