FAUN "Licht" (MA-Folk)
(Curzweyhl)

"Licht" ist ein absolut passender Name, denn mit ihrer zweiten VÖ stellen Faun so ziemlich alles in den Schatten, was zur Zeit unter dem Banner altertümlicher Musik existiert. Ich sage auch gleich, warum das so ist. In Puncto Gesang (wenn wir ehrlich sind meist der größte Schwachpunkt bei Bands aus diesem Bereich) hat man mittlerweile eine Qualität erreicht, die mit weiblicher Eleganz in den Heavenly Voices Bereich geht. Die warme, gefühlvolle Männerstimme vollendet die stimmliche Faszination. Musikalisch hat man selten einen derartigen Ideenreichtum auf einem einzigen Album in diesem Genre erlebt. Hier wird nicht einfach Musik gemacht, hier wird sie zelebriert. Hinzu kommt, dass man die alten Instrumente nicht nur beherrscht, nein, es gelingt auch sie in einem betörenden Kontext darzubieten, der sich in elegischer Manier zu einer betörenden Einheit formt. Mit dem Hinzustoßen des Theatermusikers Niel Mitra gelingt es, eine komplex-verspielte Welt a la "Angizia" heraufzubeschwören. Erinnerungen an alte Europa Cassetten wird mit der Erzählung "Cernunnus" wach. Text geschrieben und gesprochen von Christian von Aster, das Ganze wird sehr dezent mit monotoner Bedrückung musikalisch untermalt. Das folgende "egil saga" wird mit durchdringenden Synths dargeboten, über den der weibliche Gesang mal dunkel bedrohlich, mal hell fordernd glänzt. Würde es nicht so banal klingen, könnte man hier von einem kleinem Clubhit sprechen (ich hoffe, dass hier niemand einen Vergleich mit "Qntal" herstellt). Neben Texten in Hochdeutsch benutzt man auch alte Sprachen, welches besonders in Songs wie "unda" Vergleiche mit Lisa Gerrard aufkommen lässt. "Von den Elben" (der Text stammt aus dem 12. Jahrhundert von Heinrich von Morungen) erscheint in einer balladesken Schönheit. Wie auch sonst glänzt die musikalische Untermalung mit einer auf den Punkt gebrachten Klarheit. Hier gibt es nie Effekthascherei, nie eine Überladung, hier ergänzen sich Instrumente mit Stimme. Das Cello in "Isis" sowie die Geige in "Wind und Geige" werden mit einer Hingabe dargeboten, welche die Augen feucht werden lässt. Einerseits weil man von der Schönheit fast erdrückt wird, andererseits weil sie eine melancholische Traurigkeit ausstrahlen. Ein in sich geschlossenes, kompaktes musikalisches Kunstwerk. Ganz nebenbei hat Faun/Curzweyhl auch noch das passende Argument gegen das Brennen, ein wundervoll gestaltetes Digi Pack mit 20-seitigen Booklet. Dieses Album sollte in Zukunft für keine Band ein Maßstab sein, sondern eine Inspirationsquelle. Sicherlich lehne ich mich weit aus dem Fenster, aber ich behaupte mal, hier ist der Gipfelpunkt dieser Musik erreicht. Ein grandioses, unvergleichliches Album. Info www.faune.de (andreas)