(:SITD:) "coded Message: 12" (Dark Elektro Wave) (Accession Records) Das Genre Dark Electro Wave muß oft hinhalten, wenn es um treibend, düstere Songstrukturen mit einer Prise Wave und sinnvolle, interpretationsfreudige Texte geht. Aber machen wir uns nichts vor, in die Phalanx der beiden Urväter/Urmütter einzubrechen, das gelang in der jüngsten Vergangenheit nur (:SITD:). Und das Wie ist auch auf dem Zweitwerk begeisternd. Tanzbar bis zum kollektiven Wadenkrampf, bitterböse mit dem Wink der sarkastischen Übertreibung. Die Dummheit wird mit jedem Klischee bedient, die Intelligenz labt sich in persönlichen, immer als einzig treffend titulierten Interpretationen. Der Sinn tanzt sich die Knochen aus dem explodierenden Schädel. Als Eintrittspforte dient dem Trio ein ebenso dramatisches, wie bedrückendes Intro. Danach lässt man den Beats freien Lauf, bis sie den Schluckauf im rauen und doch durchdringlichen Gesang manifestieren. "Brand of cain" oder die Single "Richtfest" zielen direkt auf die zwölf. Das die Band aber weitaus mehr zu bieten hat, als dem Hörer die Beats in hoher BPM Frequenz um die Ohren zu hauen, dafür steht schon der Folgesong "Upstars", der sich atmosphärisch um die Gehörknöchelchen knebelt. Darin integriert fast lieblich wirkende Melodielinien, welche konträr zu den fast geflüsterten Dark Vocals steht. Soundspielereien sind hier geschickt gesetzte Lichtpunkte und dienen einzig dem Spannungsbogen, der sich tief bedrückend schlingengleich um die Gehörmuschel legt (nicht tiefer rutschen lassen). Diese verwegene Symbiose aus Clubtauglichkeit und im heimischen Wohnzimmer sitzend über die Texte zu sinnieren, das macht einfach Spaß. O.K, die Alpträume danach sorgen für schweißgebadetes Aufwachen, und das liegt nicht an der momentanen Hitzewelle von fast 110 Grad. Das wirklich Beeindruckenste an diesem Werk ist, dass es gelingt, die hohe Qualität über ein ganzes Album zu halten. DJ's dürften graue Haare bekommen, wenn sie ein Song heraussuchen sollten, ich hoffe sie bleiben nicht bei "Richtfest" hängen, denn ein Song wie "Plastination City" ist einfach für die Clubs gemacht. Treibend, verwirrend mit deutschen Textpassagen, die einem so herrlich den Appetit vermiesen können. "Crusade" wirkt mit seinem Sprachgesang zu beginn verstörend und dann implodiert man und erneut gelingt es Carsten seiner Stimme eine neue Facette aufzusetzen, allerdings ist man sich seiner Gefühlswelt nie sicher, er kommt aus der unterschwelligen Aggression, lebt sie aus und kurze Zeit später erscheint in seinem imaginären Auge ein kurzes Zwinkern. Momentan kenne ich kaum eine Band, welche (:SITD:) das Wasser reichen kann, jeden hingegebenen Eimer haben sie bereits zu Wein verwandelt. Wer Dark Elektro hört und dieses Album nicht besitzt hat sich irrtümlich einer falschen Musik hingegeben. (andreas) |