LYRIEL "Prisonworld" (Drk Romantic Celtic Folk) (Black Bards Entertainment) Kaum zu glauben, dass die Gummersbacher erst seit Herbst '03 zusammen sind. Ihr gefühlvoll interpretiertes Debüt glänzt mit durchdringenden Balladen im folkigen Kleid und rockigen Stücken mit ganz dezenten Goth Metal Versatzstücken. Klar, als erstes kommt einem "Blackmore's Night" in den Sinn. Dass die Band aber alles andere als ein Klon ist, beweist die Tatsache, dass der Gesang zwar an die wundervolle Stimme von Candice erinnert, die Musik aber vollkommen frei ist, von der Egozentrik eines Richie Blackmore. Hingebungsvoll legt man sich über wunderschöne Melodielinien, verbindet Pop mit mal theatralischen, mal dramatischen Elegien. Durchschleicht die Farbenlehre von schwarz bis Natur-grün und schafft den Spagat zwischen Bombast und klassischem Minimalismus. Violine und Cello sind nicht wie so oft nur schmückendes Beiwerk, sondern besetzen den Thron der Eleganz und ergeben vor allem in den akustischen Bonustracks eine harmonische Einheit mit der Akustikgitarre. Aber auch die E-Gitarre wird nicht als Feind betrachtet, gemeinsam lässt man das Moos wachsen, auf dem sich Elfe Jessica leichtfüssig und dennoch mit unbändiger Kraft bewegt. Neben sinnlichen Stimmbändern besitzt Jessica auch eine dunkel angehauchte Rockröhre, welche sie im Titelsong perfekt einsetzt. Dass hier die Saiten ein wenig tief ihre trockene Härte zelebrieren, verbreitet gar eine wavige Finsternis. Während "The Crown of the twilight" ebenso rockt, wird in "Symmetry of disfugaration" in ruhigen Zwischenspielen erstmals die balladeske Seite der Band erkennbar. "The singing Nightingale" lässt diese Seite zum König werden. Zwanglos weint sich das Cello betörend in die Gehörgänge. Ein betörendes Kleinod, dessen Gesang eine Gänsehaut über den Körper wandern lässt, fast unbeschreiblich. Eine Melange aus ersten Songs und dieser Ballade bildet das druckvolle, songwriterisch perfekt umgesetzte "Lind-e-huil" (übersetzt: Lied der Winde), welches in der Sprache von Tolkiens Elbensprache intoniert wird. Den Refrain als Ohrwurm zu manifestieren gelingt der Band eigentlich immer, aber besonders in "There's a rainbow in the Rain" scheint dieser imaginäre Wurm gar das Ohr zu besetzen. Bevor ich mit den Worten "ein grandioses Werk" schließe, möchte ich darauf hinweisen, dass die im Info und wohl auch dadurch in einigen Reviews auftauchenden Vergleiche mit Mainstream á la Within Temptation oder Nightwish (keine Kritik an die Bands) für mich nicht treffend sind. Befreit vom Ballast der der ge...bzw. erzwungenen Massenkompatibilität hat Lyriel die Bands musikalisch und vor allem gesanglich bereits überholt. Nun schließe ich. Ein grandioses Werk, wunderschön. www.lyriel.net (andreas) |