IN EXTREMO + KORPIKLAANI :: Spielleute in altehrwürdigen Gemäuern
Amphitheater in Trier am 31.07.2009
(Fotos by Ludger - www.heitmann-foto.de)

Der Hinweis "Habt Ehrfurcht vor der Historie dieses Ortes" am Eingang ist in einem Amphitheater wie in Trier sicher nicht ganz unangebracht. Dennoch erwies er sich beim Konzert von IN EXTREMO am letzten Freitag als überflüssig. Abgesehen von dem Einen oder Anderen zu viel zu sich genommenen Gerstensaft gab es wohl keine Kolalateralschäden. Friedliches Miteinander ist jedoch auch typisch für mittelalterliche Musikevents und deren Fans.

Das historische Theater, in dem früher Gladiatoren mit Löwen kämpften, erwies sich letztlich, natürlich auch ob des guten Wetters, als hervorragende Location für eine musikalische Reise in die Vergangenheit. Hierzu trug ein kleiner Markt, an dem entsprechende Gewandung etc. gekauft werden konnte, verbunden mit dem nötigen Mahl und Gebräu, bei. Viele jedoch waren bereits in den Kleidern einer vergangenen Zeit erschienen und bedurften dieser Stände nicht mehr. Auffallend auch, dass eine sehr große Anzahl von Familien mit Kindern, das jüngste schätzungsweise zehn Monate alt, erschienen war.




Diese 3000 Menschen durften sich aber zunächst an den Klängen der Finnen KORPIKLAANI erfreuen, die zum Großteil Stücke ihres kürzlich erschienen Albums "Karkelo" präsentierten. Der Klan des Waldes, wie es übersetzt heißt, feierte mit ihrer Musik, die einer Mischung aus FIDDLERS GREEN und LENINGRAD COWBOYS gleicht, auch eine ebensolche Party, was wiederum übersetzt für Karkelo steht. Der präsentierte Speefolkmetal kam bei den Fans sehr gut an und stimmte diese sehr gut auf den Hauptact ein.




Als IN EXTREMO dann die Bühne betraten, waren die Außentemperaturen glücklicherweise nicht mehr ganz so hoch, doch heizte sich die feierfreudige Menge weiter auf.

Denn zur wahren Höchstform liefen Flex der Biegsame, Dr. Pymonte, Die Lutter, Der Morgenstern, van Lange, Yellow Pfeiffer und Sänger Das letzte Einhorn an diesem Abend auf, trotz der Tatsache, dass ihnen ein schweres Wochenende bevor stand. Samstags gastierte man nämlich in Wacken, am Sonntag in Anröchte. Doch wen interessiert schon der nächste Tag?

Auch wenn die aktuelle CD "Sängerkrieg" im Vordergrund stand, gab es einen Kreuzzug durch das gesamte Bandrepertoire. "Sieben Köche" waren bemüht "Frei zu sein", stimmten den "Sängerkrieg" an, ließen auch der heiligen Maria in "Ave Maria" ihren Raum, und Stücke wie "En esta Noche", "Poc vecem" oder "Ai vis la loop" zeigten trotz dessen, dass sie teils in alten Sprachen dargeboten wurden, eine erfreuliche Textsicherheit der Anhänger. Und wenn dann zu fortgeschrittener Stunde noch "Auf´s Leben" angestoßen wird, kommen auch die Freunde der balladesken Stücke absolut auf ihre Kosten.



So war nach über zwei Stunden Schluß mit IN EXTREMO in den altehrwürdigen Gemäuern. Ein besseres Ambiente ist für ein solches Konzert wohl kaum zu finden und den nötigen Respekt hatten sowohl Fans als auch Musiker dieser Stätte entgegengebracht. Die Akustik war allerdings an manchen Stellen nicht gerade ideal. Ob deshalb aber der Sandstein aus den Fugen bröselte, ist nicht überliefert.

Gerade an der frischen Luft ist IN EXTREMO ein fabelhaftes Beispiel für gute Musik und insbesondere einer außergewöhnlichen Pyroshow. Denn auch diese sollte nicht unerwähnt bleiben. Flammenbälle, ein im Kreis wirbelnder Sprühstab und ein satter Funkenflug kamen zum Einsatz.

Und auch eine starke Fannähe wurde bewiesen. Eine Dame, die ein Didgeridoo mitgebracht hatte, wurde von Sänger Michael Rhein mal eben zum Mitspielen auf die Bühne eingeladen. Auch diese Dame machte ihre musikalische Arbeit gut und spielte sich gut ins Stück ein.

So wird dieser Abend nicht nur für sie unvergeßlich bleiben. (ludger)


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