EXTRABREIT :: 2 Tage live und laut zu hause |
Werkhof in Hagen am 17.+18.12.2010 (Fotos by Ludger - www.heitmann-foto.de) |
Über 30 Jahre - und kein bisschen leise. Ein verkapptes Motto, welches aber für die Hagener Band EXTRABREIT auch heute noch zutrifft. Alljährlich treffen sie in "Hometown", dem Hagener Werkhof, mit ihrer Weihnachts-Blitz-Tour, die unter dem Motto "live und laut" steht, auf Freunde, Bekannte, Fans und solche, die es noch werden wollen. In diesem Jahr präsentierte sich das Quintett wieder an zwei Tagen dem Publikum. Da auch Wettertief Petra in Hagen nicht halt machte, hieß es am Freitag: Gut besucht. Samstag, wie immer, ausverkauft. Petra aber machte nicht nur in Hagen nicht Halt. Auch Sänger Kai Havaii kam nach sechs Stunden Bahnfahrt aus Hamburg verspätet am Hauptbahnhof an. So galt es insbesondere für ihn, von "Null auf Hundert" zu kommen. Dies gelang unter begeisterter Forderung der Fans, von denen in diesem Jahr besonders viele der jüngeren Generation angehörten. Denn das Publikum forderte schon früh: "Wir wollen die Breiten sehen". Besonders tief in ihrer eigenen Musibox hatten die Jungs zu Beginn des Sets gekramt. Denn "Der Führer schenkt den Klonen eine Stadt" fristete seit Jahren live ein stiefmütterliches Dasein. Erstaunlicherweise zeigte sich das feierwillige Publikum bereits hier dennoch als äußerst textsicher und so begann eine gemeinsam Feier, bei der mächtig Schweiß auf und vor der Bühne floss. Vielleicht ist es gerade die Tradition, die EXTRABREIT Konzerte beim Publikum so begehrenswert machen, sodass selbiges in den letzten Jahren zusehends wächst. Da gibt es keinen Graben, der die Fans fern der Bühne hält. Authentisch wird hautnah zum Publikum das letzte aus den Instrumenten geholt. Es sind Konzerte wie früher. Es gibt Flaschenbier und geraucht wird auch. Es stört niemanden. Vielmehr scheint es, es muss so sein, wenn die vier Herren, alle über 50, vereint mit ihrem "Nesthäkchen" Lars Larsson am Bass, eine solche Schlacht zu schlagen haben. Und bei aller jahrelangen Routine wirkt nichts straight und glatt. Die raue Stimme von Kai Havaii wird rockig instrumentiert unterstützt und wenn dann die Achterbahnfahrt mit "Geisterbahn fahr´n" und "Glück und Geld" direkt weiter geht, gibt es gleich zu Beginn kein Halten mehr. So gab es dann eine Mischung aus ihren Klassikern, alten Hits und aktuellen Sachen aus dem letzten Studioalbum "Neues von Hiob". Die "Polizisten" kamen, wie üblich nicht zu kurz, ein "Roter Mond" ging auf und auch das "Besatzungskind" lies sich blicken. "Freitag Nacht" war treffend, an diesem verschneiten Freitag. Auch durfte die Hommage - früher mit - und heute an Hildegard Knef "Für mich solls rote Rosen regnen" ebenso wenig fehlen, wie das Bekenntnis, man sei "Extrabreit" und im "Sturzflug" unterwegs. Zwar riefen sie auch "Ich will hier raus", doch war dies nur dem Titel geschuldet. Denn man spielte sich regelrecht in einen Rausch. "Hurra, Hurra, die Schule brennt", eine der Zugaben, war letztlich nur noch die Kirsche auf der Sahne des Eisbechers. Das Schöne an den Breiten ist, dass sie offensichtlich seit Jahren nicht älter werden, eher reifer. Und viele waren beim Verlassen des Werkhofes wohl der Meinung: "Nie waren sie so gut, wie heute." Das kann man nur unterstreichen. (ludger) |