GROBSCHNITT :: Die Legende lebt
Stadthalle in Hagen am 24.01.2009
(Fotos by Ludger - www.schmoelenjochen.de/sub9.htm)



Eine Konzertkritik die mit den Worten "Die Legende lebt" beginnt, lädt aufgrund dieser Wortwahl regelmäßig eher nicht zum Lesen ein. Aber ein anderes Wortspiel findet sich wirklich nicht im Rückblick zum GROBSCHNITT-Konzert am letzten Samstag in der Hagener Stadthalle, welches unter dem Motto "Next Party" stand.

6991 Tage waren vergangen seit dem 04.12.1989, als ein letztes Mal die "Last Party" an eben diesem Ort stieg. Dann fiel - bis vor zwei Jahren - der Vorhang zum letzten Mal. Seit 2007 sind die Männer im besten Alter nun wieder auf der Bühne zu sehen. Neben den Gründungsmitgliedern Willi Wildschwein (Stefan Danielak) und Toni Moff Mollo (Rainer Loskand) sowie den langjährigen Weggefährten Admiral Top Sahne (Rolf Möller) und Milla Kapolke steht inzwischen mit Nuki (Stefan Danielak jr.) und Manu Kapolke die nächste Generation auf den Bühnenbrettern. Ergänzt wird die Formation um Deva Tattva und dem Nesthäkchen Demian Hache.

Nach wie vor sich selbst treu, spielt die Band einen progressiven, rockigen Krautrock. Es bedurfte auch keines händeringend herbeiproduzierten neuen Albums, um wieder zu touren. GROBSCHNITT spielt die Musik, die sie vor 19 Jahren gespielt haben, als das letzte Licht erlosch. Gleichwohl geschieht dies, sicherlich auch aufgrund des technischen Fortschritts, qualitativ wesentlich besser als damals. Die Arrangements sind stimmiger, es gehen keine Töne daneben und jung und alt scheinen auf der Bühne genauso von einander zu profitieren wie alt und jung. Dies ist keine einfach dahergesagte Floskel. Es ist einfach der Erinnerung geschuldet, die ich an den 04.12.1989 als Konzertbesucher habe.



So geschah dann rückblickend auch das Unglaubliche: Zwar handelt es sich um Hagener Urgesteine, doch dass die Halle mit 3000 Zuhörern schon zehn Tage vor dem Konzert ausverkauft war, überraschte dennoch. Und auch eine leichte Nervosität war Sänger Willi Wildschwein anzumerken, als er sich eingangs anerkannte: "Danke, dass ihr uns nicht vergessen habt".

Musikalisch ging die Reise aber wie in all den Jahren direkt sehr gut los. Wie damals betraten Polizisten mit blauen Rundumleuchten auf dem Helm die Bühne bei "Razzia`. Jung und alt im Publikum zeigten sich hier schon ausgesprochen einig im Hinblick auf Textsicherheit und Feierlaune. Denn auch wenn eine "ältere Garde" von sicherlich um die 50 Jahre durchschnittlich überwog, zeigten sich auch die offensichtlich mitgebrachten Kinder begeisterungsfähig.

Dem Set kam insbesondere entgegen, dass einige Stücke aus der überaus melodischen und rockigen Albenzeit von "Illegal" und "Fantasten" gespielt wurden. Denn der glasklare Sound beim "Film im Kopf" gefiel genauso wie die zwei Stücke, die seit jeher hintereinander gespielt wurden: "Silent Movie" und "Raintime".



Doch auch die absoluten Klassiker wie "Rockpommelsland" und natürlich "Solar Music" lassen das Publikum in mancher Erinnerung schwelgen. Verbunden mit einer nicht mehr ganz so üppigen und wohl dem Brandschutz geschuldeten Pyroshow, dennoch mit einer Bühnenperformance wie eh und je, inklusive Vogel Marabo mit Anhang und Lichtschwerterkampf sowie effektiver Lightshow, ist alles vorhanden.

GROBSCHNITT waren die knapp 7000 Tage zwischen diesen Konzerten absolut nicht anzumerken. Beeindruckend war vielmehr, dass sich eine solche Masse Fans, die aus Holland, Schweiz oder England angereist waren, nach wie vor vom Sound der Hippiezeit begeistern lässt.

"Next Party", im wahrsten Sinne des Wortes ist auch schon terminiert: Am 26.06.2009, Westtribüne, Signal Iduna Park, Dortmund. (ludger)



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