UNHEILIG + APOPTYGMA BERZERK + MONO INC. :: Was wird aus der Musikszene? |
Sparkassen Arena in Kiel am 05.12.2010 (Fotos by Oliver Garrandt - www.abstrakte-fotografie.de) |
Bekanntlich ist Erfolg eine Droge, die manch einem zu Kopf steigen kann. Es ist auch belegt, dass es Leute gibt, die - wie es "DJ Ötzi" bekanntermaßen getan hat - die Fanszene, also seine eigene Basis getauscht hat. Aber was das nun mit UNHEILIG zu tun hat? Nun, dem aufmerksamen Szenefreund, Anhänger der Musik oder auch nur Fan der Bands des Abends mag es auffallen... Zum einen waren da MONO INC. Nun was soll man über das Hamburger Quartett groß an Worten verlieren? Eben genau! Sie sind ein guter und auch anerkannter Bestandteil der Szene. Ja, welcher eigentlich? Ich bezeichne es gern als die "schwarze Szene". Ja, MONO INC. sind und bleiben dabei. Wohl wissentlich, dass ein Konzert in einer Halle von ca. 10.000 Besuchern momentan sicherlich eine oder auch zwei Nummern zu groß ist. Aber in alt bekannter Manier haben die vier Hamburger/in, wir wollen die Drummerin als Frau dabei nicht vergessen, die Aufgabe, im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein ihnen nicht gerade wohl gesonnenes Publikum zu unterhalten. Dabei fehlte ebenso wenig ihre Akustikeinlage mit Gitarre gespielt von Martin Engler selbst, wie der freundliche Verweis auf etwaige Merchandiseartikel und die im April kommenden Jahres anstehende "Viva-Hades"-Tour. Zum Leid der Vier wurden ihre Bemühungen, das Publikum auf UNHEILIG vorzubereiten, nur sehr mäßig belohnt. Nach sehr professionell organisierter schneller Umbaupause, kamen dann APOPTYGMA BERZERK auf die Bühne. Jedoch weniger in Originalbesetzung, als vielmehr u.a. mit Unterstützung an den Keys von "Leandra Ophelia Dax", wenn meine Augen mir denn auch keinen Streich gespielt haben. Aber so eine durchaus attraktive und hübsch anzusehende Frau hält man(n) sicher leicht in Erinnerung. Nun denn, mit Apoptygma kam dann auch mein Favorit des Abends auf die Bühne. Mit mehr Engagement als ihre Vorband, Mono Inc., haben die Vier an dem Abend ebenso wenig ein Heimspiel gehabt, wie für Mono es hätte werden können. Wohl war die Musik für das Publikum, das wohl ganz bis auf wenige Ausnahmen auf UNHEILIG eingeschworen war, nicht so schwer zu ertragen, aber selbst "Popsongs" wie "Until The End Of The World" konnten kaum wen überzeugen. Außer eben jene Fankurve, die auch ihren Frontmann begeistern konnte. Somit war zumindest für einen Teil der Abend gerettet. Allein die Show, so man es so nennen mag, war relativ flach und der gewünschte Funke ließ sich einfach nicht zünden. Vielleicht lag es an der sehr hohen und großen Bühne, was die spürbare Nähe zum "Volk" nicht so sehr ermöglichte, oder an dem Steg, der Bühne, der tief in den Publikumsraum hinein ragte. Der aber irgendwie nicht so effektiv genutzt werden konnte. Abgesehen von dem dadurch gewonnen Bewegungsspielraum für Fotografen, Sänger und last but not least einer größeren ersten Reihe für Fans. Dabei muss ich sagen, dass mir die Musik von Apop auch besser gefällt als vom Headliner, der sich dann ein wenig Zeit ließ. Nach dem denn nun auch Apoptygma sich nach ihrem ca. 40min. Gastspiel verabschiedeten, wurde der Graf über die beiden Videoleinwände aus verschiedenen Situationen heraus eingespielt. Seien es kurze Interviews, sei es ein Spendenaufruf für eine gute Sache wie eben auch aus den Katakomben der ehemaligen Ostseehalle, nun mehr "Sparkassenarena" genannt. Während die Bühnendeko mit den wie so üblich vielen Kerzen beleuchtet wurde, hat man es sich nicht nehmen lassen, gleich drei Introsongs zu spielen. Die ersten beiden sollten wohl eher auch Stimmung erzeugen: Hans Albers, "Auf der Reeperbahn Nachts um halb eins", und Hildegard Knef, "Für mich soll's rote Rosen", animierten das Publikum, so des Textes mächtig, zum Mitsingen. Und dann kam er, der Graf. Vielleicht bin ich ein wenig voreingenommen, vielleicht war es auch wirklich so. Jedenfalls empfand ich es eher als einen Arbeitseinsatz, als einen beherzten Gig des Grafen. So man ihn schon mehrfach gesehen hatte, konnte man durchaus alle gewohnten Gesten und Abläufe vorhersehen. Das allein macht natürlich noch kein Konzert langweilig. Vielleicht nicht. Aber andererseits fehlten, mal von den vielen neuen Songs abgesehen, echte Neuerungen. Irgendwas, das man auch als erfahrener UNHEILIG Besucher als neu mitnehmen konnte, ohne dass man sich wie in einer Wiederholung vorkam. Nun denn, den meisten Leuten im Publikum ohne jene Erfahrung gefiel es. Es war auch nicht schlecht inszeniert. Trotzdem war es so, fürchte ich, das letzte "schwarze Unheilig-Konzert" für eine lange Zeit. Das Publikum überwog mit sicherlich 95% aus eben dem normalen Schlagerfan, der auch auf Zeltfesten mal zu Marianne Rosenberg auf die Tanzfläche springt und einigen Alternativrockern oder Softrockfans. Hinzu dann viele bunte normale Fans, die ich dem Grafen nicht abspenstig machen will. Jedoch besonders irritierten mich die Hells Angels Vertreter in Kutten nebst entsprechend stilistisch passender weiblicher Begleitung. Der Erfolg sei dem Grafen gegönnt. Aber es ist auch sehr schade. Intoniert wurden so 15 Songs, von "Halte mich" über "Freiheit" bis "Große Freiheit" bis es zur obligatorischen Zugabe kam. Dabei überwogen, wie bereits erwähnt, die Songs der neusten beiden Alben und mit der ersten Zugabe wurden die Fas mit den Songs unterhalten, die sie wohl sehnsüchtig erwartet hatten: "Unter deiner Flagge", "Geboren um zu Leben" und "Mein Stern". Wahrlich glücklich wurde das Volk mit "Leise rieselt der Schnee" in die glasklare, aber verschneite Kieler Nacht nach Hause entlassen. Für Fans des neuen Grafen ein sicherlich interessanter und unterhaltsamer Abend. Für mich ein weiteres Stück weg von der Szene, die ihn groß bekannt gemacht hat. (oliver garrandt) |