MR. IRISH BASTARD + PIPES AND PINTS + CIRCLE J :: Bier, Kleeblätter und blaue Flecken
K19 in Kassel am 20.11.2009
(Fotos by Chris)

MICHI: Was für ein denkwürdiger Abend. Nach schier unendlich langer Zeit fahren wir mal wieder zusammen auf ein Konzert, da endlich was gefunden wurde, was uns allen gefällt. Entsprechend trinkfreudig ist auch schon die Fahrt Richtung Kassel, wobei ein ganz besonderer Dank an unsere nette Fahrerin gilt, die uns dieses Männergelage ermöglicht. So sind wir dann auch pünktlich zum Einlass um 21:00 Uhr in Kassel am K19 und es hat sich auch bereits eine ordentliche Menschenmenge angesammelt. Kein Wunder, da der Eintritt mit gerade mal 10€ für 3 Bands wirklich aller Ehren wert ist.

CHRIS: Jau, früher standen gemeinsame Konzerte mit Michi und Rouven in der Tat auf der Tagesordnung, aber heute war es das erste Konzert, welches wir offiziell seit Sommer 2001 zusammen besuchen! Das muss natürlich gefeiert werden und was eignet sich besser, als eine akkurate Irish Folk-Punk-Sause? Wie erwähnt machen wir uns zu Viert auf den Weg und die arme Kathi muss die drei Herrschaften chauffieren, aber ohne besondere Vorkommnisse (wenn man von drei Flaschen Bier und vier Pinkelpausen absieht) erreichen wir nach ungefähr einer Stunde Fahrt das K19 in Kassel (Webseite: www.k-19.de).
Das ist ja mal eine coole Halle! Sie ist relativ klein, kompensiert diesen Umstand, aber mit der Tatsache, dass alle, die sich auf den Weg ins K19 gemacht haben, absolut coole Leute sind. Und wo sich nur freundliche Leute treffen, kann man bekanntlich auch sehr gut feiern. Diese Tatsache wiederum macht es unglaublich sinnvoll, dass Michi und ich für diesen Bericht in den Co-Op-Modus schalten, denn viele Details, die er sich irgendwie merken konnte, sind bei mir gar nicht mehr angekommen.





MICHI: Glücklich mit neuem Bier und einigen geplünderten Schätzen vom Merchandise-Stand müssen wir nun auch nicht mehr lange warten, denn kurze Zeit später machen die sechs holländischen Jungs und Mädels der Irish Folk Punker CIRCLE J den Anfang.
Die kleine Bühne ist natürlich absolut überfüllt mit den sechs Akteuren, aber so bietet sich ein tolles Bild mit fünf Musikern in der vorderen Reihe, nur der Drummer im hinteren Bereich der Bühne. Sänger mit Gitarre, ein Banjo, eine Flöte, ein Bass und eine Gitarre bilden die Front, die vom ersten Ton an für richtig gute Stimmung im Publikum sorgt. Stücke wie das Piratenlied "Tomorrow", "Mary Me Queen" oder "The Kingdom" sorgen für ausgelassenes Tanzen und leichtes Pogen in den ersten Reihen und so langsam sorgen Musik und Alkohol auch bei mir dazu, dass die Hemmungen fallen. Also ab ins Getümmel und so lass ich mich zu "One Day" oder "See You In Hell" ein bisschen durch die Gegend schubsen. Toll wie es CIRCLE J schaffe,n zu den punkigen Gitarren tolle Melodien auf der Flöte und dem Banjo drüber zu zaubern. Ich hoffe nur, dass Chris das Geschehen gut ins Bild bekommt, denn ich bekomme bei der Aktion nix scharfes in die Kamera. So vergehen inklusive der Zugabe "All My Days" 13 Songs, 60 Minuten und jede Menge Spaß voller irischer Folk Melodien.

CHRIS: CIRCLE J aus Holland bestehen aus Tomba (v + b), Remco (d), Jasper (Banjo), Jantje (g), Marianne (Tin Whistle, Cross Flute) und Andries (Akkordeon) und legen von der ersten Sekunde an mit ihren Irish Folk-Punk los und nutzen die lange Spielzeit hervorragend aus und präsentieren keine Durchhänger im Set. Bewegung auf der Bühne kann man bei den beengten Verhältnissen tatsächlich nicht unbedingt erwarten, dafür bewegen sich die Leute vor der Bühne um so mehr und sorgen für ausgelassene Pogo-Stimmung. CIRCLE J beweisen sich jedenfalls als toller Opener, der die Stimmung bereits von Anfang an auf ein verdammt hohes Level bringt und es wundert mich, wie Michi die guten Berichte hinbekommt, wenn er sich ständig im Moshpit ordentlich durchkneten lässt. (Webseite: www.circlej.nl).




MICHI: Nach nur 15 Minuten Pause geht es weiter mit der tschechischen Bagpipe-Punkrock Band PIPES AND PINTS, deren neues Album "Until We Die" ich kürzlich lieben gelernt habe. Bei den PINTS ist dann auch gleich ein bisschen mehr Platz auf der Bühne, da sich neben Sänger Mike und Bagpiper Vojta nur ein noch Gitarrist und ein Drummer die Bühne teilen müssen. Als Opener fürs Konzert dient das Intro der aktuellen CD "Until We Die" und dann geht's richtig zur Sache. Begleitet von fetten Punkriffs, coolen schnellen Drums und natürlich der Bagpipe shouted Mike "Until We Die" in die Meute, die sich auch nicht lange zum Pogen bitten lässt. Passend zur Musik geht's vor der Bühne auch gleich etwas ruppiger zur Sache. Optisch beeindruckend ist Sänger Mike, der mit freiem Oberkörper jede Menge Tattoos zum Vorschein kommen lässt, die Hardcore stilgerecht aggressive optische Stimmung verbreiten. Vojta ist permanent am Grimassen ziehen und pusht die Zuschauer wann immer es nur geht und hat sichtlich Spaß dabei. So kommt ein Kracher nach dem anderen, "When The Pipers Play", "Kensington Club" oder "Braveheart", um nur einige zu nennen, machen richtig Stimmung und mich haut es doch so einige Male auf den Hosenboden beim Pogen. Nach "Heaven & Hell" lassen sich die PIPES nach knapp einer Stunde Spielzeit zur Zugabe bitten und natürlich gibt's noch Nachschlag mit "City By The Sea", dem melodischen schnellen Kracher der CD. Das Konzert ist nun auch leider zu Ende, aber es war richtig geil, und noch bei weitem intensiver als vom Silberling. Gut gemacht Jungs! Dem hätte ich auch kaum besser huldigen können, als mit jeder Menge blauen Flecken.

CHRIS: Die PIPES AND PINTS kommen aus den Tschechischen Highlands und haben einen Dudelsack dabei, von dem sie, dank Vojta (vocals + Dudelsack), auch ausgiebig Gebrauch machen. Glücklicherweise kommt der Dudelsack-Sound nicht so dröge aus den Boxen, wie man es heutzutage von den Mittelalter-Langweilern gewohnt ist, sondern wird effektiv als echtes Instrument benutzt und nicht nur als Hintergrundgeräusch.
Daneben ist der Blickfang definitiv der Frontmann Syco Mike, der mit seinen, geilen Tattoos und durchtrainiertem Körper die Blicke sowohl der männlichen (Tattoos), als auch weiblichen (Sixpack) Zuschauer auf sich zieht. Syco Mike geht auch schon mal ins Publikum, Vojta heizt die Meute unaufhörlich an und Tomas (g), Ondra (b), Vinca (d) machen alle einen hervorragenden Job. Die Songs sind alle echt granatig und vor allem die Tracks, die sowohl auf der 2008er EP, als auch auf dem aktuellen Album "Until we Die" enthalten sind, gehen ab wie Hölle. Respekt. Und wieder kann ich Michi nur zustimmen, denn Live klingt es einfach viel geiler, als auf CD, wobei man sich bei dieser auch nicht wirklich über mangelnde Power und schlechte Songs beklagen muss. Tolle Scheibe, grandioser Auftritt. (Webseite: www.pipesandpints.cz).





MICHI: Nun zum Headliner des Abends MR. IRISH BASTARD, der auch nach nur 15 Minuten Pause auf die Bühne tritt, die nun mit 8 Bandmitgliedern wirklich kein Stück Platz mehr bietet. So quetschen sich MR. IRISH BASTARD & Co nebeneinander auf die Bühne, sodass eine schöne kuschelige Bühnenpräsenz entsteht. Was bei CIRCLE J noch sehr folkig war und bei den PIPES punkig, ist nun bei MR. IRISH BASTARD perfekt kombiniert und die musikalische Power mit dem Banjo, der Flöte bilden ein wirkliches musikalisches Kunstwerk aus Lebensfreude und Spaß am Musik machen. Es kommen unzählige Stimmungssongs wie "Gypsy Road", Das SISTERS Cover "Temple Of Love" oder "Blood On The Sea Flag", die keinen Zuschauer mehr still in der Ecke stehen lassen. Na und wenn ich zu meinem Kollegen Chris rüber schaue, ist er genauso begeistert wie alle anderen hier im K19.
Was auf keinem Irish Folk Abend fehlen darf, ist natürlich "Dirty Old Town", das unzählige Male gecovert wurde, und auch heute Abend die perfekte Animation zum Mitsingen und Schunkeln ist. Tja, und wer ist mitten drin und pogt und macht sogar 'ne kleine Wall Of Death? Vojta von den PIPES. Schön, dass die Bands untereinander so viel Spaß an der Musik haben. Es wird nun noch von "Stupid Bastards" gesungen und von "Streaming Whiskey" geträumt, bis nach etwa einer guten Stunde voller Spaß und Tanzfreude die erste Zugabe gefordert werden muss. "Killybecks" und "Red Haired Cunt" bringen dann nochmals die Gemüter zum Kochen, bevor sich MR. IRISH BASTARD nach 1,5h Konzert unter tosendem Beifall von der Bühne verabschieden.

CHRIS: Es ist bereits das zweite Mal, dass ich MR. IRISH BASTARD auf der Bühne sehen darf, beim ersten Mal war es eine große Überraschung für mich, als sie vor den V8 WANKERS und PETER & THE TEST TUBE BABIES in Hannover haben krachen lassen und schon damals musste ich mich verneigen vor so viel Spaß auf der Bühne.
Heute müssen Mr. Irish Bastard (v+g), Boeuf Strongenuff (b), Ivo K'Nivo (d), Lady Lili (Tin Whistle), Gran E. Smith (Banjo, Mandoline) und Moe Leicester (g) ohne Itchy Quetchy (Akkordeon) auskommen, aber mal ehrlich: bei der kleinen Bühne hätte auch wirklich keiner mehr draufgepasst. MR. IRISH BASTARD bekleiden heute Abend die Headliner-Position und das nicht ganz zu Unrecht. Ohne den Spaß und die Qualität der beiden anderen Bands schmälern zu wollen, hier merkt man die Erfahrung der Band, auch wenn sie erst 2006 zusammengefunden hat! Ihr punk-rockiger Folk wird beinahe schon perfekt rübergebracht, die Leute schwenken die Arme, singen mit und man merkt allen Beteiligten auch an, dass es ihnen viel Spaß macht und ich weiß gar nicht, ob alle Zugaben geplant waren, die heute gegeben werden müssen.
Erwähnenswert finde ich noch, dass die Band im März nächsten Jahres nach Japan fliegt, um den Rohfisch-Naschern zu zeigen, dass feinster Irish Folk-Punk auch aus Münster kommen kann. Des Weiteren dürfen sich auch alle, die nicht in Japan wohnen, auf den nächsten März freuen, denn da erscheint die neue Platte bei ihrem neuen Partner "I Hate People-Records". So macht man halt zwei Kontinente gleichzeitig glücklich.
Ach ja, lieber Ivo K'Nivo: vielen Dank für den Stick! Das hat mich wirklich sehr gefreut! Wir wünschen euch jedenfalls unendlich viel Spaß in Japan! (Webseite: www.mririshbastard.com).




MICHI: Als Fazit kann ich nur sagen, dass ich selten ein Konzert gesehen habe, bei dem über alle 3 Bands das Level so gleichmäßig hoch gehalten und eine perfekte Stimmung inszeniert wurde. Irish Folk macht live einfach Spaß und da kann sich keiner entziehen, der das mal miterlebt hat. Vielen Dank an Vojta von den PIPES, an alle anderen Musiker des Abends und an Sascha von Wolverine Records, der mich erst auf die Pipes aufmerksam gemacht hat. Auch dem K19 ist ein großes Lob zuzusprechen, da der Laden eine tolle Location mit Atmosphäre bietet und den Zuschauern eine hautnahe Liveerfahrung garantiert. So fahren wir glücklich und gut gefüllt nach Hause mit einem schönen Piepen in den Ohren und jeder Menge blauen Flecken am Körper. Aber so behält man ein Konzerteindrücke länger und so soll's doch schließlich sein.

CHRIS: Beim Fazit kann mich meinem Vorredner nur anschließen, wenn ich auch anmerken muss, dass ich weniger wegen der blauen Flecken, sondern vielmehr wegen der Übelkeit und des Katers noch lange an den Abend zurückdenken durfte. Mein Dank geht ebenfalls an die Bands (allen voran Vojta, Remco und Ivo), das K19 und DIY Cassel (www.myspace.com/diycassel)!
(michi + chris)



Startseite